Counter-Strike20.04.2009, Joerg
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Special: Dr. Michael Koch über die Elternlan

Der Jugendschutzbeauftragte der Stadt Offenbach dürfte spätestens seit seinem Beobachtungsauftrag für das IFNG in der eSport-Szene lokale Berühmtheit erlangt haben. Mit unserem Redakteur Jan spricht er über seine gemachten Erfahrungen und interessante Zukunftsprojekte.

Bei dem Besuch der IFNG in Offenbach lernte ich unter anderem den Jugendamtsmitarbeiter Herrn Dr. Michael Koch kennen. Da ich noch ein paar offene Fragen hatte, habe ich ihn heute einfach kurzerhand angerufen und mit ihm geplaudert. Dieses Gespräch will ich euch natürlich nicht vorenthalten. 

Herr Koch ist ein etwas kräftiger gebauter, großer Mann mit Vollbart und einer tiefen, beruhigenden Stimme. Den Pädagogen sieht man ihm allerdings schon auf große Entfernung an. Auf meine Frage hin, warum er denn zu dieser Veranstaltung sogar seinen Urlaub unterbrochen hat und mit welcher Zielsetzung er diese besuchte, ergab sich ein Gespräch, dass deutlich von den von mir vorbereiteten Fragen abwich. Deshalb folgt an dieser Stelle kein Interview, sondern eine Zusammenfassung des etwa halbstündigen Gespräches. Erstmal sei seine Erwartung an diese Veranstaltung voll aufgegangen, da er hier mehr eine Lobby-Veranstaltung von Turtle-Entertainment gesehen habe, und dies auch mehr oder weniger der Fall war. Nun, da kann man dem guten Herrn nur Recht geben. Er stellte auch klar, dass er sich eigentlich bei den Schirmherren dieser Veranstaltung erhofft habe, dass man mehr auf die Kontroverse von Computerspielen eingehen würde, doch war diese Veranstaltung eigentlich nur die Gegenveranstaltung zu den Beiträgen des uns sehr gut bekannten Herrn Dr. Pfeiffer. Weiterhin sagte er, dass es wichtig sei, zu den Orten zu gehen an denen sich die Jugendlichen versammeln, und man erst mitreden könne, wenn man so etwas selber erlebt habe.

Er kritisierte weiterhin, dass auf wissenschaftliche Grundlagen der aktuellen Hinrnforschung, also was Computerspiele wirklich in unseren Frontallappen auslösen, überhaupt nicht eingegangen wurde. Das obwohl ein wissenschaftlicher Mitarbeiter der FH-Köln, einem Experten auf dem Gebiet der Medienpädagogik, anwesend war. Von diesem hat man allerdings nur sehr wenig mitbekommen. Auch sei es so gewesen, dass bei dem Gespräch mit einem der Moderatoren der Veranstaltung durch dessen mustergültige Antworten gar keine kritische Diskussion in der Runde zustande kam.

Auf meine Frage hin,  wie er die Suchtgefährdung bei Computerspielen einschätze, antwortete er, dass er dort durchaus eine Gefahr für Jugendliche sehe. Dies ist aber nicht auf nur einen Faktor zu begrenzen, sondern seiner Meinung nach wäre immer ein "Gesamtpaket" der Auslöser für exzessives Spielen und Medienkonsumverhalten.

 

Wenn man eine ähnliche Veranstaltung in Kooperation mit den Schulen machen würde, so sei es seiner Meinung nach auch sehr wichtig, die Eltern mit den neuen Kommunikationsplattformen wie SchülerVZ und ähnlichen bekannt zu machen. Hier entwickele sich eine Gruppendynamik, die vielen Menschen in der Phase des Erwachsenwerdens abträglich sei. Dort würde gemobbt und diskriminert. Wichtig sei bei einer solchen Veranstaltung vor allem, nicht mit dem erhobenen Zeigefinger herumzufuchteln, sondern einfach eine differenzierte Darstellung der Vor- und Nachteile des Medienkonsums. Wichtig sei aber auch, dass die Eltern über Computerspiele nicht nur durch die Medien informiert werden, da deren Sicht bekanntlicherweise sehr Einseitig ist.

 

Für ihn wäre es ein primäres Ziel die Schule dahingehend zu verändern, dass aus ihr ein Ort wird, wo die Schüler gerne hingehen, indem ein positives Lernumfeld geschaffen wird. Dazu führt er ein Zitat der Band Pink Floyd aus dem Album "The Wall" an.

 

"We dont need no dark sarcasm in the classroom"

Problematisch sei einfach, dass viele Lehrer ihre Schüler bei falschen Antworten abwerten und fertig machen würden. Nun ja, ich hatte auch ein paar solche Exemplare als Lehrer. Wichtig sei, aus der Schule einen "angstfreien Raum" zu machen, den Schülern mehr positives Feedback zu geben, sowie ihnen zu erlauben, Fehler zu machen. Selber herausfinden und Experimentieren sei ebenso wichtig wie Wissen vermittelt zu bekommen. Alles in allem begegnet er der Thematik ausgesprochen objektiv und sieht auch immer beide Seiten der Medaille. Ich denke hier hat die Stadt Offenbach einen guten Griff gemacht und es bleibt zu hoffen, dass Herr Koch noch viele seiner Ideen in die Tat umsetzen kann.

An dieser Stelle nochmals ein herzliches Danke für das sehr spannende und informative Gespräch.

 

 Jan      

 
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