Counter-Strike04.05.2010,
Counter-Strike

Special: Kolumne: Where is the Love

Was haben die Blackeyed Peas und der eSport in Deutschland gemeinsam? Beide beschäftigen sich mir der gleichen Frage: Where is the love?

Jede tägliche Runde durch diverse Szeneseiten, welche sich allesamt mit dem gleichem Thema befassen, dem eSport, zeigt eine absolut traurige Realität. Hat man es erst mal geschafft die Fassade von Profiligen und riesigen Preisgeldern zu überwinden, wird der Blick auf die hässliche Realität frei. Eine Realität, welche im Prinzip so wunderschön sein könnte, aber schon im Keim erstickt wird.

Dass eSport in der heutigen Zeit zu einer überaus beliebten Freizeitbeschäftigung gehört, steht außer Frage. Sucht man die Gründe hierfür, so wird man relativ schnell fündig. eSport ist für jeden zugänglich. Es spielt keine Rolle welchen Geschlechtes man ist, wie alt oder körperlich fit. Ebenso wird man sich in den meisten Fällen weder eine Verletzung zuziehen, noch erkältet man sich, weil man stundenlang im Regen trainiert. Auch hat die Jahreszeit keinerlei Einfluss auf die Tätigkeiten im eSport. Dieses breite Spektrum an möglichen Anhängern macht den eSport zu einem Phänomen.

Aber diese Leichtigkeit in Verbindung mit der Anonymität des Internet ist Segen und Fluch zugleich. Ein kleines Beispiel: Ich suche im IRC nach einem Gegner für ein spontanes Match. Bereits nach einigen Runden beginnt der Gegner mit Beleidigungen um sich zu werfen, als wäre dies eine neue Olympische Disziplin, welche er sicherlich mit Gold gewinnen würde. Der Grund für seinen Ausraster: Er verliert.

Besonders schön an diesem Beispiel ist die Tatsache, dass hier gleich zwei Probleme deutlich werden. Zum einen hat sich die Mentalität verbreitet, dass das Internet eine Grauzone ist, in der man machen kann was man möchte. Was soll schon großartig passieren? Mein Kontrahent wird wohl kaum eines Tages vor meiner Tür stehen und sich "bedanken". Zum anderen existiert eine maßlose Selbstüberschätzung. Seltsamerweise ist jedes neugegründete Team mindestens highskilled und hat somit auf jeden Fall namenhafte Sponsoren verdient, welche 3 EPS Server Minimum stellen müssen und dass Bootcampsupport zum Standard gehört, ist ja wohl selbsterklärend...

Allerdings wundert es mich dann doch sehr, wie schnell diese selbsternannten Topteams, welche ja in den nächsten 6 Monaten die Elite angreifen und stürzen werden, sich wieder auflösen: Weil man nach 3 Niederlagen in Folge auf den Boden der Tatsachen zurückkehren musste und man merkt, dass all die eigenen Mitspieler viel zu schlecht für einen sind und einen selbst nur aufhalten. Denn: "ICH SELBST bin ja trotzdem highskilled!"

Das Schlimme daran ist eigentlich, dass wir es uns damit nur selbst verbauen. Es geht schon lange nicht mehr um den reinen Spaß am Spiel. Es geht um Erfolg und die Vergrößerung des virtuellen Penis durch diverse Awards und Streaks. Dem eSport ist schlicht und einfach die Seele abhanden gekommen. Fame und der Ruf im Internet haben einen Stellenwert angenommen, bei dem einem Übelkeit aufsteigen kann. Vor allem frage ich mich, was einem dieser Fame bringt. Seinen Unterhalt mit eSport verdienen? Fehlanzeige! Eine Frau in der Disco mit einem 10er Streak beeindrucken? Unwahrscheinlich!

Es spricht ja auch absolut nichts gegen einen Siegeswillen. Ohne Ehrgeiz und ohne dem Drang zu Siegen wäre der eSport nicht das was er ist. Immerhin steht der Begriff Sport für das Messen mit anderen Akteuren dieser Disziplin. Aber viel entscheidender ist, dass wir endlich wieder anfangen auf dem Boden zu bleiben. Schnelllebigkeit und absolute Selbstüberschätzung sind zwei Faktoren, welche die Entwicklung nicht nur hemmen sondern komplett stoppen. Und das hat der eSport, in all seiner Schönheit, nicht verdient.

 Tobias

 

                                              

 
0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.