World of WarCraft02.07.2009, Marcel Kleffmann
World of WarCraft

Special:

Bei den Regional Finals 2009 in Köln traten die besten WarCraft III- und World of WarCraft (ab 14,99€ bei kaufen) PvP-Spieler gegeneinander an. Mittendrin trafen wir Tom Chilton, den Lead Game Designer des Online-Rollenspiels und löcherten ihn mit Fragen zur Entwicklung des Schwierigkeitsgrades, zu anstehenden Content-Upgrades und heroischen Herausforderungen.

Tom Chilton ist Lead Game Designer bei Blizzard.
4Players: Mit dem nächsten Patch auf Version 3.2 kann das neue Schlachtzug-Dungeon "Crusaders' Coliseum" (Argentum-Kolosseum) erstmals auf vier verschiedenen Schwierigkeitsgraden gespielt werden (zehn Spieler normal und heroisch sowie 25 Spieler normal und heroisch). Ist diese Ausdifferenzierung das Resultat der "Hard Modes" aus Ulduar?

Tom Chilton: Ja, es ist tatsächlich eine Konsequenz der "Hard Modes". Wir versuchen mit dem "Crusaders' Coliseum" einige Veränderungen hinsichtlich des Schlachtzugdesigns. Die "Hard Modes" in Ulduar waren bzw. sind eine wirklich tolle und herausfordernde Sache, aber sie waren kaum selbsterklärend. Für viele war es unklar, wie sie die "Hard Modes" aktivieren konnten und nicht jemand aus der Gruppe zufällig den schweren Modus auslöst. Nicht jeder Bosskampf hatte halt einen "großen roten Knopf" wie Mimiron. Es fehlte an Erklärungen...

Außerdem gab es bei den "Hard Modes" Schwierigkeiten mit der Balance. Oftmals wollten wir den normalen Kampf leichter und den "Hard Mode" härter machen, jedoch ging es bei vielen Bossdesigns nicht. Es ließ sich nicht immer eine ideale Mischung finden, um "normale" Kämpfe und "Hard Modes" unter einen Hut zu bekommen. Bei manchen Kämpfen war es gar nicht möglich Hard Modes zu realisieren.

Obwohl viele der "Hard Modes" ganz gut funktioniert haben, sind wir nicht zufrieden damit und deswegen gibt es im "Crusaders' Coliseum" vier Schwierigkeitsgrade. Alle mit einem eigenen Raid-Lockout-Timer, so dass ein Schlachtzug sowohl normale als auch heroische Kämpfe angehen kann, was bei den "Hard Modes" nicht möglich war.

4P: Glauben Sie Ulduar war zu schwierig? Ich denke da an Mimiron und Yogg'Saron, die selbst ohne "Hard Mode" kniffelig sind bzw. deren Intensität ja bereits verringert wurde.

Patch 3.2: Das Argentumkolosseum ist fertig.
 Tom Chilton: Letztendlich waren wir auch ein bisschen enttäuscht wie schwer Ulduar auf dem normalen Schwierigkeitsgrad war als es veröffentlicht wurde. Die "Hard Modus" gefielen uns, schließlich sollten sie richtig hart sein, aber der normale Schwierigkeitsgrad war zu hoch und deswegen wurde in den ersten Tagen/Wochen nach der Veröffentlichung der Schwierigkeitsgrad mit Hotfixes gesenkt.

4P: Also soll die Regelung mit den vier Schwierigkeitsgraden dafür Sorge tragen, dass sowohl Gelegenheitsspieler (Casuals) sowie "Hardcore Raider" in angemessener Weise bedient werden?

Tom Chilton: Ja, genau! Das ist die Idee dahinter.    

4P: Könnten Sie etwas genauer auf das "Crusaders' Coliseum" eingehen? Dort wird es sechs Bosskämpfe geben und auf einigen kursierenden Bildern sieht es so aus, als wenn nicht alle Kämpfe in der Arena stattfinden werden...

Auch dieser Boss (Lord Jaraxxus) wartet u.a. im Argentumkolosseum.
 Tom Chilton: Richtig, der letzte Kampf findet unter der Erdoberfläche statt.

4P: Wird dies ein Teil der Forsaken Storyline sein, die mit den Ereignissen am "Wrathgate" (Video mit Story-Spoiler) begann?

Tom Chilton: Ja, in gewisser Weise schon, aber ich kann mich gar nicht mehr erinnern, welcher Gegner dort lauert *lacht*. Es wird so sein, dass ihr in der Arena kämpft, sich dann ein Loch im Boden auftut und der Schlachtzug vor die Füße des Bosses fällt...

Außerdem sind nicht alle Bosskämpfe gleich in der ersten Woche verfügbar, wir schalten jede Woche einen weiteren Gegner frei - wie bei Patch 2.4 dem Sonnenbrunnen-Update.

4P: Sollen damit die Hardcore-Gilden wie Ensidia auszubremsen?

Tom Chilton: Na ja, das ist ein Nebeneffekt. Ein Kolosseum bietet sich thematisch für diese Staffelung an. Und durch die Trennung der Schwierigkeitsgrade sollen sich die Spieler wieder an den heroischen Herausforderungen messen können, anstatt durch die Instanz zu ziehen und möglichst viel Beute zu bekommen (Anm. d. Redaktion: Auslassen der "Hard Modes"). Auch das "Wipen" gehört zu Bosskämpfen dazu und so haben die Spieler in den ersten Wochen in Ruhe die Gelegenheit sich mit den Kämpfen vertraut zu machen, ohne unter dem Druck zu stehen, die Instanz nicht abfarmen zu können.

 

Eine der Dark- bzw. Lightbane-Zwillinge.

4P: Plant Blizzard weiterhin für Patch 3.3 den epischen Kampf gegen Arthas?

Tom Chilton: Auf jeden Fall! In der Tat ist es der erste Kampf, den wir für die Eiskronenzitadelle geplant und umgesetzt haben. Das Duell gegen den Lichkönig soll so umfangreich und episch wie nur möglich ausfallen. Im Gegensatz zu den anderen Instanzen arbeiten wir uns rückwärts vom Lichkönig bis zum Anfang des Dungeons vor...

4P: Was können wir sonst in Patch 3.3 erwarten?

Tom Chilton: Also es wird neben dem 10/25-Personen-Schlachtzug eine neue Instanz für fünf Personen geben und wenn wir schon bei Arthas sind, wird natürlich der große Frostwyrm Sindragosa (bekannt aus dem Intro) eine Rolle bei den Bosskämpfen spielen. 

4P: Genug der Zukunftsmusik, um noch mal auf die heroischen Instanzen zurückzukommen: Sind die "Heroics" im Nachhinein zu einfach geworden, abgesehen vom Occulus und dem Randomgroupkiller Loken?

Tom Chilton: Ja, Loken ist brutal

Das Argentumkolosseum: Die erste Instanz mit 'vier' Schwierigkeitsgraden.
für Leute, die nicht wissen, was er macht. Doch ja, dem Argument, dass die heroischen Instanzen zu leicht sind, möchte ich zustimmen, wobei genau das Gegenteil bei The Burning Crusade der Fall war. Da waren die heroischen Instanzen anfangs zu schwer, wie zum Beispiel das Schattenlabyrinth. Allerdings war es bei Wrath of the Lich King überraschend zu sehen, wie viele Spieler die normalen Instanzen gar nicht gesehen haben und gleich die heroischen Fassungen gespielt haben. Das konnten wir vorher nicht absehen und das lässt sich nicht mehr ändern. Wir behalten das im Hinterkopf für die Zukunft...

4P: Wenn wir schon bei den heroischen Instanzen sind: Mit Patch 3.2 wird das Markensystem verändert. Die "Embleme des Heldentums" können nicht mehr erbeutet werden, stattdessen hinterlassen die Gegner in den heroischen Instanzen sowohl in Naxxramas und Co. die "Embleme der Eroberung", die es vorher nur in Ulduar oder bei Emalion gab und Zugang zu einer eigenen Beute-Güteklasse ermöglichten. Somit haben die Spieler eine recht einfache Chance an Tier 8,5-Helm und Brust oder sonstige hochwertige Gegenstände zu gelangen. Es wirkt ein bisschen wie bei Patch 2.4. Warum gab es diese Änderung?

Tom Chilton: Prinzipiell gibt es immer einen Itemverfall, wenn wir eine weitere Inhaltsstufe veröffentlichen - bei den Patches in einem geringeren Maße als bei einem Add-On. Zugleich werden die alten "Herausforderungen" eine Spur leichter, da die Ausrüstung von Schadensverursacher-, Heilung- und Tank-Klassen besser wird. [...]

Die Insel der Eroberung: Ein neues Schlachtfeld für 40 gegen 40 Spieler.
Zusätzlich wollen wir, dass die "Hardcore Gilden" einen Schritt vor den normalen Gilden sind, sonst wäre es für sie sehr enttäuschend. Aber wir wollen nicht, dass sie zwei oder drei Stufen vor den Anderen sind, wie wir es in der Vergangenheit hatten - das würde signifikante Probleme mit der Balance mit sich bringen, beispielsweise im PvP, wo "Hardcore Gilden" durch den Ausrüstungsvorsprung die Schlachtfelder dominiert haben.

Mit diesen Veränderungen geben wir Spielern die Möglichkeit, die Lücke bei der Ausrüstung zu verkleinern, so dass sie besser aufschließen können. Abgesehen davon führen wir mit den "Emblemen des Triumphs" eine neue Markenstufe ein, die mit der neuen Instanz in Verbindung stehen. Es mag jetzt erstaunlich klingen, dass bald überall "Embleme der Eroberung" zu bekommen sind, aber den einschneidenden Einfluss werden sie meiner Meinung nach nicht haben. Vielmehr bekommen andere Spiele eine Gelegenheit den Ausrüstungsrückstand aufzuholen.

4P: Katzen- und Bären-Druiden bekommen mit Patch 3.2 eine neue Form spendiert. Was ist mit Baum- und Moonkin-Druiden?

Tom Chilton: Wir würden dies gerne möglichst schnell nachholen. Es steht auf unserer Liste. Ich kann nicht sagen, wann diese Formen

Das "Gunship" der Horde fliegt über die Insel der Eroberung.
überarbeitet werden.

4P: Nicht nur Veränderungen an der PvE-Front sind geplant. Das nächste Update wird neben der Möglichkeit zur Gewinnung von Erfahrungspunkten auf PvP-Schlachtfeldern auch ein neues Schlachtfeld mit sich bringen und zwar die Insel der Eroberung. Was erwartet uns dort?

Tom Chilton: Es ist ein sehr großes Schlachtfeld auf dem 40 gegen 40 Spieler gegeneinander antreten. [...] Wir versuchten die besten Elemente des Alteractals, des Arathibeckens und des Tausendwintersees zusammen in dieses neue Schlachtfeld zu bringen und das ganze soll auch noch Spaß machen.

Die Grundidee ist es, die Mauern der gegnerischen Festung einzureißen, dort einzudringen und den General (NPC) zu besiegen. Das klingt jetzt stark nach dem Alteractal, doch auf der Insel der Eroberung gibt es mehr Abwechslung, da es Belagerungsfahrzeuge sowie Fahrzeugfabriken gibt. Wenn ihr zum Beispiel die Kontrolle über den Zeppelinturm erlangt habt, könnt ihr in die über dem Areal kreisenden Gunships einsteigen und dort mit Bordgeschützen auf Fahrzeuge oder andere Spieler feuern oder mit einem Fallschirm hinter den feindlichen Linien abspringen. Außerdem könnt ihr den Hafen erobern und bekommt dann Zugang 

Die Festung der Allianz wird belagert...
zum neuen "Glaive Thrower" oder Katapult. [...] Mit dem Katapult könnt ihr euch selbst über die Mauern der feindlichen Basis schleudern.

4P: Der Todesritter als Heldenklasse ist als Tank und Schadensverursacher einsetzbar. Zurzeit sieht es auf dem Realm, auf dem ich spiele, so aus, als wenn es an Heil-Klassen mangelt. Könnte die nächste Heldenklasse ein Heiler sein?

Tom Chilton: Das wäre eine Möglichkeit. Also wenn ich heute eine Evaluation durchführen würde, welche Klasse das Spiel brauchen könnte, wäre die nächste Heldenklasse ein Heiler, ja das stimmt. Andererseits müssten wir auf die Balance zu den anderen Klassen achten, um die Abstimmung im Vergleich zu den bestehenden Heilern nicht zu vergeigen. Deswegen würde eine weitere Heldenklasse wiederum sehr viel Balance-Aufwand erfordern und wir haben bisher nicht entschieden, ob und wann es eine neue Heldenklasse geben wird.

4P: Könnten Sie abschließend das Spieler-Feedback zu Wrath of the Lich King im Vergleich zu The Burning Crusade einmal zusammenfassen?

Tom Chilton: Gut, ich denke ein Großteil des Feedback, das wir von Spielern

Tom Chilton: "Naxxramas ist die populärste Einzelinstanz, die wir je gemacht haben."
bekommen haben, ist durchaus positiv, da sich einige Teile des Spiel deutlich verbessert haben. Die Quests waren besser, die Sounds und weiten Landschaften auch und Naxxramas nicht zu vergessen. Naxxramas ist die populärste Einzelinstanz, die wir je gemacht haben, was wir sehr positiv sehen, denn wir wollen dass mehr Spieler "raiden gehen".

[...] The Burning Crusade hatte auch herausragende Ideen wie zum Beispiel die Einführung der heroischen Instanzen und deren Relevanz im weiteren Verlauf (Abzeichen der Gerechtigkeit). In diesem Sinne haben wir bei The Burning Crusade wohl bessere Arbeit geleistet als bei Wrath of the Lich King. Ansonsten denken wir, dass die Lich King-Erweiterung nahezu überall überlegen ist.

4P: Das in Wrath of the Lich King erstmalig eingesetzte "Phasing System" ermöglichte es, dass bekannte Charaktere aus dem Spiel sterben oder dynamische Veränderungen der Regionen stattfinden konnten. Wie wird sich diese Technik auf die Entwicklung im MMO-Sektor auswirken?

Tom Chilton: Ja, darauf sind wir sehr stolz und wir planen die Technik in Zukunft weiter einzusetzen. Nehmen wir das Startgebiet der Todesritter (zur "damaligen" Vorschau) - das ist unsere Schablone dafür wie "Questing" in Zukunft aussehen soll. Wir werden das System zusätzlich weiterentwickeln, um auch größere Storylines verwirklichen zu können.

4P: Herzlichen Dank für das Interview!

 
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