Rally Trophy vs. Rally Champioship 2002 - Special

Schon letztes Jahr war der Dezember für Rallye-Fans am PC ein besonderer Monat. Colin McRae 2 erschien auf der Bildfläche und wurde auf anhieb die Referenz. Nun, ein Jahr später, kämpfen zwei neue Schotterpisten-Raser um die Gunst der Käufer und um die Vorherrschaft im Genre: JoWoods Rally Trophy und Ubi Softs Rally Championship 2002. Grund genug für uns, die zwei Kontrahenten in einem Duell knallhart miteinander zu vergleichen - möge der Beste gewinnen!

Es lebe der Unterschied!

Bis auf das Thema Rally haben die beiden Kontrahenten eigentlich recht wenig gemeinsam. Während Rally Championship 2002 auf heutige Wagen und eher auf Fahraction setzt, hat Rally Trohpy Realismus und die Schlammpisten der 60er und 70er Jahre zum Thema. Zwei völlig unterschiedliche Spiele also, die nur eines gemeinsam haben - die Jagd nach Etappenrekorden und knallharten Fahrspaß.

Der Kampf beginnt!

Die Duellanten stellen sich insgesamt drei Kategorien, in denen sie beweisen müssen, was sie wirklich drauf haben. Zu den Testdisziplinen zählen Ausstattung (Spielmodi, Multiplayer-Modus, etc.), Fahrphysik/Steuerung und als letzte Gattung Grafik bzw. Sound. Pro Sparte werden bis zu zehn Punkte vergeben, die zum Schluss addiert das Gesamtergebnis ergeben. Screenshots findet Ihr hier:

Rally Championship 2002

Rally Trophy

1. Ausstattung

Rally Trophy: JoWoods Raserei bietet insgesamt sechs Spielmodi: Arcade, Einzel-Etappe, Einzel-Rallye, Meisterschaft, Time Trial und Multiplayer-Modus. Während man im beliebten Arcade-Modus einfach drauflos fahren darf, kommt es in der Meisterschaft wirklich auf das fahrerische Können an, sonst wird aus dem prächtigen Rallye-Boliden schnell eine verbeulte Blechkiste. Im Multiplayer-Modus könnt Ihr Euch via LAN- oder Internetverbindung mit Euren Freunden messen. Tuning-Freaks haben leider bei Rally Trophy wenig Freude: außer Bremsbalance, Reifenart, Getriebe und Federung gibt es nur wenig am Auto zu basteln. Insgesamt dürft Ihr Euch mit elf Wagen auf 42 Strecken austoben.

8 von 10 Punkten

Rally Championship 2002: Ubi Softs Flitzer ist schon länger im Geschäft und die diesjährige Schlammflitzerei hat wie die Konkurrenz von JoWood einiges an Spielmodi auf Lager: für schnelle unkomplizierte Rennen den Arcade-Modus (mit Checkpoints); zum Trainieren der Strecken eignet sich ein Einzelrennen hervorragend, um schließlich im Meisterschafts-Modus gut dazustehen. Ein Time Trial-Modus fehlt natürlich auch nicht. Der Multiplayer-Modus bietet etwas mehr als JoWoods Kontrahent, besonders die Idee mit der Online-Liga gefällt. Auf den insgesamt 32 knallharten Strecken kann sich man sich wirklicht gut austoben, dazu kommen 29 Originalwagen der WRC-Klasse, darunter auch Colin McRaes Ford Focus. Wirklich praktisch: man kann per Editor die Punkte, an denen der Beifahrer Kurven und Hindernisse ankündigt, selbst einstellen - das ist auch gelegentlich bitter nötig, denn manchmal greift Kollege Computer da schon ziemlich daneben. Im Normalfall ließe sich so was nur per Patch beheben, aber Dank dem Editor kein Problem mehr.

9 von 10 Punkten

2. Fahrphysik/Fahrphysik

Rally Trohpy: In unserer zweiten Disziplin fühlt sich Rally Trophy am wohlsten. Das Fahrverhalten der älteren Semester könnte nicht besser sein - jeder Wagen steuert sich anders und das auch sehr realistisch. Ein Volvo Amazon fährt sich sehr behäbig, neigt zum Übersteuern und braucht lange um wirklich auf Touren zu kommen, dann hält den Schweden aber so schnell nichts mehr auf. Der kleine Mini Cooper fährt sich dagegen völlig anders, er beschleunigt, liegt vergleichsweise gut in den Kurven und neigt kaum zum Unter- oder Übersteuern. Heiße Drifts werden durch den ganzen Realismus kaum behindert - es macht richtig Spaß in Rally Trophy um die Kurven zu flitzen. Die Wageneinstellungen machen sich auch am Fahrverhalten immer schnell deutlich, besonders beim Bremsen - damalige Wagen hatten weder ABS noch ESP, mit der falschen Bremsbalance konnte mal also schnell von der Strecke abkommen bzw. eine kleine Karussellfahrt machen. Apropos ABS: wer meint, der Wagen würde sich bei blockierten Rädern noch lenken lassen, der irrt gewaltig. Wie im richtigen Straßenverkehr lenken blockierte Räder nicht - erst wenn Ihr die Bremse wieder loslasst, macht der Wagen was Ihr wollt.

Die präzise und sehr feine Steuerung passt genau zur perfekten Umsetzung des Fahrgefühls. Die Wagen lassen sich sehr gut durch Kurven steuern, beherzte Drifts sind absolut kein Problem. Für perfekten Fahrgenuss sollte es aber schon ein gutes Lenkrad sein - ein guter Joystick tut es zwar auch, aber richtiges Rallye-Feeling kommt erst mit Lenkrad auf.

9 von 10 Punkten

Rally Championship 2002: Wo sich Rally Trophy pudelwohl fühlt, muss das für das Konkurrenz-Produkt aus dem Hause Ubi Soft noch lange nicht gelten. Zwar fahren sich die Wagen angenehm gut, aber die ganze Fahrphysik ist auf Action ausgelegt. Die modernen Fahrhilfen tun ihr Übriges dazu und zum großen Teil fährt es sich wie auf Schienen. Durch dieses Fahrverhalten kommt das Driften eindeutig viel zu kurz, gerade das ist auch mit der größte Reiz bei einem Rallye-Spiel überhaupt. Wirklich schade, hier verliert Rally Championship eindeutig an Boden.

Steuertechnisch gibt es sich aber keine Blöße, die Rallye-Boliden bleiben jederzeit kontrollierbar. Auch hier gilt: ein Lenkrad sorgt für mehr Atmosphäre.

7 von 10 Punkten

3. Grafik und Sound

Rally Trophy: Auch hier glänzt JoWoods Vorzeige-Rennsimulation wieder perfekt. So wunderschöne und detaillierte Rennstrecken gibt es noch kein zweites Mal auf dem PC. Hochauflösende und hochwertige Texturen, geschickt platzierte Bäume und Zuschauerränge sowie schicke Wettereffekte sorgen für hervorragende Optik. Die Wagen können grafisch auch überzeugen, aber an Flitzer aus Colin McRae Rally 2 reichen sie nicht heran - da fehlt noch das gewisse Etwas. Für den optischen Genuss gibt es zusätzlich noch viele Einstellungsmöglichkeiten, wie das sehr rechenintensive Cube Enviroment Mapping, bei dem die Umgebung originalgetreu auf einer Fläche gespiegelt wird. Zusammen mit dieser Einstellung, höchsten Detailgraden und maximaler Sichtweite, brach sogar unser doch sehr schneller Testrechner (Athlon 1.200 mit GeForce 3) ziemlich ein, mehr als durchschnittlich 10 FPS waren nicht drin. Aber selbst mit leicht abgespeckten Einstellungen und ohne Cube Mapping sieht Rally Trophy noch bestens aus.

Beim Sound wurde ebenfalls ganze Arbeit geleistet: Es dröhnen die Motoren richtig satt und tief, jeder Wagen hat einen eigenen, charakteristischen Stil. Die Musik passt auch wunderbar zum Szenario, alles klingt so herrlich nach den 70er Jahren - eine tolle Soundkulisse.

9 von 10 Punkten

Rally Championship 2002: Die Streckengrafik kann ohne weiteres mit der Konkurrenz von Rally Trophy mithalten - beide übertreffen damit Colin McRae Rally 2. Nur bei den Wagen haperts etwas: da hatte selbst Need for Speed 4 teils schon bessere Automodelle, im übrigen glänzen die Wagen, als wären sie frisch aus der Lackiererei und auf Hochglanz poliert - kurzum, es wirkt etwas zu stark spiegelnd. Jedenfalls kein Vergleich zu Colin McRae. Wie in Rally Trophy lassen sich auch hier extrem rechenintensive Effekte aktivieren, die aber lange nicht so extrem FPS-vernichtend wirken.

Soundtechnisch greift man bei Ubi Soft nicht in die vollen. Fast alle der 29 Wagen klingen gleich und dann noch mehr wie elektrische Rasenmäher oder ein Rasierer, aber nicht wie 300 PS-Wagen. Bei konstant hohen Drehzahlen geht einem das Geräusch schnell auf die Nerven. Im Menü wird man zumindest mit fetzigen Techno-Sounds entschädigt.

7 von 10 Punkten

Fazit

Rally Trophy: 26 von 30 möglichen Punkten

Rally Championship 2002: 23 von 30 möglichen Punkten

Ein knappes Ergebnis zu Gunsten von Rally Trophy! Dank sehr realistischem Fahrverhalten ist JoWoods Titel für wirkliche Rallye-Fans die bessere Wahl - hier kann der Titel sogar mit der Referenz Colin McRae 2 fast gleichziehen. Grafik- und Sound-Fans finden auch eher in Rally Trohpy ihre Heimat, während Action-Fans sich bei Rally Championship 2002 gut aufgehoben fühlen werden. Insgesamt kann man sagen, dass sich beide Titel deutlich durch die Anforderungen an den Spieler unterscheiden, Profis sollten zu Rally Trophy greifen - Rally Championship ist mehr etwas für Genre-Einsteiger um Erfahrungen mit dieser Art des Motorsports zu sammeln.