Special: Populous (Taktik & Strategie)

von Jens Bischoff



Populous: Rückblick auf einen Klassiker (1987)
Populous
Publisher: Electronic Arts
Release:
1989
1989
Spielinfo Bilder  
Dass große Publisher wie Electronic Arts hin und wieder Studios aufkaufen, umbenennen, zusammenlegen oder gar auflösen, ist eigentlich nichts Außergewöhnliches. Zuletzt musste allerdings das einst aus Bullfrog hervor gegangene EA Bright Light die Schotten dicht machen. Grund genug, noch einmal wehmütig an den wohl größten Wurf der 1987 von Peter Molyneux und Les Edgar ins Leben gerufenen Softwareschmiede zu erinnern: Populous.

Kampf der Götter

Je mehr Bauland man eingeebnet hatte, um so größer fielen die Gebäude aus.
Je mehr Bauland man eingeebnet hatte, um so größer fielen die automatisch errichteten Gebäude aus.
Mit Populous lieferten die zwei Jahre zuvor gegründeten Bullfrog Productions 1989 ein Meisterwerk ab, das sie über Nacht berühmt machte und mit dem sie zugleich ein neues Genre schufen: Die Göttersimulation. Die Spielidee wurde zunächst mit Lego-Bausteinen geprobt, bevor man sich daran machte eine isometrische Pixelwelt mit frei absenk- und anhebbarem Terrain zu erschaffen. Darin kämpften zwei Götter auf saftigem Weideland, heißem Wüstensand, vulkanischen Gestein sowie in eisiger Kälte um die Vorherrschaft.

Ausgetragen wurde der Konflikt auf eher indirekte Weise, indem man grobe Verhaltensweisen festlegte, Zielpunkte setzte und seinem Volk die umliegende Landschaft ebnete, damit es sich vermehren und ausbreiten konnte. War genug Platz, wurden automatisch immer größere Gebäude errichtet und angrenzende Flächen besiedelt. In kleinen Hütten und Zelten wurden schneller Nachkommen gezeugt, die wiederum neue Behausungen errichteten, während in großen Burgen weniger, aber widerstandsfähigere Kinder zur Welt kamen. Außerdem produzierten größere Bauwerke mehr Mana, das man für das Anheben und Absenken des Terrains zur neuen Lebensraumgewinnung benötigte.

Mächtige Naturgewalten

Eine weltweite Sintflut forderte oft auch auf eigener Seite Opfer.
Eine Sintflut forderte oft auch auf eigener Seite Opfer.
Ausreichend Mana vorausgesetzt, konnte man aber auch andere übersinnliche Kräfte walten lassen: Um die Besiedelungsbemühungen des Gegners zu sabotieren, ließ man kurzerhand Sümpfe entstehen, Vulkane wachsen, die Erde erzittern oder eine Sintflut hereinbrechen, deren Soundeffekte allein schon Panik auslösen konnten. Wer sich seines Sieges sicher war, konnte auch ein Armageddon beschwören, bei dem sämtliche Bewohner ihre Behausungen verließen und zur Kartenmitte strömten, wo sie eine Entscheidungsschlacht ausfochten.

Darüber hinaus konnte man den Anführer seines Volkes auch zum Kreuzritter schlagen und ihn brandschatzend ins Feindesland schicken. Wurde man selbst Opfer eines Ritterangriffs, versuchte man den Eindringling in der Regel zu ertränken, indem man das Land um ihn herum kontinuierlich absenkte, während der gegnerische Gott es verbissen wieder anzuheben versuchte - an so manche damit verbundene Wettklickorgie erinnere ich mich heute noch hämisch grinsend.

Pioniergeist und Erbe

In den eisigen Schneewüsten konnten herum irrende Einwohner leicht erfrieren.
In den eisigen Schneewelten konnten nach Bauflächen Ausschau haltende Einwohner leicht erfrieren.
Wer vom Computergott die Nase voll hatte, konnte sich auch einem Rivalen aus Fleisch und Blut stellen - allerdings nicht via verräterischem Splitscreen, sondern über Modem bzw. Nullmodem-Kabel. Gerade die langsamere Modem-Variante, die Populous damals als eines der ersten Spiele unterstützte, sorgte für Aufsehen - heutzutage kaum vorstellbar. Aber auch nach der Veröffentlichung war Bullfrog fleißig und versorgte die Fans noch im selben Jahr mit der Erweiterung The Promised Lands sowie dem nur als Cover-Disc eines englischen Magazins erhältlichen The Final Frontier, die einem zusätzliche Szenarien wie den Wilden Westen, eine Art Lego-Welt oder einen Trip zum Mars bescherten.

Ein Jahr später versuchte man sich mit dem eher kriegerisch ausgerichteten, aber wenig erfolgreichen PowerMonger, bevor man sich auf die Wurzeln zurück besann und im Jahr darauf das in der griechischen Mythologie angesiedelte Populous II: Trials of the Olympian Gods sowie die dazugehörige Samurai-Erweiterung The Challenge Games vom Stapel laufen ließ. Es folgten Klassiker wie Syndicate, Theme Park und Magic Carpet, bevor man 1995 von Electronic Arts aufgekauft wurde, was Molyneux nach der Fertigstellung von Dungeon Keeper zu seinem Abgang und der Gründung der Lionhead Studios bewog, wo er sich mit Black & White und Black & White 2 nochmals an zwei Göttersimulationen versuchte, während das 3D-Comeback Populous: The Beginning bei Bullfrog ohne ihn entstand. Aktuell wird ein ähnliches Spielprinzip auf PC, PS3 und Xbox 360 von From Dust inszeniert.

Kommentare

Bluebaerry schrieb am
Ich hab auch nur The Beginning gespielt.. Aber frag nicht nach Sonnenschein. Immer bis meine Mama mich erwischt hat, und gesagt hab ich soll jetz mal ins Bett gehen.. Hach, das war toll.. Ich hab noch die Zaubersprüche im Ohr ^^' ...
Und wenn ich so drüber nachdenk: Also ich glaube alls die Spiele von Bullfrog hab ich sooo gern gehabt. Nehmen wir Theme Hospital: Ich spiele es erst jetzt gerade wieder. Macht immer noch unheimlich Bock!!! Dank den Leuten von CorsixTH auch auf meinem Windows7 Rechner. *EMPFEHL*
Die Jungs von Bullfrog hatten´s einfach drauf. Hätten bestimmt noch mehr tolles gemacht, währen sie nicht aufgekauft worden... Wobei: ein bisschen was von dem Flair aus den Bullfrog-Games lebt irgendwie in denen von Lionhead weiter.. nur so ein Gefühl... ;D
Roggan29 schrieb am
Hab Populous 3 (also The Beginning) geliebt. Fand das Spiel einfach witzig.
Teil 1 + 2 habe ich leider nie gespielt.
Aglitterdrip schrieb am
Ohne die alten Zeiten zu verklären: Man müsste eigentlich nur ein paar alte Spiele vergleichsweise günstig auffrischen, um eine Fangemeinde um sich scharen zu können. Ich hatte z.B. "Sid Meier's Pirates" schon auf dem C64 gezockt und spiele die 2004 optisch runderneuerte Version selbst heute noch jedes Jahr auf dem PC. Keine zermürbend langweiligen Laufwege oder 10'000 ähnliche Items sondern Spielspass pur.
Aus diesem Grund lege ich mir die demnächst erscheinende deutsche Version von Panzer Corps zu. Was habe ich endlose Stunden mit dem Vorbild Panzer General verbraten ;-)
schrieb am