Special: Bleifuss (Rennspiel)

von Paul Kautz



Entwickler:
Publisher: Virgin Interactive
Release:
31.10.1995
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ab 9,94€
Spielinfo Bilder  
Die heißen Kisten waren realen Modellen nachempfunden...
Die heißen Kisten waren realen Modellen nachempfunden...
Warum immer wieder diese Verweise auf Ridge Racer? Weil Bleifuss mehr als offensichtlich von Namcos Wunderkiste inspiriert war. Das ging bei Kleinigkeiten wie dem nervenden (und dankbarerweise abschaltbaren) Sprecher los, dessen überenthusiastisch gebrüllte Labereien von »Yeeeehaaaaaw!« bis »It must be real hard being this good!« ebenso oft wiederholt wurden wie sie nervten. Auch hier gab es kein Schadensmodell außer »Stillstand beim Frontalkontakt mit einer stabilen Mauer bei 320 km/h«. Die Gegner (insgesamt waren zehn Fahrzeuge auf der Straße) waren rempelfreudige Nervsäcke, deren Drängelzahn ihnen über drei Schwierigkeitsgrade gezogen werden konnte - außerdem wurde auch hier die Gummiband-KI zelebriert. Die Cockpit-Perspektive dürfte niemanden außer unserem Gevatter Krosta interessiert haben. Die wichtigste Parallele war jedoch das fantastische Fahrgefühl: Hier wie da lagen die Karren wie Bretter auf den Straßen, enge Kurven wurden mit heftigen Drifts elegant genommen (und freudesprudelnd kommentiert), das Schliddern war einfach und zugänglich.
...mit Ausnahme der »Bullet«. Diese futuristische Superkarre machte das Spiel nochmals schneller, war aber schwer freizuspielen.
...mit Ausnahme der »Bullet«. Diese futuristische Superkarre machte das Spiel nochmals schneller, war aber schwer freizuspielen.
Lediglich beim Soundtrack gab es deutliche Unterschiede: Setzte Ridge Racer auf pumpende Elektro-Tracks, packte hier u.a. Allister Brimble die E-Gitarre aus - das simple Geschrammel war okay, aber auch nicht viel mehr.

Ride the Bullet!

Sechs Vehikel standen zur Auswahl: Sie sahen aus wie Chevrolet Corvette, Ferrari F40 oder Porsche 911, hießen mangels Original-Lizenzen aber »Yankee«, »Tiger« oder »Panther«. Eigentlich waren es sogar zwölf Karren, denn jede Maschine gab es mit manuellem oder automatischem Getriebe, was sich nicht nur in leicht anderen Fahreigenschaften, sondern auch unterschiedlichen Designs äußerte. Besonders hartnäckige Raser konnten sogar noch eine zusätzliche Wunderkiste freischalten: Die »Bullet« war ein raketengetriebener Irrsinn auf Rädern; wahnwitzig schnell, mächtige Beschleunigung, stabil in der Kurve, aber ohne Drift-Möglichkeit. Zusammen mit diesem Batmobil-Stehenlasser wurde eine Zusatz-Herausforderung freigeschaltet:
Die Computergegner waren rammfreudig, die Gummiband-KI immer wieder eine Pein - aber man hat sich durchgebissen.
Die Computergegner waren rammfreudig, die Gummiband-KI immer wieder eine Pein - aber man hat sich durchgebissen.
Im »Afterburner«-Modus hatten alle Konkurrenten die Bullet - und sie fuhren sie verdammt gut!

Bleifuss wäre schon mit all diesen Zutaten ein klarer Gewinner gewesen (und das war es auch, wie der Höchstwertungs-Regen der damaligen Zeit beweist) - aber um die Motivation länger oben zu halten, spendierten die Entwickler mehrere Spielmodi. Der wichtigste davon war »Championship«, denn nur hier schaltete man weitere Strecken frei, die man danach überall (wie im freien Rennen oder dem Zeitangriff) befahren durfte. Witziger waren aber die zwei Sondervarianten, die beide nach ähnlichem Prinzip verliefen: Man war allein auf der Strecke, musste nur eine Runde fahren, hatte aber extrem wenig Zeit dafür. Extra-Sekunden gab es, wenn man die auf der Straße platzierten Hütchen-Reihen umfuhr (»Cone Carnage«) oder Markierungen erfolgreich durchquerte (»Slalom«). Und wer ein funktionierendes Netzwerk im Haus hatte, durfte sogar gegen sieben Freunde aus Fleisch und Blut antreten - kein Bleifuss-Nachmittag ohne lautstark durch den Raum schwebende wilde Flüche…

Als klassisches DOS-Spiel ist Bleifuss auf modernen Rechnern nur mithilfe virtueller Maschinen wie DOSBox zum Laufen zu bekommen. Wer sich da nicht durchbeißen möchte oder das Spiel nicht hat, findet bei gog.com die einfachste Lösung: Hier kostet das Spiel (unter seinem Originalnamen »Screamer«) gerade mal 5,99 Dollar und läuft problemlos.
Und das bleibt mir aus seligen Bleifuss-Tagen auch folgerichtig am besten in Erinnerung: Der Multiplayer-Spaß. Mann, was haben wir die Wochen durchrast! Die fantastische Grafik trotz aller Fehler (u.a. heftige Pop-Ups in gefühlt 20m Entfernung, mangels Perspektivenkorrektur heftig schwimmende Texturen und klaffende Löcher in 3D-Objekten) angebetet, kreuz und quer durch das Hauptmenü navigiert - einfach weil das System so stylisch war. Klar war es ein heftiger RR-Klon, aber das gab es eben nur in der Spielhalle bzw. auf der PlayStation, nicht dem PC. Und auf dem war Bleifuss ein mehr als würdiger Ersatz. Eine Schande, dass die Serie nach zwei phänomenalen Nachfolgern sowie einem unterhaltsamen Vogelperspektiven-Ableger sang- und klanglos unterging. EAs NFS-Konkurrenz konnte problemlos vorbeizischen, Milestone macht mittlerweile hauptsächlich Lizenzmüll. Zu schade.

Paul Kautz

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Kommentare

Opa schrieb am
Ich habe damals gedacht geilere / schnellere Grafik ist ja im Prinzip kaum möglich und nötig. War das echt so pixelig????
Luri77 schrieb am
Weil hier schon zwei Leute was von Martini Racing geschrieben haben. Das hat ich auch, so kam ich überhaupt erst auf Bleifuss, was ich mir dann später auch noch im Original geholt hatte.
Waren klasse Spiele, hatte auch noch Bleifuss 2 und Bleifuss Rally, die allesamt viel Spaß gemacht hatten.
Ich besaß damals keine PSX, war aber totaler Fan von Ridge Racer, weswegen es toll war, dass es auch Racer in diesem Stil für den PC gab. Besitz die auch alle noch im Original. Bleifuss hab ich über Dosbox auch zum laufen gekriegt, bei Bleifuss 2 is mir das leider noch nich gelungen.
zwaps schrieb am
Hab monatelang eine Bleifuss Demo gespielt. Ich krieg immernoch ein nostalgisches Gefühl bei der Grafik.
Für mich war es das erste Spiel, welches sich auch zuhause wie in der Spielhalle anfühlte
edit: wahr die Martini Version
eUndead schrieb am
Ach ja das gute alte Bleifuss. Da sind sie wieder, die Erinnerungen. Gerade Bleifuss Fun screens gegooglet und sofort war ich wieder zurück. die gute alte Zeit. :')
Nordwesen schrieb am
Da geb ich recht. Vorallem das die Entwickler überhaupt zudem Zeitpunk schon unterschiedliche Fahrverhalten auf unterschiedlichen Belegen eingebracht hatten, ist allein schon bemerkenswert und hat zum Spielspaß irre beigetragen.
Gab dann passagen wo man einfach ins schwitzen kam :)
Das Spiel hatte einfach für den Zeitpunk Qualität. So viel Qualität das ich es sogar haben wollte, der sonst eher Flugsimulationen, Strategie und sonstiges spielte. Es gab eben Produkte, also Spiele.. die waren so überzeugend, das man auch gerne mal das Genre gewechselt hat, für eine weile. Das man es einfach spielen musste und Bleifuss 2 ist so ein Produkt gewesen. Es hat mich eine weile süchtig gemacht.
Allein der Name "Bleifuss", hatte das Spiel perfekt beschrieben. Gib Blei.. in jeder Kurve.. ansonsten zeigt dir die KI den hintern. :mrgreen:
schrieb am