Brettspiel-Test: Le Havre (Worker Placement (Arbeitersetzspiel))

von Jörg Luibl



Le Havre (Brettspiel) von Heidelberger Spielverlag
Clevere Hafenwirtschaft
Release:
11.07.2012
11.07.2012
29.08.2016
29.08.2016
29.08.2016
19.09.2008
Spielinfo Bilder Videos
Ihr mögt Spiele, in denen man clever mit Rohstoffen umgehen und Waren verkaufen muss? Dann könnte der Aufbau eines florierenden Unternehmens in Le Havre interessant sein. Immerhin wurde der Klassiker von Uwe Rosenberg entwickelt, der bereits mit Agricola ein meisterhaftes Händchen für wirtschaftliches Spieldesign bewiesen hat.

Hunger am Hafen

LeHavre erschien 2008 und war lange Zeit vergriffen. Mittlerweile gibt es eine neue Ausgabe von Lookout games für knapp 40 Euro.
Le Havre erschien 2008 und war lange Zeit vergriffen. Mittlerweile gibt es eine neue Ausgabe von Lookout Games für knapp 40 Euro, die zusätzliche Sondergebäude enthält.
Was, ich brauche gleich fünfzehn Einheiten an Nahrung? Und ich habe nur noch zwei Züge? Moment, was habe ich denn auf Lager und was könnte ich…so beginnt es im Kopf zu rattern, erneut grübelt man über die schnellsten Wege zu Fisch, Brot und Fleisch. Denn obwohl es in LeHavre darum geht, am Ende der reichste Händler zu sein, muss man sich am Ende jeder Runde um die Verpflegung seiner Arbeiter kümmern. Und das sorgt gerade zu Beginn dafür, dass viel Geld und viele Rohstoffe in Lebensmittel investiert werden.

Man braucht Geduld und eine Strategie, bei der man sich nicht überall verzettelt. Nur wer es schafft, über Gebäude wie den Schlachthof, die Räucherei oder das Backhaus genug Vorräte zu erzeugen, kann irgendwann in den ertragreichen Handel der Reederei oder gar eine Bank investieren. Noch wichtiger sind Schiffe, denn wer frühzeitig die Kutter aus Holz, Eisen oder Stahl baut, schlägt drei Fliegen mit einer Klappe: Erstens sorgen sie automatisch für Nahrung, zweitens kann man mit ihnen Waren verkaufen und drittens sind sie eine Wertanlage für den Sieg!

Je nach Spielerzahl (1 – 5) und Variante (komplett oder verkürzt), kann das zwischen vier und zwanzig Runden, also zwischen zwanzig Minuten und mehr als drei Stunden dauern. Am Ende werden alles Geld und alle Gebäudewerte zusammen gerechnet – wer vorne liegt, gewinnt.

Von Holz bis Stahl

Aber bis dahin fließt viel Wasser die Seine hinab: Das vom französischen Hafen inspirierte Spiel verlangt einen geduldigen, möglichst effizienten Aufbau eines erfolgreichen Unternehmens. Dabei greift ähnlich wie in Agricola ein einfaches, aber aufgrund des ständigen Entweder-Oders auch verflixt entscheidungsabhängiges Prinzip aus Rohstoffaufnahme oder Bau- bzw. Gebäudeaktion. Man hat ja nur einen Spielstein! Also nehme ich in meinem Zug lieber Holz oder Weizen, Vieh oder Stahl, Fisch oder Lehm?
Man braucht nicht all zu viel Platz: Das freundliche Design erinnert an Agricola.
Man braucht nicht all zu viel Platz: Das schlichte, aber ansehnliche Design erinnert an Agricola.
Fisch ist verführerisch, denn man kann ihn im Gegensatz zum Weizen direkt essen. Oder doch besser das Geld, denn damit darf man Nahrung ersetzen? Ich könnte auch endlich das Backhaus errichten, denn Brote sind doppelt so nahrhaft wie Fische!

Und selbst das muss man sich gut überlegen: Schließlich gibt man dann seine  Rohstoffe dafür aus, dass alle Spieler fortan backen können. Richtig gehört, denn wer etwas baut, besitzt es nicht exklusiv! Er ermöglicht damit allen am Hafen handelnden Parteien die Nutzung, die wiederum meist eine Gebühr in Form von Nahrung oder Geld kostet. Das tut ebenfalls weh, denn am Ende jeder Runde muss man ja immer seine Arbeiter verköstigen, sonst drohen Schuldscheine. In den ersten Partien scheint man gar nicht ohne diese Kredite auszukommen, zumal der Hunger der eigenen Leute ständig wächst. Wie soll man da bloß in einen gesunden Kreislauf kommen und Gewinne machen?

Kommentare

Knorxel schrieb am
Kleine Korrektur: Puerto Rico ist nicht von Uwe Rosenberg, sondern von Andreas Seyfarth. Ehre, wem Ehre gebührt :).
schrieb am