So klein und doch so großDas Neo-Geo in der HandDas Neo-Geo X Gold ist nicht das erste Handheld, das den edlen Namen trägt: 1998 gab es bereits das
Neo-Geo pocket (zuerst in Schwarz-Weiß, später auch in Farbe), dem außerhalb der Liebhaber-Nische aber kein Erfolg beschieden war. Das neue System ist 17cm lang, 7,4cm breit und 1,6cm tief.
Das Handheld ist das Herz des Neo Geo X Gold. Schaltet man es über den etwas schwergängigen Schalter an der rechten Seite ein, lacht das Oldschool-Herz: Das bekannte Bimmel-da-bimm-Logo des Neo-Geo faltet sich ins Bild, danach hat man die Wahl unter 20 Spielen. Sonst nichts. Kein Browser, keine Facebook-Anbindung, keine Kamera, kein 3D-Modus, kein Touchpad - einfach nur ein gutes Display und Spiele im Speicher. Einschalten -> spielen - so wie es früher mal war.
Das System liegt aufgrund seiner handlichen Maße (siehe Extra-Kasten) gut in der Hand, die Ecken sind angenehm gerundet, die Rückseite ist weich gummiert. Das 4,3"-Display macht einen sehr ausgereiften Eindruck, die Farben sind kräftig, der Bildschirm ist reaktionsschnell und angenehm für die Augen.
Das Handheld ist solide und vermittelt einen wertigen Eindruck. Allerdings wurden einige fragwürdige Designentscheidungen getroffen.
Die Helligkeit lässt sich in neun Stufen regeln, was direkten Einfluss auf die Akku-Laufzeit hat: Auf niedrigster Stufe verträgt das System ungefähr drei Stunden Dauerbelastung, bei höchster Helligkeit wird etwa eine Stunde abgezogen. Zusätzlich befinden sich am unteren Rand noch die Tasten für die Lautstärkeregelung, mit denen man die eingebauten Stereo-Lautsprecherchen etwa auf das Niveau von nervendem Handygescheppere kurbeln kann - weitaus empfehlenswerter, auch für die eigene Gesundheit, ist da schon der Griff zum ordentlichen Kopfhörerausgang. Kurz gesagt: Das Ganze macht einen sehr soliden Eindruck.
Allerdings gibt es einige Designentscheidungen, die über dem Kopf kreisende Fragezeichen hinterlassen: Wozu dienen die vier Schultertasten? Das Original-System hatte sie nicht, und hier dienen sie nur dazu, a.) das Spiel zu pausieren (R1&R2), was der "Start"-Taste ein wenig die Existenzberechtigung raubt, und b.) die Grafikdarstellung zwischen 4:3 und 16:9 umzuschalten (L1&L2). Die Frage ist nur: Wozu das Ganze? Alle Neo-Geo-Spiele liefen in 4:3, der Wechsel zu 16:9 zieht das Bild unschön auseinander. Schließt man das Handheld an den Fernseher an (dazu gleich mehr), ist man sogar auf die gezogene Darstellung beschränkt, sofern man sie nicht am TV-Gerät direkt korrigiert.
So funktioniert das Neo-Geo X Gold: Das Handheld wird in die Andockstation gesteckt und dient als Herz des Systems. Allerdings kann es auch nur da aufgeladen werden.
Anders ausgedrückt: Das System hätte locker ein Viertel kleiner sein können, ohne dass man etwas vermisst hätte. Ebenfalls unschön ist die Nutzung von Mikroschaltern. Moment, nicht missverstehen - ich liebe Mikroschalter! Das satte "KLACKKLACK!" gehört für mich definitiv zum Spielhallen-Erlebnis dazu. Allerdings nur bei Arcade-Sticks. Auf dem Handheld wirkt das gleiche Geräusch furchtbar deplatziert, zumal es wirklich laut ist, was es für die schnelle Klo- oder S-Bahn-Runde etwas ungeeignet macht.
Dock mich, Baby!
Der größte Teil der Verpackung geht für die "Konsole" drauf - die Anführungszeichen stehen deshalb da, weil das System nicht ohne Grund in der Anleitung „Andockstation“ genannt wird: Es ist im Grunde nur die Hülle für das Handheld, das in drei innen liegende Verankerungen geschoben werden kann, um das einigermaßen authentische Neo-Geo-Vergnügen am Fernseher zu haben. Der "Modulschacht" auf der Außenseite ist nur Tinnef, da werden keine Spiele reingesteckt - alles läuft über das Handheld. Selbst der auf der Andockstation platzierte "Menü"-Knopf bewirkt nichts anderes, als dass beim Druck auf ihn innen ein kleiner Stift ausfährt, der das Pendant auf dem Handheld drückt.