Klasse statt Masse
Man kann nicht von Z sprechen, ohne über die
Bitmap Brothers zu reden – ein kultiges Entwicklerstudio aus Großbritannien, das von 1988 an fast zehn Jahre lang unvergessene Klassiker schuf. Xenon,
Speedball,
Gods,
The Chaos Engine: Die Liste ist nicht lang, aber höchst erlesen.
Bis in die frühen Zweitausender waren die Gebrüder Bitmap noch aktiv. Doch schon im Jahr 1996 erschien ihr letzter großer Hit...
Z
Es war die Geburtsstunde der Echtzeitstrategie, wie wir sie heute kennen. Zumindest hatte vor gerade mal einem Jahr, 1995,
Command & Conquer eine Ära eingeleitet, die Hochzeit des Genres. Der Kampf um Territorien, endlich losgelöst
Bitmaps für die Ewigkeit: Pixelgrafik überdauert fast 20 Jahre besser als jedes Polygon.
von Zugbegrenzung, Sechsecken oder Rundenzwang, dominierte die Spielewelt ähnlich wie es Shooter heute tun.
Command & Conquer diente vielen Spielen als Blaupause: In Szenarien der Fantasy, Weltgeschichte bis hin zur Science-Fiction stürmten mal zwei, mal mehr Armeen aufeinander zu. Es gab Materialschlachten à la Total Annhihilation, es gab Schere-Stein-Papier-Taktik wie WarCraft 2.
Und es gab viel zu wenige Ausnahmen, die dem Kreislauf aus Ressourcenabbau, Truppenkauf und Kampf frische Ideen entgegensetzten. Das grandiose
Myth war eine solche Ausnahme.
Genau wie Z ein Jahr zuvor.
Ohne Zod kein Zed
Z warf fast die komplette Klischeekiste über den Haufen. Das begann mit dem einführenden
Introfilm, in dem Brad und Allan nach einem wilden Saufgelage erwachen. Raketentreibstoff hatte es gegeben. Kein Wunder: Brad und Allan sind Roboter, die es mit ihrer Programmierung nicht ganz so eng sehen.
Ihr Aufgabe? Sie steuern ein Versorgungsschiff, das ebenso blechbüchsene Soldaten für den Kampf ausrüstet. Und wenn man eine Schlacht dominiert, liegen Brad und Allan schon mal im Liegestuhl vor dem Hauptquartier.
Und heute?Das ursprünglich für MS-DOS veröffentlichte Z ist heute noch spielbar: Der Oldie wurde zunächst für iOS und Android, später auch auf GOG und Steam veröffentlicht. Auf Valves Plattform erschien Ende letzten Jahres zudem der Nachfolger
Z: Steel Soldiers.
Die PC-Versionen sind zwar Umsetzungen der Handy-Fassungen, weshalb sich die Steuerung vom Original unterscheidet. Schlechter als das ohnehin sperrige Z ist sie allerdings nicht. Die Mehrspielergefechte sind in den aktuellen Veröffentlichungen leider nicht enthalten.
Wer sich mit andern Feldherren messen möchte, kann dies mit der Fan-Entwicklung
The Zod Engine tun.
Die zwei Chaoten sind keine Spielfiguren. Sie quasseln, saufen und tanzen lediglich in kurzen Filmen, die einen Übergang von einem Einsatz zum nächsten herstellen.
Und sie verschlafen beinahe den Beginn, als General Zod... oh... General Zod!
Albern gegen das Klischee
Als ich gestern "nur mal einen Level" spielen wollte, konnte ich es irgendwann nicht lassen und habe die Blauen (die Roten sind hier die Guten) gewinnen lassen. Weil ich wusste, was kommt. "Es ist vorbei, der Feind hat gewonnen. Sie haben es versaut, sie erbärmlicher Hirni!", stellt Zod in einem Tonfall zwischen beinahe sachlich und dezent gereizt fest.
Dieser
Drill-Sergeant-Hartman-Verschnitt, die Meldungen der Einheiten im Kampf, die mal amüsierte, mal fassungslose, aber nie ganz neutrale weibliche Stimme: Z fegte den trockenen Ernst der Echtzeitstrategie mit ungezwungener Blödelei vom Tisch. Im Deutschen übrigens ebenso wie im englischen Original. Wenn Briten eins beherrschen, dann ist es der
schwarze Humor!