Doom - Movie26.10.2005, Marcel Kleffmann
Doom - Movie

Special:

Große Erwartungen richteten viele Filme und Spiele zu Grunde. Sei es der SciFi-Streifen Matrix Reloaded oder der Horror-Shooter Doom 3, die zwar beide kurzweilig unterhielten, aber nicht richtig begeisterten. Am 27. Oktober versucht Hollywood wieder ein Spiel auf die große Leinwand zu bringen: Doom. Wird die Mutter aller Ego-Shooter eine würdige Premiere feiern? Konnte das Flair des Spiels auf Zelluloid übertragen werden?

Auf dem Mars ist die Hölle los

Der Kinofilm Doom orientiert sich zwar thematisch an Doom 3 , variiert jedoch das Szenario: Während im Ego-Shooter die Wissenschaftler ein Tor zu einer Höllendimension öffnen, doktern die Forscher

Das Team macht sich startklar!
 im Film an der DNA herum und entdecken auf dem Mars ein Skelett mit 24 Chromosomen-Paaren (ein Mensch hat 23).  Das mysteriöse Paar wurde extrahiert und zu Forschungszwecken einem verurteilten Schwerverbrecher injiziert. Prompt kam es zur Mutation, die ganz andere Wege einschlug als man vorher vermutet hat: Das Testobjekt lief Amok und infizierte andere mit seinem übermenschlichen "Genom". Daraufhin wurde die Olduvai Forschungseinrichtung auf dem Mars unter Quarantäne gestellt. Um die Lage wieder in den Griff zu bekommen, fordert die UAC (Union Aerospace Corporation) ein RRTS (Rapid Response Tactical Squad) unter der Leitung von "Sarge" (The Rock) an. Sie sollen herausfinden, was schief gelaufen ist, Feinde notfalls eliminieren und die Forschungsergebnisse sichern. Auf dem Mars gelangt die Spezialeinheit durch den "Arc", einem Quasi-Stargate bestehend aus einer Blubberblase. Dort angekommen sichert das Team die Lage und wird von der Wissenschaftlerin Sam in die scheinbar verlassenen Labore geführt…

Danach durchkämmt die Spezialeinheit in kleinen Grüppchen die extrem düstere und im blauen Schummerlicht liegende Station voller Laborräume und enger metallischer Gänge - ganz wie im Spiel, jedoch fehlen hier die sinnlosen Maschinenapparaturen. Trotzdem zieht sich eine klaustrophobische Atmosphäre durch das erste Film-Drittel. Da das Team erstmal herausfinden muss, gegen wen oder was es überhaupt kämpft und anfangs nie mehr als Schatten oder undeutliche Konturen der Bösewichter zu sehen sind, bleibt die Monsterhatz einigermaßen spannend und kommt überraschenderweise ohne Schockeffekte aus, die das Spiel Doom 3 von Beginn an auszeichneten. Stattdessen werden in typischer 80er-Jahre-Filmmanier (Aliens, Predator) erst mal Monster gejagt.

Rolle / SchauspielerJohn Grimm / Karl Urban (Riddick)

Samantha Grimm / Rosamund Pike (Die Another Day)

Destroyer / Deobia Oparei

Goat / Ben Daniels

Duke / Razaaq Adoti (Resident Evil: Apocalypse) 

Portman / Richard Brake

The Kid / Al Weaver

Pinky / Dexter Fletcher

Sarge / The Rock (The Scorpion King, etc.)

Mac / Yao Chin

Dr. Carmack / Robert Russell

Dr. Steve Willits / Vladislav Dyntera Aber das ändert sich schon bald...

Der erste Kontakt

Kaum liegen die ersten handfesten, aber hanebüchenen wissenschaftlichen Ergebnisse vor, tauchen Monster und Zombies auf, die das Team terrorisieren und langsam dezimieren. Man kann sich im Kinosessel schnell ausmalen, welche Person als nächstes ins Gras beißt, da das RRTS vor Klischees nur so strotzt: Da gibt es den gottesfürchtigen Typen, einen durchgeknallten Drogensüchtigen, einen Jüngling oder den bis an die zähne bewaffnete Dunkelhäutigen. Das Ableben eben dieser Figuren erstreckt sich von "überraschend" bis ziemlich "unspektakulär". Ein Highlight bildet z.B. der erbitterte Kampf von Destroyer (mit seiner Minigun) gegen einen Hell Knight in einem elektrisch gesicherten Gefängniskäfig – obwohl der Kampf an manchen Stellen zu dunkel geraten ist. Sogar die bekannte Doom 3-Toiletten-Szene ist in veränderter Form übernommen worden. Ansonsten sind die Gefechte solide inszeniert, besonderen Wert genießt hier die pseudo-militärische Vorgehensweise des Teams.

Action mit Pausen

Unterbrochen wird die Action durch kleine Story- und Dialog-Passagen, die jedoch schnell wieder von Ballereien abgelöst werden – kein Wunder, denn schon das Spiel ist nicht gerade für seine ausgefeilte Charakter-Bildung oder Story bekannt, sondern für lupenreine First-Person-Action.

Die Ego-Shooter-Szene ist das Highlight im Film.
Gegen Ende des Films wartet ein ganz besonderes Schmankerl für Maushelden: eine waschechte Ego-Perspektive – das Highlight des Films für alle Zockerhelden! Durchaus clever eingeleitet, seht ihr den adrenalingetriebenen Run von Reaper (Karl Urban) aus seinen Augen. Mit rockiger Untermalung rennt er durch die Station, lädt nach, ballert Feinde um, blickt durch ein Zielfernrohr, erschießt sein Spiegelbild und entledigt sich vieler Gegner.

Besonders gelungen ist, wie er um Ecken schleicht und einmal ausgeknockt zu Boden fällt. Anschließend kommt es zur Konfrontation mit einem extrem gut nachgebildeten Pinky und einer Kettensäge in der Hand von Reaper. Diese packende Szene ist eine gelungene Hommage an den Ursprung des Shooters und an Intensität kaum zu überbieten – insbesondere, wenn ihr solche Sichtweisen selbst aus Spielen kennt. Anschließend versucht Regisseur Andrzej Bartkowiak diese Szene leider mit einem spektakulären Endkampf zu übertreffen, die für meinen Geschmack zu übertrieben ausgefallen ist und mit unnötig vielen Drahtseilakten begeistern will.        

Waffen und Monster

Neben dem eben erwähnten Hell Knight dürft ihr euch auf bekannte Doom-Gesichter freuen: So seht ihr viele Imps, die jetzt gerne Leute mit ihrer Zunge anspringen, hier und da einen Baron, den Hell Knight und einen Pinky, dessen Mutation mit dem metallischen Rädern am Körper halbwegs

Der heimliche Hauptdarsteller: die BFG!
geschickt erklärt wurde. Zombies gibt es natürlich ohne Ende, allen voran die Wissenschaftler Dr. Carmack und Dr. Willits, deren Figuren nach den Erfindern der Doom-Serie benannt wurden. Bei dem Design der Monster haben sich die renommierten Stan Winston Studios 1:1 an die Vorlagen gehalten: Besonders die blutverschmierten Zombies, der Hell Knight und natürlich Pinky überzeugen auf ganzer Linie. Verzichten müsst ihr allerdings auf fliegende Totenschädel, eklige Spinnen, schwebende Fleischbälle und die mit Feuerbällen werfenden Imps - all das hat nicht den Weg vom Spiel in den Film gefunden.

Aber ein Großteil des Waffenarsenals hat ebenfalls den Sprung auf die Leinwand geschafft: Neben Maschinengewehren und Schrotflinten dürft ihr die Kettensäge sowie eine Minigun im Einsatz begutachten. Als kleiner Star spielt die "Bio Force Gun" (offizieller Name) oder "Big Fucking Gun" (liebevoller Kosename von The Rock) mit und hinterlässt in der Schussbahn eine Schneise der Verwüstung. Lediglich doppelläufige Schrotflinte, Raketenwerfer und Plasmagun kommen nicht vor.

Schauspieler

Wer schauspielerische Glanzleistungen erwartet, wird natürlich enttäuscht: The Rock beschränkt sich darauf, böse zu gucken und seinen militärischen Auftrag zu erfüllen, während Karl Urban`s Charakter "Reaper" (Vorname: Grimm) ein bisschen

Filmfakten:

Budget: 60 Millionen US-Dollar

Freigabe: ab 18 Jahren

Länge: 100 Minuten

Dt.-Start: 27. Oktober 2005

US-Start: 21. Oktober 2005

Regie: Andrzej Bartkowiak (Romeo Must Die)

Drehbuch: Dave Callaham & Wesley Strick

Produzenten: John Wells & Lorenzo di Bonaventura

Weitere Szenenbilder findet ihr in der Galerie.mehr charakterlichen Hintergrund durch seine Ängste vor dem Mars und um seine Schwester Sam (Rosamund Pike) bekommt. Gewissermaßen unterfordert ist Rosamund Pike mit der Rolle als Forscherin, aber mehr Tiefe gab das Drehbuch scheinbar nicht her. Die Leistungen des klischeehaften Militärteams sind durchaus solide. Für einen Action-Horrorfilm reicht es aus…

Effekte und Blut

Während man bei manchen Imps und der Hand zu Beginn auf Anhieb erkennen kann, dass es sich um computererzeugte Objekte handelt, sehen die sonstigen Effekte, besonders die Nano-Wände und der BFG-Schuss, ziemlich gut aus. Nur ein böser Schnittfehler ist (zum Ende hin) aufgefallen. Und zwar wurde dort ein Teammitglied blutend durch ein schmales Metallgitter gezogen – dieser Szene fehlt es irgendwie an Zusammenhang. Apropos Blut: Der Film ist von der "Freiweilligen Selbstkontrolle" (FSK) mit der Einstufung "ab 18 Jahren" versehen worden, was durchaus berechtigt ist: es gibt viel spritzendes Blut, abgetrennte Körperteile und eine chirurgisch geöffnete Leiche zu sehen – Gore im Spiel, Gore im Film.

Der Doom-Film reiht sich neben Resident Evil in die einsame Riege der gelungenen Spiele-Verfilmungen ein. Trotzdem ist er weit davon entfernt ein cineastisches Meisterwerk zu sein. Dafür fehlt es an Story, Charakter-Bildung und Überraschungsmomenten. Trotzdem bietet Doom gute und streckenweise spannende Unterhaltung mit einer großen Portion Balleraction und einer richtig tollen, langen Ego-Szene am Ende. Diese angesprochene Szene macht deutlich, dass der Film keineswegs seine Wurzeln verleugnet. Ganz im Gegenteil: Viele Dialoge ("Wir sind im Spiel") sowie das gesamte Set-Design (Monster, Waffen) spiegeln die Herkunft wieder; auch eine kleine Hommage an die Entwickler ist dabei. Bis auf die veränderte Story, die Reduktion der Schockszenen und die Einführung des Teams haben sich die Filmemacher also an die Vorlage gehalten und mittendrin sogar eine kleine philosophische Frage eingestreut, die aber schnell in Grund und Boden geballert wird. Trotzdem: Fans von Doom, Ego-Shootern oder Horror-Action sind im Kino gut aufgehoben, denn für gute Popcorn-Unterhaltung ist gesorgt!   

 
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