Windows Vista08.06.2007, Mathias Oertel
Windows Vista

Special:

Der PC als Spieleplattform ist tot? Nicht wirklich! Und schon gar nicht, wenn es nach Microsoft geht. Dort hat man mit dem "Games for Windows"-Programm eine Initiative ins Leben gerufen, um die Qualitätssicherung von PC-Spielen voran zu treiben - natürlich mit Hinblick auf die Vista-Zukunft. Und mit Halo 2 und Shadowrun kamen die ersten Titel, die nur unter Vista laufen. Doch was bietet Vista als Spieleplattform? Und ist Vista gut für die Spielewelt?

Paar warme Worte

Bevor ihr anfangt, zu flamen: Uns geht es nicht darum, wie schön oder unpassend die neuen Bedienungselemente in Vista sind, ob die Farbgebung bzw. die Installationsroutinen in Ordnung gehen, welche Schwierigkeiten bestimmte Hardware-Elemente machen (oder auch nicht) oder ob es generell eine Unverschämtheit von Microsoft ist, schon wieder ein neues Betriebssystem auf den Markt zu werfen. Zu all diesen Themen gibt es zahlreiche Topics im weltweiten Netz. Uns geht es um eines: Lohnt es sich, extra zum Zocken Vista anzuschaffen?

Das GfW-Siegel soll die Unterstützung von Vista-Funktionen signalisieren. Doch solange kein wirklicher Top-Hit exklusiv unter Vista läuft, wird es das Betriebssystem schwer haben, sich als Spieleplattform zu etablieren.
Games for Windows

Hinter Games for Windows (GfW) verbergen sich zwei Punkte: Zum einen eine Marketing-Initiative, die mit besonderen Regalen im Handel auf Spiele aufmerksam macht, die das GfW-Logo tragen. Womit wir schon direkt bei Punkt 2 wären: Dieses Logo bekommen nur Titel, die bestimmte Anforderungen erfüllen. Dazu gehören z.B. Kompatibiliät mit dem Vista-Jugendschutz-System und dem Vista Games-Explorer, ggf. Unterstützung des 360-Pads für PCs sowie bestimmte Richtlinien hinsichtlich der Qualitätssischerung. Natürlich werden auch Spiele unter Vista laufen, die nicht mit diesem Symbol versehen wurden. Denn der ganze Prozess zur Erlangung des GfW-Siegels ist auch mit einem erheblichen finanziellen Aufwand verbunden, der gerade für kleinere Entwickler/Publisher oder auch Anbieter von Spielen (zumeist Casual Games im Online-Vertrieb) nicht immer tragbar zu sein scheint.

Doch es finden sich bereits jetzt -zu einem vergleichsweise frühen Zeitpunkt der Initiative- einige Publisher, die Microsoft unterstützen. Company of Heroes (THQ) gehört ebenso zum GfW-Label wie Flight Simulator X (Microsoft) oder Der Herr der Ringe Online (Codemasters) sowie natürlich die jüngst veröffentlichten Titel Halo 2 und Shadowrun (beide Microsoft). Vor allem den letzteren kommt eine besondere Bedeutung zu - sind sie doch die ersten Spiele, die Vista zwingend erfordern und bei denen man die auf 360 erfolgreichen "Achievements" frei spielen kann (Punktbelohnungen für besondere Leistungen). Und es sind die ersten Titel, die den Online-Service Games for Windows Live unterstützen.

Dahinter verbirgt sich eine PC-kompatible Version des bereits auf Xbox und Xbox 360 bewährten Live-Services, der mit dem kostenlosen Silber-Account sowie dem Premium-Gold-Account (kostenpflichtig) und einem für alle Spiele einheitlichen Nick (dem Gamertag) eine neue Ära einläuten soll. Angesichts von zahlreichen -zumindest derzeitig noch- kostenlosen Online-Modellen geht ein Aufschrei durch die Community. Dieser kann auch nicht dadurch abgemindert werden, dass 360-User, die bereits über Live Gold verfügen, auch automatisch GfW Live nutzen können und umgekehrt.

Der Games Explorer zeigt alle Spiele auf einen Blick. Aber nur Games for Windows-Titel wie hier das Beispiel "Shadowrun" haben volle Info- und Anzeigenunterstützung!
Der Games Explorer

Bislang musste man als Zocker immer selber Hand anlegen, wenn man alle seine Spiele aus einem Ordner heraus starten wollte. Dies gehört mit Vista der Vergangenheit an - zumindest in der Theorie. Denn der so genannte "Games Explorer" bietet euch zwar alle auf dem Rechner unter Vista installierten Spiele auf einen Blick mit allen möglichen Infos wie z.B. auch Direktlinks zu Supportseiten, Anforderungen im Rahmen des Vista-eigenen Leistungsindex usw. Doch diese Infos werden grundsätzlich erst einmal nur von Spielen eingetragen, die das GfW-Logo auf dem Cover tragen. Ältere Titel bzw. auch neue Spiele, die nicht zertifiziert sind, tauchen hier nicht auf. Zwar kann man sie auch nachträglich noch reinziehen, dann wiederum hat man keine Möglichkeiten, von den erweiterten Games Explorer-Möglichkeiten Gebrauch zu machen, da man nicht manuell Daten wie z.B. Support-Seiten etc. eintragen kann. Da zumindest auch mittelfristig mindestens genauso viele Spiele erscheinen dürften, die nicht das GfW-Siegel haben wie Titel, die alle Funktionen unterstützen, scheint man hier nicht alle Möglichkeiten eingesetzt zu haben, die zur Verfügung stehen.

    

Jugendschutz

Ganz im Gegensatz zum Jugendschutz, deren Einstellungen man u.a. auch über den Games Explorer erreicht. Mit der Erfahrung, die Microsoft bereits mit der Xbox 360 und den dort eingebauten Möglichkeiten gemacht hat, Inhalte für jüngere Spieler zu sperren, bietet Vista den Eltern ein Tool zum intensiven Jugendschutz an. Voraussetzung: Sie haben Interesse, sich ein bisschen einzuarbeiten.

Das neue Jugendschutzsystem erlaubt nicht nur bei Spielen (basierend auf USK-Einordnung), sondern auch hinsichtlich der Internet-Nutzung zahlreiche Restriktionsmöglichkeiten - insofern Eltern Interesse haben und sich ein wenig einarbeiten.
Denn es lassen sich für jedes angelegte Benutzerkonto separate Einstellungen treffen. Der Erstklässler kann natürlich auf andere Titel beschränkt werden als jemand, der kurz vor seinem Abschluss steht. Ausschlaggebend sind hierbei die offiziellen USK-Freigaben, wobei auch hier gilt, dass ältere Titel erst einmal durchs Raster fallen und diese vergleichsweise umständlich nachträglich katalogisiert werden müssen, um sie damit den Jugendschutzeinstellungen zuzuführen. Gerade angesichts der häufigen Hilflosigkeit der Eltern gegenüber neuen Medien wäre hier ein einfacherer Arbeitsaufwand sinnvoll gewesen.

Dafür jedoch haben die Eltern über Vista die Möglichkeit, auch die Internet-Nutzung der Knirpse zu überwachen und zu reglementieren. Alles wiederum vorausgesetzt, dass das Interesse der Eltern da ist, sich durch die nicht immer übersichtlichen Menüs zu navigieren oder sich der guten Hilfe zu bedienen.

Abwärtskompatibilität

Das rote Tuch für Zocker: Wer will schon ein neues Betriebssystem, auf dem man seine lieb gewonnen Spiele nicht mehr zocken kann? Oder eines, auf dem die installierte Hardware nicht ordnungsgemäß erkannt wird bzw. einfach nicht mehr vernünftig läuft. Zumindest Punkt 2 wird bei Vista in der Zukunft eine mehr und mehr eine untergeordnete Rolle spielen. Denn mit seinen zahlreichen internen Optimierungen für Hardware der neuesten Generationen (von Dual-Core-Prozessoren bis hin zu brandneuen Highend-Grafikkarten) sowie den ohnehin recht happigen Anforderungen dürfte Microsofts OS sowieso nur für Besitzer von Rechnern einer gehobenen Kategorie in Frage kommen.

Was natürlich im schlimmsten Fall immer wieder zu einem Zwiespalt führen kann: Eigentlich hat man einen Rechner, auf dem das Spiel unter XP zumindest akzeptabel laufen würde. Unter Vista (vor allem bei einem OS-exklusiven Titel wie z.B. Shadowrun) läuft es aber ungleich schlechter. Also muss man aufrüsten. Dann aber wieder kann es sein, dass ältere Titel unter Vista gar nicht mehr laufen. Dieses Problem ist vielen Entwicklern und auch Treiber-Herstellern bekannt, die derzeit mit Hochdruck einen "Vista-Kompatibilitäts-Patch" und ein Treiber-Update nach dem anderen ausschütten. Abhilfe schafft da derzeit nur A) ein alternativer Rechner oder B) ein Multi-OS-Boot mit XP und Vista. Beides Lösungen, die bei Zockern für erhöhte Unruhe sorgen. Andererseits konnten wir bei Spielen, die unter beiden Betriebssystemen arbeiteten, kaum Performance-Unterschiede feststellen.

DX10

Hinter Direct X 10 dürfte sich nichts Geringeres verstecken als der Heilige Gral für die Zukunft des PC-Spielens und die Daseinsberechtigung für Vista als Gaming-Plattform an sich. Wer die Unterschiede zwischen den DX 9- und DX10-Varianten der jüngst veröffentlichten Lost Planet-Demo gesehen hat (und dementsprechend schon entsprechend viel Geld für eine neue DX10-kompatible Grafikkarte ausgegeben), wird mir zustimmen: Wenn die Entwicklung von DX 10-Spielen so weiter

Die Rückkehr der Hardware-Spirale: Mit DX10 (oder genauer: Mit dem entsprechenden Kleingeld für eine DX10-Grafikkarte wird der PC wieder konkurrenzfähig....
geht (an DX 11 und entsprechende Grafikkarten möchte ich noch gar nicht denken), ist der PC im visuellen Bereich mindestens auf einer Höhe mit Xbox 360 oder PlayStation 3. Wer dazu nicht die Möglichkeit hat, kann immerhin noch auf entsprechende Screenshots (z.B. Flight Sim X, Company of Heroes) oder Videos (Age of Conan, Crysis) im Vergleich zurückgreifen Die Unterstützung von neuen Technologien im Grafikbereich bleibt allerdings in dieser Form nur Vista-Besitzern vorbehalten. Laut Microsoft wird XP nicht mit einer entsprechenden Schnittstelle versorgt werden. Das Problem von Vista derzeit ist allerdings der hohe Preis neuer, DX10-kompartibler Grafikkarten einerseits, sowie das erst im Aufbau befindliche Repertoire entsprechender Spiele. Denn Titel wie Shadowrun (4P-Wertung: 61%) oder Halo 2 (4P-Wertung: 68%) sorgen in dieser Form und mit dieser Kulisse nicht für den erhofften Vista-Schwung.

Xbox 360

Nicht zuletzt spielt auch die Kompatibilität mit der Xbox 360 eine große Rolle, wenn es um Sinn und Nutzen von Vista als Spieleplattform geht. Momentan gibt es hinsichtlich des eigentlichen Gamings allerdings nur eine bzw. zwei Schnittstellen: Den Live-Service sowie die Möglichkeit, bei Shadowrun Cross-Plattform-Duelle auszufechten.

Als Multimedia-Zusatz für die 360 im heimischen Netzwerk hingegen spielt Vista seine eingebauten Media Center-Fähigkeiten voll aus. Leicht miteinander zu verknüpfen, habt ihr über die 360 Zugriff auf Musik, Foto- und Videodateien, die auf dem Vista-Rechner liegen und könnt sie einfach und problemlos wahlweise mit Pad oder der Xbox 360-Fernbedienung auf den HD-Fernseher zaubern. Dabei ist allerdings der kabelgebundene Anschluss beider Geräte zu bevorzugen. Über den WLAN-Adapter der 360 kam es in unseren Testläufen bei Wiedergabe von z.B. über das MediaCenter aufgenommener TV-Sendungen immer wieder zu Schwierigkeiten, die kabelgebunden nicht auftraten   

 
0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.