RTL Racing Team Manager14.04.2008, Bodo Naser
RTL Racing Team Manager

Im Test:

Ihr wollt gerne mal euer eigenes Formel 1-Team auf die Rennstrecke schicken? Mit eigens trainiertem Fahrer und selbst entworfenem Boliden? Kein Problem: Mit RTL Racing Team Manager (ab 9,90€ bei kaufen), von dessen Cover Christian Danner grinst, ist das theoretisch möglich. Allerdings sollte man in der Praxis keine spannende Sportsimulation für Profis erwarten…

Was müsste alles drin sein?

Was sind die Bestandteile, aus denen ein Sportmanager bestehen sollte? Man sollte sein eigenes Team kreieren oder aber berühmte Teams übernehmen können, die man aus dem Fernsehen kennt. Dann sollte man bekannte Sportler engagieren

Oberflächlich betrachtet bietet es alles, was man braucht. Ihr könnt alles und jeden trainieren - natürlich auch die Fahrer.
 bzw. abwerben können oder aber eigene Talente aufbauen, weshalb man mit ihnen auch virtuell verhandeln müsste. Natürlich gehört auch die Suche nach Sponsoren dazu; ebenso die Sorge um die Fans. Dann sollte es natürlich auch Investments geben, die nicht unbedingt was mit Sport zu haben, aber den wirtschaftlichen Aspekt der großen weiten Rennwelt unterstreichen. Ob das nun Aktien oder Gebäude sind ist eigentlich egal. Aber wenn man klamm in der Kasse ist, sollte man einen Kredit aufnehmen können.

Bei einem Manager im Bereich Motorsport gehört natürlich auch noch die ganze technische Seite hinzu, damit eure Autos auch auf Spitzenpositionen durchs Ziel rollen: Das Ausstatten der Wagen, die richtige Einstellung fürs Rennen sowie das Training der Fahrer. Und Forschung sollte auch mit von der Partie sein, denn man will ja auch mal was Eigenes entwickeln wie etwa eine neuen Motor. Außerdem sollte es noch irgendeine Art von Möglichkeit geben, während des Rennens einzugreifen, indem man z.B. die Taktik ändert. Von zentraler Bedeutung ist zudem die Organisation des Rennstalls, also all die Leute vom einfachen Tankwart bis zum sportlichen Leiter. Die Teilnahme am Formel 1-Zirkus mit den Rennstecken sollte schließlich möglichst lebensecht rüber kommen.

Alles vorhanden?

Wisst ihr was? Oberflächlich betrachtet verfügt Racing Team Manager über all diese Elemente. Es fällt zunächst nur negativ auf, dass es keine originalen Fahrer und Teams gibt. Ihr könnt also nicht Ferrari, BMW oder McLaren nehmen, sondern

Die Darstellung des Renngeschehens ist mehr als mau, zumal es auch kaum was zu tun gibt.
müsst euch mit einem Fantasienamen begnügen oder den beiliegenden Editor bemühen. Immerhin sind 18 Originalstecken des aktuellen Formel 1-Zirkus mit dabei: Von Kuala Lumpur über Bahrain und Monaco bis nach Silverstone. Moment, einen Originalnamen gibt es doch: Für den Motorsportexperten Christian Danner von RTL haben die Produktionskosten offensichtlich doch noch gereicht. Aber dieses Geld hätte man sich auch sparen können: Mit seiner Schlaftablettenstimme spricht er die wenig erhellende Einführung und auch die Rennkommentare, die lahmer nicht klingen könnten - quasi ein Kurzauftritt mit Atmosphäreverlust!

Und dazu trägt auch die spartanische Kulisse bei: Die Renndarstellung ist wenig prickelnd, so dass kaum echtes Formel 1-Feeling aufkommt. Ihr könnt gerade mal oben rechts die jeweilige Rennsituation sehen, die in völlig veralteter 3D-Darstellung erscheint. Das lässt sich auch groß schalten, aber wer will das schon sehen? Übrigens lässt sich die feste Auflösung auch nicht verändern. Ansonsten könnt ihr während des Rennens immerhin die Zahl der Boxenstopps einstellen, was nicht ganz einfach ist, da ihr schon etwas Bescheid wissen müsst. Niemand warnt euch, wenn ihr etwa zu wenig Boxenstopps einstellt; dann bleibt der Wagen einfach stehen. Das Rennverhalten könnt ihr auch von langsam bis schnell regeln oder auch Einstellungen an der Karoserie vornehmen.

Technik selbst schmieden

Besonders interessant ist natürlich stets der technische Teil, da der in anderen Sportmanagern wie etwa Ballsportarten meist flach fällt. Zudem ist es bei Racing Team Manager noch der interessanteste Teil, da der Rest gerade auf Dauer öde

Alles ganz easy? Die Entwicklung des eigenen Motors schreitet in Windeseile voran, als wäre es nix.
ist, denn die optische Fadheit zieht sich durch das ganze Spiel. Zunächst müsst ihr eure Rennwagen ausrüsten, wozu es Komponenten wie Lenkrad, Kühlung oder Getriebe gibt, die ihr kaufen und einbauen müsst. Das funktioniert recht umständlich, auch weil ihr immer mit fürs nächste Jahr verhandeln müsst. Oder ihr produziert die Teile selber, was aber sehr personalintensiv ist. Natürlich müsst ihr euch an die spielinternen Regeln halten, die etwa vorschreiben, dass ein Wagen höchstens 1000 PS haben darf.

Leider gibt es in diesem Bereich auf längere Sicht, wie im ganzen Spiel, zu wenig zu tun, selbst wenn ihr selbst was erfindet. Das liegt auch daran, dass Erfolge recht schnell zu erreichen sind. Wer etwa 15 Konstrukteure für die Entwicklung eines neuen Antriebs abstellt, feiert rasch erste Erfolge, was sich als roter Balken ablesen lässt. Das ist allerdings so gut wie überflüssig, da die entwickelten Teile nie so gut sind wie die gekauften. Und so teuer sind die nun auch wieder nicht, so dass das Kaufen immer billiger ist als das Erforschen. Der Verschleiß während der Rennen ist zudem kaum erheblich, was nicht den Tatsachen entspricht. Um Reifen müsst ihr euch gleich gar nicht sorgen, da die einfach ausgespart werden.

RTL-Logo auf der Karre

Wer sich für ein großes Team entscheidet, hat natürlich kaum finanzielle Probleme. Die zehn Millionen vom Start sind mehr als genug für den gemütlichen Beginn. Zumindest eine Saison ist damit gerettet. Wer da mehr Spannung haben möchte, muss selbst ein Team aus der Taufe heben, was auch möglich ist. Da heißt es dann schon etwas mehr haushalten, aber die Angebote für Werbung sind fast so hoch wie bei einem Spitzenteam. Aber wer klebt schon gern die ganze Karre mit RTL-Logos zu? Zum Glück gibt es auch noch andere wie Clipfish, Alienware oder gaghalber Comport Interactive, also die Firma, die diesen schlechten Manager fabriziert hat.

Darüber hinaus könnt ihr noch Gebäude wie ein Fitnesszentrum errichten, was relativ günstig ist, aber ein paar Wochen dauert. Es gibt auch noch Fanartikel wie Sticker, Schals oder Mützen, die ihr wie ein Krämer ein- und verkauft. Bei allem gilt aber: Falsch zu machen gibt es wenig. Letztlich ist das wirtschaftliche Drumherum genau so wie die Forschung oder die Präsentation nicht sonderlich ausgefeilt und immer dasselbe, weshalb sich rasch Langeweile einschleicht.

                   

Fazit

Von einem gelungenen Formel 1-Manager ist RTL Racing Team Manager meilenweit entfernt. Was Comport Interactive da abliefert, ist nichtssagende Massenware ohne Originallizenz. Bekannte Namen oder Teams braucht ihr also nicht zu suchen und rein äußerlich wirkt das Renngeschehen dermaßen billig, dass von Anfang wenig Lust aufkommt, es überhaupt zu spielen. Man quält sich durch die 08/15-Menüs, die kaum mehr als den Mindestinhalt eines Sportmanagers bieten. Der größte Witz ist die indiskutable Renndarstellung, die überhaupt kein Feeling aufkommen lässt. Bereits vor zehn Jahren gab es Besseres und unter der Oberfläche gibt es wie im ganzen Spiel auch noch recht wenig in Sachen Wirtschaft oder Forschung zu tun. Was hilft es da, dass ihr die Zahl Boxenstopps einstellen könnt? Auch die Entwicklung eigener Boliden motiviert nicht viel mehr, da sie eigentlich überflüssig ist und zudem keine große Herausforderung darstellt. Dem Benzinfass den Boden schlägt aber eindeutig Christian Danners völlig überflüssiger Auftritt aus - diese Originalschlaftablette hätte sich RTL genau so sparen können wie das komplette Spiel.

Pro

18 Originalkurse
schnelle Erfolge möglich
eigenes Team managen
eigene Technik entwickeln

Kontra

keine originale F1-Lizenz
bleibt an der Oberfläche
auf Dauer immer dasselbe
während des Rennens wenig zu tun
Verschleiß spielt kaum eine Rolle

Wertung

PC

Öder als bei diesem billigen Manager geht es fast nimmer.

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