Das Ding27.09.2002, Marcel Kleffmann
Das Ding

Im Test:

In letzter Zeit wurden kaum Actionspiele für Einzelspieler veröffentlicht. Nun steht die deutsche Version von "Das Ding aus einer anderen Welt" in den Läden. Ob die Filmvorlage von John Carpenter für genügend Atmosphäre und die entschärfte Version noch für genug Nervenkitzel sorgt, erfahrt Ihr in unserem Test.

Welches Ding denn?

John Carpenter dürfte nicht nur durch die Klapperschlange oder Flucht aus LA bekannt geworden sein, sondern auch durch den Horror-Schocker "Das Ding aus einer anderen Welt". Im Film sorgt ein Alien-Virus in einer Forschungsstation für das pure Grauen. Sobald sich ein Mensch mit dem Virus infiziert hat, verwandelt er sich in ein grässliches, gefräßiges Monster. Diese Ereignisse sorgten schon im Film für Gänsehaut und im Spiel kommt die gleiche Atmosphäre auf.

Story

Das Spiel von Computer Artworks knüpft direkt an die Story des Films an. Ein US-Erkundungstrupp wird zu einer verlassenen Forschungsstation in die Antarktis geschickt. Dem Team bietet sich dort ein Bild des Schreckens. Der gesamte Stützpunkt ist demoliert, keine Menschenseele ist vorzufinden und Blutschmierereien an den Wänden lassen nichts Gutes erahnen. Die Untersuchung des Stützpunktes beginnt, erste Informationen über das unbekannte Virus werden gefunden und auch ein vermeintliches UFO wird gesichtet. Kurz darauf befielt Euer Kommandant die gesamte Basis zu vernichten. Während dessen bekommt Ihr immer wieder unheimliche Funksprüche mit grausigen Lachern rein. Nachdem Ihr dann Euren Auftrag erledigt habt, wird Euer Held Blake an einer weiteren Basis abgesetzt, da er sich alleine auf die Suche nach dem verschollenen Alpha-Team machen möchte.

__NEWCOL__Alleine ist es zu gruselig

Schon im Tutorial werdet Ihr in das Teamplay eingeweiht, denn alleine ist es zu gefährlich. In der Regel seid Ihr daher in einem Team unterwegs. Neben den normalen Kämpfern gibt es Ärzte, die Eure Verletzungen heilen können. Auch Techniker dürfen nicht fehlen. Ist irgendwo ein elektrischer Stromkreis unterbrochen, müsst Ihr sie nur ansprechen und prompt funktioniert die Tür oder das Licht wieder. Ihr selbst könnt elektrische Anlagen nur bis zu einem bestimmten Schwierigkeitsgrad reparieren - schafft Ihr es nicht, muss ein Fachmann ran.

Grusel

In der ersten Mission werdet Ihr noch sachte in das Spiel eingeführt und lernt die Steuerung sowie das Team-Management kennen. Obwohl sich die Action zu Beginn stark in Grenzen hält, wird schon beträchtlich Atmosphäre aufgebaut. Das gesamte Szenario mit der zerstörten Forschungsstation, defekten Computer, eingerissenen Wänden, Blutspuren an der Wand, entstellten Leichen und geschickter Dämmerlicht-Beleuchtung sorgt mit angsteinflößenden Soundkulissen für eine oft nervenzerreißende Spannung. Erst danach tauchen langsam die Monster auf. Während die ersten Viecher nur wenige Schuss aushalten, müsst Ihr bei den größeren Dingern schon dickere Geschütze auffahren und erst die Lebensenergie in den roten Bereich schießen, um dann mit dem Flammenwerfer für den tödlichen Stoß sorgen. Die Monster, die danach auftauchen sind oftmals bizarr, hässlich und übergroß.

Perspektive und Missionen

Ihr steuert Blake aus der Schulterperspektive und kommuniziert mit einem einfachen Interface mit Euren Team-Mitgliedern. Vor allem bei den zahlreichen Rätseln im Spiel erweist sich diese Art der Ansicht als äußerst vorteilhaft. In wenigen Fällen belaufen sich die Rätsel auf simple Schalterinteraktionen, sondern erfordern Aufmerksamkeit vom Spieler und ein wenig Adventure-Erfahrung. Die Aufgaben, die Ihr im Spielverlauf lösen müsst, sind streng linear, dafür aber recht abwechslungsreich. Manchmal müsst Ihr Euch zum Team durchkämpfen, bestimmte Gegenstände suchen, Anlagen außer Betrieb setzen, Geräte reparieren oder Informationen finden.

An festgelegten Stellen könnt Ihr den Spielstand speichern - freies Speichern ist nicht möglich. In den meisten Levels sind diese Punkte allerdings viel zu spärlich verbreitet, so dass es hin und wieder zu kleinen Frusterlebnissen kommen kann. Die Abschnitte sind zudem sehr linear gestrickt und Ihr habt kaum eine Möglichkeit, diese Zwangsjacke zu durchbrechen, da es immer nur einen Weg gibt, der weiterführt. Deswegen ist der Wiederspielfaktor auch relativ gering, weil man in einer Partie wirklich alles Sehenswerte miterlebt.

__NEWCOL__Das Blut ist der Schlüssel

Da infizierte Personen erst nach einiger Zeit Ihr schreckliches Geheimnis preisgeben, bleibt Euch nur eine Möglichkeit herauszufinden, ob ein Überlebender wirklich ein Mensch ist oder nicht - Bluttests. Eine Blutprobe eines Infizierten reagiert äußerst heftig: sobald das Blut den Körper verlässt, zerplatzt die Spritze. Da diese Testpistolen recht selten sind, müsst Ihr immer genau überlegen, welchen Kollegen Ihr testet oder wen lieber nicht. Hin und wieder kommt es vor, dass sogar diese Tests nicht zum Erfolg führen.

Moral und Angst

Mit dem Angst- und Moralsystem hat sich das Entwickler-Team etwas komplett Neues einfallen lassen. Findet Ihr einen neuen Soldaten inmitten eines Gebäudes, müsst Ihr erst mal sein Vertrauen gewinnen, in dem Ihr ihn heilt, eine Waffe oder sonstige Ausrüstung überreicht; erst danach habt Ihr ein neues Teammitglied.

Im Team-Menü könnt Ihr Euch über den Angst-Faktor der eigenen Leute informieren, denn nicht nur der Spieler bekommt in dunklen mit Blutflecken übersäten Gängen eine Gänsehaut, sondern auch die virtuellen Begleiter. Ist ein Charakter in Panik, schaut er vor Angst wild um sich und ist sehr leicht reizbar. Feinde werden in dieser Situation sehr munitionsverschwendend aufs Korn genommen.

Diese Angstschübe sorgen auch dafür, dass sich Eure Mitstreiter der Reihe nach übergeben oder sich selbst von der Mission erlösen. Für den Spieler heißt es in solch einer Situation richtig zu handeln, denn es gibt bestimmte Präparate, welche die Angst senken. Da in den meisten Missionen überhaupt kein Crewmitglied ums Leben kommen darf, müsst Ihr mit der Medizin sparsam umgehen.

Waffen und Kampf

Der Kampf läuft vorzugsweise in der Schulterperspektive ab und geht mit dem Auto-Aiming relativ leicht von der Hand. Ihr müsst nur in Richtung des Gegners schauen und ein automatisches Fadenkreuz erscheint. Die 3D-Shooter-Ansicht ist zwar vorhanden, aber nicht zu empfehlen, da Ihr Euch in dieser Perspektive nur wenig bewegen könnt. Zu Beginn des Kampfes wird Eure Sicht-Perspektive in der Weite gestreckt. So hat es den Anschein, als wenn das plötzliche Erscheinen der Gegner den Spieler in Angst versetzt. Mit Flammenwerfer, Pistole, Maschinengewehr, Schrotflinten und sonstigen typischen Actionwaffen rückt Ihr den Dingern auf die Pelle. Aber auch Ausrüstungsgegenstände wie Leuchtfackeln für dunkle Ecken und Feuerlöscher für die Brandbekämpfung solltet Ihr immer mit dabei haben.

__NEWCOL__Grafik & Sound

Auf den ersten Blick erinnert die Grafik an Max Payne, doch es handelt sich um eine eigens entwickelte Engine. Das gesamte Spiel wurde einwandfrei in Szene gesetzt und vor allem die geschickte Ausleuchtung der Levels sowie das Spiel mit dem Schatten sind klasse. Die Animationen der Charaktere befinden sich auf höchstem Niveau und auch die hochdetaillierten Gesichtstexturen können sich sehen lassen. Die sonstige Level-Gestaltung ist durchweg gelungen und weiß zu überzeugen; das Gleiche gilt für die Gestaltung der Dinger. Die deutsche Version wurde leicht entschärft: Zwar sind die Bluttexturen noch enthalten, doch wo in der englischen Version aufgeschlitzte Leichen auf dem Boden lagen, sind in der lokalisierten Variante lediglich tote Körper vorzufinden.

Vom Sound her gibt es bei dem Ding überhaupt nichts zu beanstanden. Die Effekte sind einwandfrei und jagen Euch kalte Schauer über den Rücken. Absolute Extraklasse ist jedoch die Sprachausgabe, denn kein Geringerer als Manfred Lehmann (Stimme von Bruce Willis) spricht den Part von Blake. Alle Charaktere wurden zwar nicht ganz so treffend besetzt, liegen aber bei weitem über dem Standard. Musikalisch tut sich nur wenig im Spiel, dafür wird es immer genau zur richtigen Zeit dramatisch.

Fazit


Die Entwickler haben sich anscheinend einige Spielelemente von Half-Life (dt.) abgeschaut die mit pikanten Schockeffekten gewürzt. Das Szenario mit der tollen Grafik und der großartigen Sounduntermalung erzeugt sofort eine beeindruckende Grusel-Atmosphäre, die den Spieler mehr als nur einmal erschreckt. Auch die Story weist viele Wendungen und schöne Überraschungen auf. Die Künstliche Intelligenz und das teils realistische Moral- und Angstsystem komplettieren diese gruselige Atmosphäre. Einige schwere Rätsel und das konsolenbedingte "Speichern nur an bestimmten Stellen"-Syndrom lassen den Schwierigkeitsgrad jedoch oftmals ansteigen. Ansonsten bleibt nur noch das viel zu lineare und teils voraussehbare Leveldesign zu bemängeln sowie die nur durchschnittliche Spieldauer. Erfahrene Genrekenner brauchen knapp zehn Stunden, um das Ding wieder loszuwerden. Ein alternativer Shooter-Modus hätte z.B. eine Prise Abwechslung bringen können. Dennoch bleibt Das Ding ein spannender, actiongeladener und ziemlich blutiger Horror-3D-Shooter, der besonders im Dunkeln für Gänsehaut sorgt. Daher genau das Richtige für die langen, kalten Wintermonate!

Pro

<li>geniale Atmosphäre</li><li>Story mit vielen Wendungen</li><li>gute Schockeffekte</li><li>innovatives Angstsystem</li><li>hervorragende KI</li><li>gute Missionen</li><li>tolle Grafik</li><li>realistische Animationen</li><li>klasse Sounduntermalung</li>

Kontra

<li>3D-Shooter-Ansicht ist nutzlos</li><li>nerviges Speichersystem</li><li>teilweise recht schwer</li><li>Charaktere können nicht springen</li><li>nur durchschnittliche Länge (zehn Stunden)</li><li>viel zu linear</li><li>niedriger Wiederspielbarkeitsfaktor</li>

Wertung

PC

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