Sam & Max: Season 2 - Episode 5 - What's new, Beelzebub?16.04.2008, Bodo Naser
Sam & Max: Season 2 - Episode 5 - What's new, Beelzebub?

Im Test:

Das Ende ist da. In der fünften und vorerst letzten Episode der zweiten Staffel von Sam & Max geht es in jenseitige Gefilde, wo die beiden Polizisten den Herrscher der Dunkelheit intensiv befragen: What's new, Beelzebub? Besitzt dieser Teil alles, was man von einem großen Finale erwartet?

Bösewicht der Bösewichter

Obwohl in der Bibel durchaus noch ein eigener Dämon, ist der Beelzebub längst zum Synonym für den Teufel selbst mutiert. Selten zuvor wurde wohl jemand so Böses mit einem so spöttischen Namen bedacht. So ist es auch in der letzten Episode

Sieht so das personifizierte Böse aus? Wenn es nach Telltale geht, ist der Teufel auch nicht mehr der, der er mal war.
kein Geringerer als Satan persönlich, auf den ihr trefft. Wird auch langsam Zeit, nachdem ihr in den letzten Episoden schon Bösewichter en masse hattet! Darunter ganz unterschiedliche wie Sektenchef Hugh Bliss, der Weihnachtsmann oder Juergen der Blutsauger. Einige davon trefft ihr auch diesmal, da das Wiedersehen mit alten Charakteren mal wieder groß geschrieben wird. Telltale liebt es halt, Figuren in leicht veränderten Rollen auftauchen zu lassen - wie etwa Vampir Juergen als genervter Telefonist des Teufels.

Obwohl der Teufel rein äußerlich dem entspricht, was man sich wohl landläufig unter seiner Person vorstellt (feuerrot, Hörner, Bocksfüße), ist er doch ganz anders als erwartet: Er frisst weder gepeinigte Seelen noch foltert er vor dem Frühstück. Schon eher könnte man ihn mit einem Unternehmer gleichsetzen, den seine Mitarbeiter stressen und der am liebsten nur seine Ruhe hätte. Der Terminkalender drückt ihn - auch kein Wunder bei den vielen Seelen, die sich auf Irrwegen befinden. Und jetzt nerven auch noch die beiden Irren aus der Comic-Welt, die partout Boscos Seele befreien wollen.

Am Fluss Styx

Die Reise in die Hölle gestaltet sich zunächst gar nicht einfach, da es euch am passenden Geld für die Fahrt fehlt. Zwar wurden Sam & Max am Ende der letzten Episode in die Unterwelt katapultiert, aber nun sind sie in einer Zwischenwelt gelandet, die sich weder als Fegefeuer noch als tiefste Hölle entpuppt. Eigentlich ist sie nicht mehr als eine Haltestelle, wo der Zug zur Hölle abfährt, wenn man bezahlt hat. Am Fluss Styx steht Harry Moleman als nicht ganz so finsterer Wächter und kassiert gnadenlos ab. Auch im Reich der Toten ist halt nichts umsonst. Dumm, dass die beiden Ermittler eigentlich noch gar nicht tot sind und daher ihre Münze für den Fährmann gar nicht dabei haben.

Jetzt ist guter Rat teuer, zum Glück bleibt der Rückweg in die echte Welt, da Sam und Max ja noch leben. In ihrer altbekannten Stadtviertel müssen sie einige Hebel in Bewegung setzen, damit sie an das fragliche Geldstück kommen. Das erhalten sie von Boscos Mutter, die kürzlich erst verschied. Wie kommt ihr in ihr Zimmer, das im ersten Stock liegt, wenn die Türe blockiert ist? Ebenfalls das Zeitlich segnete der Desoto, der nun im Reich Satans sein Dasein als Auto fristet, das nicht schneller als fünf Km/h fährt. So läuft das eben: Wer sich im diesseits was zu Schulden kommen ließ, muss im Jenseits mit ewigen Qualen dafür bezahlen. Das ist die Logik, die hinter der Episode steht, die sich katholisch, mittelalterlich und strafend gibt.

Die Hölle sind die anderen

Der Teufel ist ein Betriebsleiter und die Hölle ein Unternehmen - wenn das keine "dezenten" Seitenhiebe auf die Tretmühle des Kapitalismus sind! 

Jetzt wissen wir es: Die Hölle ist ein Büro! Dort schuften die Horden Satans für ihr Umsatzziel.
Natürlich muss auch hier ein Umsatzziel übertroffen werden, um noch mehr vom Weg abgekommene Kunden zu bekommen und den Gewinn an Seelen zu maximieren. Da kann es der auf Leistung getrimmte Luzifer natürlich nicht gebrauchen, wenn ihm Sam und Max ins Handwerk pfuschen, indem sie Seelen munter befreien. Nichts anderes macht ihr in diesem Teil des Adventures, das auch dieses Mal nur unwesentlich länger ist als die Teile zuvor. Aber auch herrlich Selbstkritisches gibt es wieder, wenn die Akteure Sprüche übers Entwicklerteam ablassen.

Jeder schmort in seiner Hölle, die ihr auch betreten könnt. Bosco wird von drei glutäugigen Dämonen beobachtet, während er splitterfasernackt auf einer Bühne steht. Der Alptraum für jemand, der sich sonst immer vor der Welt versteckt hat und glaubte, alle seien Verschwörer, die ihm an den Kragen wollen. Obwohl Bosco an den entscheidenden Stellen einen schwarzen Balken mit der Aufschrift "zensiert" trägt, müsst ihr das Elend beenden. Dabei muss euch euer lahm gewordener Polizeiwagen helfen, dem ihr erst mit einem Gegenstand aus dem Inventar einheizen müsst. Leider ruckelt es bei dieser ersten simplen Fahrsequenz, es gibt noch eine, die aber nicht Pflicht ist.

Am Ende

Die Episode unterscheidet sich eigentlich kaum von den Vorgängern, was den eher geringen Umfang, die kaum vorhandene Schwierigkeit der Rätsel oder den abgefahrenen Humor betrifft. Und doch wirkt dieses Mal alles ein wenig zu arg an den

Im Reich des Bösen trefft ihr alte Bekannte wieder, die teils zuletzt in Staffel eins auftraten. 
Haaren herbei gezogen, so weit das in der Welt überhaupt möglich ist. Aber warum nun dieses oder jenes geschieht, ist nicht mehr unbedingt immer nachvollziehbar, weshalb diese Episode etwas abbaut - die Luft ist leider raus! Das liegt sicher auch wieder daran, dass fast nur bekannte Gesichter auftreten, bei denen man sich fragt, in welcher Folge sie denn nun eigentlich eingeführt wurden.

Wer will denn schon die Soda Poppers in ihrem 28. Auftritt sehen, auch wenn das wie immer sehr professionell inszeniert und vertont wurde? Manchmal denkt man sich schon, dass den Machern wohl langsam nix mehr einfällt, obwohl sie eigentlich vor Einfällen sprühen. Da hilft es auch nicht viel, dass es am Schluss noch eine große Hochzeit zu feiern gibt. Wen wird man denn wirklich vermissen? Sam & Max ganz sicher, die sind mir ans Herz gewachsen. Hinzu kommt Bosco, auch wenn er nicht der große Sympathieträger war, und natürlich Frankensteins Monster, das immer alles wusste.

                       

Fazit

Oberflächlich betrachtet ist der aberwitzige Trip in die Hölle für Sam & Max ein würdiges Finale, da ihr endlich den Herrn aller Finsterlinge trefft. Die skurrilen Situationen, die dummen Sprüche des Duos und die professionelle Aufmachung - all das befindet sich wie immer auf gutem Niveau. Aber unter der bunten Fassade schleicht sich so langsam eine gewisse Müdigkeit ein. Es ist wie mit guten Freunden am Tisch, wenn man sich alte Witze erzählt. Zuerst lacht man verhalten, dann vielleicht etwas lauter oder gar überschwänglich. Aber dann gibt es einen Punkt, an dem alles kippt. Dann ziehen die Jokes nicht mehr richtig und der Humor wirkt abgestanden. Ganz ähnlich ist es hier, denn so lustig wie in den Teilen zuvor ist das Comic-Adventure dieses Mal nicht mehr. Mussten wirklich alle Figuren mit Gewalt in die Episode reingequetscht werden, nur um noch mal aufzutreten? Es wird Zeit, dass die beiden eine Zwangspause einlegen, was ihnen Telltale zum Glück auch zugesteht. Denn so bald wird es keine dritte Staffel geben, da die Macher anderes im Sinn haben. Lebt wohl Hase und Hund, macht's gut! Ihr habt uns gut unterhalten.

Pro

aberwitziges Duo
Trip in die Hölle
Wiedersehen mit alten Bekannten
jeder schmort in seiner persönlichen Hölle
skurrile Situationen

Kontra

nicht ganz so gelungen
oft Charakter-Recycling
recht simple Rätsel

Wertung

PC

Die Luft ist etwas draußen bei den beiden. Gut, dass sie nun eine kreative Pause bekommen.

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