Paradise Cracked16.01.2003, Bodo Naser
Paradise Cracked

Im Test:

Ab und an veröffentlicht Publisher JoWooD hierzulande Budget-Spiele aus dem fernen Russland wie etwa die Heli-Action Red Shark, ohne dass groß jemand davon Notiz nimmt. Im Zuge eines Deals mit Buka Entertainment erscheint am 31. Januar "Paradise Cracked (ab 1,35€ bei kaufen)" - ein rundenbasierter Endzeit-Mix aus Strategie und Rollenspiel. Warum es kein Wunder ist, dass dieses Paradies unterging, zeigt Euch unser Test!

Big Brain is watching you!

Schenkt man dem beiliegenden Handbuch Glauben, so spielt Paradise Cracked angeblich in einer nicht all zu fernen Zukunft, in der die Menschheit zum süßen Nichtstun im Cyberspace verurteilt ist. Denn ein Über-Computer namens Big Brain löst kurz mal alle Probleme auf der Erde.

Die faulen Menschen nutzen diesen Zustand vollkommener Glückseeligkeit natürlich schamlos aus und wollen gleich gar nichts mehr arbeiten. Das hätte Big Brain besser einkalkulieren sollen, denn Intelligenz und Geburtenrate schnellen gegen Null. Um die verweichlichten Humanoiden vor dem Aussterben zu bewahren, entschließt er sich zu einem Experiment.

__NEWCOL__Worum geht`s denn, bitte?

Eigentlich ganz nett die Story - nur blöd, dass sie in dem verworrenen Spiel selbst kaum mehr zu erkennen ist. Es entpuppt sich nämlich als unausgegorene Mixtur aus Versatzstücken von Jagged Alliance, Blade Runner, Fallout und anderen Endzeit-Abenteuern. Das Spiel beginnt mit einer kurzen Szene, bei der Ihr auf der Flucht vor der Polizei den Auftrag bekommt, Euch - warum auch immer - nach China Town zu begeben.

Abrupter Wechsel: Dort angekommen, kommt es unverhofft zum ersten Feuergefecht mit den Gegnern, die nur daran zu erkennen sind, dass auf sie laut Mauszeiger geschossen werden darf! Warum sie Euch überhaupt feindlich gesinnt sind, wird nicht erklärt.

Öde Afträge

Paradise Cracked ist eigentlich ein rundenbasiertes Strategiespiel mit Rollenspiel-Elementen. Leider erschöpft sich das Spielprinzip darin, dass Ihr ständig irgendwelche simplen Aufträge erledigen dürft. Frei nach dem Motto: Hol mal eben Geld für einen Chinesen aus dem Automaten um die Ecke.

Oder Ihr müsst ein Gespräch mit irgendeinem Typen in einer Bar führen. Im Verlauf dieser langweiligen Quests trefft Ihr auch auf den einen oder anderen Händler, der Euch neue Waffen verkaufen kann und mit dem Ihr ein automatisch ablaufendes Schwätzchen halten könnt. All das kostet Euch Aktionspunkte, die im Spiel dünn gesät sind.

Rundenbasierte Schießereien

Angesichts der Überfrachtung mit Echtzeit-Spielen bin ich nun wirklich der letzte, der "rundenbasiert" mit "antiquiert" gleichsetzen würde. Aber das Geschehen in den Runden von Paradise Cracked ist schlicht öde: Langsam wie faulige Untote kriechen Eure Helden durch düstere 3D-Häuserschluchten, die detailarmer nicht sein könnten.

Per Hex-Feldern wird Euch angezeigt, wie weit Ihr gehen könnt. Erblickt Ihr einen Feind, so leuchtet eine rote Lampe und los geht die langatmigste Ballerei, die man sich vorstellen kann. __NEWCOL__Ihr feuert, dann beendet Ihr die Runde und der Gegner ist dran. Wenn der geschossen hat, seid Ihr wieder am Zug. Gähn! Getroffen wird nur aus nächster Nähe. Sogar der Tod ist da trotz "Game over!" eine Erlösung.

Minimal-Rollenspiel

Paradise Lost ist mit einem Mindestmaß an Rollenspiel-Elementen ausgestattet. So bekommt Ihr für gelöste Aufträge Erfahrungspunkte, die Eure Helden aufsteigen lassen. Jede Figur verfügt über ein eigenes Charakter-Interface mit Inventory. Dort lässt sich dann ablesen, was Eure Charaktere so alles drauf haben. Für das Bedienen einer der vielen Schusswaffen wird beispielsweise eine bestimmte Stärke und Intelligenz vorausgesetzt. Wozu man fürs Abfeuern einer simplen Polizei-Maschinenpistole intelligent sein muss, bleibt ebenso ein Geheimnis der Entwickler wie die Tatsache, dass die MP-Spritze genauer trifft als ein Jagdgewehr.

Eintönige 3D-Optik

Die Grafik ist noch das Beste an dem rundenbasierten Strategietitel made in Russland. Dabei überzeugen mehr das postmoderne Design der Interfaces und der futuristische Stil der Waffen und der Kleidung, als die unscharfe 3D-Spielgrafik selbst, bei der die schlecht beleuchteten Straßen der Stadt viel zu eintönig aussehen.

Fazit


Das Spielen von Paradise Cracked kann getrost als pure Zeitverschwendung der besonders sinnlosen Art bezeichnet werden. Weder kapiert man, worum es in dem unausgegorenen Strategie-Mix von MiST land überhaupt geht, noch ist das öde 3D-Spielgeschehen irgendwie amüsant. Ausgenommen vielleicht für Leute, die sich für ausgefallene Science-Fiction-Knarren interessieren. Eines scheint Gott sei Dank sicher: Solcherlei billigen Trash will JoWooD in Zukunft nicht mehr veröffentlichen, denn der finanziell angeschlagene Publisher möchte sich voll und ganz seinen eigenen Vollpreis-Spielen widmen. Paradise Cracked bleibt ein rundenbasierter Heuler, von dem man tunlichst die Finger lassen sollte!

Pro

<li>nette Grund-Idee</li><li>futuristische Waffen</li><li>Endzeit-Design</li><li>gelungenes Handbuch</li><li>gute Sprachausgabe</li><li>gut lokalisiert</li>

Kontra

<li>Hex-Feld-Klickerei</li><li>langweilige, rundenbasierte Kämpfe</li><li>Figuren kriechen durch die Szenerie</li><li>viel zu öde Aufträge</li><li>wird schnell eintönig</li><li>verworrene Geschichte</li><li>bei Gesprächen keine Auswahl</li><li>wenig detaillierte 3D-Grafik</li><li>kaum Videos</li><li>billiges Intro</li>

Wertung

PC

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