Test: Batman: Arkham Asylum (Action-Adventure)

von Benjamin Schmädig



Entwickler:
Publisher: Eidos
Release:
28.08.2009
26.03.2010
15.08.2011
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Das Bioshock der Comicspiele ?

Das ist umso ärgerlicher, weil man in jedem Aspekt des Spiels so viel Liebe zu dieser Comicwelt erkennen kann. Ich bin immer wieder stehengeblieben und habe die umwerfende Aussicht genossen. Während die dreckigen, teils zerfallenen Gänge der Irrenanstalt nämlich beängstigend einengend wirken können, erinnern die hohen Decken und gebieterischen Statuen im Verwaltungsgebäude an Bioshock. Oder ich lausche der hervorragenden Musik, die geschickt Danny Elfmans Batman mit Hans Zimmers modernem Superhelden verbindet. Fehlerhafte Kolissionsabfragen, die Batmans Umhang durch einen Gegner oder Letzteren durch eine Brüstung hindurch "geistern" lassen, verkommen dabei zur Nebensache, denn die ins Mondlicht getauchte Gefängnisinsel
Finster und morbide: Das Arkham Asylum erinnert an Bioshock. Die PC-Version besticht mit scharfen Details, die nicht - wie auf den Konsolen - mitunter erst Sekunden nach dem Betreten eines Abschnitts geladen werden.
lädt zu morbiden Erkundungsflügen ein, wenn sich Batman mit ausgebreitetem Cape in den Gleitflug begibt und Arkham trotz des geradlinigen roten Fadens nach Gutdünken erforschen kann. Dabei bekommen PC-Rächer mit PhysX-tauglichen Grafikkarten zusätzliche Objekte zu Gesicht, die sich glaubwürdig bewegen. So gibt es hier und da dichte Rauchwolken, Spinnweben zerreißen, Papier wird umher gewirbelt und Vorhänge wehen im Wind. Doch unterm Strich profitieren selbst mit PhysX nur verhältnissmäßig wenig Objekte vom zusätzlichen Realismus, der sich weder spielerisch noch erzählerisch auswirkt.

"Jetzt sehe ich es, jetzt siehst du es nicht!"

Aber warum sollte sich der Superheld überhaupt mit Banalitäten wie dem freien Erkunden aufhalten? Nun, immerhin hat der Riddler ganze 240 Fragezeichen versteckt, die u.a. Biografien zu zahlreichen Figuren des DC-Universums freischalten. Außerdem gibt es Statuen vieler Helden und Schurken sowie Tonbänder aufgezeichneter Dialoge zu entdecken, die interessante Einblicke hinter die Fassade einiger Charaktere erlauben. Nicht zuletzt ist jedes Fragezeichen aber vor allem 200 Punkte wert - eine beachtliche Summe, wenn das nächste Upgrade erschwingliche 5000 Punkte kostet.

Das Besondere sind aber gar nicht die Fragezeichen, von denen man die meisten übrigens erst spät erreichen kann, weil dem Helden zu Beginn noch Hilfsmittel wie Greifhaken oder Sprengstoff fehlen. Obwohl Batman nur wenige Schauplätze zweimal besuchen muss, wird eine Rückkehr in längst bekannte Räume also meist belohnt. Letztlich sind es aber ganz andere Rätsel, die den Maskenmann auf seinem Rundgang durch die Anstalt zum Grübeln bringen. Denn für jedes Areal hat sich der Riddler eine Hand voll Fragen ausgedacht, die Batmans Aufmerksamkeit auf ein bestimmtes Objekt lenken sollen. Und nein, es ist zwecklos, vor den Wänden entlang zu marschieren, um alle paar Meter die Umgebung zu scannen. Stattdessen braucht es eine gute Portion Hirnschmalz und räumliches Vorstellungsvermögen, um einige der kniffligen Rätsel zu entschlüsseln - dies ist die clevere Alternative zum hirnlosen Kisten-Zertrümmern!

Leider hilft Batman aber auch hier sehr oft der zweite Sichtmodus, mit dem er die Position von Freund und Feind ausmachen oder Spuren lesen kann, um z.B. einem gefangenen Commissioner Gordon zu folgen. Das Problem dieser Ansicht ist, dass sie beinahe allmächtig scheint. Tatsächlich gibt es nur wenige Situationen, in denen man diese "Detektivsicht" nicht nutzen sollte. Das Ergebnis: Man schaltet die elektronische Hilfe nur deshalb aus, weil die Umgebung ohne die "Retro"-ähnlichen, fast einfarbigen Schatten wesentlich besser aussieht. Schade, hier wäre weniger mehr gewesen.

Aber trotz zahlreicher erzählerischer Stärken, bleibt ausgerechnet der Held unterm Strich zu blass.
Zudem wirkt die Spurensuche zu unausgereift, da Batman lediglich ein deutlich markiertes Objekt am Tatort scannen muss, um anschließend der noch deutlicher markierten Spur zu folgen. Ähnlich wie beim ersten Condemned fehlt in diesen vorgefertigten Momenten das Gefühl, vollständig in der Rolle des "weltbesten Detektivs" aufgehen zu können.

Der Joker als Joker

Überhaupt fehlte dem Superhelden ebenso ein markantes Profil wie die Handlung wenigstens eine unerwartete Wendung missen ließ. Trotz dreier Furcht einflößender, filmisch hervorragend inszenierter Ausflüge in Batmans Vergangenheit - wichtige Höhepunkte des Videospiel-Kinos! - verpasst es Comic-Autor Paul Dini nämlich, dem versteckten Bruce Wayne ein Gesicht zu geben. Seine Geschichte will den Maskierten zwar als ähnlich verletzlich entlarven wie es The Dark Knight versuchte, belässt es aber mit einem Kratzer auf der Maske des Helden. Gerade im Gegensatz zu Mark Hamills abgrundtief bösem und dennoch witzigem Joker fehlt es seinem Gegenspieler an Profil. Immerhin: Genau wie im Film ist der Antagonist der Star der Show - im Deutschen dank einiger unpassender Stimmen noch viel mehr als im durchgehend erstklassigen Original.  
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Kommentare

Nuracus schrieb am
Scorch Luminas hat geschrieben:
gracjanski hat geschrieben: Oder anders ausgedrückt: es ist ein typisches Konsolenspiel.
Langsam wird's öde, dieses Gebashe.
Nüchtern betrachtet hat er ja völlig Recht, finde ich. Arkham Asylum spielt sich durch und durch "wie für die Konsole gemacht".
Auch wiederum: Ist ja überhaupt nicht verkehrt, ne Konsole ist ja dazu da um Spaß zu machen :D Batman AA ist ein gutes Beispiel für ein Konsolenspiel. Schlechte Beispiele sehen wir z.B. bei den Konsolen-Menüs für Oblivion oder Skyrim, unter denen auch PCler "leiden" müssen.
Scorch Luminas schrieb am
gracjanski hat geschrieben: Oder anders ausgedrückt: es ist ein typisches Konsolenspiel.
Langsam wird's öde, dieses Gebashe.
Ohne mal wieder Wertungserbsenzählerei zu betreiben, hätte schon Arkham Asylum gut und gerne einen Gold Award kriegen dürfen. Einziger Schwachpunkt sind für mich die eher monotonen Bosskämpfe. Ansonsten ist die Story hier teilweise sogar noch etwas verdichteter als im Nachfolger, was vielleicht auch an der isolierten Spielarchitektur um die Arkham-Insel liegt. Kommt doch ein wenig Metal Gear Solid Flair auf.
gracjanski schrieb am
ich finde die wertung absolut richtig. DAs Gameplay hier ist ein absoluter Witz, eine Verarschung an Spieler. So was dämliches habe ich selten gesehen. Viele Dinge sind klasse am Spiel, aber alleine das wichtigste ist so schlecht, dass es gar nicht Platin geben kann. Ein Wallhack wird als Feature verkauft, idiotensichere Hinweise um auch wirklich weiter spielen zu können, Kämpfe = Buttonsmashing mit Reaktionsspielchen (ab und zu kontern, wenn Blitze über einen Gegner aufleuchten :lol: ) und noch witziger wird, dass ich zum buttonsmashing aufgefordert werde um ein Gitter z.b. von einem Luftschacht zu öffnen :lol: Ich gehe noch ein Schritt weiter, das Gameplay ist eine Farce, da das "Gameplay" um ein tolles Drehbuch herum gemacht wurde. Oder anders ausgedrückt: es ist ein typisches Konsolenspiel.
Um ehrlich zu sein habe ich eigentlich keine Lust mehr auf das Game, zum Glück ist es kein 40 Stunden Marathon, ich schätze mit 15 Stunden sollte man durch sein.
GermanIdiot schrieb am
TheOriginalDog hat geschrieben:Wieder einmal ein guter Beweis, dass man die Wertungen abschaffen sollte, nehmt euch ein Beispiel an GEE.
Ich fand den Test super und größtenteils richtig, bis ich an der Wertung angelangt war, die hatte einen ganz anderen Ton...
Ich hätte bestimmt 88-90 gegeben, aber wie gesagt, die Punktezahlen sind eh ein Fehler.
Du brauchst ja einfach nix auf die Wertung geben, wer liest, ist sowieso immer klar im Vorteil.^^
TheOriginalDog schrieb am
Wieder einmal ein guter Beweis, dass man die Wertungen abschaffen sollte, nehmt euch ein Beispiel an GEE.
Ich fand den Test super und größtenteils richtig, bis ich an der Wertung angelangt war, die hatte einen ganz anderen Ton...
Ich hätte bestimmt 88-90 gegeben, aber wie gesagt, die Punktezahlen sind eh ein Fehler.
schrieb am

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