Grand Ages: Rome06.03.2009, Bodo Naser
Grand Ages: Rome

Im Test:

Grand Ages: Rome (ab 4,79€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) ist nichts anderes als das umgetaufte Imperium Romanum 2, die antike Städtebausimulation von Haemimont Games (Die Römer). Dieses Mal darf der Statthalter sich sogar ein edles Geschlecht aussuchen, dem er während des Spiels angehört. Neben dieser Avatar-Funktion entdeckt man allerdings auch viel Altbekanntes.

Abstammung fast egal

Schon früher gab es bei Städtebau eine Laufbahn, bei der man sich vom Magistrat zum Kaiser emporarbeiten musste. Aber erstmals beim antiken Städtebau muss ich bei Grand Ages eine eigene 

Was letztlich zählt, ist die Leistung. Da helfen nur Siege, Ehrungen und Erfolge, die sich am Forum ablesen lassen.
Familie wählen, der ich angehöre. Je nachdem, ob ichmich für Aemilier, Flavier, Valerier, Lucier oder Julier entscheide, bringt das gewisse Vorteile. Die Julier setzen auf die Masse des einfachen Volks, das ihnen vertraut, während die Aemilier nicht nur das Militär sondern auch die Mittelschicht beherrschen. Leider spielen diese Familien und ihre Vorlieben im weiteren Verlauf keine große Rolle, so dass es eigentlich egal ist, wen ich nehme. Es macht keinen großen Unterschied, ob ich nun mit Volksfreunden oder einer Adelsclique spiele, da ich es mir mit den großen Bevölkerungsgruppen ohnehin nicht verscherzen kann. Bin ich unpopulär, drohen Aufstände und die Stadt geht einmal mehr in Flammen auf.

Ansonsten fungiert mein Avatar als Spielfigur, der zwar nicht auf dem Spielfeld präsent ist, aber Mission für Mission besser wird. Es gibt insgesamt etwa 30 militärische sowie zivile Aufträge. Ich bekomme Belohnungen in Gold, mit denen ich so etwas wie Spielkarten kaufen kann. Diese muss man vor jeder Partie ausspielen und sie verbessern etwa die Ernte, bieten mehr Rekruten oder einen Bonus an Eisenerz, ohne allerdings entscheidende Auswirkungen zu haben. Ein netter Einfall, aber bisweilen gebe ich noch nicht mal mein Gold für die Joker aus, da ich auch ohne sie gewinne. Hier wird viel Potenzial verschenkt, während die Schwierigkeit im Allgemeinen kontinuierlich ansteigt. Ganz einfach sind nur die ersten Einsätze und insbesondere die Kämpfe sind hart. Im Gegenzug verlaufen die meisten Missionen allerdings sehr ähnlich.

Auch hinsichtlich der politischen Freunde gibt es Verbesserungsbedarf, denn leider bin ich nicht besonders auf meinen Förderer im fernen Rom angewiesen. Ich habe zwar einen Mentor, aber der schickt lediglich ab und an Geld vorbei, was auch nicht schlecht ist. Mehr Zuneigung verteilt er abgesehen von gelegentlichen Briefen nicht. Ob ich erfolgreich bin, kann ich am Forum ablesen, dass immer edeler ausgestattet wird. So bleibt der eigene Statthalter letztlich eine Spielerei, auch weil wirklich wichtige Funktionen fehlen. Ich kann keine Politik machen, darf nicht im Senat reden oder Gesetze erlassen. Meine Popularität lässt sich fast nur durch Bauten und Versorgung verbessern.

Brot und Spiele

Enorm wichtig sind daher einmal mehr die Grundlagen der Stadtversorgung wie Nahrung, Wohnung oder Sicherheit. Dafür ist es unerlässlich, die Bevölkerung mit ausreichend Essen zu versorgen, wofür man Landgüter und Fischerplätze einrichten

Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Der Römer will auch Unterhaltung, bei der es oft blutig zugeht. Wenn nicht beklagt er sich.
kann. Die Plebejer sind noch mit einfachen Speisen wie Fleisch, Fisch und Korn zufrieden, aber Equites und Patrizier wollen Leckereien wie Wurst, Oliven oder Wein. Um eine verbesserte Verarbeitung zu erreichen, kann man Mühlen, Bäckereien und Metzgerein bauen, die die Leute in einem bestimmten Umkreis versorgen. Die Produktionsketten bleiben überschaubar und für Vollversorgung muss man verschiedene Essensarten anbieten. Einzig die Wasserversorgung ist nicht mehr entscheidend, da die Brunnen nur die Gesundheit verbessern, indem sie Krankheiten verhindern.

Das Spiel tendiert zur Vereinfachung; so muss man - den auf ihre Wege stolzen Römer dürfte es nicht gefallen- keine Straßen mehr bauen, da diese automatisch entstehen. Die Gasthäuser liefern nicht nur Essen sondern auch zusätzlich noch Unterhaltung, was aber bei weitem nicht ausreicht. Um das große Bedürfnis des Volks nach Vergnügungen zu stillen, muss man eine Arena, einen Circus oder ein Theater bauen. Doch damit nicht genug, denn die Bevölkerung will auch Religion, weshalb ein paar Tempel im Umkreis nicht schaden können. Vielleicht sind die Götter dann wohlgesonnen und verschonen einen beim nächsten Erdbeben.

Für die drei Stände baut man Wohngebäude, die sich aber nicht wie bei Caesar weiter entwickeln. Je nachdem, wie umfangreich ein Bau ist, kann es länger dauern. Jedes Bauwerk braucht zur Wartung ständig Baustoffe wie Holz, Ziegel oder Steine, sonst verliert es seine Funktion. Damit die Kolonie nicht stagniert, sollte man darauf achten, dass es immer genug Holzfäller, Steinbrüche und Ziegelbrenner gibt. Für größere Bauwerke wie Theater, Thermen oder Siegessäulen braucht man zusätzlich Marmor. Der gesteigerte Aufwand wird allerdings mit Prestige vergütet. Hat man nicht genug Bewohner, kann man auch politisch unkorrekt Sklaven einsetzen, die aber nicht so gut sind wie die freien Handwerker.

                      

Schule und Akademie

Die Erfindungen, die viele Sachen erst ermöglichen, haben dieses Mal einen höheren Stellenwert.

Auch ohne Feinde brennt's in der Stadt oft. Abhilfe schaffen Präfekturen, die man erst erfinden muss.
So muss man den Feuerschutz erst in der Schule erforschen,  die auch als Erfinderwerkstatt dient. Bei den ständig ausbrechenden Feuern ist das verheerend, weil so wichtige Gebäude verloren gehen können. Trotz der Präfekturen steht die Stadt nervend oft in Flammen, was aber durchaus der römische Realität entsprach. Denn Rom ist mehr als einmal abgebrannt: Die bekannteste Brandkatastrophe kennen viele wohl noch aus dem Film "Quo Vadis", als der von Peter Ustinow verkörperte Nero den Brand sogar besang. Eine weitere Gefahr römischer Großstädte spielt keine Rolle - das Einstürzen zu hoher Gebäude, denn die Standsicherheit muss anders als bei Caesar nicht geprüft werden.

Auch sonst gibt es viel Nützliches zu erforschen, das sich in die Bereiche Bauwesen, Wirtschaft oder Militär aufteilt. So muss man große Tempel etwa für Jupiter erst erforschen lassen, die oft weitere Reichweite haben, Geld bringen und mehr hermachen. Die verbesserten Minen, Holzfäller oder Landwirtschaft sind ebenfalls nützlich, wenn man knapp an Rohstoffen ist. Noch bessere Möglichkeiten der Erforschung birgt die Bibliothek, die aber deutlich mehr Baustoffe sowie Unterhalt kostet.

Versimpeltes Militär

Obwohl es dieses Mal für ein Städtebauspiel ein paar weiterführende Möglichkeiten wie Seekämpfe gibt, ist die Kriegführung nicht sonderlich ausgefeilt. Zwar gibt es verschiedene Einheiten wie Legionäre, Bogenschützen oder Reiter, aber oft fehlt es am nötigen Eisen, so dass gar keine Aushebung erfolgen kann. Da hilft dann nur die Rekrutierung von Hilfstruppen, da diese zum Unterhalt kein Eisen verbrauchen; Rekruten benötigt man aber immer. Für verbesserte Einheiten wie Prätorianer muss man eine Kriegsakademie errichten. Leider ist es noch nicht einmal möglich, die Soldaten unfallfrei durchs Gelände zu bewegen. Oft will man ein Lager angreifen und klickt daneben. Sprich: Es bleibt zu häufig unklar, ob der Angriffsbefehl jetzt umgesetzt wird oder nicht.

Während der militärischen Missionen ist es kaum möglich, eine eigene Taktik zu fahren, weil das Gelände keine Rolle spielt. Ob ihr nun im Wald, auf der Ebene oder auf einer Höhe kämpft, ist unerheblich. Wichtiger ist, dass die Truppen unterschiedlich schnell marschieren. Leider gibt es Nachzügler, was nicht sein müsste, wenn die Vorhut warten würde. Auch wenn ihr von hinten attackiert, bringt das nicht wie z.B. in Total War einen entscheidenden Vorteil. Einzige Faktoren sind Zahl der Soldaten, Ausbildungsgrad und Moral. Es gibt zwar Spezialangriffe wie Pilumwurf, die aber kaum einsetzbar sind und keine entscheidende Wirkung haben. Zu beachten ist nur, dass es Truppen wie die Elefanten gibt, die nur durch eine andere besiegt werden können. Der Dickhäuter z.B. nehmen sich die Gladiatoren an.

           

Macht wenig her

Eines fällt einem sogleich unangenehm ins 

Nachts sind alle Gebäude grau, aber auch am Tage wirkt vieles trist.  
Auge, wenn man die schöne Vorschauversion genossen hat: Das fertige Spiel wirkt um einiges unansehnlicher. Die fächerartigen Äste der Bäume hängen traurig herab, die Brunnen sehen kantig aus und die Leute auf der Straße sind unschärfer als zuvor. Das Treiben dort ist ohnehin nur schmückendes Beiwerk, da keiner wirklich zum Arbeiten, aufs Forum oder den Markt geht. Kaum zu glauben, aber vom edlen Marmorlook der Vorschau ist kaum etwas geblieben: Alles wirkt unecht, eckig und grau. Da hilft es auch nicht viel, eine höhere Auflösung zu wählen, denn der kahle Eindruck bleibt bestehen. Einzig das Hochschrauben der Details bringt Erleichterung.

Was ist hier geschehen? Warum haben sich die Macher entschieden, die Grafikdetails von vorneherein so niedrig einzustellen? Möglicherweise haben sie sich gedacht, dass es nun runder läuft, da es optisch nicht mehr so anspruchsvoll für den Rechner ist. Das alte Rom in dieser Form scheinbar künstlich hässlich zu machen, war allerdings wahrlich keine gute Designentscheidung. Einzig die schönen Menüs der Gebäude, Personen und Erfindungen zeugen noch von besseren Tagen. Darüber kann man als antiker Städtebauer allerdings noch hinweg sehen - was man von den unerklärlichen und nicht replizierbaren Abstürzen nicht sagen kann.

Historische Ungenauigkeit

Zwar gibt es immer wieder historische Ereignisse wie Sullas Ende, dernAufstieg Caesars oder den Krieg gegen Mitridates von Pontus, aber das Spiel gibt sich nicht sonderlich historisch. Das mag angesichts der Thematik verwundern, aber oft wird nur der Anschein von Authentizität gewahrt. So kommen im Spiel Hastati vor, obwohl es 80 v.Chr. beginnt, als die Reformen des Marius längst gegriffen hatten. Demnach müsste es Legionäre heißen, die Hastati als eigene Truppengattung hatten ihre Funktion eingebüsst, da nun alle Legionäre die gleiche Bewaffnung trugen. Schon eher zu verschmerzen ist da, dass Gladiatoren wieder einmal auf dem Schlachtfeld mitkämpfen.

Hilfreich ist wiederum, dass man Hilfstruppen ausheben kann. Es gibt keltische Schwertkämpfer, Bergvölker und afrikanischen Söldner, die die Römer mehr als einmal eingesetzt haben. Dass man für sie eigene Rekruten benötigt, ist eigentlich ein Widerspruch, denn sie wurden ja als fremde Söldner angeworben. Insgesamt wird man den Eindruck nicht los, dass hier die römische Geschichte einmal mehr als bloßer und letztlich austauschbarer Hintergrund dient.

     

Fazit

Grand Ages Rome macht zwar Spaß, schöpft aber das Potenzial nicht aus, da es zu wenig Neues bietet. Obwohl die Wirtschaft, Bauwesen und Versorgung vereinfacht sind, ist es anfänglich durchaus interessant, die Städte hochzuziehen. Marmorne Bauten wie Forum, Triumphbogen oder Siegessäule locken, die man sein Eigen nennen will. Schön verzahnt ist die Erforschung neuer Techniken, da man diese wirklich braucht. Wer hier vergisst, den Brandschutz zu erfinden, dessen Stadt steht wohl bald in hellen Flammen, da es praktisch ständig wo brennt. Gerade die militärischen Missionen haben es in sich, so dass der Aufstieg als Statthalter gar nicht so einfach ist wie gedacht. Der Feind drückt, Eisen ist oft knapp und eine stehende Armee braucht Versorgung, weshalb man nicht bedenkenlos Soldaten produzieren kann. Allerdings sind die taktischen Möglichkeiten stark eingeschränkt, da auf dem Feld der Ehre meist das größere Heer gewinnt. Zudem verlaufen die Missionen immer recht ähnlich und die Popularität hängt zu sehr von Brot, Spielen und Priestern ab. Wer sich darum sorgt, hat fast schon gewonnen. Leider wenig gemacht hat man aus der römischen Laufbahn, die kaum anders läuft als bei anderen Städtebauspielen. Man kann zwar Joker einkaufen, aber die braucht man zum Sieg ebenso wenig wie den Mentor. Trotzdem ist es der kontinuierliche Aufstieg, der einen noch bei der Stange hält. Die Politik im fernen Rom schafft dies hingegen nicht, da sie bei Grand Ages wie die historischen Ereignisse bloßes Beiwerk ist. Langsam aber sicher braucht das Genre neue Impulse.


Pro

vereinfachtes Spielprinzip
Familien beitreten
teils anspruchsvolle Missionen
Spielkarten kaufen
durchdachte Forschung

Kontra

kaum spielerische Unterschiede zum Vorgänger
Laufbahn nicht ausgefeilt
Karten nicht spielentscheidend
Abstammung ohne Auswirkung
Missionen laufen ähnlich
kaum taktische Möglichkeiten

Wertung

PC

Trotz Avatar, Familie und Politik wird hier nur der übliche Städtebau geboten.

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.