Command & Conquer - Renegade06.03.2002, Marcel Kleffmann
Command & Conquer - Renegade

Im Test:

Die Mehrspieler-Demo ist kaum wenige Wochen alt und zieht derzeit so viele Spieler in ihren Bann, wie kaum ein anderes Spiel. Obwohl zahlreiche Lags und sonstige Verbindungsprobleme das Multiplayer-Erlebnis schmälern, sind die Fans schon gespannt auf das fertige Spiel. Ob der erste 3D-Shooter von Westwood trotz des gelungenen Mehrspieler-Teils ein Reinfall geworden ist, erfahrt Ihr in unserem Test.

Die Mehrspieler-Demo ist kaum wenige Wochen alt und zieht derzeit so viele Spieler in ihren Bann, wie kaum ein anderes Spiel. Obwohl zahlreiche Lags und sonstige Verbindungsprobleme das Multiplayer-Erlebnis schmälern, sind die Fans schon gespannt auf das fertige Spiel. Ob der erste 3D-Shooter von Westwood trotz des gelungenen Mehrspieler-Teils ein Reinfall geworden ist, erfahrt Ihr in unserem Test.

Mittendrin im Konflikt

1995 schickte Euch die Spiele-Schmiede Westwood zum ersten Mal in den fiktiven Tiberiumkonflikt. Command & Conquer Teil 1 löste eine wahre Echtzeit-Strategie-Lawine aus und kann, obwohl es faktisch nicht ganz korrekt ist, als Vater der modernen Echtzeit-Strategie angesehen werden. Mittlerweile arbeitet die Firma bereits am fünften Teil der äußerst erfolgreichen Serie. Mit dem sicheren Blick von oben habt Ihr Euren Pixel-Armeen zugeschaut und sie taktisch klug zum Sieg geführt. Damit ist jetzt Schluss, denn bei C&C Renegade erlebt Ihr den Konflikt hautnah aus der Ich-Perspektive der kleinen Pixel-Männchen.

Szenario & Story

Bei C&C Renegade übernehmt Ihr die Rolle von Nick "Havoc" Parker - eine wandelnde Kampfmaschine à la Rambo, die gerne zynischen Sprüche klopft. Havoc kommt immer genau dann zum Einsatz, wenn es richtig heiß zur Sache geht. Denn die Bruderschaft von Nod hat die führenden Wissenschaftler der GDI entführt, um hinterhältige Experimente mit dem Mineral Tiberium durchzuführen und es vielleicht sogar als Waffe einzusetzen. Die GDI und Nod kämpfen um diesen mächtigen Rohstoff, denn nur so kann der Konflikt zwischen den beiden Parteien finanziert werden. Unter den gekidnappten Personen befindet sich auch der allseits bekannte Dr.Möbius. Eure Aufgabe ist es, alle Wissenschaftler zu befreien und der Bruderschaft möglichst viel Schaden zuzufügen.

Missionen

Insgesamt zwölf Einsätze muss Havok hinter sich bringen: Die Missionen gestalten sich abwechslungsreich, actiongeladen und sehr umfangreich - auch wenn das zu Lasten der Ladezeiten geht. Während die erste Mission gerade zu einer Stippvisite ausreicht, geht es im zweiten Einsatz richtig zur Sache. Havok hat sich in typisch einsamer Helden-Manier (jemand, der nicht auf den Commander hört und das tut, was er will) ein Hovercraft-Landungsboot angeeignet und möchte auf eigene Faust einige gefangen genommene GDI-Truppen befreien. Im Laufe der Mission kommen weitere kleinere Aufgaben hinzu. So müssen beispielsweise Geschütztürme mit C4 vernichtet werden oder Ihr müsst Zivilisten oder sogar Priester vor der Bruderschaft in Sicherheit bringen. Danach bekommt Ihr einen Panzer zugeschustert und kämpft fortan eine Zeit lang mit dicken Geschützen. Doch an einer mit Panzersperren gesicherten Brücke heißt es wieder, raus aus dem edlen Gefährt und weiter geht es Fuß, um einen Nod-Offizier auszuschalten und schließlich eine Hand von Nod zu zerstören. Das eigentliche Missionsziel ist aber immer noch weit entfernt!

Ziele

Primäre Missionsziele wie Gefangene befreien, Gebäude zerstören oder bestimmte Personen finden werden meistens durch sekundäre oder Bonus-Einsatzziele erweitert, die Euch oft einen Vorteil verschaffen. Wenn Ihr also ein Helipad in die Luft jagt, bekommt Ihr später keinen Ärger mehr durch einen angreifenden Hubschrauber oder Ihr könnt einen Laserturm außer Gefecht setzen, in dem Ihr ein Kraftwerk zerlegt. Taktisches Vorgehen oder Teamkämpfe mit KI-Kollegen sind nur selten erforderlich. Zwar bringt Euch Schleichen & Snipern hin und wieder einen Vorteil, meistens ist aber die rabiate Standard-Vorgehensweise von Erfolg gekrönt.

Trotzdem dauern die Missionen meist weit über eine Stunde. An den letzten Einsätze könnt Ihr auch schon mal über zwei Stunden sitzen. Speichern könnt Ihr dabei immer, allerdings stören die sehr langen Ladezeiten, oft minutelang, trotz aktuellen Rechners. Gleichzeitig wird dabei auch eine Speichern/Laden-Orgie verhindert, die das Spiel viel zu leicht machen würde. Um die Orientierung auf den großen Karten zu erleichtern, gibt es im Menü neben einer detaillierten Missionsbeschreibung auch eine Karte des gesamten Levels.

Fahrzeuge

Bereichert wird das Gameplay auf jeden Fall durch die steuerbaren Fahrzeuge. Westwood hat fast alle fahrbaren Untersätze aus dem Strategiespiel übernommen. Auf Seiten der GDI steht Euch der Wüstenjäger, ein weniger kleiner Jeep mit Maschinengewehr auf der Ladefläche, zur Verfügung. Fast ebenso häufig klemmt Ihr Euch hinter das Steuer eines Panzers oder fahrt selbst die Krönung der modernen Kriegsführung - den Mammut-Panzer. Dieser wird zwar von jeder Schildkröte im Eiltempo überholt, aber die enorme Feuerkraft lässt keinen Stein mehr auf den anderen. Aber auch der Gegner verfügt über ein beachtliches Arsenal. Neben einem etwas schwächeren Panzer, jedenfalls im Gegensatz zur GDI und einem Kampfbuggy, haben die Jungs von der Bruderschaft eher einen Faible für kuriose Waffen. Sei es der Flammenwerfer- oder der Tarnpanzer.

Flugzeuge oder Hubschrauber, wie der GDI Senkrechtstarter Orca, ein Nod-Angriffhelikopter oder eine Transportmaschine könnt Ihr jedoch nicht fliegen. Westwood wird diese kleine Unzulänglichkeit allerdings korrigieren und für den Mehrspieler-Modus einen Patch mit neuen Karten nachschieben, wo Ihr auch fliegend angreifen könnt.

Intelligenz

Die Künstliche Intelligenz der Gegner ist allerdings eher dumm geraten. Selbst in den hoffnungslosesten Situationen gehen die Feinde weder in Deckung, noch treten sie den Rückzug an. Dafür können die insgesamt 21 meist menschlichen Gegner relativ gut im Team kämpfen und setzen auch schon mal richtig dicke Waffen ein. Trotzdem fällt es den Teamkameraden meist nicht auf, wenn ein gezielter Schuss mit einem Scharfschützengewehr den Nebenmann umhaut. Vor die Flinte laufen Euch erst normale Nod-Soldaten, später Flammenwerferkämpfer, Offiziere oder Black-Hand Elite-Kämpfer. Besonders starke Endbosse laufen Euch hin und wieder auch vor das virtuelle Fadenkreuz, wie ein grotesk mutierter, wohl mit Tiberium aufgewerteter, Mensch, der Euch kreuz und quer durch einen nicht gerade kleinen Raum schleudert.

Waffen

22 verschiedene Waffen stehen für Euch im Arsenal von C&C Renegade bereit, wobei acht Schießprügel nur im Mehrspieler-Modus vorzufinden sind. Die schallgedämpfte Pistole mit unendlich Munition ist mittlerweile genauso obligatorisch wie der Raketenwerfer, ein halbautomatisches sowie ein normales Maschinengewehr mit 100 Schuss im Magazin. Da kann sogar die Para aus Counterstrike einpacken. Ein Scharfschützen-, Laser- und Elektrogewehr runden die Knarren ab. Zu den eher sonderbaren Geräten gehört das giftig-grüne Tiberiumgewehr und die tragbare Ionenkanone. Granaten gibt es keine, dafür aber ein tragbares C4, das Gebäude schnell in Wohlgefallen auflöst.

Jede der beiden Parteien hat eine Spezialattacke auf Lager. Die Bruderschaft hat die Macht über einen nuklearen Sprengkopf und die GDI über einen Lasersatelliten, genannt Ionenwerfer. Um diesen Spezialangriff auszulösen, müsst Ihr eine Markierung in Form eines Zielsuchers am Punkt platzieren und nach zehn Sekunden könnt Ihr einen grafisch beeindruckenden Spezialeffekt bewundern.

Optik und Sound

Grafisch ist der 3D-Shooter ein zweischneidiges Schwert. Manche Passagen wie z.B. das Schiff, sind sehr einfach gehalten und wirken einfach nur trist und langweilig - das typische Grau in Grau. Ansonsten fällt auf, dass die weitläufige Landschaft oft aus sehr wenigen Polygonen besteht, dadurch entsteht teilweise ein sehr unnatürliches Erscheinungsbild. Auch hochauflösende, detaillierte Texturen können an diesem Eindruck häufig nichts ändern. Aber nicht alle Szenarios machen solch einen biederen Eindruck. Die Insel in der zweiten Mission und das Dorf können grafisch überzeugen - trotzdem kommt das Spiel an die Brillanz eines Medal of Honor oder Serious Sam 2 nicht heran. Ansonsten hat sich der Entwickler bei den Animationen der Einheiten besondere Mühe gegeben. So geschmeidig animierte Bewegungsabläufe bietet kaum ein Konkurrenzspiel - egal ob die Einheiten einfach nur über das Gelände laufen oder sich elegant vom Helikopter abseilen. Fahrzeuge und Gebäude wurden ihrem Vorbildern aus dem Tiberiumkonflikt gelungen nachempfunden und der fließende Übergang zwischen der Außenwelt und dem detaillierten Inneren der Bauwerke ist bemerkenswert. Leichte, störende Grafikruckler, vor allem beim Beginn eines Levels, fallen negativ auf.

Treibende Musik und weitgehend gut übersetzte Sprachsamples lassen mit tollen, teils original Sound-Effekten aus dem Strategiespiel, die Atmosphäre noch deutlich ansteigen. Unangenehm aufgefallen sind diverse Sound-Stotterer und Abbrüche bei der Sprachausgabe, die bisher auf allen Testrechnern aufgetreten sind und auch die Neuinstallation des Soundkartentreibers sowie die Änderung des Sound-Ausgabegerätes brachten aber keine Linderung,

Mehrspieler

Highlight bei Renegade ist ganz klar der Mehrspieler-Modus, denn es wurde kein sinnloses Deathmatch eingebaut oder auch kein CTF, sondern ein innovativer Modus, der einwandfrei ins Szenario passt. GDI und NOD stehen sich auf speziell angelegten Karten direkt gegenüber. Jede der Parteien hat eine komplett intakte Basis mit Kaserne, Waffenfabrik, Kraftwerk und natürlich der Tiberium-Raffinerie. Dieser kommt dabei eine besondere Funktion zu, denn um Euch neue Waffen oder Fahrzeuge zu kaufen, braucht Euer Team Geld und diese Credits bekommt Ihr nur, wenn der Sammler auf den Feldern ordentlich absahnt. Fahrzeuge und Waffen könnt Ihr in den Gebäuden an bestimmten Computerterminals bestellen. Dort könnt Ihr Euch außerdem in einen Ingenieur "verwandeln", der angeschlagene Fahrzeuge und Gebäude wieder Instand setzen kann.

Die gegnerische Basis dann in Schutt in Asche zu legen ist eine wahre Teamplay-Aufgabe, denn einsame Angriffe enden sehr schnell im Jenseits. Westwood hat die Balance im Spiel ausgezeichnet hinbekommen und die Einheiten sowie die Waffen und Karten sind hervorragend aufeinander abgestimmt. Probleme gibt es nur bei den Pings, denn sobald eine bestimmte Anzahl an Spielern auf einem Server ist, treten regelmäßig Lags oder sonstige Verbindungsstörungen auf. Der erste Patch für das Spiel behebt aber einige dieser Problem. Im LAN ist der C&C-Mode aber einwandfrei zu genießen.

Pro:

  • teilweise gelungene Grafik
  • Animationen auf höchstem Niveau
  • prima Charakter-Modelle
  • tolle C&C-Atmosphäre
  • einwandfreies Szenario
  • packender Sound
  • gute Übersetzung
  • viele geskriptete Ereignisse
  • enorm viel Action auf dem Schlachtfeld
  • umfangreichre Ziele und Aufgaben
  • genialer Mehrspieler-Modus
  • Kontra:

  • schwache KI
  • Grafik- & Soundruckler
  • teilweise veraltete Grafik
  • Lags im Mehrspieler
  • lange Ladezeiten
  • Fazit

    Command & Conquer Renegade ist der erste 3D-Shooter von Westwood und der Entwickler hat ein erstaunlich gutes Spiel abgeliefert. Allen voran ist der Mehrspieler-Modus zu nennen, der schlichtweg als klasse bezeichnet werden kann und sehr viel vom Spielspaß ausmacht. Ansonsten macht die detailgetreue Umsetzung des Szenarios sowohl grafisch als auch vom Sound her viel von der Atmosphäre aus. Missionen und Story sind schön verknüpft und so umfangreiche und fordernde Aufgaben, die bis zu zwei Stunden dauern, hat es bisher noch nicht in einem 3D-Shooter gegeben. Jetzt die Negativ-Punkte: Da wäre zum einen die tumbe künstliche Intelligenz der Gegner und die technischen Unzulänglichkeiten. Der Grafik-Engine merkt man deutlich die lange Entwicklungszeit an; Grafik- und Soundruckler trüben den Spielspaß. Trotzdem: Fans der C&C-Reihe und Action-Fans können auf jeden Fall zugreifen!

    Wertung

    PC

    0
    Kommentare

    Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

    Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.