Hidden and Dangerous 230.10.2003, Marcel Kleffmann
Hidden and Dangerous 2

Im Test:

Die Mafia-Entwickler Illusion Softworks schicken Euch in Hidden & Dangerous 2 wieder in den Zweiten Weltkrieg. In diesem überlaufenen Szenario müsst Ihr komplexe Missionen in einer Mischung aus Commandos 3 und Splinter Cell meistern. Klingt so weit nicht schlecht, aber es hapert an der vor Fehlern strotzenden Umsetzung - mehr dazu im Test!

Auf in den Kampf, Sir!

Ihr schlüpft in die Rolle des Anführers einer britischen SAS-Spezialeinheit und leitet lebensgefährliche Geheimoperationen hinter den feindlichen Linien, um die Achsenmächte im Zweiten Weltkrieg entscheidend zu schwächen. Bevor Ihr jedoch in den Kriegsdienst eintretet, müsst Ihr im Trainingslager antreten und dort ein ausführliches Tutorial bestreiten- inklusive kerniger Beschimpfungen vom Drill Instructor.

In diesem Lehrgang müsst Ihr über Stock und Stein springen, über den Boden robben, eine Wand hochklettern, Schießen üben, Granaten werfen, Fahrzeuge fahren und unbemerkt in eine Trainingsanlage eindringen, dort ein Objekt im Pool finden und wieder ungesehen verschwinden. Zum Abschluss erlernt Ihr die Kontrolle über die Team-Kameraden.

Dieses umfangreiche Tutorial ist zu Beginn recht zäh und trocken, aber unbedingt notwendig, da es mehr Tastatur-Kommandos gibt, als bei manch einer realistischen Flugsimulation. Habt Ihr dann Eure SAS-Ausbildung erfolgreich überstanden, geht es direkt in den Kampagnen-Einsatz, der von wunderschön gerenderten Zwischensequenzen und Mission-Briefings eingeleitet wird.

__NEWCOL__Sir, ja, Sir!

In der Kampagne müsst Ihr in 20 fortlaufenden Missionen gegen die Achsenmächte antreten. Ihr beginnt Euren Feldzug in Norwegen, werdet dann aber weltweit eingesetzt und stellt Euch in Nordafrika, Mitteleuropa und sogar in Asien dem Feind; in diesem Fall die Japaner.

Zunächst stellt Ihr ein SAS Elite-Team zusammen. Dazu pickt Ihr aus einem reichhaltigen Arsenal an Kämpfern genau die Jungs heraus, die Euch von den unterschiedlichen Fähigkeiten her überzeugen. Zu den Charakterwerten gehören Gesundheit, Stärke, Ausdauer sowie Spezial-Fertigkeiten wie Schießen, Tarnen, erste Hilfe oder Schlösser knacken. Diese Fähigkeiten verbessern sich mit der Zeit und daher solltet Ihr getreu der Devise "Never change a winning team" handeln.

Sollte Euch dieser Rollenspielteil zu komplex sein, und auch die Ausrüstung der Kämpfer zu viel Zeit kosten, gibt es die sehr hilfreiche Automatisierung, die Euch per Knopfdruck ein leistungsfähiges Team zusammenstellt.

Was darf ich tun, Sir?

Im stinknormalen Kampagnen-Modus könnt Ihr eine abwechslungsreiche und zugleich weitläufige Latte an Missionen absolvieren. Die teils riesigen Levels unterscheiden sich nicht nur durch den Handlungsort, sondern natürlich auch durch die Aufgabe. Manchmal gilt es einfach nur alle Gegner zu erledigen, ein anderes Mal sollt Ihr geheime Pläne stehlen bzw. fotografieren, Gegenstände in die Luft jagen, Objekte erreichen oder Fahrzeuge fahren.

Oft bieten sich dabei verschiedene Handlungsmöglichkeiten an: Ihr könnt z.B. eine Basis als Scharfschütze ausräuchern oder mit einer stationären FLAK alle Gegner erledigen. Oder doch lieber mit dem frisch geklauten Panzer durch die Basis rasseln? Generell spielen sich die Missionen ziemlich actionreich, mit einem gehörigen Schuss Realismus und jeder Menge Taktik. Oftmals ist es sinnvoll, manchmal sogar unabdingbar, leise und unbemerkt vorzugehen.

Knapp 40 durchweg realistische Waffensysteme dürft Ihr ins Feld führen und zugleich noch in dem Inventar der erledigten Feinde herumstöbern. Weitere Abwechslung kommt durch die 20 Fahrzeuge ins Spiel.

__NEWCOL__Ich hab einen Krampf, Sir!

Das Team steuert Ihr aus einer Splinter Cell-ähnlichen Schulterperspektive, damit Ihr immer den nötigen Überblick habt. Befehle erteilt Ihr allerdings über ein umständliches Menü und die Steuerung hinterlässt bei weitem keinen so gelungenen Eindruck wie in Splinter Cell; mit der ungeheuren Menge an Tastaturkommandos ist es einfach zu umständlich.

Noch mehr Schwierigkeiten gibt es im überladenen Taktik-Modus, in dem Ihr in Echtzeit und aus der Vogelperspektive bestimmte Kommandos in Folge an Eure Leute geben könnt. Das Ganze läuft über ein unübersichtliches Interface inklusive einiger Kontrollprobleme.

Was gibt es noch, Sir?

Im "Einzelgänger"-Modus könnt Ihr zusätzlich die gesamte Kampagne ohne Teambegleitung durchzocken und in der "Blutbad"-Variante müsst Ihr alle Feinde auf jeder Karte erledigen. Zum Speichern habt Ihr allerdings immer nur einen Slot frei, egal für welchen Einzelspieler-Modus Ihr Euch entscheidet.

Verbuggt & idiotisch, Sir!

Recht durchwachsen ist die künstliche Intelligenz. Zwar stellen sich Eure Kollegen eigentlich durchweg schlau an, suchen Deckung und geben Euch von alleine Feuerschutz, aber recht häufig fallen nervige Wegfindungsfehler auf.

Manchmal sehen auch die KI-Kollegen den Feind überhaupt nicht, selbst wenn dieser nur ein paar Schritte entfernt steht. Es kommt sogar vor, dass Eure KI-Kollegen manchmal einfach so auf unsichtbare Gegner ballern und versuchen, Geister auszutreiben.

Auch bei den Schleicheinlagen fällt die KI ins Wasser, denn es ist schlicht unmotivierend, wenn Ihr Euch langsam durch die Dunkelheit arbeitet und die Feinde Euch trotzdem auf Hundert Meter Entfernung sehen. Ebenso nerv- und motivationstötend sind einige Bugs, die sowohl bei der KI und dem Missionsdesign auftreten - das hätte nicht sein müssen, da so der Frustfaktor und Schwierigkeitsgrad in Zusammenhang mit dem einzelnen Save-Punkt unbarmherzig in die Höhe schnellt.

__NEWCOL__Wie sieht`s aus, Sir?

Hidden & Dangerous 2 basiert auf der LS3D-Engine, die schon für den Hit Mafia verwendet wurde, und das Alter der Engine kann man dem Spiel ansehen: die optische Brillanz aktueller Top-Titel wie Max Payne 2 wird natürlich nicht erreicht. Dennoch kann sich das Spiel sehen lassen, da die Außenareale ziemlich groß sind und von Mission zu Mission hübscher werden.

Lediglich die Innenlevels zeigen sich schwach auf der Brust, dafür gibt es aber einige nette Details zu entdecken. Auch der Sound präsentiert sich auf einem gehobenen Durchschnittsniveau, wobei die Musik teilweise prägnant hervorstechen kann. Auch die englische Sprachausgabe ist gut gelungen.

Gibt es Teamplay, Sir?

Im Mehrspieler-Modus könnt Ihr den typischen Deathmatch-Modus hoch und runter spielen, oder Euch in der Besatzung (CTF-Variante) austoben. Deutlich mehr Spaß macht es hingegen, wenn Ihr den Missions-Modus startet und Alliierte gegen Achsenmächte in zwei Teams spielt.

Fazit


Hidden & Dangerous 2 ist definitiv kein schlechtes Spiel! Es macht streckenweise richtig Spaß, den Achsenmächten militärisch eins auszuwischen. Aber es ist einfach frustrierend zu sehen, dass so ein viel versprechender Titel von nervigen Bugs, einer viel zu komplexen Steuerung, dem hohen Schwierigkeitsgrad und einer unausgegorenen künstlichen Intelligenz in den Motivationskeller gezogen wird. Licht ins Dunkel bringen die abwechslungsreichen und spannenden Missionen, die vielen Handlungsmöglichkeiten sowie die Rollenspielelemente. Und im Mehrspieler-Modus hat man aufgrund des Fehlens der dämlichen KI deutlich mehr Spaß. Trotzdem: Wenn Ihr viel Geduld habt, eine knackige taktische Herausforderung sucht und auf die Veröffentlichung der ersten Patches wartet, könnt Ihr zuschlagen. Wegtreten!

Pro

<li>tolle Rendersequenzen</li><li>abwechlungsreiche Missionen</li><li>Mix aus Action und Schleichereien</li><li>viele Handlungsmöglichkeiten</li><li>komplexes RPG-System inkl. Erfahrungsgewinn</li><li>große Areale rund um die Welt</li><li>viele Waffen und steuerbare Fahrzeuge</li><li>gutes Tutorial</li><li>netter Taktik-Modus</li><li>drei Einzelspieler-Modi</li><li>gelungene Soundkulisse</li><li>spaßiger Mehrspieler-Modus</li>

Kontra

<li>nervtötende Fehler in der KI</li><li>Bugs in den Missionen</li><li>unnötig komplexe Steuerung</li><li>nur ein Speicherstand erlaubt</li><li>dadurch unmotivierend und frustrierend</li><li>oft ein bisschen zu schwer</li>

Wertung

PC

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