Command & Conquer: Alarmstufe Rot 3 - Der Aufstand19.03.2009, Marcel Kleffmann
Command & Conquer: Alarmstufe Rot 3 - Der Aufstand

Im Test:

Der Online-Vertrieb scheint auf dem Vormarsch zu sein: Immer mehr digitale Pakete werden geschnürt und Electronic Arts lässt sogar das ohne Hauptprogramm lauffähige Add-On "Alarmstufe Rot 3 - Der Aufstand" exklusiv als Download-Fassung auf Kommandeure und Eroberer los. Versucht der Publisher mit diesem Schritt die fehlende Qualität und den mangelnden Umfang des Add-Ons zu verschleiern?

Die Zukunft: Online-Vertrieb?

Ein Singleplayer-Add-On ausschließlich online zu vertreiben ist eine gewagte Idee, da Fans ohne Breitbandanschluss außen vor bleiben. Wäre es nicht sinniger, wenn man vorrangig Spiele mit Multiplayer-Content online verkaufen würde? Okay, das ist eine andere Diskussion. Als Bezugsquellen für "Alarmstufe Rot 3 - Der Aufstand" gibt es den EA Store mit einem Steam durchaus ähnlichen Download-Manager oder Gamesload. In der für April geplanten Box-Version wird ebenso nur ein Download-Key beiliegen.

Rupert Thornley (Malcolm McDowell): Präsident der EU und Befürworter der Future-Tech Corp.

Die Review-Fassung bezog ich im EA Store und durfte dort lediglich eine Sprachversion auswählen - wie schade, denn die deutsche Synchronisation ist nicht so gut gelungen wie bei Alarmstufe Rot 3, insbesondere bei der alliierten Kommandeurin (wieder mit sehr knappen Outfit) und der Nachrichtensprecherin fällt die mangelnde Lippensynchronität auf.

Danach beginnt der EA Download Manager seine Arbeit, solange man einige ActiveX-Steuerelemente in den Internet-Sicherheitsoptionen "erlaubt", was der Internet Explorer gleich mit "Achtung! System-Unsicherheit" kommentiert. Die stattlichen 5,9 GB schaufelte das Programm in rund sechs Stunden auf meinen heimischen Rechner; mit einer konstanten Rate von über 320 KB/Sek., fast das Maximum der DSL3000er-Leitung. Bei der folgenden Installation war jedoch die Datei 'Core7.cab' defekt und konnte nicht repariert oder getrennt bezogen werden. Großartig! Also startete ich die Prozedur erneut, diesmal via Notebook und siehe da: Es funktionierte. Auch der Datentransfer und die Installation auf dem anderen Rechner klappten.

Nur echt mit realen Schauspielern

Jede der drei Fraktionen hat eine neue Mini-Kampagne mit jeweils drei oder vier zusammenhängenden Missionen bekommen und als Ausgangspunkt dient das Finale der Alliierten aus Alarmstufe Rot 3. Ihr beginnt zunächst damit, euch mit aufständischen Kommandeuren herumzuschlagen, welche die neue Machtlage nicht akzeptieren wollen. Im Verlauf der kurzen Kampagnen (jeweils ein bis zwei Stunden) tritt dann die neue Waffensysteme entwickelnde und zugleich mysteriöse Future-Tech Corp. als Gegner auf...

Erzählt wird die wiederum abgedrehte,

Das mächtige Harbinger-Gunship der Alliierten bringt den "Tod aus der Luft".
aber zu kurz geratene und deswegen nicht ganz so schön irrsinnige Geschichte in hochklassigen Zwischensequenzen mit realen Schauspielern; sonstige Rendersequenzen fehlen weitgehend. Neben bekannten Personen aus Alarmstufe Rot 3 wie Gemma Atkinson und Ivana Milicevic zeigen Malcom McDowell (Clockwork Orange, Wing Commander-Spiele), Wrestling-Veteran Ric Flair, Holly Valance (Dead or Alive-Film) und Jodi Lyn O'Keefe (Prison Break) ihr Antlitz vor der Kamera. Aufgrund der kurzen Kampagnen bleibt ihnen nur wenig Zeit sich einprägsam in Szene zu setzen und an die bizarre Originalität aus Alarmstufe Rot 3 kommen sie nicht heran.

Vier Kampagnen

Waren im Hauptprogramm alle Missionen im kooperativen Modus mit KI- oder menschlichem Kompagnon spielbar, wird diesmal darauf verzichtet: Es gibt weder Co-Commander noch kooperative Option. In jedem Einsatz seid ihr auf euch gestellt und werdet mit kniffeligeren Einsätzen konfrontiert als im Hauptprogramm, das für meine Begriffe zu leicht war. Schon der erste Einsatz bei den Russen beginnt fordernd, ohne Basis und mit begrenzten Fußtruppen. Zum Sieg verhelfen die Spezialfähigkeiten der Einheiten und später müsst ihr mit befreiten Wissenschaftlern quer durch eine Basis fliehen unter Artilleriefeuer. Zum Glück sieht man, wo die Geschütze hinfeuern, dennoch ist der letzte Teil haarig, vor allem wenn der Auslöser zum Missionsende nicht funktionieren will oder die Einheiten sich aufgrund der nervtötenden Wegfindung wie eine Perlenschnur aufreihen. Da freut sich die Artillerie! Seltsamerweise sind die nächsten Einsätze nicht mehr so hektisch/hinterhältig.

Ist die erste Mission geschafft, werden die anderen beiden Feldzüge freigeschaltet, in denen ihr bemüht wechselnde Ziele erfüllen dürft: Eroberungen durchführen, Paläste auf Eis legen und danach den Geflohenen jagen, Baufahrzeuge beschützen oder vor dem Errichten einer Basis das Areal mit wenigen Truppen säubern. 

Die Giga-Festung aus dem Reich der aufgehenden Sonne wartet auf Beute.
Geskriptete Ereignisse und überraschend auftauchende Gegner in höheren Dosierungen machen die Anfangsphase etwas schwerer und könnten gelegentlich zu Trial&Error führen. Diese vorbestimmten Ereignisse können die Schwächen der Computerintelligenz aber nicht verbergen: Euer Gegner greift oft die gleichen Stellen an und baut liebend gerne am gleichen Ort zerstörte Gebäude wieder auf - typisch C&C!

Generell fällt auf, dass die neuen Einheiten allesamt (viel) zu stark sind, egal ob es der alles vernichtende Alliierte-Superbomber (Harbinger-Gunship), ein Cryo-Legionär, der russische Verseucher, das Mörser-Bike oder ein Stahl-Ronin bzw. die Gigafestung sind. Viele der "alten" Einheiten kann man zu Gunsten der Neuen vergessen oder höchstens als Geleitschutz mitschicken. Fünf Harbinger-Gunships mit ein bisschen Luft-Luft-Unterstützung und die gegnerische Basis ist Geschichte. Diese nicht sonderlich gut getroffene Balance fällt neben der Kampagne auch im Skirmish-Modus auf und ich bin froh, dass es keinen Mehrspieler-Modus mit diesen übermächtigen Einheiten gibt.

Yuriko Omega

Der vierte Teil der Kampagne dreht sich um die mit mächtigen PSI-Fähigkeiten und in Schulmädchen-Uniform agierende Yuriko. Die Kamera ist fest an das Mädel geheftet und in Erinnerung an die alten Indoor-Missionen aus Alarmstufe Rot dürft ihr mit dem mächtigen Fräulein die militärischen Einrichtungen auseinander nehmen. Dabei hat Yuriko vier Hauptfertigkeiten (wie Schockwelle, Anheben/Werfen, Gegner kontrollieren und Projektil-Schutzschild) und einen kleinen "Fertigkeitenbaum" wie bei den Kommandantenoptionen - aufgewertete

Mit Yuriko schaltet ihr ganze Basen in Windeseile aus. Im grünlichen Bereich heilt sie sich.
Fertigkeiten kann man von Mission zu Mission nicht mitnehmen. Dieser Teil spielt sich wie ein simples Hack&Slay mit Taktikanteil, bei dem ihr die Gegner mit den richtigen Spezialaktionen ausschaltet und zum Beispiel Panzer in die Lüfte hebt, um sie dann mit voller Wucht auf andere Panzer zu schleudern. Zwischendurch lädt Yuriko ihre Lebensenergie an speziellen Terminals wieder auf. Gerade weil dieser Teil ordentlich Abwechslung bringt und nahezu kein Klischee auslässt, hebt sich Yuriko wohltuend von den anderen Kampagnen ab.

Herausforderungen

Abgerundet wird das Add-On mit den "Herausforderungen". Dies sind 50 Mini-Missionen, in denen ihr schrittweise gegen andere Kommandeure antretet und manchmal gibt es sogar optionale Missionen. Mit Siegen schaltet ihr immer mehr Waffen/Einheiten frei, über die ihr im weiteren Verlauf verfügen könnt, um die teilweise kreativen Szenarios zu schaffen. Ohne allzu viel verraten zu wollen, wartet auf euch ein Kommandant mit Vorliebe für Hunde oder ein Einsatz bei dem ihr Hunderte von russischen Soldaten ausschalten müsst oder Gegner die sich partout verschanzen. Da es "Herausforderungen" sind, darf währenddessen nicht gespeichert werden und ein (optionales) Zeit-Limit verspricht zusätzlichen Reiz. Für den Gefecht-Modus gibt es zudem "neue" Karten, die nicht "neu" sind, sondern aus den "Herausforderungen" stammen.

Fazit

Obwohl das Add-On den Co-Commander streicht und nicht an den Computerintelligenz- und Wegfindungsbaustellen arbeitet, ist es der Umfang, der es interessant macht. War bei World in Conflict: Soviet Assault nach maximal vier Stunden alles vorbei, dauern die aufständischen Kampagnen knapp doppelt so lang und zusätzlich wartet der Herausforderungsmodus, eine Art Dauer-Skirmish mit teils sehr abgedrehten Startbedingungen und schrittweise freischaltbaren Einheiten. Dafür leistet sich die etwas kniffeligere Kampagne einige Design-Schnitzer mit Trial&Error-Potenzial und die neuen Truppen sind allesamt zu stark - zum Glück werden sie nicht auf die Multiplayer-Schlachtfelder losgelassen. Hinter ihren Möglichkeiten bleiben leider die abgedrehten Videos zurück, die eine ähnliche Güteklasse wie beim Hauptprogramm erreichen (außer bei der Synchronisation), jedoch ist die "Geschichte" zu kurz, um ähnlich durchgeknallt und irrsinnig zu wirken. Vielleicht wäre eine längere Kampagne die bessere Wahl gewesen. Dafür entwickelt sich der Yuriko-Abschnitt zu einem kleinen Highlight und lässt euch in Hack&Slay-Manier ganze Militärbasen auseinander nehmen. Letztendlich lassen die Balance- und Design-Schnitzer die Kampagne mittelprächtig erscheinen, aber durch Yuriko und die vielen Herausforderungen rettet sich das "Der Aufstand" mit Ach und Krach in den guten Bereich.

Pro

vier Kampagnen
fordernde Missionen
ungewöhnlicher Yuriko-Feldzug
stellenweise schöne Missionsideen
tolle Videos mit einem Hauch Irrsinn
elf neue Einheiten
50 Mini-Missionen/Herausforderungen
neue Musikstücke

Kontra

zu kurze Kampagnen
gelegentliches Trial&Error durch "fiese" Überraschungen
schwankender Schwierigkeitsgrad
neue Einheiten sind zu mächtig und verdängen alte Truppentypen
kein Co-Commander mehr
Wegfindungsprobleme und Computerintelligenz mit altbekannten Schwächen

Wertung

PC

Die mittelprächtige Kampagne (Balance- und Design-Schnitzer) wird durch Yuriko und die Herausforderungen aufgewertet.

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