Buccaneer - Pursuit of Infamy 24.06.2010, Bodo Naser
Buccaneer - Pursuit of Infamy

Im Test:

Buccaneer: The Pursuit of Infamy will an den Erfolg von Pirates! und Co. anknüpfen. Dafür versetzt einen das Seeräuberspiel in die funkelnde Karibik, wo Segelschiffe idyllisch ihre Runden drehen. Kann das Abenteuer auch mit Spieltiefe überzeugen?

Freibeuter der Karibik

Ein Bukanier (auf Englisch: Buccaneer) war einst ein Freibeuter - also nichts anderes als ein ordinärer Seeräuber. Henry

Ein Landgang gerät ganz schön uninteressant, da der Hafen außer Werft nichts bietet. Weder Trunk, noch Frauen, noch Kartenspiel. 
Morgan war z.B. ein berühmter Pirat der Historie, Le Chuck aus Monkey Island war einer der Fiktion und Johnny Depp spielt ein Fluch der Karibik einen solchen. Dass das Spiel diesen vergleichsweise altertümlichen Titel trägt, spielt jedoch keine Rolle, denn es geht um nichts anderes als in anderen Piratenspielen: Man fährt mit seinem Schiff hinaus, um andere Schiffe aufzubringen. Zudem spielt auch Buccaneer in der Goldenen Zeit der Piraten, als die Gesetzlosen um 1700 auf eigene Rechnung die Karibik unsicher machten. Eine durchgehende Story wird allerdings nicht erzählt, so dass keinerlei erzählerischen Anreize entstehen können.

Eigentlich spielt Buccaneer noch nicht mal in der richtigen Karibik wie Pirates!, da die vorkommenden Eilande dieser nur grob ähneln. Die verstreut liegenden Inseln sind frei erfunden, haben seltsame Formen und tragen so klangvolle Namen wie Hundehaufen, Zwillingsinseln oder Krabbenbucht - eine Affeninsel wurde zum Glück ausgelassen. Betreten darf man die winzigen Archipele ohnehin nicht, da das Spiel ausschließlich auf See spielt - abgesehen von den Zeiten, die man im einzigen Hafen verbringt. Überhaupt darf man auch nicht nach Gutdünken durch die See kurven, da es keine durchgehende Welt gibt. Jede Mission spielt in einer abgesperrten Umgebung, deren Grenzen man recht schnell erreicht.

Mit Augenklappe geboren

Der Spielinhalt ist ebenso typisch wie das Szeanrio: Man startet mit einem kleinen Schiff, ein paar Kanonen und einer

Die verstreuten Eilande mit den Missionen muss man sich freispielen. Hat man sie geschafft, werden sie gestrichen. 
miesen Mannschaft, um die Karibik unsicher zumachen und möglichst viel Gold zu scheffeln. Einziges Mittel zum Broterwerb sind die Missionen, die -nach und nach freigeschaltet- unterschiedlich viele Dublonen und Ansehen bringen. Die Missionen sind recht leicht zu schaffen, da die Simulation in erster Line auf Anfänger zugeschnitten ist. Auch wenn sie im weiteren Verlauf etwas schwerer werden, ähneln sie sich doch ziemlich, da man immer ein paar Schiffe versenken, was einsammeln und darüber hinaus noch ein paar Gebäude von See beschießen muss. Physik wird dabei kleingeschrieben, denn man kann schon mal durch ein Schiff fahren, als würde es von Geistern gesteuert.

Schnell hat man ein paar Kröten zusammen, um sein Schiff besser auszurüsten. Die Reparatur ist neben der Werft eine der wenigen Anlaufstellen im Hafen - sonst gibt's dort außer Speichern nichts zu tun. Das größte Manko: Man kann nicht wie bei Pirates lukrativen Handel treiben, so dass gekaperte Ware gleich in Gold umgewandelt bzw. aufgeteilt wird. Auch durch bestandene Missionen kann man die Moral der Mannschaft verbessern, die man nicht wie bei andere Spielen auffrischen muss. Im Gegensatz zu Schiffsrumpf und Munition bleibt die Mannschaft immer munter, was Buccaneer jeglichen Anflug von Realismus raubt. Immerhin darf man irgendwann ein neues Schiff bauen, was allerdings auch nicht für Motivation sorgt: Das erste Schiff ist eigentlich schon recht gut, wenn man es voll ausbaut.

Ballerei in der Idylle

Einzige wiederkehrende Aktion sind die Seeschlachten, die aber recht überschaubar sind. 

Auch wenn sie kaum was bieten und oft ähnlich verlaufen, finden die Seeschlachten doch in schöner Umgebung statt.
Man muss ein bis zwei Schiffe auf den Meeresgrund schicken, die in etwa gleich stark sind. Das ist auch deshalb recht simpel, weil man das Schiff sogarauf See reparieren kann. Die KI gibt sich eher harmlos, denn die Segelschiffe setzen kaum nach. Zudem fahren die Feinde immer den gleichen Kurs, so dass sie leicht auszurechnen sind. Die in Südseeidylle stattfindenden Seeschlachten sind auch deshalb fade, weil man kaum was tun muss: Alles geht so automatisch wie das schnelle Nachladen und es gibt nur eine Munitionsart. Man kann den Feind noch nicht mal rammen, weil das keinen Schaden verursacht. So ist man aufs stupide Geballer beschränkt, um Konkurrenten zu plätten.

Die Steuerung ist betont einfach gehalten; man kommt schon mit vier Tasten zurecht: Man braucht weder das Segel zu wechseln noch irgendwelche Manöver auszuführen, so dass das Navigieren ebenso kinderleicht wie eintönig ist. Das Segelschiff fährt sich so einfach wie eine Seifenkiste, was natürlich nicht zur Glaubhaftigkeit beiträgt. Man kann sogar rückwärts fahren, als hätten die Pötte damals einen Gang gehabt. So ist auch der groß angekündigte Blick durchs Krähennest eigentlich überflüssig, da man den Feind auch ohne sieht. Leider funktioniert die Steuerung nicht immer optimal: Wagt man sich zu nah an die Inseln, bleibt man ungewollt im Sand stecken. Da hilft nur neu starten, denn man kommt nicht wieder frei.

Kaum Mitspieler

Wer dem lieblos zusammen gezimmerten Einzelspieler-Modus entkommen will, dem bleibt nur der Multiplayer. Hier kann man im LAN oder Internet gegen- und miteinander kämpfen, wobei erstmals auch die beiden Kriegsparteien eine gewisse Rolle spielen. Anders als in der Kampagne muss man sich hier nämlich entscheiden, ob man für Piraten oder Krone losschippern will. Leider finden sich auf den Servern kaum Mitspieler, so dass man oft allein seine Runden dreht. Immerhin kann man so mal die ganzen Schiffstypen ausprobieren, ohne dass man die langweilige Kampagne durchgespielt haben muss.

               

Fazit

Zunächst glaubt man noch, dass es sich bei Buccaneer um ein abgespecktes, leicht zugängliches und actionorientiertes Seeräuberspielchen im Stile von Pirates! handelt. Doch dann merkt man rasch, dass das nicht mehr als ein liebloser Abklatsch ist, der nicht einmal die nötigsten Schlüsselelemente des Klassikers von Sid Meier umfasst: Es gibt keine Story, bei der man seine Verwandten sucht; es gibt noch nicht mal verliehene Titel oder einen sozialen Aufstieg. Die Kampagne ist eine bloße Ansammlung von immergleichen Missionen, deren Reiz rasch schwindet. Und man darf auch nicht nach Wunsch herumfahren, denn es gibt keine durchgehende Welt - der einzige motivierende Faktor ist das Gold zum Ausrüsten. Ansonsten ist man auf idyllischen Karten einsperrt, die recht klein sind. Handel treiben ist nicht möglich, da es nur einen Hafen gibt. Die Seeschlachten könnten simpler nicht sein: Man braucht keine Routen- oder Munitionstaktik und muss bloß drauflos ballern - nicht mal das Entern ist möglich! Stattdessen kann man sich ab und an ein neues Schiff leisten, das sich kaum anders fährt als der Pott zuvor. Auch beim Mehrspieler kann der Pirates!-Klon nicht punkten, da man kaum Mitspieler findet. Wer ein wirlklich episches Abenteuer auf hoher See erleben möchte, sollte die Finger von diesem Murks lassen und auf das Original zurückgreifen.

Pro

actionorientierte Seeschlachten
Übersicht geht nie flöten
Schiffe ausrüsten

Kontra

kaum eine Herausforderung
wenige Möglichkeiten
Schiffe nicht entern
nur ein Munitionstyp
kein Handel möglich
Missionen ähneln sich
keine frei zugängliche Welt
wenig aggressive KI
kaum MP-Mitspieler
keine Story wie bei Pirates

Wertung

PC

Wenn Pirates! einen Sturm entfacht, ist es hier allenfalls ein laues Lüftchen für Leute, die eigentlich gar nicht spielen wollen.

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