Test: Blood Bowl (Sport)

von Ben



Entwickler:
Release:
27.11.2009
07.2014
07.2014
10.07.2009
20.11.2009
10.07.2009
Spielinfo Bilder Videos
Unglückliches Würfelglück

Schade: Es ist selten genug, dass sich ein Entwickler heute noch an Brutal Sports herantraut - also die Regeln einer bekannten Sportart so abwandelt, dass neben dem Punkten vor allem die karikierte Gewalt im Mittelpunkt steht. Mögen die Speedballs dieser Welt in Frieden ruhen! Umso bedauerlicher ist es, dass der eine Neuzugang fast schon wie ein müder Stummfilm anmutet. Aber es ist nicht einmal die audiovisuelle Wucht, die diesem Blood Bowl fehlt; es ist vor allem der spielerische Frust, der dem Spiel weh tut. Denn während der vom PC gesteuerte Kontrahent das Leder-Ei gekonnt durch die gegnerischen Reihen manövriert, kriegen die eigenen Kameraden den Ball nicht zu fassen, stolpern oder vermasseln selbst den Abwurf. Sinnvolles Taktieren ist deshalb kaum möglich.

Es liegt nicht daran, dass jede Handlung, wie im Warhammer-Universum üblich, durch Würfeln auf die Probe gestellt wird. Das Problem ist, dass der Computer selbst auf dem normalen Schwierigkeitsgrad mit höherer Wahrscheinlichkeit Glück hat als sein menschlicher Gegenüber! Und das gilt für alle Aktionen; vom Zweikampf über das Ausweichen eines gestellten Beins bis zum Fangen und Werfen.

Doch selbst darin liegt nicht das größte Problem. Der Knackpunkt ist die Tatsache, dass jede (!) misslungene Aktion umgehend zu einem Turnover, also zum Ende des Zuges führt. Weil der Großteil aller Spieler aber schon bei einer normalen Bewegung einen Sturz verhindern muss (jeder auf einem angrenzenden Feld stehende Gegner behindert einen Läufer), gelingt es selten, überhaupt die gesamte Mannschaft zu bewegen. Dabei hat ein Spieler nach seiner Bewegung ja noch nicht einmal die eigentliche Aktion ausgeführt - die dann erneut mit zu hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls schief gehen wird! Das mag auch im Original so sein; es schadet der taktischen Dynamik. Denn eine clevere Planung kann man damit getrost vergessen. Stattdessen setzt man die wenigen Sportler, die sich frei bewegen können und tastet sich anschließend mit übervorsichtigen Aktionen voran. Da hilft es auch nicht, dass der Gegner
Ob man diese Aufstellung erfolgreich sein kann?
Ob diese Aufstellung erfolgreich sein kann?
völlig vorhersehbar taktiert und keine nennenswerten Finessen beherrscht: Wer will bei diesem Unglücksfaktor schon ein spannendes Spiel riskieren?

Sportliche Logiklöcher

Seltsam: In Echtzeit sieht zumindest die Sache mit dem Glück ganz anders aus! Plötzlich weichen die Spieler ihren Kontrahenten aus, heben den Ball gleich beim ersten Versuch auf - die Dynamik stimmt. Und trotzdem kommt selbst dann keine Freude auf. Woran liegt's? Immerhin läuft das Spiel so langsam ab, so dass man nie den Überblick verliert. Man hat allerdings trotz jederzeit einschaltbarer Super-Zeitlupe nie die volle Kontrolle über sein Team. Während man nämlich stets nur einem Spieler einen Befehl erteilen darf (von sich aus verweilen die "Profis" meist wie angewurzelt am Platz), sieht man bei der erneuten Wahl derselben Figur nicht, welcher Anweisung er gerade folgt. Und so erteilt man alle paar Sekunden sämtlichen Spielern neue Befehle, um keinen Flüchtigkeitsfehler zu begehen. Clevere Manöver kann man dabei aber nicht austüfteln, u.a. deshalb, weil die besonderen Fähigkeiten wie Ausweichen, Blocken oder Werfen, ausschließlich passive Verbesserungen sind. Man klickt, wählt Gegner oder Ball und geht zum nächsten Spieler - der Spielspaß versinkt so binnen weniger Minuten im "Nirwarna".

Beiden Spielvarianten sind übrigens viele nicht nachvollziehbare Flugbahnen gleich, die scheinbar jeder Logik trotzen. Das macht es unmöglich, die Fantasy-Profis taktisch sinnvoll zu setzen, während sich der Ball gerade in der Luft befindet. Und da sich Cyanide an die Regeln des Brettspiels (Living Rulebook 5.0) halten musste, frage ich mich außerdem, weshalb eine rote Karte im Echteit-Modus nicht umgehend geahndet wird... Irgendwann war ich jedenfalls frustriert: Die taktisch einfache, aber unterhaltsame Brettvorlage wird von grundlegenden Fehlern zunichte gemacht; das können auch das witzige Bestechen, die randalierenden Fans oder heimlichen Drogentests ausgewählter Kontrahenten nicht rausreißen.

Unerwartet spannend

Doch dann habe ich die Online-Matches entdeckt - und plötzlich konnte der unterhaltsame Taktiksport doch noch seine Stärken ausspielen! Denn wer mit menschlichen Gegnern um das Leder ringt, der erlebt gleiche Chancen auf beiden Seiten. Der kann vor allem aber in verschieden langen, selbst erstellten Ligen mit unterschiedlich vielen Teilnehmern und ebenso frei bestimmtem Regelwerk teilnehmen! Der entwickelt sein (leider nicht importierbares) Team im Lauf einer solchen Meisterschaft wie in der Solo-Karriere weiter und streicht eine vom Gastgeber festgesetzte Siegesprämie ein. Die Menüs sind zwar auch hier unhandlich und unübersichtlich, aber das tut dem funktionierenden "Online-Brettspiel" dann keinen Abbruch mehr. Schade, dass die Solo-Partien nicht ebenso gut durchdacht wurden!

Kommentare

FuerstderSchatten schrieb am
FAKplayer hat geschrieben: Das Kontra "Flugbahn des Balls oft nicht nachvollziehbar " zeigt dass man hier nur halbherzig gearbeitet hat oder wie gesagt das Spielprinzip nicht kennt. Denn jeder Spieler hat eine bestimmte AG. Je höher diese ist desto weniger hoch muss das Würfelergebniss sein. d.h. ein Spieler mit AG 3 und ohne Modifikationen muss eine 3 würfeln um den Ball aufzuheben. Schafft er es nicht dann gibt es einen Turnover. Nun zum Werfen. Auch hier gilt. Je größer die AG desto wahrscheinlicher gelingt der Wurf. Aber wenn er ihn vermasselt. Dann wird er ungenau. Beim Tabletopspiel muss man hier auswürfeln wohin der Ball fliegt, beim Spiel ermittelt das der PC automatisch.
Was willst du machen, die Leute von 4Players kennen halt nur Physik, die können halt Würfelspiele nicht verstehen, frag mich sowieso warum der Chief hier immer diese Gesellschaftsspiele testet aber dann nicht Blood Bowl.
Da fällt mir ein: Wäre das Spiel aber von Blizzard wäre die Flugbahnberechnung warscheinlich als Innovation hochgelobt worden. Dann hätte Blood Bowl warscheinlich sogar die 90% geknackt.
FuerstderSchatten schrieb am
Ach der Verriss ist mir ja ganz entgangen, bis ich gerade mal wieder an Blood Bowl gedacht habe, spiele es zwar regelmässig in der Liga, natürlich die Edition mit allen Rassen, die hier noch nicht mal überhaupt getestet wurde, aber hab vergessen hier mal nach dem Test zu schauen. Es bleibt also zu vermelden: typischer 4-Player-Verris, da Blood Bowl kein Blizzardhypespiel, nicht Blutiger God, nicht großer Kriegsshooter und auch kein Mario ist. 4Players ihr tut immer so als würdet ihr so hart kritisieren, aber in Wirklichkeit maschiert ihr schön mit der gehypten Masse.
Eine Wertung von 80% hätte euch mal die Achtung gebracht, die ihr komischerweise geniesst bei vielen aber nicht verdient. Dieses Spiel ist auch komischerweise das einzige, dass mich mal dazu gebracht hat, wochenlang nur Multiplayer zu spielen, das hat nicht Counterstrike geschafft oder Team Fortress 2, sondern dieses altmodische Schachähnliche Spiel.
So jenuch gejammert, ihr ändert euch eh nie.
Schinella schrieb am
habs gestern mit nem kumpel auf steam für 8? geholt (legendary edition)...und des spiel macht im hotseat gegeneinader echt laune...also wer ein cooles game zum gegeneinander zocken sucht, is hier genau richtig...is halt ein brettspiel am pc...wer brettspiele und warhammer mag, wird auch dieses spiel mögen...absolut empfehlenswert.
dr.schwengel schrieb am
kann ich bloow bowl ncoh mal aufrollen?danke.
hier gehts bisher ja fast nur um beschwerden wegen der wertung, ich wollte ein paar fragen zum spiel stellen.
ich habs mir letzte woche gekauft und finds richtig fett.das original wurde finde ich sehr schön umgesetzt.
meine fragen:
...komisch, jetzt fallen mir grade keine fragen ein,kommen aber bestimmt wieder wenn ich das nächste match spiel.
egal, super spiel!
johndoe713589 schrieb am
das ist aber in jedem strategiespiel so
die KI MUSS cheaten damit sie halbwegs ne chance hat
schrieb am