Devastation12.04.2003, Marcel Kleffmann
Devastation

Im Test:

Dank der bisher veröffentlichten Screenshots hat der 3D-Shooter Devastation (ab 20,00€ bei kaufen) bereits einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen: die klasse Grafik strotzt nur so vor Details und die Mehrspieler-Demo hat Lust auf mehr gemacht. Warum das Spiel trotz der fulminanten Optik hinter den Erwartungen zurückbleibt, könnt Ihr in unserem Test nachlesen.

Terror in der Zukunft

Im Jahr 2075 ist die Erde weitgehend verwüstetet - nur noch wenige Menschen leben versprengt in den Straßen und werden von einer Hand voll mächtiger Mega-Konzerne kontrolliert. Diese besitzen die letzte High-Tech-Ausrüstung und erforschen konsequent weitere "sinnvolle" Technologien. Um die Forschung weiter voran zu treiben, greifen die Firmen zum Äußersten und versklaven Teile der Bevölkerung.

Schlag auf Schlag formieren sich Widerstandsbewegungen, die Terroranschläge durchführen. Diese Aktionen sind allerdings nur ein Tropfen auf den heißen Stein, denn die Unternehmen kooperieren mittlerweile. In diesem Endzeitszenario schlüpft Ihr in die Rolle des Eminem-Klons Flynn Haskell, seines Zeichens Widerstandskämpfer. Eure Aufgabe ist es, mit einer kleinen Gruppe die Attentate auszuweiten und der Führungsspitze den Kampf anzusagen.

Der Kampf beginnt

Genau 20 Missionen, aufgeteilt in vier Kapitel, trennen Eminem …sorry… Flynn Haskell von seinem Ziel. In den ersten Einsätzen erwartet Euch typische 3D-Action. Ihr lauft durch verlassene Gassen, Fabrikhallen, Slums oder sonstige urbane Bereiche und erfüllt kleinere Aufgaben. Die ersten Minuten beginnen gegnerfrei, bis Ihr Euch tief in den ersten Komplex vorgewagt habt.

__NEWCOL__Von da an müsst Ihr meistens einige festgelegte Orte erreichen, einen Computer hacken, eine Treppe suchen, den Ausgang finden oder den Gegenstand A zum Ort B bringen, um letztendlich Ort C zu erreichen und dort auf Gegner D zu treffen. Die Einsätze spielen sich streng linear, sind dafür aber recht unterhaltsam. Meistens agiert Ihr nicht alleine, sondern habt ein bis zu zehn Kollegen starkes Team zur Unterstützung, das Euch manchmal beschützt oder des Öfteren im Weg steht. Mit einem kleinen Menü aus immerhin vier Befehlen (Angriff, Deckung, Stopp und Folgen) könnt Ihr das Team halbwegs kontrollieren.

Botmatch in der Kampagne

So weit so gut, aber sobald der Spawner zum Einsatz kommt, geht der Spielspaß komplett flöten. Der Spawner ist die ultimative Waffe der Mega-Konzerne, die gefallene Soldaten in wenigen Sekunden wiederbelebt. Habt Ihr Euch in der Kampagne selbst so einen Spawner besorgt, gestalten sich die folgenden Missionen simpel, unmotivierend und langweilig, denn es geht immer nur darum, Euren Spawner zu verteidigen und den gegnerischen in die Luft zu jagen.

Zwischendurch müsst Ihr vielleicht noch ein paar Bomben legen oder ein Laser-Kraftfeld mit entsprechendem Code deaktivieren, aber die grundlegende Aufgabe ist immer gleich - und das in vielen Missionen des dritten und vierten Kapitels. Diese Einsätze spielen sich praktisch wie Botmatches mit zwei Basen, die verteidigt bzw. eingenommen werden müssen.

Während Ihr in den ersten Einsätzen immer auf Leib und Leben von Euch sowie dem Team geachtet habt, könnt Ihr nun einfach sinnlos drauflos spielen, da Euch der Spawner immer wieder neu ins Geschehen schickt. Viele Elemente des Teamplays sind also auf der Strecke geblieben und übrig bleiben nur öde Gefechte gegen die ziemlich dämlich agierenden Bots.

Auch das Level-Design ist nicht immer gelungen. So ist es extrem nervtötend, einen durch einen Laserzaun geschützten Spawner zu zerstören, der nur durch eine enge Röhre erreicht werden kann. Falls Ihr nämlich gerade einen Feind am Zaun erledigt habt, spawnt der Gegner sofort wieder neu und versucht gleichzeitig die ganzen zehn Gegner in Schach zu halten, den 15-Sekunden-Deaktivierungscode für das Kraftfeld einzugeben, Euer dummes Team zum Geschehen zu bringen und so dafür zu sorgen, dass die Kollegen nicht in das todbringende Laserkraftfeld laufen. Dies alles zusammen ist fast unmöglich und extrem demotivierend.

Bots

In den ersten Missionen kommt es mehr auf Teamplay an, während Ihr bei den Spawner-Einsätzen das Team hauptsächlich zur Verteidigung, zum Angriff oder als Kugelfang nutzen könnt. Dabei fällt auf, dass die Wegfindungsroutine eigentlich ganz gut funktioniert - außer wenn neun KI-Kollegen auf einmal durch eine Tür rennen wollen und alle stecken bleiben. Solche nervigen Fehler passieren häufig, aber glücklicherweise könnt Ihr Eure Kollegen wegdrücken. Ansonsten ist die KI äußerst durchwachsen, weil sich Eure Kameraden selten alleine in einen Kampf einmischen.

__NEWCOL__Auf der feindlichen Seite sieht es allerdings schlimmer aus, da sich die computergesteuerten Feinde einfach dämlich anstellen. Auf einem komplett offenen Feld in Deckung zu gehen ist lächerlich. Manchmal laufen die im Team attackierenden Gegner so aufgeschreckt und unkontrolliert durch die Gegend, dass sie zusammenstoßen und dank der magischen Physik-Engine eine menschliche Pyramide bauen - peinlich.

Bei den ersten Einsätzen reicht diese KI gerade noch aus, bei den Spawner-Einsätzen hingegen nicht. Die Feinde sind zwar schlau genug, den Deaktivierungs-Code für ein Energiekraftfeld zu holen, aber den Aus-Schalter findet keiner der künstlichen Trottel.

Kämpfe auf Speed

Das alles wäre halb so schlimm, wenn Devastation über ein gescheites Gameplay à la Half-Life oder Unreal 2 verfügen würde, aber sämtliche Kämpfe laufen extrem schnell und hektisch ab. Die Gegner sind immer aktiv, laufen flott hin und her und können dabei sogar gut treffen. Im Vergleich zu anderen Unreal Warfare-Engine-Titeln wirkt die gesamte Spielgeschwindigkeit beschleunigt, jedenfalls bei den Gegnern, was sich natürlich negativ auf die Feuergefechte aufwirkt.

Glücklicherweise gibt es aber immer genügend Munition für die mehr als 30 unterschiedlichen Waffen. Dabei bedienen sich die Entwickler des typischen Ego-Shooter-Arsenals. Positiv zu nennen ist die Doppel-UZI, die rund 100 Schuss in fünf Sekunden verballert und die Rattenbombe, die Ihr aussetzen, selbst steuern und anschließend zünden könnt. Aber auch Holzbretter, Flaschen oder sonstige Objekte der teilweise interaktiven Umgebung könnt Ihr als Waffen verwenden. Doch warum mit Holzbrettern zuschlagen, wenn ein dickes Maschinengewehr zur Verfügung steht?!

Action oder Simulation?

Den eben beschriebenen Einzelspieler-Modus könnt Ihr wahlweise im Arcade- oder Simulationsmodus spielen. Bei Ersterem ist das gesamte Gameplay noch schneller und actiongeladener, der gesamte Realismus ist runtergestuft. Die Waffen richten wesentlich mehr Schaden an und werden automatisch nachgeladen. Realistischer geht es in der Simulationsvariante zur Sache. Sämtliche Waffen haben einen Rückstoß und werden nicht automatisch nachgeladen. Das Fadenkreuz wird beim Laufen übrigens ausgeblendet.

Grafik & Physik

Obgleich der Ego-Shooter in der Zukunft spielt, sieht die Welt fast genauso aus wie heutzutage: Gebäude, Architektur und Waffen sind nicht gerade futuristisch. Nichtsdestotrotz kann die Optik der Unreal Warfare-Engine komplett überzeugen.

__NEWCOL__Hochdetaillierte Objekte, gelungene Charakter-Modelle, beeindruckende Partikeleffekte und unzählige Details in der Umgebung zaubern eine Grafikpracht auf den Monitor, die atemberaubend ist. Sogar Licht- und Schatten-Effekte, hochkomplexe Polygonstrukturen und undurchsichtige Nebelschwaden werden geboten. Für weiteren Realismus sorgt die geniale Karma-Physik-Engine. Abgeschossene Projektile, die auf einen schussfesten Gegenstand treffen, werden durch die Wucht des Aufpralls realistisch nach hinten geworfen.

Die Grafik lässt also die Muskeln spielen, während der technolastige Soundtrack sich nur auf Mittelklasse-Niveau beläuft. Die Soundeffekte der Waffen sind klasse, die Sounds der Umgebung sind hingegen nicht existent - alles wirkt steril, leer und öde. Die englische Sprachausgabe ist ganz gut, die deutsche Untertitel-Übersetzung geht ebenfalls in Ordnung.

Mehrspieler-Modus

Die 14 unterschiedlichen Karten (in vier Szenarios) sind gut gelungen und können in vier Modi gespielt werden. Die obligatorischen Deathmatch-, Team-Deathmatch-, Capture-the-Flag-Varianten werden durch den Territories-Modus ergänzt, der praktisch das Gleiche ist, wie der Spawner-Modus im Einzelspieler. Allerdings ist der Kampf gegen menschliche Gegner wesentlich packender.

Fazit


Devastation ist leider ein Paradespiel für ein Spiel mit toller Optik und versiebtem Gameplay. Die grässlich dumme KI auf Seiten der eigenen Mitspieler als auch bei den Feinden erstickt den Teamplay-Gedanken im Keim. Einige Routinen funktionieren hin und wieder, aber im Großen und Ganzen hätte Digitalo hier viel mehr machen müssen. Die ersten beiden Kapitel der Kampagne haben zwar trotz extremer Linearität und simpler Aufgaben Spaß gemacht, aber als die ersten Spawner-Missionen starteten, war es um große Teile des Teamplay-Aspekts sowie des Spielspaßes geschehen. Ohne diesen sinnlosen Bot-Match-ähnlichen Modus wäre der 3D-Shooter viel besser geworden. Auch am generellen Kampfgeschehen hätte noch Feinschliff Not getan, denn die Schussduelle sind viel zu hektisch und spielen sich daher total unrealistisch - selbst im Simulations-Modus. Die schwache Story in Verbindung mit der viel zu steril wirkenden Umgebung sorgt außerdem nicht für die notwendige Atmosphäre. Diese ganze Latte an Spielspaßbremsen kann selbst die fulminante Optik inklusive toller Physik-Engine nicht mehr retten. Spaßig hingegen ist der Mehrspieler-Modus, da glücklicherweise die KI dort keinen Schaden anrichten kann. Schade, schade : Devastation hätte ein richtiges Highlight werden können. Aber so bleibt es bei einem gerade mal durchschnittlichen Shooter, dessen Potenzial nicht im Geringsten ausgeschöpft wurde.

Pro

<li>grandiose Grafik</li><li>beeindruckende Partikeleffekte</li><li>weitgehend tolle Physikengine</li><li>große Levels</li><li>viele Waffen</li><li>zwei Spielmodi</li><li>teilweise interaktive Umgebung</li><li>einige nette Gameplay-Ideen</li><li>gute Sprachausgabe</li><li>guter Mehrspieler-Modus</li><li>Mod-Fähigkeit durch Editor</li>

Kontra

<li>fürchterliche KI auf beiden Seiten</li><li>zu hektisches Gameplay</li><li>kaum Atmosphäre</li><li>oberflächliche Story</li><li>unausgewogener Schwierigkeitsgrad</li><li>manchmal merkwürdiges Level-Design</li><li>unausgewogener Spawner-Modus</li><li>langgezogene Spawner-Einsätze</li><li>wenig Umgebungsgeräusche</li><li>Szenario kann nicht vollends überzeugen</li><li>schwacher Soundtrack</li><li>extrem linearer Spielablauf</li>

Wertung

PC

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