Silent Hunter 206.02.2002, David
Silent Hunter 2

Im Test:

Es ist schon komisch: Jahrelang taucht keine einzige U-Boot-Simulation auf und nun in kurzer Zeit gleich zwei - erst Sub Command und jetzt erscheint Silent Hunter 2 (ab 16,50€ bei kaufen) am Horizont. Anders als in Sub Command steuert Ihr aber keine modernen Unterwasser-Pötte, sondern deutsche U-Boote aus dem Zweiten Weltkrieg. Ob sich die Jagd auf alliierte Schiffskonvois lohnt, lest Ihr in unserem Test!

Marine-Training

Bevor Ihr Euch an ein richtiges Kommando wagt, solltet Ihr die drei Trainingseinsätze, die sich mit allen Schiffssystem beschäftigen, absolvieren. Wichtig ist erstmal, dass Ihr das Boot zu navigieren lernt und mit dem Einsatz der einzelnen Maschinen-Systeme vertraut gemacht werdet. Ebenso werdet Ihr in der Berechnung eines Torpedoangriffskurses unterwiesen, was man aber nicht manuell machen muss - auf Wunsch übernimmt auch der Computer diese oft recht komplizierte Angelegenheit. Leider gestaltet sich das Navigieren über kurze Distanzen etwas kompliziert, da die Entwickler anscheinend vergessen haben einen Scrollmodus für die Karte einzubauen - sprich: man muss jedes mal auszoomen, die Karte neu auf die Cursor-Position zentrieren lassen und dann wieder einzoomen; umständlicher geht es nicht!

Eine Sonarstation wie in Sub Command gibt es allerdings nicht. Damalige U-Boote besaßen nur eine Horchpeilanlage, die Euch in etwa den Kurs eines Überwasser-Schiffes mitteilen kann. Für einen Torpedoangriff reicht diese Information aber noch lange nicht. Dazu muss man zumindest auf Sehrohrtiefe sein, um Kurs, Geschwindigkeit und Lage des Ziels festzustellen und das mit relativ bescheidenen Mitteln.

Man merkt schon: Das Leben auf einem Boot der berüchtigten Wolfsrudel ist alles andere als ein Zuckerschlecken. Immer hat man die Gewissheit im Kopf, dass man einem Überwasserangreifer kaum entkommen kann, wenn diese einen erstmal in der Mangel haben. Damalige U-Boote waren mit maximal 17 Knoten unter Wasser ihren knapp 30 Knoten schnellen Gegnern hilflos unterlegen und konnten oft nur mit mehr Glück als Verstand entrinnen. Ein weiteres Problem war die Tauchtiefe der Boote. Zwar sind maximal 200 Meter schon eine extreme Tiefe für U-Boote, aber Wasserbomben lassen sich davon relativ wenig beeindrucken.

ALARM!

Wenn man auf U-Booten Alarm schreit, wird jedem Matrosen flau im Magen. Ein feindliches Schiff oder Flugzeug wurde gesichtet und jetzt heißt es nur noch schnell wie möglich tauchen. Ansonsten wirds gefährlich, da U-Boote kaum gepanzert und dementsprechend wenig stabil sind. Angreifer verlassen sich bei der Überwasserpeilung überwiegend auf Radar oder Sichtkontakt zum Ziel. Zum Ende des Zweiten Weltkriegs hin konnten die Engländer mit ihrem Radar sogar schon einzelne Seerohre bei widrigsten Wetterbedingungen genau orten.

Bei getauchten Booten war eine optische oder Radarpeilung nicht mehr möglich. An deren Stelle kamen Echolot und aktives Sonar zum Einsatz. Das berühmte Ping aus diversen Filmen kennt sicherlich jeder. Die Technik war natürlich weit weniger ausgefeilt als heute, aber trotzdem sehr effektiv. Angepeilte Boote wurden mit Wasserbomben entweder zerstört oder aus dem Wasser getrieben (wenn die Bomben unterhalb des Kiels des Stahlsargs detonierten, war dies ein nahezu unfehlbares Mittel um getauchte Schiffe zum Auftauchen zu zwingen).

All diese Faktoren machen Silent Hunter 2 zu einem sehr spannenden Spielerlebnis. Leider nutzt man diese Spieleigenschaft in der Kampagne nur wenig aus, in dem man auf zusammenhängende Missionen verzichtet. Trotzdem sind die Einsätze recht gut designt und machen Spaß. Selbst die im Grunde langweiligste Jagd auf Geleitzüge wird durch die Gefahren auf hoher See immer wieder zum Erlebnis. Damit der Spielverlauf weniger zäh ist - U-Boote brachen damals ja nicht Geschwindigkeitsrekorde - haben die Entwickler einen Zeitraffer mit unterschiedlichen Stufen eingebaut, damit auch ungeduldige Naturen auf ihre Kosten kommen. Gerade das Nachladen der Torpedos dauert auf älteren U-Boottypen relativ lange - es ist ja auch ein Riesenaufwand eine knapp 2 m lange Killerzigarre komplett einzufetten, damit sie auch richtig "rausflutscht". Neuere Schiffe, wie der damals revolutionäre Typ XXI besaßen für solche Fälle sogar schon automatische Systeme, die das Laden extrem erleichtert und beschleunigt haben.

Kümmerliche Grafik

Schlechte Grafik scheint bei U-Boot-Simulationen schon fast dazu zu gehören. Silent Hunter 2 macht da leider keine Ausnahme. Allein die maximale Auflösung von 800x600 scheint bei modernen Rechnern jenseits der Gigahertz-Grenze doch nur ein schlechter Scherz zu sein. Was die Entwickler bei SSI zu dieser Begrenzung bewogen hat, bleibt wirklich schleierhaft. Der Rest reißt Grafik verwöhnte Spieler auch nicht vom Hocker: die Objekte sind recht kantig und wenig detailliert. Die Wasseranimationen sind bestenfalls aus dem Jahr 1996 importiert worden und wenig bis gar nicht realistisch.

Zumindest der Sound vermag zu überzeugen. Die Wellen klingen je nach Wettersituation und Seelage relativ sanft bis zu einer saftigen Sturmflut. Abgefeuerte Torpedos zischen vor sich hin, bis sie schließlich in einer heftigen Explosion detonieren. Und das berühmte Ping des aktiven Sonars erfüllt selbst den abgebrühtesten Kapitän mit Angst.

Multiplayer verspätet sich

Auf einem Multiplayer-Modus wird vorerst verzichtet. Er soll später mit dem Spiel Destroyer Command nachgeliefert werden. Beide Spiele zusammen sollen dann interessante Seeschlachten zwischen U-Booten und Überwasser-Kriegsschiffen ermöglichen. Wir dürfen gespannt sein!

Tipp für Windows XP-User:

Wer Silent Hunter 2 unter Windows XP spielen möchte, kann dabei eine böse Überraschung erleben. Das Spiel startet beim ersten Mal zusammen mit dem Konfigurationsprogramm. Unter Umständen hinterlässt dieses aber nur einen schwarzen Bildschirm, sonst nichts weiter. Um dem Problem vorzubeugen, empfiehlt es sich die Datei "SH2.exe" im Shell-Ordner des Installationsverzeichnisses im Kompatibilitätsmodus von Windows 98 zu betreiben.

Pro:

  • spannender als jeder U-Boot-Film
  • fast unverbrauchtes Szenario
  • große Schiffsdatenbank mit vielen Fakten
  • Kontra:

  • veraltete Grafik
  • umständliche Bedienung der Navigationskarte
  • Vergleichbar mit: Sub Command

    Fazit

    Grafikverwöhnte Spieler sollten von Silent Hunter 2 lieber die Finger lassen - sie würden die CD bitter enttäuscht in die nächste Mülltonne verfrachten. Wer aber Spaß und Spannung guter Grafik vorzieht, wird dagegen nicht enttäuscht. Wissensdurstige freuen sich außerdem über die umfangreiche Datenbank mit vielen Informationen über die Marine-Technik des Zweiten Weltkriegs. Echte U-Boot-Fans sollten sich Silent Hunter 2 daher nicht entgehen lassen!

    Wertung

    PC

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