Lock On: Modern Air Combat15.12.2003, Marcel Kleffmann
Lock On: Modern Air Combat

Im Test:

Für Fans von Flugsimulationen gab es bisher nicht viele Highlights. Aber da lauert ja noch Lock On: Modern Air Combat, auf das schon viele Hobby-Piloten gespannt warten. Ob es sich tatsächlich um die beste Flugsimulation des Jahres handelt, oder der Spielspaß im eisig realistisch Luftraum gefriert, erfahrt ihr in unserem Test.

Flanker 3.0 = Lock On

Lock On Modern Air Combat stammt von der russischen Softwareschmiede Eagle Dynamics, die schon vor einiger Zeit mit der peinlich genauen Flugsimulations-Serie Flanker bewiesen haben, dass sie gute und vor allem reale Simulationen abliefen können.

Die beiden Flanker-Titel haben jedoch nur absolute Vollprofis angesprochen, denn die Steuerung der Maschinen war selbst für Spieler mit echtem Pilotenschein zu schwer, dafür aber ungeheuer realistisch.

Die Bordkanone erzeugt mächtig viel Rauch...
Wie der Untertitel Modern Air Combat schon vermuten lässt, dürft ihr in sechs "moderne" Flieger klettern. Mit von der Partie sind hauptsächlich Allround-Flugzeuge, nämlich die F-15C Eagle, Su-25 Frogfoot, Su-27 Flanker B, Su-33 Flanker D sowie die MiG-29. Etwas aus der Reihe tanzt der dicke Bombenteppichleger, die A-10A Thunderbolt II.

Diese sechs Flugzeuge haben die Entwickler bis ins kleinste Detail nachgebildet und zwar nicht nur im Sinne des grafischen Modells oder des umwerfenden Cockpits, sondern natürlich auch bei den Flugeigenschaften. So steuert sich logischerweise jedes der Flugzeuge anders und ihr müsst besonders bei der A-10A Thunderbolt II umdenken. __NEWCOL__

Wir haben KRIEG!

Mit vier der sechs Flugzeuge dürft ihr an einem hypothetischen Konflikt in der Schwarzmeer-Region, der Krim-Halbinsel und dem östlichen Kaukasus teilnehmen. Dort tobt ein fiktiver Krieg zwischen Georgien, dem Westen und dem wieder erstarkten Russland. Also erwarten euch vier Kampagnen, in denen ihr Brücken sprengen, Flugzeuge vom Himmel holen, Truppenkonvois ausschalten, Schiffe versenken oder Gebäude in die Luft jagen müsst. Was ihr in den Missionen vernichtet, bleibt für die restliche Zeit der Kampagne zerstört.

Neben euren Kampfhandlungen nehmen zusätzlich vom Computer gesteuerte Schiffe, Flugzeuge und Bodeneinheiten an diesem Konflikt teil. Beeinflussen oder gar befehligen könnt ihr diese allerdings nicht. Den Ausgang dieser KI-Gefechte könnt ihr auf der schmucklosen 2D-Karte verfolgen. Trotz dieser "Dynamik" sind die Missionen, in denen ihr unterwegs seid, recht steril und bringen die Atmosphäre kaum rüber; packendes Mittendringefühl stellt sich nicht ein.

Feind anvisiert, Rakete aufgeschaltet und Feuer frei!
In den Missionen stehen euch manchmal einige Flügelmänner zur Seite, die im Kampf gegen die insgesamt mehr als 50 unterschiedlichen Feindflieger und mindestens ebenso vielen Bodentruppen helfen. Die künstliche Intelligenz der fiesen Schergen befindet sich durchgehend auf hohem Niveau, und besonders bei langen Verfolgungsjagden in der Luft beweist der Gegner Durchhaltevermögen. Damit die Gefechte aber deutlich mehr an Leben und Realismus gewinnen, schwächelt die künstliche Intelligenz an manchen Stellen ein bisschen - und diese Chance müsst ihr nutzen!

Aller Anfang ist schwer

Bis ihr überhaupt die Flugzeuge in der Luft halten könnt, beziehungsweise die komplizierte Avionik im Schlaf kontrolliert, vergehen Stunden. Auch das Telefonbuch von Frankfurt…ähm…ich meine natürlich die Lock On-Schnellstartanleitung sowie das misslungene und unnötige verwirrende Tutorial machen den Einstieg nicht leichter. Daher sollten Einsteiger gleich einen Umweg um Lock On machen, denn selbst im "Easy Flight Modus" sind die blitzschnellen Maschinen für Anfänger fast unmöglich zu kontrollieren.

Mit voller Bewaffnung geht es in den Kampf...
Zwar stehen auch einige Optionen zur Verminderung des Realismus-Grades zur Verfügung, aber selbst die Reduzierung der realen Aerodynamik sowie das Ausschalten diverser Optionen macht die Kontrolle der Flieger, besonders in den ersten Spielstunden, zu einer Geduldsprobe. Selbst erfahrene Sturmovik-Piloten müssen sich warm anziehen, während sich Flanker-Veteranen schneller zurechtfinden.

Habt ihr euch schließlich und endlich mit dem hochrealistischen Flugmodell abgefunden, könnt ihr Schritt für Schritt die Realismus-Optionen anschalten und später selbst jedes kleinstes Detail am Flugzeug einstellen. In der Hitze des Luftkampfes kann dies aber manchmal ziemlich brenzlig werden.__NEWCOL__

Spielmodi

Neben den Kampagnen könnt ihr euch ebenso in Instant-Action-Missionen und bei Schnellgefechten austoben. Ein komplexer Mehrspieler-Modus für 16 Spieler über LAN oder 32 Hobby-Piloten über Internet ist enthalten. Wahlweise könnt ihr im Deathmatch gegeneinander fliegen oder an großen Koop-Missionen teilnehmen und gemeinsam Seite an Seite kämpfen.

Technik

Die optische Präsentation kann durchgehend überzeugen. Sämtliche Flugzeuge weisen einen unglaublich hohen Detailgrad auf, und das fantastisch nachgebildete Cockpit lässt die Herzen aller Fliegerfans höher schlagen. Die gegnerischen Flugzeuge, Fahrzeuge und Schiffe hinterlassen ebenfalls einen soliden Eindruck. Sogar die Landschaft, ein Knackpunkt in fast jedem Flugsimulator, sieht bei Lock On rundum toll aus. Hochauflösende Texturen mit jeder Menge Flora und Fauna sowie zahlreiche Gebäuden erwecken sorgen für Leben.

Solch hochdetaillierte Cockpits findet ihr nur bei Lock On.
Richtig klasse wird die Grafik aber erst in der Luft mit echten 3D-Wolken, Nebeleffekten oder wenn ihr über Wasser fliegt. Die Licht-, Explosions- und Partikeleffekte hingegen kommen in den Nachtmissionen richtig zur Geltung, machen aber auch tagsüber ein gute Figur. Vom Sound her gibt es wenig zu bemängeln, denn die Triebwerksgeräusche der Flugzeuge sind gut eingefangen - auf Dauer wirken sie aber öde. Dafür ist die Sprachausgabe der weiteren Piloten relativ gut gelungen. Einzig und allein die "Startmusik" ist nervtötend.

Fazit

Endlich mal wieder eine Simulation, die den Namen verdient! Die virtuelle Umsetzung der Flugphysik haben die Entwickler richtig gut hinbekommen, aber der verblüffende Realismus und die zahllosen Einstellungsmöglichkeiten werden viele Einsteiger abschrecken. Auch die Abstinenz eines Arcade-Flugmodells und das rundum misslungene Tutorial machen Lock On nahezu unspielbar für Genre-Frischlinge. Hardcore-Zocker, die seit langer Zeit auf der Suche nach einer Herausforderung sind und die selbst vor hochkomplexer Aerodynamik nicht zurückschrecken, werden sich dafür in den dynamischen, aber sterilen Einsätzen pudelwohl fühlen. Kurzum: Profis können bedenkenlos zugreifen, alle anderen sind mit Secret Weapons over Normandy besser bedient!

Pro

sehr realistisches Fluggefühl
hochkomplexe Aerodynamik
unzählige kleine Einstellungsmöglichkeiten
dynamische Missionen
gute KI
riesige Karten
tolle Präsentation
hochkomplexe Flugzeugmodelle
brillante Cockpits
tolle Landschaftsdarstellung
sensationelle Nebel und 3D-Wolken
guter Multiplayer-Modus

Kontra

hammerharter Einstieg
keine Chance für Anfänger
kein richtiger "Arcade"-Modus
schwaches Tutorial
nur Text-Briefings
dröges Menü
sehr lange Ladezeiten
Soundeffekte könnten besser sein
abwechslungsarme Missionen nur nach Schema F
atmosphärische Defizite in den Einsätzen

Wertung

PC

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