Batman: Vengeance25.08.2002, Paul Kautz
Batman: Vengeance

Im Test:

Der dunkle Rächer hatte bislang nur wenig Auftritte auf dem PC - und bislang gar keine in seiner neuen Form als »Batman of the Future«. Neben Xbox, PS2, GameCube und Game Boy Advance wird auch der PC mit einer Umsetzung der Abenteuer des Fledermausmanns beglückt - ob der Schwarzmantel ein Himmelsstürmer oder flügellahm ist, könnt Ihr im Test nachlesen.

Der schwarze Ritter

»Batman Beyond«, wie die Serie im amerikanischen Original heißt, gilt in Comic-Kreisen als mittlere Revolution. Basierend auf dem Konzept des Zeichners Frank Miller entwickelte sich der Batman zum düsteren Helden, der in einer schmutzigen Welt ohne wehende Fahnen lebt, und seine Gegner genauso rigoros fertig macht, wie sie es mit ihm versuchen. Die Zeichentrickserie zeichnet sich daher in erster Linie durch »erwachsene« Stories, hervorragende Musik und einem Stab professioneller Sprecher aus, die der dunklen Welt die passende Atmosphäre einhauchen. Ein Computerspiel war da nur eine Frage der Zeit.

Terror in Gotham City

<4PCODE cmd=DGFLink;name=Batman: Vengeance;id=1607> beginnt in einem typischen Superhelden-Alltagsszenario: Eine junge Frau liegt gefesselt neben einer tickenden Zeitbombe, Batman kann sie gerade noch befreien, bevor die ganze Gegend in die Luft fliegt. Anfangs scheint die Sache sonnenklar: Der hinterhältige und dauergrinsende Joker hat ihren Sohn entführt und verlangt fünf Millionen Dollar Lösegeld. Doch mit der Zeit dringen immer mehr Details eines unheimlichen Komplotts ans Tageslicht: Mary (die junge Frau) ist in Wirklichkeit Harley Quinn, Jokers unsterblich in den diabolischen Kasper verliebte Gehilfin. Die ganze Aktion war nur zu Batmans Vernichtung geplant. Doch die Sache geht für den Joker schiefer, als er sich das dachte: Einen Sturz von der Gotham-Brücke später scheint er ein für allemal vernichtet zu sein. Doch Ausruhen und ein gemütlicher Urlaub kommt jetzt nicht in Frage, denn plötzlich steigt Gothams Kriminalitätsrate explosionsartig; Gestalten wie Mr. Freeze und Poison Ivy sorgen für Schrecken und Gewalt. Was hinter dem Aufruhr steckt und wie der Joker seine dreckigen Finger im Spiel hat, müsst Ihr herausfinden.

__NEWCOL__All das erlebt Ihr nicht etwa als Rendervideo, sondern spielt es selbst - die Story entfaltet sich während Eurer Aktionen. Insgesamt 19 strikt lineare Levels, unterteilt in fünf Episoden, müsst Ihr überstehen, bevor wieder Frieden in Gotham einkehrt. Dabei durchquert Ihr unter anderem eine Chemiefabrik, die Bathöhle (samt dem dienstbeflissenen Batgirl und Butler Alfred), das Dach des Polizeigebäudes und vieles mehr. Am Anfang leitet Euch übrigens Alfred durch ein gutes Tutorial, in dem Euch die etwas umständliche Steuerung verständlich gemacht wird.

Grau in Grau

Der minimalistische Zeichenstil der Serie wurde perfekt auf das Spiel übertragen - ob das nach heutigen Grafikstandards nun gut oder schlecht ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Serienfans erkennen die typische Mimik und Gestik Ihrer Helden wieder, die abgehackten Animationen könnten ebenfalls direkt dem Zeichentisch der Comickünstler entspringen. Dazu kommen noch stilvoll designte Häuserschluchten und liebevolle 3D-Modelle. Nüchtern betrachtet bekommt Ihr jedoch standardmäßig aus der Schulterperspektive polygonarme Charaktere zu sehen, die in sparsam texturierten und teilweise sehr düsteren Gefilden agieren. Und die Animationen mögen zwar seriengetreu sein, flüssige Übergänge zwischen zwei Aktionen gibt es trotzdem selten - direkt aus dem Sprung heraus drauflos zu rennen ist beispielsweise nur mit kurzer Unterbrechung möglich.

Zwischendurch bekommt Ihr immer wieder Rendervideos zu sehen, die ein Level oder die Geschichte weiterführen - selbstverständlich auch im Stil der Comicvorlage. Allerdings auch sehr grobkörnig und gelegentlich ruckelnd - offensichtlich haben die Entwickler die Videos 1:1 von der <4PCODE cmd=DGFLink;name=PS2-Fassung;id=1416> portiert.

Zwei Fäuste für ein Halleluja

Im Kampf gegen das Böse ist Batman nicht nur auf seine Fäuste angewiesen. Das High-Tech-Equipment aus der Bathöhle lässt andere Superhelden vor Neid erblassen: Der Batarang trifft Gegnerköpfe zuverlässig auch aus weiterer Entfernung, mit dem Enterhaken lassen sich klaffende Abgründe sicher überwinden. Und falls Spitzohr mal lauffaul ist, stehen in einigen Missionen auch das Batmobil sowie das Batplane zur Verfügung, um das Verbrechen auch motorisiert und aus der Luft bekämpfen zu können. Die Benutzung der überaus praktischen Gadgets gestaltet sich leider alles andere als intuitiv: Ihr müsst in eine Ego-Perspektive schalten, um Eure Spielzeuge benutzen zu können, was in hektischen Kämpfen sehr schnell zur Qual wird. Falls Euch das zu viel ist, verfügt Ihr noch über eine Reihe von Angriffsschlägen und -Tritten (inklusive Special-Moves), um Eure Gegner flink zu entwaffnen und gleichzeitig eins auf die Mütze zu geben - merkwürdigerweise gibt es keine Sprungattacken, was gerade bei diesem geflügelten Helden verwundert.

Krampf im Auge

Die abwechslungsreichen Levels geben Euch genügend Gelegenheit, Batmans Ausdauer unter Beweis zu stellen: rennen, ducken, springen, Schalter benutzen und natürlich schleichen. Leider wird Euch all das auf Grund der miserablen Kameraführung nicht gerade einfach gemacht: Die Kamera schwenkt haarsträubend langsam hinter unserem Helden her - teilweise müsst Ihr sogar blind in eine Richtung laufen, nur damit die Kamera überhaupt hinterher kommt. Warum man den Blickwinkel nicht mehr per Knopfdruck hinter Batman zentrieren kann, ist vollkommen unklar.

Habt Ihr die Steuerung aber einigermaßen im Griff, löst Ihr per Tastatur oder Gamepad einfache Puzzles, befreit Geiseln und prügelt Euch mit Schergen des Bösen. Es gibt sogar einiges freizuspielen: Beharrliche Zocker bekommen unbegrenzte Leben oder neue Kostüme spendiert. Leider dürfen auch die nur an bestimmten Punkten sowie am Levelende speichern - angesichts einiger unnötig nerviger Stellen ärgerlich, aber kein Beinbruch.

Wohlklang im Ohr

Die Musik ist ganz klar das Highlight bei Batman: Vengeance (ab 7,99€ bei kaufen). Traurige Orchesterklänge begleiten den dunklen Helden, steigern sich in wichtigen Situationen dramatisch und passen stets zum Spiel. Auch bei der Sprachausgabe haben die Entwickler weder Kosten noch Mühen gescheut und die Originalsprecher der Serie vors Mikro gezerrt: So bekommt Ihr beispielsweise Kevin Conroy als Batman und Mark Hamill als fiesen Joker zu hören. Allerdings bleibt die Sprache komplett englisch, linguistisch weniger begabte Spieler dürfen deutsche Untertitel dazuschalten.

Fazit


Langsam vermute ich ja Absicht: In letzter Zeit sind mir derart viele Spiele mit scheußlicher Kameraführung unter die Finger gekommen, dass es wirklich kein Zufall mehr sein kann. Batman: Vengeance teilt deren trauriges Schicksal: die mistige Steuerung vermiest einen großen Teil des Spielspaßes. Die gewöhnungsbedürftige Grafik macht mir dabei gar nicht so viel aus. Wer die Comics jedoch nicht kennt oder mag, dürfte dem Spiel keinen zweiten Blick gönnen. Alle anderen bekommen spannende Missionen, hervorragende Akustik und mindestens zehn Stunden Spielspaß fürs Geld.

Pro

<li>hervorragende Musik</li><li>sehr gute Sprachausgabe</li><li>comicartige Grafik</li><li>gute Lichteffekte</li><li>angemessen umfangreich</li><li>fabelhafte Comic-Atmosphäre</li><li>spannende Story</li><li>hilfreiches Tutorial</li>

Kontra

<li>fürchterliche Kameraführung</li><li>Grafikstil nicht jedermanns Sache</li><li>nur englische Sprachausgabe</li><li>sehr lineare Levels</li><li>hakelige Steuerung</li><li>umständlicher Perspektivenwechsel</li><li>kein Unterschied zur PS2-Fassung</li>

Wertung

PC

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