Plants vs. Zombies07.05.2009, Paul Kautz
Plants vs. Zombies

Im Test:

Es gibt diesen Song, mit dem ich seit Wochen nicht nur meine Frau, sondern auch den geschmackbefreiten Teil der Redaktion in den milden Wahnsinn treibe. Er ist beschwingt, er ist bekloppt, er macht wahnsinnig viel Spaß, er ist furchtbar eingängig und er gehört zu einem Spiel, das all diese Eigenschaften mit ihm teilt. In beiden geht es um Pflanzen und Zombies.

Einen Zombie mit Butter, bitte

Video: Das höchst alberne Musikvideo verdeutlicht den bekloppt-unterhaltsamen Ansatz von Plants vs. Zombies (ab 36,89€ bei kaufen). Noch dazu geht der Song gut ins Ohr.Ihr Hausbesitzer da draußen, die ihr keinen Garten habt: Falls irgendwann die Zombies kommen und nach eurem Hirnstamm stöhnen, dann steht ihr ganz schön blöd da! Denn ihr habt nichts, womit ihr euch verteidigen könnt, ihr Anfänger! Wusstet ihr denn nicht, dass die Blumen, die bei anderen Leuten die Beete verstopfen, die natürlichen Feinde der Untoten sind? Offensichtlich nicht. Alles, was im Garten normalerweise mit der Umwandlung von Kohlendioxid zu Sauerstoff beschäftigt ist, vernachlässigt diese Pflichten im Falle einer Zombie-Attacke umgehend, um zur grünen Waffe zu werden. Also, huschhusch, ab in den Gartenmarkt und eine Batterie Veilchen gekauft - ihr wisst nie, wann ihr sie brauchen werdet...

Wer schon mal ein Tower Defense-Game gespielt hat, weiß im Großen und Ganzen, worum es bei Plants vs. Zombies (PvZ) geht: Von rechts rücken die Armeen der Finsternis wankend und stöhnend in Wellen heran, links werden die wackeren Verteidiger der Hirne gepflanzt. Anfangs beschränkt sich der Killergewächsekader auf einfache Erbsenspucker, die den Standard-Zombie schnell aus den zerlöcherten Latschen hauen. Schon nach kurzer Zeit gesellen sich weitaus anspruchsvollere Massenzerpflanzungswaffen hinzu: Kirschbomben sprengen ganze Zombie-Reihen auf einmal weg, Fleischfresser verschlingen einen Untoten (sind danach aber eine Weile mit Kauen beschäftigt), Kakteen holen an Ballons schwebende Untote vom Himmel , eine Kohlschleuder schleudert Kohl, ein Mais-Katapult unbehandeltes Popcorn und Butter, das die Zombies kurzzeitig stoppt. Dazu kommen noch passive Verteidigungsmittel wie die Wall-Nuss, die in zwei Stärken vorkommt und das Anrücken der Feinde kurzzeitig aufhält.  Oder der Kürbiskopf, der sensible Pflanzenteile stärker

Nach Hirn verlangende Zombie-Bobmannschaften rechts, Erbsen und Vernichtung spuckende Pflanzen links - Plants vs. Zombies ist wahrlich kein typisches Tower Defense-Spiel.
vor Zombie-Befall schützt. Und nicht zu vergessen den Feuertopf, der durch ihn hindurch fliegende Erbsen in flammende Geschosse verwandelt.

 All das und mehr gibt es natürlich nicht umsonst. Die Währung hier ist allerdings weder Vespin-Gas noch Gold, sondern vielmehr die natürlichste aller Ressourcen: Sonnenlicht. Das fällt tagsüber ab und an vom Himmel, was natürlich allein niemals ausreicht. Also pflanzt man Sonnenblumen, die es in mehreren Ausführungen gibt, die ihrerseits ebenfalls das begehrte Glitzerzeug abwerfen. Stimmt die Kasse, steht man vor der Qual der Wahl - was baue ich? Im Laufe des 50 Level umfassenden Adventure-Modus füllen fast ebenso viele Gartenbewohner die Übersicht, die man vor jedem Spielbeginn zu sehen bekommt, und aus der man die Pflanzen der Wahl pflückt. Das ermöglicht eine sehr individuelle Spielweise: Der eine mag mit Gatling-Erbsen, Fleischfressern und Kartoffelminen voll auf Aggro gehen, der andere versteckt sich lieber hinter einer Festung aus Wall-Nüssen, Stampf-Kürbissen und feurigen Jalapenós. Das Schöne daran: Wenn ein Level mal partout nicht gelingen will, dann probiert man beim neuen Versuch einfach eine andere Pflanzen-Kombination.

                

Erbsen gegen Faulfleisch

PvZ bricht in vielerlei Hinsicht mit typischen Tower Defense-Gewohnheiten. Zum einen ist das Spielfeld deutlich begrenzt: Es gibt sechs horizontale Bahnen, die für sich jeweils ein eigenes Schlachtfeld sind, und zwischen denen normalerweise nicht interagiert wird. Okay, es gibt in höheren Levels Pflanzen, die über mehrere Bahnen feuern, der Zerstörungsgrad von Kirschbomben oder Doom-Pilzen erstreckt sich ebenfalls über mehrere Felder - aber grundsätzlich muss man sich um jede Bahn einzeln kümmern. Die Pflanzen lassen sich nicht beliebig platzieren, wie auf einem Schachfeld nimmt jede Einheit genau ein Feld ein, und die Anzahl dieser Felder ist begrenzt. Die Wahl und die strategisch 

Vor jeder Runde kann man aus dem immer größer werdenden Pflanzen-Sortiment wählen, um seine Strategie optimal an die heranstürmenden Horden anzupassen.
kluge Platzierung der Einheiten ist daher der Schlüssel zum Sieg, denn, ebenfalls ein Bruch mit den TD-Traditionen, Upgrades gibt es nicht. Die einzige Möglichkeit, aus einer schwachen Einheit eine starke zu machen, ist zur Schaufel zu greifen und die eine Pflanze durch die andere (die man im Gepäck haben muss) zu ersetzen. Und schlussendlich gibt es keine wie auch immer geartete »Lebensenergie«, nirgends: Angefallene Pflanzen halten kurz durch (bzw. zeigen im Falle der Wall-Nüsse immer deutlichere Brüche), bevor sie verschwinden, angeschossene Zombies verlieren ein Körperteil nach dem anderen, bevor sie zusammenklappen. Und wenn ein Untoter an allem Widerstand vorbei beim zu verteidigenden Haus ankommt, gibt es pro Bahn genau einen Gnadenschuss in Form eines losbrummenden Rasenmähers - kommt noch einer durch, ist die Runde verloren.

Genauso wie man anfangs nur mit simplen Pflanzen hantiert, hat man in der ersten Welt auch nur einfache Gegner: Standard-Zombies wanken und grölen gemütlich, sind aber mit ein paar Erbsen am Kopf im Nu ausgeknipst. Tragen sie da einen Pylonen oder gar einen Eimer, sind sie schon wesentlich schwieriger zu knacken. Aber das ist noch lange nicht alles: Sportliche Zombies schwingen sich mit dem Hochsprungstab über Hindernisse hinweg, ein noch untoterer Michael Jackson tanzt im Scheinwerferlicht und beschwört verfressene Mithopser um sich herum. An Ballons baumelnde Gegner sind von normalen Pflanzen nicht zu treffen, ein Zombie auf dem Fahrersitz eines Eishockey-Wagens überrollt arme Pflanzen nicht nur, sondern zieht hinter sich eine Eisspur hinter sich her, auf der sich kurzzeitg nichts bauen lässt. Ein Buddelzombies gräbt sich durchs Erdreich ans Ende der Linie und frisst die normalerweise nur nach vorne schießenden Pflanzen von hinten auf - und an Bungeeseil hängende Monster lassen sich an beliebiger Stelle auf dem Spielfeld runter, um die dort befindliche Pflanze einfach zu mopsen. Gut, dass man vor Rundenbeginn einen Blick auf die heranschlurfende Armee werfen und damit seine Strategie und Pflanzenwahl entsprechend anpassen darf.

            

Die fröhlichste Sonnenblume aller Zeiten!

Der Nebel des Grauens lässt sich mit dem richtigen Blümchen kurzzeitig fortpusten.
Schon nach kurzer Zeit gehen im Adventure-Modus die Lichter aus - die Nacht bricht herein. Und mit ihr ändern sich die Spielbedingungen, denn a.) regnet es nachts kein Sonnenlicht (die Sonnenblumen werden also umso wichtiger) und b.) kommen ganz neue, nachtaktive Einheiten ins Spiel. Genau wie kurz darauf im Hinterhof, wo ein Pool einen Teil des Spielfeldes bedeckt - auf dem kann (mit Ausnahme von Wasserpflanzen) nur gebaut werden, wenn vorher Lilienblätter gepflanzt wurden. Später verdeckt dichter Nebel die Hälfte des Gartens, so dass man die Zombies nicht anwanken sieht - hier hilft ein Wind-Kleeblatt, das kurzzeitig für Übersicht sorgt. Nicht zu vergessen das Hausdach, auf dem aufgrund der Schräge gerade schießende Pflanzen nutzlos sind; hier sind Katapulte die Waffen der Wahl.

Zwischen all diesen Welten warten noch Bonusrunden, in denen die Einheiten vom Programm vorgeschrieben werden, aber auch nichts kosten. Während die Faulenden also angetrabt kommen, hofft und bangt man, dass endlich eine durchschlagende Waffe auf dem langsam kriechenden Förderband auftaucht, die man ihnen hohnlachend entgegen werfen kann. Mal muss man da auch Zombie-Bowling spielen, mal mit einem Hammer Vasen zerstören, aus denen entweder Pflanzen oder Gegner gekrochen kommen, mal sind die Untoten winzig klein - und mal stürmt und regnet es in der Nacht so stark, dass man nur aller paar Sekunden einen kurzen Blick auf das Spielfeld erhascht. Hin und wieder lassen die Gegner Münzen fallen, mit denen man sich bei Crazy Dave durchschlagende, aber teuflisch teure Extras kaufen kann: Ein Slot für eine zusätzliche Pflanze ist ebenso nützlich wie eine Superfeuer-Erbse oder ein Katzenschwanz, der  über mehrere Linien angreifen und Ballons vom Himmel holen kann - und mit der Harke, die man mit den Zinken nach oben auf das Spielfeld

Jede Welt erfordert Umdenken - auf dem Hausdach sind z.B. Katapulte die Waffen der Wahl.
legt, kommt auch noch ein Slapstick-Element ins Spiel.

Anfangs ist im Hauptmenü lediglich das Adventure verfügbar, im Laufe des Durchspielens werden zusätzliche Spielvarianten freigeschaltet: In den »Puzzles« gibt es eine Betonung auf das Vasen-Spiel und mit »I, Zombie« eine Umkehrung des Spielprinzips - muss man hier doch mit den verfügbaren Zombies alle Pflanzen vernichten. Weiter geht's mit Minigames wie »ZomBotany«, in denen die Feinde zurückschießen - Panik! »Survival« ist einfach ein unendlich laufender Modus, in dem man so lange wie möglich überleben muss. Und Entspannung gibt's im »Zen-Garten«, in dem man sich einfach friedlich (auf Wunsch auch hektisch) um seine wachsenden Pflänzchen kümmert, der wunderbar meditativ-beschwingten Musik lauscht und sich an der liebevollen, detailversessenen und putzig animierten Grafik erfreut. Ja, sie mag 2D sein, aber kaum einer wird sich beim Anblick der fröhlichsten Sonnenblume aller Zeiten ein Grinsen verkneifen können.       

Fazit

Als ich vor ein paar Monaten zum ersten Mal einfach nur den Namen des Spiels gehört habe, schlugen meine »Das klingt schön bescheuert!«-Sensoren sofort aus, mit dem kurz danach veröffentlichten Musikvideo war es endgültig um mich geschehen: Plants vs. Zombies ist mit weitem Abstand die durchgeknallteste Tower Defense-Variante aller Zeiten! Den PopCap-Prinzipien folgend ist der Einstieg völlig problemlos, aber man darf die taktische Tiefe des Spiels nicht unterschätzen: Die unterschiedlichen Welten erfordern völlig andere Strategien, der geniale Kniff mit der freien Einheitenwahl vor jedem Level ermöglicht viel Experimentieren zum Finden der liebsten persönlichen Spielweise. Allerdings ist das PvZ etwas zu einfach, Spieler mit Tower Defense-Erfahrung werden kaum Schwierigkeiten damit haben. Und nicht zuletzt ist das Ganze wie so oft ein einsames Vergnügen - der Mehrspielermodus, den ich beim WarCraft 3-TD so geliebt habe, ist auch hier weit und breit nicht auszumachen. Doch das sollte niemanden davon abhalten, die wenigen Kröten in das Spiel zu investieren: Plants vs. Zombies ist wunderbar durchgeknallt und herrlich süchtig machend - das perfekte Spiel für die Viertelstunde zwischendurch bzw. die drei Stunden, von denen man nicht mal merkt, dass sie vergangen sind.

Pro

cleveres, süchtig machendes Spielprinzip
einfache Steuerung
unterhaltsame Zwischenspiele
abwechslungsreiche Minigames
taktisch kluges Auswählen benötigter Einheiten
wunderbar beklopptes Design

Kontra

etwas zu einfach

Wertung

PC

Eine wunderbare Mischung aus gemütlichem »Basenbau« und hektischem Echtzeit-Geklicke - die albernste Tower Defense-Variante aller Zeiten!

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