Wallace & Gromit's Grand Adventures: The Last Resort13.05.2009, Bodo Naser
Wallace & Gromit's Grand Adventures: The Last Resort

Im Test:

Letztes Mal haben Wallace & Gromit ja den Angriff der Killerbienen zurück geschlagen. Also haben sie sich in der zweiten Episode ein bisschen Urlaub verdient. Allerdings geht die Reise in The Last Resort nicht so reibungslos vonstatten, wie der spleenige Erfinder sich das vorstellt. Vor den Erfolg haben die Götter bekanntlich den Schweiß gestellt.

Wann wird's mal wieder richtig Sommer?

Improvisieren erlaubt: Als der Keller überschwemmt ist, macht Wallace kurzerhand einen Strandclub daraus.
Nach sonnigem Start im April 2009 hat der mitteleuropäische Sommer gerade eine kleine Pause eingelegt. Hoffen wir, dass diese nicht zu lange dauert, denn bei uns kommt es ja schon mal vor,  dass gleich die ganze schöne Jahreszeit ins Wasser fällt. Bekannt für ihr verregnetes Wetter sind auch die Britischen Inseln, wo die Leute schon im Februar beim ersten Sonnenschein und zehn Grad die kurze Hose anlegen, weil sie glauben, der Sommer sei plötzlich ausgebrochen. Dieses sprichwörtlich englische Wetter zeigt sich auch bei der neuesten Episode von Wallace & Gromit von seiner schlechten Seite. Alle Knetmasse-Akteure reden nur noch davon, wie man dem Schmuddelwetter entkommen kann.

Es regnet seit Wochen in dem kleinen mittelenglischen Kaff, in dem die beiden leben. Es hat so geplätschert, dass nun ein See im Keller in der West Wallaby Street zu finden ist. Erfinder Wallace hat eine klasse Idee, denn er will die Menge Nass nützen, um einen Strandclub aufzumachen. Der kühle Rechner erhofft sich dadurch eine Menge zahlender Gäste, die nicht mehr ans Meer fahren müssen, um zu plantschen. Alles was man für ein Beach-Resort holen müsse, sei Sand, einen Sonnenschirm und eine Höhensonne. Diese Gegenstände zu finden, ist dann auch schon die erste Aufgabe für den Spieler. Dass das nicht so glatt über die Bühne geht, wie Wallace sich das vorstellt, versteht sich von selbst.

Englischer geht's kaum

Auf der Suche nach dem einen oder anderen Gegenstand trifft man immer wieder auf ebenso skurrile wie liebenwerte Charaktere, für die die Serie bekannt ist. Kaum aus dem Haus, erblickt

Wow - die beiden haben Sand. Allerdings streiten sie sich lieber, als die Säcke rauszurücken.
Wallace im Garten der Nachbarin einen passenden Sonnenschutz. Aber  der Verehrer von Mrs. Flitt, ein höchst unfreundlicher Schotte, hat ihn in Beschlag genommen. Der rotgesichtige McBiscuit, der übrigens der einzige Neuling im Spiel ist, will ihn an den Strand mitnehmen, falls die beiden dort hin gehen. Die Nachbarin ist "not amused", denn sie fürchtet einen Wolkenbruch. Der Spieler muss dafür sorgen, dass sie dem Unhold die Tür vor der Nase zuschlägt. Doch wie soll man vorgehen? Ein wenig Logik ist wie bei den meisten Aufgaben schon vonnöten.

Im Örtchen selbst geht es wieder betont britisch zu, denn die Leute sind höflich, witzig und verschroben. Ein gutes Beispiel ist Wallace selbst, der sich erst mal entschuldigt, bevor er überhaupt etwas sagt. Dem englischen Gesamteindruck kommt die originale Sprachausgabe zu Gute, die viel pointierter ist, als es eine Übersetzung jemals sein könnte. Es ist sogar ein Unterschied zwischen Stadt- und Landbevölkerung hörbar, die etwas breiter spricht. Fürs nötige Verständnis sorgen Untertitel, die es auf Deutsch und Englisch gibt. Gänzlich aus der Rolle fällt allein der Highlander, der mit Akzent spricht und unfreundlich ist. Bei ihm stößt sogar Wallace' Höflichkeit an ihre Grenzen, als er ihm Tee anbietet. Der ungehobelte Klotz antwortet einfach nicht!

Der Gast - das unbekannte Wesen

Zunächst sieht alles recht einfach aus, denn im ersten Kapitel gibt es kaum echte Schwierigkeiten. Die halten erst Einzug, wenn der Themenpark mal steht. Dann fällt den Gästen plötzlich ein, was ihnen fehlt, was ein Gastgeber wie Wallace gar

Mentales Training: Die Verkäuferin muss durch freundliche Worte aufgebaut werden. 
nicht gerne sieht. Er will natürlich, dass alle zufrieden sind. Das ist gar nicht einfach, weil sie nicht nur ausgefallene Wünsche haben, sondern diese auch noch miteinander kollidieren. So zieht der heftig rutschende Schotte die Verkäuferin runter, weil er sie als pummelig tituliert. Der Spieler muss sie nun wieder aufrichten, indem er ihr was Nettes sagt. Wie schon in der ersten Episode müssen hier die richtigen Dinge auf ihre Aussagen entgegnet werden. Gar nicht so einfach, denn sagt man was Falsches so sinkt ihre Stimmung. Hinzu kommt, dass die Sachen auf dem Tisch die Worte symbolisieren. Man kann also nicht einfach per Multiple-Choice wählen: Ein Glas meint "klar" und der Stinkerkäse ist die Beleidigung für McBiscuit.

Ein weiteres witziges Beispiel ist der Kriegsveteran, der auch schon in der ersten Episode für Verwirrung sorgte. Der britische Major fühlt sich keinesfalls außer Dienst, sondern befindet sich quasi mitten im Krieg, weshalb man auch nur militärisch bei ihm weiterkommt. Wer was will, muss quasi erst einen schriftlichen Antrag stellen. Dieses Mal möchte er die Schlacht von Akaba nachstellen, wofür sich der Sandkasten anbietet. Allerdings fehlen im noch ein paar Utensilien, damit es richtig authentisch wird. Bislang hat er nur einen einzigen Zinnsoldaten, der natürlich Lawrence von Arabien ist. Wie kann man den Rest besorgen? Der Spieler muss immer wieder genau zuhören, was die Akteure zu Wallace sagen.

Viel Bekanntes

Die Vorlage der Aardman Animations bleibt also gewahrt, wie schon der Knetmasselook zeigt. Da gibt es sogar wieder Fingerabdrücke auf den Figuren, obwohl die ja bekanntlich nicht geknetet sind. Auch Telltale bleibt also seinem Prinzip treu - so gibt es wie bei Sam & Max ein Wiedersehen mit bekannten Charakteren. Einzig Gromit kommt dieses Mal weniger vor, da er in der Küche schuftet. Da macht es auch fast gar nix, dass alles wiederum in den überschaubaren Kaff spielt, aus dem Wallace und Gromit auch in Urlaubszeit nicht rauskommen. Den beiden ist halt die Nachbarschaft heilig. Bisweilen ist man schon ein wenig enttäuscht, dass es nirgends weiter geht. Aber vielleicht kommt das ja im nächsten Teil, der im Juni erscheinen soll.

            

Fazit

Obwohl es natürlich nicht mehr so überrascht wie die erste Episode, bietet auch The Last Resort trotz der Kürze große Unterhaltung. Die Story um das Strandressort mitten in der West Wallaby Street ist so abgefahren, wie Fans das erwarten - auf so eine Idee kann eben nur Erfinder Wallace kommen! Die Typen sind verschroben bis liebenswert und die 3D-Umgebung könnte britischer kaum sein, auch weil die originale Sprachausgabe viel Atmosphäre zaubert. Allerdings beginnt alles etwas zu simpel, so dass man schon denkt, dass Telltale in Sachen Rätsel in die unrühmlichen Zeiten von Sam & Max zurück gefallen sei. Aber das ist nur das erste Kapitel, denn im zweiten geht's schon etwas kniffliger zur Sache, auch wenn nie Unmögliches verlangt wird. Jeder Gast will verwöhnt werden, weshalb Wallace sich ganz schön anstrengen muss. Ein wenig stört, dass wieder nur die bekannten Leute durch die bekannten Straßen, Läden und Vorgärten tigern. Aber das ist eben Telltales Masche, die die Rollen stets mit bereits bekannten Knetmasse-Gesichtern besetzen. Unterm Strich bleibt eine gelungene und sympathische Umsetzung der Aardman-Vorlage.

Pro

abgefahrene Story
Strandpark eröffnen
britisches Flair
liebenswerte Typen
machbare Rätsel
Wiedersehen mit Bekannten

Kontra

anfänglich recht simpel
keine neue Umgebung
fast nur bekannte Gesichter

Wertung

PC

Das Letzte ist die zweite Episode sicher nicht.

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