Im Test:
Fortgeführte Freakshow
Zeno Clash II knüpft an die mitunter grotesken Ereignisse des Vorgängers (zum Test) an und lässt einen abermals in Egosicht in die Rolle des verstoßenen Stammeskriegers Ghat schlüpfen. Der ist mit der Herrschaft des von ihm heraufbeschworenen Golems inzwischen alles andere als zufrieden und sehnt sich sogar nach seinen abartigen, in einer Person vereinten Stiefeltern. Zusammen mit Stammesschwester Rimat macht er sich an deren Befreiung, um mehr über den Golem und dessen Absichten herauszufinden, was ihn von alten und neuen Fratzen begleitet, bis in die entlegensten Winkel Zenozoiks führt.
Die Spielwelt bietet zwar einige vertraute Orte, besteht größtenteils aber aus neuen Schauplätzen, die zum Teil auch wesentlich weitläufiger als im Original daherkommen. Die Orientierung fällt jedoch nicht immer leicht, da die Kartenfunktion nahezu unnütz ist. Das Erkunden sämtlicher Ecken und Winkel lohnt jedoch, da nicht nur versteckte Waffen und Energieauffrischungen oder Sammelobjekte für spielbegleitende Nebenaufgaben,
Letztere sind die einzige Möglichkeit, den Protagonisten dauerhaft stärker werden zu lassen. Die aus den Totems extrahierten Punkte lassen sich frei auf die Attribute Gesundheit, Ausdauer, Stärke und Führung verteilen. Gesundheit und Stärke bestimmen Lebensenergie und Angriffskraft, Ausdauer wird für Kampfmanöver und Sprints, Führung für das erfolgreiche Rekrutieren von Mitstreitern benötigt.
Von Dummheit umzingelt
Nur in Überzahl oder mit Schusswaffen ausgerüstet können sie einen hin und wieder in die Bredouille bringen. Ab und zu zickt zudem die Kollisionsabfrage und man kann aus unerklärlichen Gründen nicht zum Schlag ausholen oder aus zwei Metern Entfernung verletzungsfrei durch das Ziel hindurchschießen. Nach wie vor kann man keinerlei Waffen zum Abwehren benutzen, die bloßen Hände hingegen schon. Auch das Zielen und Fixieren klappt alles andere als zufriedenstellend. Für Ersteres gibt's nur einen kleinen Pixel als Fadenkreuz, während Letzteres nur aus nächster Nähe funktioniert.
Kleine Fortschritte
Ansonsten wird mit ausreichend Ausdauer geblockt, pariert, ausgewichen und gekontert sowie geschlagen, getreten, gegriffen und geworfen. Auch kraftsteigernde Wutausbrüche, diverse Kombos und energiezehrende Niederschläge sind möglich. Die Handhabung mit Maus und Tastatur klappt meist tadellos, die ebenfalls mögliche Controller-Steuerung wurde hingegen abermals nur stiefmütterlich integriert, wichtige Funktionsanpassungen verschlafen, jeglicher Zugang schon in den unangepassten Tutorials zu Grabe getragen - und das trotz Xbox-Controller-Unterstützung und anstehender Konsolenadaptionen...
Wenige Lichtblicke
Interessant ist hingegen der Einsatz spezieller Sekundärwaffen wie Schädelgranaten oder Schlagkette. Gestirnsarmreif und Golemring, mit denen man Angriffe dirigieren oder umleiten kann, lassen sich sogar zur Hindernisbewältigung oder für Bosskampfphasen nutzen. Überhaupt sind die Bosskämpfe durchaus interessant konzipiert und wesentlich anspruchsvoller als die schnell langweilenden Standardgeplänkel.
Auch der neue Koop-Modus verdient Lob, wenngleich es mir ein Rätsel ist, warum man sich nur online, nicht aber via Splitscreen mit anderen verbünden kann. Dafür kann man
Die bizarren Schauplätze und Figuren haben hingegen spürbar an Reiz verloren, vieles wurde recycelt, der einstige Skurrilitätsbonus ist verflogen. Auch Technik und Inszenierung lassen zu wünschen übrig. Zwar fühlt man sich hier und da noch immer wie in einem Salvador-Dalí-Gemälde oder Monty-Python-Cartoon, aber die Bewohner wirken geradezu apathisch, die Dialoge seelenlos und die Fortbewegung wie auf Schienen. Mit der Vertonung hat man sich auch nicht viel Mühe gegeben. Die englischen Sprecher sind teils unter aller Kanone, die Tonabmischung völlig unausgewogen, die deutsche Lokalisierung fehler- und lückenhaft.
Fazit
Der Originalitätsbonus mag aufgebraucht, die stilistische Erstattraktion verflogen sein, aber spielerisch macht Zeno Clash II einiges besser als sein Vorgänger: Die Spielwelt ist offener, die Kämpfe dynamischer, die Handhabung vielseitiger. Es gibt sogar einen kooperativen Zwei-Spieler-Modus, wenn auch nur online. Doch trotz aller Fortschritte und Bemühungen liegt nach wie vor auch Vieles im Argen: KI und Kollisionsabfrage sind teils noch immer miserabel, Inszenierung und Orientierung eine Katastrophe, die Controller-Unterstützung ein Witz. Wer auf ungewöhnliche Abenteuer aus der Ich-Perspektive steht, wird zwar halbwegs solide unterhalten, von der Klasse eines Mirror's Edge, Dark Messiah oder Oddworld ist man aber auch im zweiten Anlauf noch weit entfernt.
Pro
Kontra
Wertung
PC
Auch im zweiten Anlauf durchwachsenes Ego-Abenteuer für Fans des Bizarren.
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