Sacred 2: Ice & Blood03.09.2009, Mathias Oertel
Sacred 2: Ice & Blood

Im Test:

Ascaron hat zwar seine Tore geschlossen, aber zum bislang letzten Projekt der Gütersloher, dem Hack & Slay Sacred 2 hat es unter der Schirmherrschaft von Koch Media ein Add-On ans Tageslicht geschafft. Lohnt sich der erneute Ausflug nach Ancaria? Kann Ice & Blood vielleicht sogar das Hauptprogramm aufwerten?

Das Ascaron-Vermächtnis

Es hatte sich angedeutet und schließlich wurde es Gewissheit: Der deutsche Traditionsentwickler Ascaron musste schließen - mitten in der Entwicklung zum Sacred 2 Add-On Ice & Blood (I&B). Doch die Hack & Slay-Fans konnten aufatmen, denn die Arbeiten an der Erweiterung zum seinerzeit zwar ambitionierten, aber mit diversen Mankos und zahlreichen Bugs versehenen Fantasy-Metzler gingen weiter.

Die Kristallebenen gehören zu den zwei neuen, in Bewegung eindrucksvollen Gebieten.
Aufbauend auf der Sacred 2-Version 2.4 (fehlende Patches werden vorbildlich auf der Disc mitgeliefert) kann man sich auf zwei neue Gebiete sowie eine weitere spielbare Klasse freuen. Doch nicht nur das: Neben den bereits mit den Patches vorgenommenen Verbesserungen wie aufgeräumtem Missionsbuch etc. gibt es zahlreiche kleine und große Änderungen, die nicht nur für die neue Klasse des Drachenmagiers interessant sind, sondern allen zugute kommen - egal ob Neueinsteiger oder Veteran.

Kleine und große Verbesserungen

Dazu gehört z.B. die Möglichkeit, jederzeit zu bereits entdeckten Portalen sowie zum aktuell aktiven Seelenstein teleportieren zu können. Somit gehören z.B. sowohl das leidige "Verkaufen unter Wert" bei Gegenstandsüberschuss oder unnötig lange Wege, wenn man feststellt, keinen Heiltrank mehr im Rucksack zu haben, der Vergangenheit an.

Und auch das Herumschleppen von seltenen Gegenständen, die man an einen anderen Charakter weitergeben möchte, ist kein nötiges Übel mehr: Per Tastendruck kann man einen "Kistendämon" beschwören, der neben einem auftaucht und geduldig wartet, bis man alles umgeschichtet hat, was gut und teuer ist.

Mit jeweils einem zusätzlichen (ab Level 20 zur Verfügung stehenden) fünften Slot für Waffen sowie Kampfkünste kann man mit einer noch größeren Bandbreite an zerstörerischem Potenzial durch die Gegnerhorden schnetzeln und zaubern.

Und auch wenn es nicht anders zu erwarten war: Am eigentlichen Spiel und vielen seine mechanischen Kritikpunkte, über 

Im verfluchten Wald herrscht eine düstere, teilweise surreale Atmosphäre.
die ich mich im Hauptprogramm beschwert habe, hat sich nichts geändert. Ja: Man kann jetzt die Kameraposition(en) über zahlreiche Parameter beschränken und für sich konfigurieren. Und mit dem über die Optionen einstellbaren Sofortzauber findet sich sogar ein Element, das einen zu einer Variation der bekannten Spielweise bringt - allerdings alles zu zaghaft, um wirklich von einem neuen Spielerlebnis sprechen zu können. Im Kern ist I&B ebenso konventionell wie das Hauptabenteuer.

Zwei plus eins plus sechs plus alles

Daran kann auch die neue interessante Klasse des Drachenmagiers nicht viel ändern - auch wenn er wahlweise mit einem Mini-Drachen als Haustier durch die Gegend stolziert. Mit seiner Möglichkeit, die Gestalt kurzzeitig zu wechseln und dann Zugriff auf ein komplett neues Fähigkeitsset zu bekommen, wird das simple Kampfsystem zwar um ein interessantes Gimmick erweitert, aber auch das macht I&B natürlich nicht zu einer neuen Erfahrung.

Interessanter sind da schon die zwei neuen Gebiete, die sich am Rande der bislang bekannten Sacred 2-Welt befinden: Die Kristallebenen im Nordwesten sowie der Verfluchte Wald im Südosten. Beide sind nur per Schiff zu erreichen, was im Umkehrschluss bedeutet, dass nur leicht fortgeschrittene Figuren ab etwa drei bis fünf Stunden Spielzeit sowie natürlich Veteranen dorthin gelangen können. Wer allerdings glaubt, man könne mit einem frisch erstellten Drachenmagier in den Jagdgebieten der Seraphim (Kristallebene) oder den vom Zombies, Dämonen und Drachenlibellen verseuchtem Unglückswald sein Unwesen treiben, sieht sich getäuscht.

Der Gestalt wechselnde Drachenmagier bietet frische Spielansätze, die die nach wie vor konservative Kampfmechanik jedoch nur unwesentlich aufwerten.
Doch das Warten auf den ersten Hafen bzw. der Ausflug mit einem der bereits bestehenden Charaktere, die natürlich nahtlos mit den neuen Inhalten wie z.B. den Reittieren in Verbindung gebracht werden können, lohnt sich. Denn was diese beiden Gegenden an Atmosphäre verströmen, kann sich sehen lassen. Mal idyllisch wie ein Caspar David Friedrich-Gemälde, dann wieder verstörend wie Dali, der vor allem im Wald mit seinen aus den Boden schießenden Pilzen in Augenform durchaus als Inspiration gedient haben könnte, bieten beide Areale nicht nur haufenweise neue Missionen, sondern vor allem auch einiges fürs Auge.

Technisch problembeladen

Allerdings haben sich auch in I&B wieder technische Mängel eingeschlichen. Bei unseren Testausflügen hielten die sich zwar in Grenzen und machten sich nur in gelegentlichem Texturflacken nach Einladen eines Gebietes bemerkbar, das sich nach ein paar Schritten in Wohlgefallen auflöste und nur wieder beim Laden nach Teleport etc. wieder auftauchte.

Schaut man in die Foren, scheint das Add-On jedoch ähnlich wie das ungepatchte Hauptspiel unter verschiedenen Konfigurationen unterschiedliche Probleme hervorzurufen, die über starke Einbrüche in der Bildrate bis hin zum Absturz reichen.

 

Fazit

Die Rückkehr ins PC-Ancaria nach einigen Monaten Abstinenz hat sich gelohnt. Nicht nur, weil mit den zwei neuen Gebieten und der neuen Klasse des Drachenmagiers Hack&Slay-Nachschub für Dutzende Stunden geboten wird. Sondern auch, weil mit den mittlerweile veröffentlichten Patches sowie vor allem mit den kleinen und großen Ergänzungen von Ice & Blood Sacred 2 endlich den fehlerhaften Kinderschuhen entwachsen zu sein scheint – auch wenn in der Community verschiedene Probleme auftauchen. Doch uns ist nur das bislang unbekannte Texturflackern begegnet, das sich sporadisch einstellt und das den Gesamteindruck trübt. Insgesamt wirkt Ancaria mit dem Add-On sehr rund und hat mit den Kristallebenen und dem Verfluchten Wald zwei atmosphärisch und visuell sehr stimmungsvolle Schauplätze bekommen. Dass man diese mit einem frisch erstellten Charakter nicht betreten kann und erst bis zu einem Hafen kommen muss, ist zwar schade, aber wird durch die neuen Charaktergestaltungsmöglichkeiten sowie den jederzeit herbeirufbaren dämonischen Kistenträger ausgeglichen. Hinsichtlich Kampfmechanik etc. bleibt Sacred 2 aber auch mit Add-On sehr konventionell – nur eben leicht verfeinert.

Pro

zwei neue wunderschöne Gebiete
eine neue Klasse (Drachenmagier)
Teleport jederzeit möglich
diverse kleine Änderungen
haufenweise neue Gegenstände
frei konfigurierbare Kamera-Parameter
Aufstockung der Waffen- und Kampfkunst-Slots
jederzeit rufbarer Kisten-Träger

Kontra

mitunter Texturflackern
neu erstellte Charaktere können nicht sofort in die neuen Gebiete
Drachenmagier ohne nennenswerte Geschichte

Wertung

PC

Eine neue Klasse, zwei neue Gebiete, ein Haufen kleiner Verbesserungen: Ice & Blood macht das Hauptspiel runder.

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