Test: Lost Horizon (Adventure)

von Bodo Naser



Lost Horizon
Entwickler:
Publisher: Deep Silver
Release:
20.08.2010
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ab 9,99€
Spielinfo Bilder Videos
Dieses Mal geht's bei Animation Arts nicht um geheime Akten der Gegenwart, sondern um die Vergangenheit. In Lost Horizon spürt man den Mysterien nach, nach denen die Nazis vor dem Kriege suchten. Das klingt verdammt nach Indiana Jones und so verschlägt es den unbekannten Helden auch in ferne Länder. Was hat das Abenteuer made in Germany zu bieten?

Auf den Spuren von Indiana Jones

Mittlerweile dürfte sich rumgesprochen haben, dass 
So ähnlich kommt der Dogfight in den Filmen vor allerdings mit anderem Ausgang. Eine der wenigen Szenen, die einen mal überrascht.
Lost Horizon einen auf Indy macht: Ein wohl gehütetes Geheimnis im eisigen Tibet, verrückte Nazis, die Artefakten nachjagen und ein Trip quer durch die Welt der 30er-Jahre - all das sind Versatzstücke der Indiana Jones-Abenteuer, die auch im neuesten Adventure von Animation Arts vorkommen. Auf Schritt und Tritt wird man an den Archäologen erinnert, der so gerne seine berühmte Peitsche schwingt - auch wenn der Hauptakteur bei weitem kein Dr. Jones ist, sondern ein gescheiterter englischer Offizier. Aber die junge chinesische Begleitung gibt sich ebenso zickig wie manche Frau, die Indiana auf seine Touren mitgenommen hat. Handelt es sich also um einen reinen Abklatsch oder fügt Lost Horizon auch Neues hinzu?

Leider gewinnt man den Eindruck, dass das Spiel die Ideen von George Lucas weitgehend reproduziert: Szenen, in denen etwas Unerwartetes passiert oder Indiana Jones mal auf die Schippe genommen wird, bilden die Ausnahme. Es gibt sie vereinzelt, etwa wenn man den Jagdflieger, der einen wie in Der Letzte Kreuzzug verfolgt, auf spezielle Art und Weise loswerden muss. Auch neigt das Spiel aufgrund des Rätselgenres dazu, vom Hundersten ins Tausendste zu kommen. Immer wenn man denkt, man hat etwas gelöst, bauen sich neue Barrieren auf, was auf seine Art eine Persiflage ist - ganz unabhängig davon, ob man das nun witzig oder nervig findet. An einer Stelle kommt sogar Indys Werkzeug für Bullentreiber vor, allerdings auf eine ebenso witzige wie gebrochene Weise. Derartige Szenen bleiben aber die Ausnahme.

Weichgespülte Nazis

Was machen die Deutschen in Tibet? Solche ketzerischen Fragen sollte man nicht stellen, wenn man Lost Horizon noch ein bisschen genießen will.  
Die Story entspricht in etwa dem, was man von einem nett gemachten Abklatsch erwarten würde: Den Helden, Fenton Paddock, verschlägt es innerhalb der sieben Kapitel an allerhand exotische Schauplätze, die von Hongkong über Marakesch bis nach Berlin reichen. Obwohl ein Großteil in Asien spielt, erinnert die Geschichte dennoch eher an den ersten Film, Jäger des Verlorenen Schatzes, weil die Nazis nach mystischen Artefakten suchen, die ihnen im kommenden Krieg den Sieg bringen sollen. Das ist fiktiv, aber es könnte auch so oder so ähnlich gewesen sein, da insbesondere SS-Chef Himmler einen Hang zum Okkulten hatte. Sogar die Thule-Gesellschaft kommt vor, die es tatsächlich gab und die hier Ausgrabungen in Tibet macht. Genau dorthin wird Paddock geschickt, um nach einer verschollenen britischen Expedition zu suchen. Kam es zum Zusammenstoß mit den Deutschen?

Obgleich es 1936 spielen soll, nimmt sich der Plot selbst nicht ganz ernst, was man an den übertriebenen Charakteren, lachhaften Einfällen und Phantasie-Uniformen sieht. Dabei lehren doch gerade die Filme von George Lucas eines: Auch wenn man eine dümmliche, im Wesentlichen auf Habwissen basierende Geschichte erzählt, muss man es wenigsten mit Inbrunst tun. Daran fehlt es Lost Horizon all zu oft, da vieles nicht sonderlich glaubwürdig ist. Das gilt insbesondere für die ganzen Nazis, die seltsam harmlos wirken, ganz so als wären sie weichgespült. Etwas Schwung bringen die actionreichen Filme, die wie schon bei Geheimakte gelungen sind. Alles ist auf cineastisches Flair getrimmt, sogar das Startmenü sieht aus wie ein zeitgenössischer Kinopalast.

Frauen an jeder Ecke?

Indiana Jones ist natürlich auch ein
Langweilige Frauen unter sich. Frau Gräfin taugt so wenig als Bösewicht wie Kim als Objekt der Begierde.
großer Frauenheld, so dass er mindestens eine Frau pro Schauplatz aufreißt. Die weibliche Welt scheint auf vermeintlich verstaubte Archäologen zu stehen, die unkonventionell vorgehen. Paddock hingegen ist kein Wissenschaftler, sieht zwar besser aus, ist aber auch in dieser Beziehung kein vollwertiger Ersatz. Er hat auch so seine Techtelmechtel, die sich aber im Wesentlichen auf eine Frau beschränken. Zu Beginn denkt man noch, dass er die chinesische Sängerin aus dem Club abkriegt, aber dann fährt er doch eher auf die junge Kim ab, ohne dass das so gesagt wird. Es hat übrigens ganz schön lange gedauert, bis ich gemerkt habe, dass Kim nicht die Sängerin ist, denn sie sehen sich als Figuren einfach zu ähnlich.

Doch auch die schlagfertige Chinesin ist leider kein vollwertiger Ersatz für all die Frauen, die so durch die Indy-Filme geistern. Kim zickt zwar ebenso rum, aber dies ist eher nervig als erfrischend, so dass sie nur bedingt als weiblicher Stichwortgeber taugt. Zudem bleibt ihre Figur seltsam blass, weil man eigentlich nur wenig über sie erfährt. Dagegen besitzt Paddock zumindest eine gewisse Vorgeschichte, denn er hatte das Kommando während eines Aufstandes der Chinesen gegen die Kronverwaltung. Das macht ihn ein wenig sympathischer, da er kein Kommisskopf ist, denn er gab nicht den Befehl zum Feuer auf die Menge. Ein wenig mehr Format könnte auch Gräfin von Hagenhild vertragen, die nur bedingt als weiblicher Bösewicht taugt. Statt sexy und gefährlich zu sein, wirkt sie eher lächerlich. Lost Horizon hat erzählerisch ein Frauenproblem, da die weiblichen Charaktere ihre Trümpfe nicht ausspielen
                    
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Kommentare

paulisurfer schrieb am
WAS! Ich fand die Tunguska-Teile klasse, wie konnte das an mir vorbeiziehen?^^
Aja alles klar, ich seh schon...Bodo Naser, der unfähigste Redakteur hier.
Na dann, wo kann ichs kaufen?! :D
(Rhetorische Frage)
DesMoines schrieb am
Bin zwar erst im Kloster in Tibet, aber bisher hat mir das Spiel recht gut gefallen! KLAR, es wird nicht das Rad neu erfunden (sowieso fraglich weshalb dieser Anspruch ständig besteht...), die Story ist weder schlecht noch gut, die Rätsel eher einfach gehalten und die Dialoge nicht immer der Hit (Von der Sprachqualität abgesehen). Ich hab trotzdem meinen Spaß, da ich lieber simplere Rätsel bevorzuge, als bockschwere Gehirnakrobatik..
Ahja und zum Vergleich mit den Geheimakte-Teilen:
Teil 1 möchte ich heraus halten, aber Teil 2 war meiner Meinung nach keineswegs besser:
- Story im Vgl. zu Lost Horizon mind. genauso hanebüchen, wenn man es denn so betrachtet
- Rätsel oftmals entweder dämlich-abstrus oder schlichtweg unlogisch (Bsp.: Die Rettungsaktion im indonesischen Jungle mit den Früchten....selten sowas dummes gesehen)
- Dialoge unterscheiden sich meiner Meinung nach genauso wenig, was "Sinn", Abwechslung und Hilfestellung angeht
Wobei mir in Lost Horizon auch 2 Logikschnitzer aufgefallen sind:
Spoiler
Show
1. Die Schallplatte im deutschen Lager kann nur aus der Schutzhülle geholt und mit dem Schießpulver "restauriert" werden, wenn man sie dem Wachmann im Zelt unterjubeln will und er sie aus dem Zelt schmeißt (egal wie oft man das macht)
2. Den verletzten brit. Soldaten im Zelt kann man sofort in den LKW verfrachten, obwohl vorher gesagt wurde das erst nach einer geeigneten Fluchtmöglichkeit gesucht werden sollte (unlogisch: Es ist von Anfang an klar, das sich im Lager ein LKW befindet, ob dieser funktionstüchtig o.ä. ist wird nicht überprüft...)
Summa Summarum gefällts mir bis jetzt recht gut, kommt aber z.B. an Book of unwritten tales nicht dran.
Mindflare schrieb am
BVB09er hat geschrieben: Ich sehe ja ein, dass die Rätsel recht leicht sind und man dies kritisieren kann und vll. auch muss - aber sie sind logisch und das Spiel ist auf flottes Fortkommen getrimmt. Ich finde da ein Whispered World mit zahlreichen grenzwertigen bis unfairen Rätseln nicht besser.
TWW war aus meiner Sicht auch nicht wirklich schwer. Wenn du auch seit MI oder MM Adventures zockst, sollten die Rätsel da doch auch kein Problem dargestellt haben. Aber das mag ja jeder anders empfinden.
Ich bin durch Lost Horizon noch nicht durch (derzeit in Berlin), möchte aber schonmal auf die Rätsel eingehen. Irgendwie wird zu wenig vom Charakter improvisiert. Immer wird irgendwas benötigt und man erhält es dann auch (über ein paar Umwege). Das tut natürlich der Logik gut, macht es aber eben auch recht einfach.
Davon ab finde ich das Spiel aber sehr gelungen. Die Präsentation ist ordentlich, man kann die Sprache überspringen, wenn Fenton mal wieder erklärt, wieso es geklappt hat, das Rätsel zu lösen und auch die Sprecher leisten ein anständiges Niveau. Ich find die dauerhysterische Tonlage von Kim klasse :-)
Bisher also kein Highlight aber ein ordentliches Adventure für zwischendurch.
BVB09er schrieb am
Sorry dude, du hast scheinbar noch nicht viele adventures gespielt. Sonst könntest du so etwas nicht behaupten. Ich will ja keine Weltliteratur..aber ein bißchen anspruch bzw kreativität erwarte ich schon.. kein Quartermain
Sorry, aber ich spiele Adventures seit der ersten Stunde. Hatten Monkey island oder Maniac Mansion eine filmreife, völlig kritikunwürdige Story? Die Geschichte von LH ist vielleicht nicht perfekt, aber wenn das schlecht sein soll, dann weiß ichs auch nicht mehr. Komischerweise sehen das auch alle Spieletester anders - außer Herr Naser natürlich.
Wenn ein Spiel so hochgelobt und als Meisterwerk betitelt wird, kann Ich mich schon darüber aufregen. Besonders weil bei klassischen Adventures, wie dieses ja immer bezeichnet wird, die Rätsel das Herzstück sind.
Ich sehe ja ein, dass die Rätsel recht leicht sind und man dies kritisieren kann und vll. auch muss - aber sie sind logisch und das Spiel ist auf flottes Fortkommen getrimmt. Ich finde da ein Whispered World mit zahlreichen grenzwertigen bis unfairen Rätseln nicht besser.
Nein. erwischt...
;)
Ich glaube ohne die Prozentzahl am ende hätte sich hier kaum jemand aufgeregt. Die Kritikpunkte lassen sich nun mal nicht von der hand weisen.
Okay.Die Fantasie Uniformen lassen wir mal aussen vor.
Einige der Kritikpunkte sidn rein subjektiv, andere werden im Test ausgeschlachtet. Ein fairer Test muss aber Stärken und Schwächen in Relation setzen - und das passiert ja gar nicht. Stärken werden übergagen, Schwächen ausgeschlachtet. Sowas nenne ich einen Verriss.[/quote]
Pitfall schrieb am
- inhaltlich schwach? Sorry, aber da legst du einfach alberne Maßstäbe an.
Zudem: Ein spiel ist nunmal kein Buch oder Film!
Sorry dude, du hast scheinbar noch nicht viele adventures gespielt. Sonst könntest du so etwas nicht behaupten. Ich will ja keine Weltliteratur..aber ein bißchen anspruch bzw kreativität erwarte ich schon.. kein Quartermain.
- Durchklicken? Nur weil ein Spiel eher Einsteiger anspricht muss es nicht gleich heruntergemacht werden.
Wenn ein Spiel so hochgelobt und als Meisterwerk betitelt wird, kann Ich mich schon darüber aufregen. Besonders weil bei klassischen Adventures, wie dieses ja immer bezeichnet wird, die Rätsel das Herzstück sind.
- Comic? Hmm, hast du das wirklich gespielt?
Nein. erwischt...
Nochmal: ich respektiere deien Meinung, aber der Test ist Murx. Und wenn das 90% der User hier sagen, muss wohl was dran sein...
Ich glaube ohne die Prozentzahl am ende hätte sich hier kaum jemand aufgeregt. Die Kritikpunkte lassen sich nun mal nicht von der hand weisen.
Okay.Die Fantasie Uniformen lassen wir mal aussen vor...
schrieb am