Parkan: Iron Strategy04.01.2002, Bodo Naser
Parkan: Iron Strategy

Im Test:

Dass Nikita ein russischer Männer-Namen ist, wissen wir spätestens seit Chruschtschows legendärem Schuh-Auftritt vor der UNO. Und dass Monte Christo der Sitz des imaginären Grafen aus dem gleichnamigen Roman von Alexandre Dumas ist, bringen wir auch noch zusammen. Dass aber auch ein russisches Entwickler-Team Nikita heißt, und dass dieses erst kürzlich mit dem französischen Publisher Monte Cristo - freilich ohne "h" - zusammen das Kampfroboter-Strategiespiel Parkan: Iron Strategy (ab 49,95€ bei kaufen) auf den Markt gebracht haben, das wissen nur diejenigen, die aufmerksam unseren Test dazu gelesen haben. So weit alles klar...?

Story

Zwar spielt das Strategiespiel Parkan: Iron Strategy in einer Science-Fiction-Welt, viel erfahrt Ihr aber nicht gerade drüber: Im Jahr 4120 entdeckt eine ominöse Föderation Grüner Ring noch funktionierende Strukturen einer mysteriösen Alienrasse, genannt die "Baumeister". Schnell wird festgestellt, dass die Generatoren und Teleporte ein System von Portalen bilden - das so genannte Labyrinth. Dieses verbindet Planeten bisher unbekannter Sonnensysteme miteinander. Die mächtigsten Handelsligen wollen das Profit versprechende Labyrinth natürlich sogleich unter ihre Kontrolle bringen. Nach verlustreichen Gefechten gerät dieses aber unglücklicherweise in die Hände brutaler Rebellen. Zur Rückeroberung werden deshalb Truppen der föderalen Flotte in das interstellare Verbundsystem verlegt. Leider wird die Aktion verraten und die Schiffe noch im Anflug zerstört. Nur der Kapitän des Föderations-Kreuzers Parkan kann gerade noch entkommen. Er muss sich aber fortan alleine durchschlagen... Die dramatische Geschichte wird innerhalb des Spiels fortgeführt, spielt aber nur am Rande eine Rolle.

Gameplay

Parkan: Iron Strategy könnte man am besten als Genre-Mischung aus Kampfroboter-Simulation im Stile von MechWarrior 4 und 3D-Echtzeit-Strategiespiel beschreiben. Zu Beginn des Spiels dürft Ihr zwischen dem Herzstück des Spiels, einer fortlaufenden Kampagne, und zwei freien Einzel-Missionen wählen. Vor dem eigentlich Start der Kampagne müsst Ihr aber vier kurze Einführungs-Missionen absolvieren, die Euch mit dem Spiel vertraut machen.

In der ersten richtigen Mission dürft Ihr Euch mit Eurem Kapitän zur Verstärkung durchkämpfen. Aufgrund der reichlich komplizierten, gewöhnungsbedürftigen Tastatur-Steuerung (mit Maus-Unterstützung) ist dies auch auf der leichtesten der drei Schwierigkeitsstufen kein einfaches Unterfangen. Hat man erst einmal die Tasten verinnerlicht, geht dann alles viel flüssiger von der Hand. Zu Beginn habt Ihr nur den bewaffneten Kampfanzug Eures Kapitäns, der allerdings auch schon über eine gehörige Feuerkraft (mit Laser-Kanonen und einigen Raketen) verfügt.

Im Verlauf der aufeinander folgenden Missionen geht es stets darum, Eure Truppe auszubauen: sei es durch Herstellung neuer Kampfmaschinen oder durch Eingliederung neutraler Roboter. Fühlt Ihr Euch dann gut genug gerüstet, müsst Ihr einen bestimmten Kampfauftrag (Angriff oder Verteidigung) durchführen. Dabei könnt Ihr selbst mitten im Geschehen fechten, indem Ihr in 1st- oder 3rd-Person-Perspektive selbst eine Kampfmaschine bedient, oder alles taktisch von oben mit besserem Überblick steuert.

Der Aufbauteil von Parkan: Iron Strategy könnt Ihr durchaus mit einer Art Command & Conquer in 3D vergleichen. Zuerst gilt es, die Energieversorgung mit dem Besetzen von Kraftwerken sicher zu stellen. Diese sind verlassene Relikte der Aliens "Baumeister", die nicht erweitert werden können. Energie ist daher immer begrenzt! Dann müsst Ihr mit Minen mineralische Rohstoffe zum Bau neuer Roboter fördern. Weiter steht der Bau einer Fabrikhalle an, um neue Roboter entwickeln und herstellen zu können. Schließlich könnt Ihr noch Verteidigungsanlagen und Kommandobunker bauen, um Eure neuen Errungenschaften vor Übergriffen des Feindes schützen zu können. Etwas umständlich: Wollt Ihr die Einrichtungen und Gebäude benutzen (z.B. den Bunker, um Eure Truppen zu steuern), so müsst Ihr Euch mit Eurem Kapitän immer erst in den Raum mit den virtuellen "Rechenknechten" begeben. All dieses bauliche Streben ist aber ohnehin nur Beiwerk und Mittel zum Zweck - nämlich zum Kampf mit den Mechs.

Im kämpferischen Teil des Spiels müsst Ihr dann in packenden 3D-Gefechten Euren Mann oder Eure Frau stehen. In der Hektik der Echtzeit-Schlacht ist das bisweilen kein leichtes Unterfangen. Die verkomplizierte Steuerung der Roboter-Einheiten tut ein übriges dazu. Mitten im Geschehen den Überblick zu behalten, ist schon eine Kunst für sich. Weiter ist es notwenig, dass Ihr auch Euren eigenen Robotern Befehle gebt. Zudem müsst Ihr noch Euren Mech bedienen und nicht zuletzt dafür sorgen, dass Ihr selbst mit heiler Haut davon kommt. Eure Gegner behaltet Ihr dabei per Radar, Zoom und nachts per Infrarot-Sicht im Visier. Eine Autoreparatur-Funktion sorgt dafür, dass die schlimmsten Schäden am Bot sofort behoben werden und er nicht mitten auf dem Schlachtfeld als Zielscheibe stehen bleibt. Aufmunitionieren und richtige Reparaturen könnt Ihr allerdings nur auf speziellen Reparatur-Decks (z.B. bei Eurer Fabrik) vornehmen lassen.

Natürlich stehen Euch auch die unterschiedlichsten Roboter-Typen zur Verfügung: Vom flinken Aufklärungs-Bot bis zum superschweren Kampf-Ungetüm mit unzähligen Türmen und Kanonen findet Ihr so ziemlich alles. Fleißige Transportroboter sorgen beispielsweise dafür, dass die Rohstoffe von der Mine in die Fabrik oder ins Lager kommen. Und geschickte Bauroboter erstellen für Euch neue Gebäude und Einrichtungen. Die meisten dieser Roboter sind mit Raketen, Flammenwerfern oder Lasergeschützen bewaffnet und manche können sogar fliegen. Ihr könnt aber auch selbst solche Roboter entwerfen, entwickeln und bauen. Dazu gibt es ein unübersichtliches Interface in der Fabrikhalle.

Als Gegner kommen feindliche Roboter und wilde Tiere wie die giftigen, schwebenden Medusen in Frage. Vor allem Letztere stellen eigentlich nur in der Masse eine Herausforderung dar. Einzelne Kampf-Roboter der Windigo-Banditen können mit gezielten Feuerstößen ziemlich schnell ausgeschaltet werden. Bisweilen trefft Ihr auch auf Einheiten von feindlichen Außerirdischen, die natürlich über eine überlegene Technologie verfügen. Koordinierte Angriffe sind von der feindlichen KI allerdings kaum zu erwarten. Die Feinde stehen eher planlos in der Gegend rum, greifen vereinzelt an oder kommen ungeordnet wie ein aufgeschreckter Hühnerhaufen daher. Noch die stärkste Gegenwehr geht von den gegnerischen Bunkern aus. Diese feuern aus ihren schwer gepanzerten Türmen gleich Salven von Raketen auf Euch ab, so dass es kaum ein Durchkommen gibt. Da ist dann wieder die richtige Taktik gefragt. Oft bringt nur die Kombination der verschiedenen Waffen oder ein Ablenkungsmanöver den Sieg. Überhaupt ist ein draufgängerisches Verhalten wie in einem Ego-Shooter hier kaum anzuraten.

Grafik

Freilich ist die 3D-Engine von Parkan: Iron Strategy nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Dennoch gelingt ihr eine einigermaßen realistische Darstellung von Fahrzeugen, Gebäuden und Umgebung. Bisweilen gibt es auch effektvolle Momente, so z.B. bei Explosionen im Kampf. Sogar das Wetter verändert sich (Regen, Nebel) und es gibt einen Tag-Nacht-Wechsel. Einzig die Landschaft wirkt ziemlich öde und leer. Die Auflösung der Darstellung könnt Ihr dabei je nach Hardware frei einstellen. Insgesamt ist die veraltete 3D-Grafik daher doch noch zufriedenstellend.

Sound

Parkan: Iron Strategy besitzt natürlich den unvermeidlichen Science-Fiction-Sound mit mysteriösen Alien-Summern, fiependen Computern und verzerrten Retro-Stimmen der Roboter. Dafür hat das russische Entwickler-Team von Nikita schon gesorgt. Während der einzelnen Missionen läuft dann erfrischenderweise harte Gitarren-Musik, die uns an die besseren Tage des Hardrock-Sounds erinnert. Zu gerade explodierenden "Robotniks" passt das alles ziemlich gut.

Multiplayer

In Sachen Multiplayer gibt es nur Hausmannskost: Das Spiel könnt Ihr natürlich auch zu mehreren per LAN, Modem oder Internet (mit Gamespy-Unterstützung) spielen. Zwei bis vier Spieler können auf sechs verschiedenen Karten gegeneinander antreten. Einstellungs-Möglichkeiten für die Mehrspieler-Partien gibt es jedoch kaum.

Pro:

  • Mixtur aus Action und Strategie
  • Aufbauteil gepaart mit Kampfmission
  • dynamische Kampagne
  • jeder Roboter kann selbst gesteuert werden
  • packende grafische Effekte
  • passender Sound
  • Kontra:

  • komplizierte Steuerung
  • oft zu leichte Gegner
  • veraltete 3D-Grafik
  • zu wenig Einzel-Missionen
  • Vergleichbar mit:

    MechWarrior 4, BattleZone 2, Mech Commander 2

    Fazit

    Dass sich über die Qualität von Monte Cristos Strategiespielen trefflich streiten ließe, ist mittlerweile bekannt. Das Kampf-Roboter-Spiel Parkan: Iron Strategy bildet da in gewisser Weise eine recht rühmliche Ausnahme. Das ist wohl hauptsächlich dem russischen Entwickler Nikita zu verdanken. Mal abgesehen von der ollen Grafik und der etwas umständlichen Steuerung, die wir aber auch aus anderen 3D-Spielen kennen, ist es eigentlich ein ziemlich spannendes Echtzeit-Strategiespiel. Es bietet neben dem Aufbauteil auch actiongeladene Kämpfe zwischen den selbst gebastelten Mechs, bei denen die richtige Taktik gefragt ist. Freunde derartiger Spiele sollten sich Parkan daher ruhig einmal näher ansehen!

    Wertung

    PC

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    Kommentare

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