Tales of Monkey Island: The Siege of Spinner Cay25.08.2009, Bodo Naser
Tales of Monkey Island: The Siege of Spinner Cay

Im Test:

Im ersten Teil von Tales of Monkey Island musste Guybrush sein Piratenschiff wieder flott kriegen. Im zweiten Teil kann er als frisch gebackener Kapitän eine kleine Runde durch die sonnige Karibik drehen. Wäre alles ganz idyllisch, wenn da nicht Probleme auf Spinner Cay in Sicht kommen würden.

Island in the Sun

Wann ist eine Insel wirklich einsam? Im Zweifel immer dann, wenn man ganz alleine dort ist und keine Menschenseele trifft. Demnach war der Robinson aber nur so lange einsam, bis er

Hallo - ist da jemand? Guybrush treibt sich wieder mal auf mehr oder minder verlassenen Eilanden rum.
den guten Freitag traf. Jüngst zeigte ein Aussteiger in einem Bericht auf Spiegel-Online, dass heutige Robinsonaden eigentlich gar nicht mehr so einsam ablaufen. Er verbrachte fünf Monate auf einer Fidschiinsel, wobei allerdings von vornherein klar war, dass man ihn anschließend wieder abholt. Zudem wurde er stets mit dem Nötigsten versorgt und hatte seine Frau dabei. Ein Luxus, von dem echte Schiffbrüchige meist nur träumen können. Hätte der liebe Crusoe einer Frau dabei gehabt, hätte er Freitag vermutlich keines Blickes gewürdigt.

Wieso ich das überhaupt frage? Auch der Held von Tales of Monkey Island ist sozusagen Spezialist für südliche Inseln. Wie schon der Titel verrät, sind diese Eilande eher mysteriös als einsam, denn meist lastet ein rätselhafter Fluch auf ihnen. Dass Guybrush auch ein Herz für einsame Gestade hat, stellt er jetzt im zweiten Teil unter Beweis. Nachdem er anfängliche Schwierigkeiten in Form eines weiblichen Piratenjägers abgehängt hat, macht er auf einer Insel fest, die wirklich zu winzig ist, um noch idyllisch zu sein. Aber der Gute kann sich sogar vorstellen, dort ein Ferienhaus mit Elaine zu bauen. Nur einer von vielen witzigen Sprüchen, die der coole Antiheld wieder im Lauf des Abenteuers von sich gibt.

Frau oder Mann?

Guybrushs Suche nach Elaine ist dann auch schneller beendet als gedacht, denn das Archipel ist nicht groß. Seine Frau ist

Wirklich Meerjungfrauen? Ob sie nun Männlein oder Weiblein sind, darüber rätselt auch der Held.
gleich auf der nächsten Insel, die man Maat Winslow ansteuern lässt. Doch das ist nicht etwa das Happy End, sondern der Auftakt für eine weitere Suche nach dem Voodoo-Artefakt, die zwei bis drei Stunden dauert. Wie zuletzt von der Wahrsagerin geweissagt, braucht der Held das ominöse Espunja Grande, um endlich die Seuche zu besiegen, die die meisten Piraten in aggressive Aussätzige verwandelt hat. Das erfährt er auf der Inselgruppe Spinner Cay, wo ein Volk von Meerjungfrauen haust. Jungfrauen klingt gut, aber so sicher ist er leider nicht, ob es nun Männlein oder Weiblein sind: Sie sehen zwitterhaft aus und haben Clownsstimmen.

So hält sich Guybrush lieber an seine holde Elaine, der er jeden Wunsch von den Augen abliest - zumindest so lange sie mal zusammen sind, denn meist gehen sie getrennte Wege. Seinerseits verlangt er von ihr halbgottartige Verehrung, die so gar nicht zu der taffen Piratenbraut passt, die in der Ehe die Hosen anhat. Sie meint glatt, sie sei im ersten Teil gar nicht von LeChuck entführt worden und im Übrigen habe sie stets alles im Griff gehabt. Naja das sah in der ersten Episode noch etwas anders aus, als der Bösewicht mit Elaine davon gedüst ist. Zu allem Überfluss behauptet Elaine auch noch, dass Le Chuck nun völlig normal und damit keine Gefahr mehr sei. Hat die noch alle Tassen im Schrank? Der fieseste alle Seeräuber - ein Lämmchen?

Le Chuck wie noch nie

Als Guybrush die nicht gerade große Spinner Cay erkundet, gelangt er wieder in ein Dschungellabyrinth. Sonderlich einfallsreich ist das freilich nicht, denn diese grüne Hölle gleicht doch ziemlich der aus dem ersten Teil, auch wenn sie kleiner

Auf der Insel warten einige dümmliche Seeräuber, die es zu überlisten gilt. Verbal sind sie Guybrush nicht gewachsen. 
ist. Hätte es nicht mal ein Höhlenlabyrinth sein können? Egal, denn schließlich trifft er auf der Suche nach den drei antiken Meeresgoldstücken Le Chuck selbst, der besser denn je aussieht. Er ist tatsächlich ein ganz normaler Mensch, der zwar körperlich stark aber nicht sonderlich helle ist. Rührend, denn der einstige Fiesling bereut nun sogar, dass er früher Leute mies behandelt hat. Guybrush will das aber nicht wahrhaben, weshalb man ihn immer wieder anstoßen muss, dem wiedergeborenen Le Chuck zu vertrauen.

Diese Mal sind die Aufgaben öfters dialogbasiert, so dass sich Guybrush den Mund fusselig reden muss. Einmal muss man Le Chuck z.B. nur mittels Dialog dazu bringen, einen Mechanismus auszulösen. Sehr lustig ist insbesondere für Adventure-Freunde, dass er sich in Sachen Rätsel wie der letzte Mensch anstellt. "Also was muss ich nun? Ich glaub, ich hab's gleich? Wo muss ich nun was reinstecken?" stellt er dumme Fragen. Um alle Jokes zu verstehen, sollte man wieder ausgezeichnet Englisch können, denn das Adventure gibt's bislang nur im Original. Trotzdem kommt die Story nur mühsam in Schwung, denn erste als die Belagerung beginnt wird's interessant. Zudem sorgen Abstürze im letzten Drittel für Unmut, die sich aber umgehen lassen.

Telltale-Rätsel

Sonst sind die Rätsel aber kaum mit denen aus dem ersten Kapitel 

Was muss man wo reinstecken? Das fragt sich nicht nur Le Chuck an einer Stelle, sondern auch der Spieler.
zu vergleichen, da sie viel simpler sind. Man muss leider sagen, dass es sich meist um die übliche Telltale-Knobeleien handelt, für die man den Kopf nicht wirklich anstrengen muss. Schon eher muss man ein wenig rumprobieren, ohne dass das ausarten würde. Meist ist es damit getan, einen Gegenstand am richtigen Ort anzubringen. Bisweilen muss man auch mehrere Sachen kombinieren wie etwa beim Fischen, was im Inventar leichter vonstatten gehen könnte. Dass man die zu kombinierenden Sachen immer erst einzeln anklicken muss ist, um dann denn Kombiniere-Knopf zu drücken, ist schon recht umständlich.

Mindestens ein Grafikfehler hat sich auch noch eingeschlichen: Als man an einer Stelle ein Werkzeug aufnimmt, ist es dennoch oben wieder zu sehen. Aber zwei Mal scheint es das Ding zum Glück nicht zu geben, denn im Inventar taucht es nur einmal auf. Wäre das die einzige Schwäche, dann wäre es nicht so schlimm. Letztes Mal haben die Aufgaben für ein Telltale-Spiel richtig Spaß gemacht, dieses Mal sind sie weniger einfallsreich gemacht und somit eher ein notwendiges Übel, um ans Ende zu kommen. Das alles nagt an der Motivation.

               

Fazit

Das erste Kapitel von Tales of Monkey Island habe ich verschlungen, mit The Siege of Spinner Cay tue ich mich schon schwerer. Es treibt einen viel weniger an den Rechner, was sicher auch ein Stück weit daran liegt, dass der Reiz des Neuen verflogen ist. Letztes Mal dachte man noch: Toll, dass man endlich wieder mit Guybrush losziehen kann! Dieses Mal ist es fast schon Routine. Das Insel-Abenteuer plätschert außerdem dahin, bis endlich mal was Spannendes passiert, wenn einem die Kugeln der Piraten um die Ohren schwirren. Insbesondere das Wiedersehen mit dem tumben Le Chuck macht dennoch Spaß, da er so ganz anders ist als erwartet. Auch Elaine ist für den einen oder anderen Witz gut und das Meervolk ist ebenfalls lustig, auch wenn die Stippvisite kurz ausfällt. Letztes Mal waren die Rätsel ein Pluspunkt, dieses Mal sind sie aufgrund ihrer Einfallslosigkeit die große Schwäche, die ungute Erinnerungen an alte Telltale-Zeiten aufkommen lässt. Denken ist da Glückssache und stattdessen Rumprobieren angesagt. Auch sonst vermittelt es öfters einen unfertigen Eindruck, wenn Grafikfehler auftreten oder das Spiel abstürzt. Da hat Telltale wohl mit der heißen Nadel gestrickt, um im Soll zu bleiben. Hoffentlich kehren die kreativen Ideen bis zum dritten Kapitel wieder zurück.

Pro

neue Insel
witzige Einfälle
schräge Charaktere
Wiedersehen mit Elaine
trotteliger Le Chuck
Guybrushs Sprüche

Kontra

kommt spät in Schwung
wenig motivierend
typische Telltale-Schwächen
oft zu einfach

Wertung

PC

Das zweite Kapitel zieht sich recht zäh dahin. Die Rätsel sind einfallsloser als beim ersten Teil.

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