Cossacks: The Art of War20.11.2001, Bodo Naser
Cossacks: The Art of War

Im Test:

Vor knapp einem Jahr überraschten uns die ukrainischen Entwickler von GCS Game World mit ihrem gelungenen Echtzeit-Strategiespiel Cossacks: European Wars. Viele sahen darin nur noch einen weiteren Age-of-Empires-Klon. Doch das Spiel fand durch seine historische Detailtreue und ein ausgefeiltes Einheiten-Management schnell seine Fans. Insbesondere die riesigen, barocken Schlachten waren beeindruckend. Eben diese kämpferische Seite des Spiels soll nun durch das brandneue Add-On Cossacks: The Art of War (ab 16,98€ bei kaufen) ergänzt und ausgebaut werden. Ob das gelungen ist, erfahrt Ihr in unserer Review.

Neue Schlachten

Um das Add-On Cossacks: The Art of War überhaupt spielen zu können, benötigt Ihr zunächst den Vorgänger Cossacks: European Wars. Wer den noch zu Hause hat, erhält nun fünf neue Kampagnen, darunter auch der Kampf um Sachsen, der Aufstieg Preußens zur Großmacht und sogar ein osmanischer Feldzug in der Wüste Nordafrikas. Außerdem gibt es noch sechs neue Einzelmissionen. Wenn Euch das immer noch nicht reicht, dann könnt Ihr entweder auf der Zufallskarte spielen, oder gleich den völlig neuen Editor dazu benutzen, nach Eurem Geschmack eigene Karten zu erstellen.

Neue Einheiten

Neben zwei weiteren Nationen - Bayern(!) und Dänemark - mit ihren eigenen Einheiten (bayerische Musketiere) und Gebäuden sind auch sonst neue Einheiten hinzugekommen. Es gibt nun preußische Husaren, die als leichte Kavallerie mit ihren Krummsäbeln dem Gegner das Leben schwer machen. Auch bei den Schiffstypen findet Ihr Neues: Die Ketsch etwa, einen kompakten Zweimaster zum Beschuss von Küsten-Festungen und gigantische Linienschiffe des 18. Jahrhunderts mit der Feuerkraft von über 100 Kanonen. Ihr dürft nun auch nützliche Gebäude wie z.B. Blockhäuser errichten, die als standhafte Verteidigungsbastion gegen Angreifer dienen.

Multiplayer-Optionen

Wichtigste Neuerung im Mehrspieler-Bereich: Endlich ist auch ohne Patch ein Spiel im Internet möglich. Hierzu müsst Ihr Euch beim eigens eingerichteten Internet-Server von Cossacks anmelden. Dort findet Ihr dann auch eine neue Weltrangliste mit Wappen, Titeln und einem ausgefeiltem Punktesystem zur Wertung. Daneben gibt es aber auch neue Multiplayer-Optionen, wie etwa Bündnisse, Ballon-Optionen ("Fog of War" einstellbar) oder zeitweilige Friedenszeiten. Diese können übrigens auch für Zufallskarten genutzt werden.

Erweitere Befehle

Zunächst wurde auch die Bedienbarkeit stark verbessert. So besetzen beispielsweise Eure Bauern die Minen jetzt gleich, die sie eben errichtet haben. Auch eine Autosave-Funktion ist hinzugekommen, die das Spiel erleichtert und hilft, Frust zu vermeiden. Neue Befehle gibt es ebenfalls. Eure Kanonen feuern nun auch indirekt, d.h. Ihr müsst die Ziele nicht mehr sehen, um darauf feuern zu können. So wird auch Sperrfeuer über lange Strecken auf einen bestimmten Geländeabschnitt möglich. Weiter dürft Ihr Eure Soldaten jetzt auf Patrouille schicken und zu einer Bewachung abkommandieren. Schließlich gibt es neue Formations-Befehle, so kann z.B. langsamere Kavallerie in drei verschiedenen Formationen antreten. Bestehende Formationen könnt Ihr nun bei Verlusten endlich mit weiteren Soldaten ergänzen. Solche Formationen können zu großen Gruppen zusammengefasst werden, die dann wesentlich leichter zu manövrieren sind. Noch etwas: Befehle dürft Ihr nun auch in der Pause geben, was Euch im Echtzeit-Schlachtengetümmel (wie etwa beim Rollenspiel Baldur`s Gate) mehr Zeit zum Planen lässt.

Anspruchsvolle Gefechte

Der Schwierigkeitsgrad ist nun zwar in vier Stufen einstellbar, das Spiel ist aber immer noch äußerst anspruchsvoll. Trotz der nützlichen Autosave-Funktion brauchen selbst erfahrene Spieler immer noch mehrere Anläufe, bis sie auf den zum Teil riesigen Karten erste Siege davon tragen. Anfänger sollten daher besser die Finger von diesem Add-On lassen. Und warum man die historischen Schlachten nicht auch im Einzelspieler-Modus spielen darf, wird wohl das Geheimnis von GSC Game World bleiben.

Wie schon beim Vorgänger, so müsst Ihr auch bei Cossacks: The Art of War neben den reinen Produktions-Kosten auch Unterhalt für Eurer stehendes Heer bezahlen. Sogar das Feuer der Artillerie ist nicht umsonst. Wer da nicht auf seine Ressourcen achtet, kann es schnell mit meuternden Truppen zu tun bekommen. Und noch eine Regeländerung gibt es, die das Add-On nicht gerade leichter macht: Pro Artillerie-Depot können nur noch fünf Kanonen gefertigt werden, dann ist Schluss.

Realistischere Geräusche

Darüber hinaus hat sich aber nur wenig verändert. Die magere Geräuschkulisse des Vorgängers ist etwas erweitert worden. Explosionen und Schüsse krachen nun schon ganz ordentlich. Grafik und Bombast-Musik unterscheiden sich aber überhaupt nicht von Cossacks: European Wars. Gerade die Grafik, die bisweilen etwas holzschnitthaft wirkt und zudem schon über ein Jahr alt ist, hätte einen Aufputz vertragen könnte. So sehen etwa die Bauern teils immer noch wie Playmobil-Männchen aus. Nett animierte Details (z.B. Tiere) sucht Ihr hier jedenfalls vergebens.

Pro:

  • neue Feldzüge
  • neue Missionen
  • neue Einheiten
  • neue Befehle
  • bessere Bedienbarkeit
  • historische Genauigkeit
  • erweiterte Formationen
  • Schwierigkeitsgrad einstellbar
  • neuer Editor
  • neue Multiplayer-Optionen
  • Spiel im Internet
  • Autosave-Funktion
  • Kontra:

  • sehr anspruchsvoll
  • keine bahnbrechenden Neuerungen
  • teils schlechte KI
  • Grafik nicht verbessert
  • historische Schlachten nicht für Einzelspieler
  • Vergleichbar mit:

    Cossacks: European Wars, Age of Empires 2, America

    Fazit

    Das erste Add-On von Publisher CDV zu Cossacks weist deutliche Verbesserungen im Vergleich zum Vorgänger auf. Das Spiel ist von der Bedienbarkeit her besser geworden. In Cossacks: The Art of War wirkt daher alles ein wenig runder. Die neuen Feldzüge und Missionen sind ebenfalls gelungen, wenngleich auch reichlich schwer. Für Einsteiger ins Echtzeit-Strategiegenre ist das Add-On deshalb leider nichts. Um den Genreprimus Age of Empires 2 zu schlagen, müssen die Entwickler von GSC Game World v.a. Grafik und Sound noch verbessern. Das kommt dann hoffentlich alles beim Nachfolger Cossacks 2, sofern es den irgendwann geben wird.

    Wertung

    PC

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