Economic War16.11.2001, Bodo Naser
Economic War

Im Test:

Habt Ihr nicht auch manchmal den Eindruck, dass in der großen Politik so einiges gründlich schief läuft? Seid Ihr auch angewidert vom fehlenden Rückgrat so manch bundesrepublikanischen Politikers? Und überhaupt: Würdet Ihr nicht alles viel besser machen im Land, wenn man Euch nur endlich ließe? Dann könnte das neue Strategiespiel von Publisher Ubi Soft etwas für Euch sein. In Economic War (ab 0,01€ bei kaufen) geht es nämlich darum, ein Land Euer Wahl möglichst erfolgreich zu regieren. Wer nun wissen möchte, ob das Spiel wirklich etwas taugt, findet die Antwort in unserer Review!

Globalisierung

Zu Beginn von Economic War könnt Ihr eines von verschiedenen Szenarios auswählen. So könnt Ihr beispielsweise versuchen, das Ernährungs-Problem auf der Welt einzudämmen. Oder Ihr probiert einfach mal aus, wie man sich als Staats-Chef inmitten des Rüstungswettlaufs der 50er-Jahre so vorkommt. Diese Szenarien erheben sicher keinen Anspruch auf historische Genauigkeit, sie basieren aber teilweise auf realen Entwicklungen. Danach dürft Ihr Euch dann Euer Land aussuchen und die Visage Eures Präsidenten bestimmen. Und schon seid Ihr mitten drin im turbulenten Weltgeschehen - näher dran als Euch manchmal lieb ist.

Produktion von Gütern

Eure wichtigste Aufgabe ist es zunächst, die Binnen-Wirtschaft auf Vordermann zu bringen. Es gilt, die Nachfrage der Bevölkerung mit Hilfe der Produktion zu befriedigen. Die Produktions-Statistik soll Euch dabei helfen, Versorgungs-Engpässe zu erkennen. Produziert Euer Land z.B. zu wenig Kohle, so müsst Ihr eben noch entsprechend viele Kohle-Bergwerke errichten. Dies geschieht auf der Landeskarte Eures Staates. Natürlich müsst Ihr dafür auch genug Rohstoff-Vorkommen auf Eurem Staatsgebiet haben. Könnt Ihr die Bedürfnisse der Bevölkerung nicht befriedigen, so sinkt Eure Popularität. Dies ist insoweit schlecht, da Ihr stets die nächsten Wahlen im Auge behalten müsst. Solltet Ihr abgewählt werden, so ist das Spiel für Euch unvermutet beendet.

Neue Technologien

Die Produktion kann aber auch durch Forschung gesteigert werden. Erfinden Eure Wissenschaftler beispielsweise verbesserte Anbau-Methoden, so steigt dadurch Eure landwirtschaftliche Produktion. Da Euch nur eine begrenzte Anzahl von Arbeitskräften zur Verfügung steht, kann dies extrem wichtig sein, wenn Eure Verbrauch anwächst. Neben Produktions-Methoden können u.a. auch moderne Waffen erforscht werden. Diese verbessern dann die Schlagkraft Eurer Streitkräfte. Durch den Bau von Forschungs-Zentren könnt Ihr die Erforschung neuer Technologien übrigens erheblich verkürzen.

Welthandel

Stellen Eure Betriebe einen Überschuss an Gütern her, so könnt Ihr diese handeln. Habt Ihr also ein paar Atom-Bomben übrig und wisst nicht wohin damit, dann verkauft sie doch einfach an ein Land wie Iran oder Saudi-Arabien. Die sind Euch sicher dankbar und zahlen eine guten Preis dafür. Die Verhandlungen führt Ihr über ein Vertrags-Menü, das reichlich umständlich zu handhaben ist. Zudem machen die anderen Staaten auch Euch Vertrags-Angebote, die dann im Bedien-Interface bei der jeweiligen Landes-Flagge aufblinken. Hier kann es ziemlich hektisch werden, wenn Ihr viele Gebote auf einmal bekommt, da alles in Echtzeit läuft. Aber das kennt man ja von Spielen aus dem Hause Monte Cristo.

Zusätzlich ist aber auch eine vernünftige Finanz-Politik unerlässlich. Höhere Steuern bedeuten immer auch ein Rückgang an Popularität für Euch. Und verringert Ihr die Steuerlast, so schwinden auch Eure Einnahmen. Gleichsam ein Dilemma, das nur durch einen verstärkten Außen-Handel aufzulösen ist. Handel bringt Euch zudem auch Ansehen und verbessert die zwischenstaatlichen Beziehungen. Und das ist nicht unerheblich in einer kriegerischen Welt.

Außenpolitik

Im Diplomatie-Bildschirm wird, leider etwas unübersichtlich, das internationale Beziehungsgeflecht dargestellt. Mit Hilfe diplomatischen Drucks oder auch durch plumpe Drohungen könnt Ihr die Computer-Gegner hier nach Lust und Laune bearbeiten. Ihr könnt auch über die von Zeit zu Zeit anstehenden Anträge anderer Staaten abstimmen, so Ihr denn in der Hektik des Spiels rechtzeitig dazu kommt! Neben der Frage über Krieg und Frieden wird auch über die Entwicklungs-Hilfe abgestimmt. Nicht unwichtig: Auch Ihr dürft einen Antrag auf solche stellen - auch als Land der Ersten Welt. Das bringt Geld und entlastet Eure Steuerzahler. Eine längerfristige Zusammenarbeit auf militärischem oder wissenschaftlichem Gebiet könnt Ihr den anderen Staaten ebenfalls anbieten. Wichtig ist es auch, Botschaften in fremden Hauptstädten einzurichten. Das verbessert die Beziehungen und bringt Euch mehr Diplomaten, die Ihr auch als Spione einsetzen könnt. Spione können z.B. Erfindungen stehlen, Skandale fremder Politiker ausforschen und Betriebe des Gegners sabotieren. Auch eine Spionage-Abwehr ist möglich.

Bomben fliegen

Die KI der anderen Staaten ist leider sehr aggressiv eingestellt. Trotz der Tatsache, dass der Schwierigkeitsgrad von Economic War eingestellt werden kann, befindet Ihr Euch meistens schon nach wenigen Augenblicken mitten in einem internationalen Konflikt. Im Klartext: Euch fliegen die Bomben um die Ohren. Das zerstört Eure Infrastruktur, ist schlecht für die Bevölkerung und deshalb sehr ärgerlich, was einem den Spielspaß verleidet. Die Abwehraketen nützen meist auch nicht viel. Da heißt es Stärke zeigen! Ein Gegenschlag mit Euren teuer produzierten Waffen wäre möglich, aber was bringt das schon, wenn Ihr selber platt seid. Auf die diplomatische Anzeige könnt Ihr Euch hierbei nicht immer verlassen. Die USA greifen, ohne dass dies wohl ein Seitenhieb auf reale Politik darstellen soll, z.B. öfters mal an, obwohl die Beziehung laut Statistiken bestens sind. Insgesamt sind die kriegerischen Auseinandersetzungen bei Economic War damit leider nicht sonderlich gelungen.

Comic-Stil

Die comicgleiche Grafik des Spiels ist typisch für Spiele von Monte Cristo. Beim vorliegenden Spiel passt diese aber, gleichsam als Satire, ausnahmsweise gut. Insbesondere der witzige Vorspann ist sehr gelungen. Vom Sound her gesehen fällt die nervende Musik negativ auf, die in etwa wie ein billiger Abklatsch des Karibik-Sounds von Tropico klingt und daher zum Abdrehen auffordert.

Multiplayer

Über Netzwerk können bis zu vier menschliche Spieler gegeneinander spielen. Drei Netzwerk-Szenarien stehen Euch zur Auswahl. Hierbei kann auch ein sogenannter Killer-Modus gewählt werden, bei dem Ihr dann einen ganz bestimmten Gegner bekämpfen müsst. Diese Szenarien könnt Ihr (gegen drei Computer-Gegner) auch als Einzelspiele spielen.

Pro:

  • satirische Seitenhiebe
  • viele Spionage-Möglichkeiten
  • Comic-Grafik
  • witziger Vorspann
  • Kontra:

  • hektischer Spiel-Verlauf
  • unübersichtliche Statistiken
  • unübersichtlicher Handel
  • unübersichtliche Diplomatie
  • unfaire Kämpfe
  • wenig Abwehr-Möglichkeiten
  • viel zu aggressive KI
  • fehlender freier Spielmodus
  • nervige Musik
  • Vergleichbar mit:

    Tropico, Civilization-Reihe

    Fazit

    Bei Economic War handelt es sich um ein geradezu typisches Machwerk der Entwickler-Firma Monte Cristo. Schrille Comic-Grafik, hektisches Treiben und nervtötende Musik prägen den ansonsten drögen Spiel-Verlauf. Damit sollen die schweren inhaltlichen Mängel verdeckt werden. Die fast nicht zu gewinnenden Kämpfe sorgen noch zusätzlich für Frustration. Man könnte das Spiel wohl am ehesten als "Civilization für Arme" bezeichnen - ohne freilich weniger Privilegierte beleidigen zu wollen.

    Wertung

    PC

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    Kommentare

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