Ghost Recon23.11.2001, Sebastian
Ghost Recon

Im Test:

Der Name Tom Clancy steht seit der Rainbow Six-Reihe für durchdachte Action mit viel Anstrengung fürs Hirn. Nach Rainbow Six, Rogue Spear und den diversen Add-Ons verlässt Red Storm nun die Anti-Terror-Bekämpfung und wendet sich dem Gebiet der militärischen Spezialeinheiten zu. Wieder wurde viel Arbeit in die Recherche und Realitätsnähe gesteckt, was sich von Anfang an sehr positiv bemerkbar macht. Ghost Recon ist aber mehr als nur ein Rainbow Six in anderem Gewand, denn zu viele Dinge haben sich geändert.

Manche Dinge sind so gut, dass man bei jeder Änderung eine Verschlechterung riskiert. Red Storm Entertainment hat das Konzept und Spielprinzip von Rainbow Six erneut für ein Spiel verwendet. Und auch diesmal steht Tom Clancy als Pate für Ghost Recon zur Verfügung. Hier steuert der Spieler nun eine militärische Spezialeinheit in einem Krisengebiet. Was Red Storm sich alles hat einfallen lassen, um Ghost Recon besser als die Vorgänger zu machen, erfahrt Ihr in der Review.

West gegen Ost - die zweite Runde

Von der Story ist Ghost Recon auf den ersten Blick nicht gerade extrem originell, aber sie passt einfach wunderbar als Hintergrundstory. Ein wenig in der Zukunft (man schreibt das Jahr 2008), aber zu wenig um futuristisch zu wirken, haben in Russland nach einem Putsch radikale Nationalisten die Macht ergriffen. Ihr erklärtes Ziel ist die Wiedererrichtung der alten UDSSR und damit ist der Startschuss für eine Invasionswelle gefallen. Fast alle ehemaligen Provinzen werden angegriffen und überrollt und nun droht auch der Einmarsch nach Georgien. Dort sind zum Schutz eines UN-Hilfseinsatzes eine besondere Gruppe der amerikanischen Green Baretts stationiert. Und als die Situation immer bedrohlicher wird, sind die Fähigkeiten dieser Gruppe heiß begehrt, denn neben der Bedrohung durch die russischen Streitkräfte wittern auch noch Rebellen ihre Chance.

Vielseitige Aufgaben

Neben Aufklärung hinter feindlichen Linien und Gefangennahme von Rebellen wird das Team auch mit Geiselbefreiung und richtigen Kampfaufträgen betraut. Viele Missionen sind in mehrer Abschnitte aufgeteilt, die man entweder hintereinander oder auch gleichzeitig erfüllen kann. Hin und wieder ist aber auch mit Überraschungen zu rechnen und nicht jeder Auftrag endet so wie er geplant war.

Wichtig ist die Kombination der Fähigkeiten des Teams und der richtigen Waffen zum richtigen Zeitpunkt. Da die Einheit so gut wie immer auf sich alleine gestellt ist, gilt es den Schutz von Gelände auszunutzen. Hin und wieder wird man allerdings von Panzern oder Hubschraubern unterstützt. In fast jeder Mission ist heimliches und behutsames Vorgehen die erfolgreichste Taktik. Auch wenn bei einigen Missionen ein Zeitlimit für den nötigen Druck sorgt, sollte man nie in Hektik verfallen. Es gibt immer einen Weg, der schnell und sicher ist.

Spezialisten mit Teamgeist

Wie bei Spezialeinheiten üblich, besteht das Team aus maximal sechs Leuten, die alle spezialisiert sind. Es gibt vier Gruppen, die alle verschiedene Spezialaufgaben erledigen können und andere Ausrüstung und Waffen tragen. Es gibt den Rifleman (normaler Soldat), den Support (schwere Waffenexperte), den Sniper (Scharfschütze) und den Demolitian (Sprengstoffexperte).

In jeder der Gruppe gibt es aber noch Spezialisten, die mit gibt es besonderen Waffen ausgerüstet sind. So gibt es einen Rifleman, der das OICW trägt (eine futuristische Waffe die sich derzeit in der Testphase befindet und eine Kombination aus Sturmgewehr und intelligentem Granatwerfer ist).

Nach jeder erfolgreichen Mission bekommen die überlebenden Teilnehmer Erfahrungspunkte, die man frei auf die Eigenschaften (Weapon, Stealth, Leadship, ...) verteilen kann. Damit steigt der Wert eines erfahrenen Soldaten mit jeder Mission und der Verlust eines solchen Teammitglieds ist besonders hart.

Schneller Einstig ohne Planung

Die Entwickler bei Red Storm haben sich einen der Hauptkritikpunkte bei Rainbow Six zu Herzen genommen: Die von vielen Spielern nicht gerade geliebte Planungsphase wurde komplett und ersatzlos aus dem Spiel genommen. Damit springt man nach Auswahl und Ausrüstung des Teams direkt in den Einsatz und das Spiel gewinnt an Action.

Für die Freunde der Taktik bleibt aber noch genug übrig, denn während des Einsatzes muss man nicht nur seine Figur, sondern das ganze Team steuern. Über den Taktikschirm gibt man seinen Leuten Anweisungen, wohin sie zu gehen haben und in welche Richtung sie primär schauen sollen. Je erfahrener ein Soldat ist, desto besser wird er aufpassen und Gegner und Gefahren früher erkennen. Jederzeit kann man allerdings die eigene Figur wechseln und so jede Aufgabe im Team übernehmen.

Besondere knifflige Aufgaben (Eindringen in ein Haus, ...) kann man so selber erledigen. Ein wenig mehr Einflussnahme auf das Verhalten der anderen Teammitglieder (Formationen etc.) wäre noch besser gewesen; z.B. wenn man ein Teammitglied mit einer Kette von Aufgaben betrauen kann ("gehe dorthin, wechsle die Waffe und warte auf Panzer" oder "gehe mit dem Mitglied und bewache dieses Teammitglied).

Grafik und Sound

Seit der Preview-Version hat sich an der Grafik nichts getan. Seit Rainbow Six wurde die Grafik-Engine immer an den neuesten Stand angepasst. Obwohl es sich damit eigentlich immer noch um eine "alte" Grafikengine handelt, merkt man davon eigentlich nichts. Die Grafik ist sehr detailliert und man hat immer das Gefühl, sich in der richtigen Umgebung zu befinden - egal ob man sich durch Wälder schlägt oder von einer Hausecke zur nächsten hetzt. Solche Kleinigkeiten wie hohes Gras, das sich leicht im Wind bewegt, oder das entfernte Rasseln von Panzerketten sorgen bei Ghost Recon für das nahezu perfekte Gefühl.

Die Bewegungen der Figuren ist gegenüber den Rainbow Six-Spielen noch weiter verbessert worden. Nicht nur sind die Texturen genauer (man erkennt sofort, welche Waffe wer trägt), auch die Bewegungen sind sehr realistisch. Bei den ersten Schüssen springen Gegner geschmeidig in Deckung oder sinken langsam getroffen zu Boden. Wenn sich ein Soldat z.B. hinlegt, ist die Animation einfach nur als gelungen zu bezeichnen.

Die Realitätsnähe wird noch verstärkt durch die immer passende Soundkulisse und die Umweltgeräusche. Wenn man sich in der Nacht an ein Lager heranschleicht, hört man leise die Unterhaltung der Soldaten die sich am Lagerfeuer wärmen. Regen prasselt auf die Dächer von Hütten und Gebäuden, und nachts summen die Stromgeneratoren für die Scheinwerfer.

Einziger Kritikpunkt ist die Tatsache, dass gerade bei Missionen in freier Umgebung manche Stellen nicht passierbar sind. So kann man steile Hänge (in der Realität aber passierbare Hänge) nicht hinaufgehen oder bleibt an kleinen Bodenwellen stecken. Hier wäre eine Kletteroption und Springen eine tolle Sache gewesen.

Pro:

  • gute und logische Story
  • gut recherchierter Hintergrund
  • durchdachte Spielsteuerung
  • abwechslungsreiche Missionen
  • tolle Umgebung; detaillierte Grafik
  • Kontra:
  • manche Stellen unpassierbar
  • geringe Einflussmöglichkeiten auf das Team
  • Vergleichbar mit:

    Rainbow Six-Serie

    Fazit

    Mit Ghost Recon ist Red Storm wieder das gelungen, was sie auch schon mit Rainbow Six erreicht haben: Ein Actionspiel mit realistischem Hintergrund und massiven Taktikelementen. Spieler, die nur Wert auf schnelle direkte Action à la CounterStrike legen, werden mit Ghost Recon weniger anfangen können. Wer aber die Vorgänger schon gespielt hat, oder sich mal in die Rolle(n) einer Spezialeinheit versetzen will, der sollte zugreifen. Kein Spiel bietet derzeit so viel Spannung und Realitätsnähe wie Ghost Recon. Trotz der kleinen Schwächen und der erschreckenden Aktualität kann man Ghost Recon einfach nur als tolles Spiel bezeichnen.

    Wertung

    PC

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    Kommentare

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