Die Kunst des Mordens: Karten des Schicksals28.01.2010, Bodo Naser
Die Kunst des Mordens: Karten des Schicksals

Im Test:

City Interactive scheint das Adventure für sich entdeckt zu haben. Anders ist es nicht zu erklären, dass die Entwickler von Machwerken wie Terrorist Takedown einen interaktiven Krimi nach dem anderen auf den Markt werfen. Mittlerweile ist bereits der dritte Teil von "Die Kunst des Mordens" erschienen, in dem es abermals um Serienmord geht.

Furioser Auftakt

Eigentlich beginnt Die Kunst des Mordens: Karten des Schicksals (ab 9,99€ bei kaufen) recht stimmungsvoll: Am Anfang sieht man, wie eine

Eigentlich ist Ermittlerin Nicole ja in den Ferien. Aber eine eche Detektivin kann halt nicht aus ihrer Haut. 
Frau in einem Müllcontainer eingeschlossen ist. Zuerst denkt man, dass sie tot sei, da sie über und über mit Unrat bedeckt ist. Doch schließlich bemerkt man, dass noch Leben in dem bewusstlosen Körper ist, denn sie bewegt sich ein wenig. Dumm ist nur, dass ihr das nicht hilft, da der Müllwagen den Container gerade leert, ohne dass sie aufwacht. Und niemand bemerkt sie, da es so laut ist. Die Müllpresse geht an und ihr blüht ein unschöner Tod. Damit nicht genug: Der Müllmann steckt auch noch das einzige Beweisstück, das zum Mörder führt, vor unseren Augen in die Tonne zurück - eine blutbesudelte Tarotkarte.

Natürlich muss man im Laufe des Adventures den Mörder der Frau dingfest machen, der sich als Serientäter entpuppt. Sie ist nicht die einzige Frau, die er im nächtlichen New York um die Ecke bringt. Eines ist jedoch immer gleich: Bei jedem Opfer wird in der Nähe eine Tarotkarte gefunden, was die persönliche Note des Killers zu sein scheint. Allerdings ist nicht jeder Mord so schauig-schön inszeniert wie im Intro - die Zwischensequenzen lassen nach. Trotz finsterer Umgebung mit verlassenen Plätzen und heruntergekommenen Vierteln schafft es das Spiel nicht, dauerhaft ein mulmiges Gefühl zu transportieren. Zu keiner Zeit kommt größerer Nervenkitzel auf, wie es für einen interaktiven Thriller sein müsste.

Urlaub in Balkonien

Die vom Intro erzeugte Vorfreude hält nicht lange - nach diesem geht es weniger spannend weiter. Der Spielbeginn

Was Nicole in ihrer Wohung treibt, ist wenig spannend. Man will nur raus auf die Straße.
scheint nicht so recht zu passen, da die Protagonistin sich im Urlaub befindet. "Draußen läuft ein Mörder rum und die macht Ferien" denkt man sich da. Und dies ist nicht das einzig unglaubwürdig wirkende. Einige der Dialoge sind auch reichlich daneben, etwa wenn jemand stundenlang über ein Thema schwadroniert - so wie der schmierige Typ in der Rockerbar, der alle Frauen anmacht. Dazu passend klingen viele Stimmen schlicht lächerlich, etwa die Frau in der Bar, die einen gekünstelten Unteron hat. Zum Glück gibt es an der Stimme der Heldin nix zu meckern, die man am meisten hört, da sie mit inneren Monologen und Selbstgesprächen beschäftigt ist.

Einmal mehr steuert man die junge Polizistin Nicole Bonnet, die trotz ihres netten Äußeren wenig menschlich rüber kommt. Sie hält sich zwar in ihrer großzügigen Wohnung auf, aber sonderlich interessant wird sie dadurch nicht. Sie hat eine Katze, müsste mal wieder abwaschen und hört häufig klassische Musik - was sie jedoch mit ca. einer Million anderer New Yorker gemeinsam hat. Leider kommt sie als Figur auf diese Weise nicht an Vic McPherson heran, die flotte FBI-Agentin aus Still Life, die sie scheinbar so gern sein möchte. Und das scheint auch ein Kernproblem des Spieles zu sein: Es wäre gern mehr als ein Klon. Dieses Mal gibt man sich zwar deutlich mehr Mühe, das Ziel zu erreichen, es scheitert aber einmal mehr am weitgehend anspruchslosen Inhalt.

Kryptische Botschaften

Die Rätsel sind zwar machbar, aber fordern zugleich auch kaum zum weiteren Nachdenken. Meist ist es damit getan, einen Gegenstand richtig zu platzieren. Immerhin sind sie nicht ganz so einfallslos wie beim zweiten Teil, wo es nur

Wer hat die Heldin mit dem Paket bedacht, das man sezieren muss? Dabei hilft nur genaues Hinschauen.
Standard-Puzzle gab. Dieses Mal gibt es sogar etwas ungewöhnliche Situationen, so etwa, wenn man etwas in einem schwach beleuchteten Kinosaal sucht. Gar nicht so schlecht, wenn man nur immer wüsste, was zu tun ist. Denn mit Tipps wird wieder einmal gespart und wenn es welche gibt, sind sie sehr kryptisch. Da gibt es seltsame Pläne an der Wand, die aber keineswegs den Weg weisen. So steht man wie der Ochs vorm Berg und fragt sich, ob man noch alle Tassen im Schrank hat oder zweifelt an den Fähigkeiten der Macher. Auch sonst tut man sich schwer, dem Spieler auf die Sprünge zu helfen, der entnervt die Maus durch die Gegend pfeffert.

Eher schon ist ein gutes Auge gefragt, denn ohne dies findet man nicht alles, was wichtig wäre. Trotz der Hotspot-Anzeige übersieht man vieles, weil es schlichtweg zu unauffällig ist. Die Symbole sind zu klein oder heben sich nicht ausreichend vom Untergrund ab. Ansonsten kommt es noch darauf an, die Gegenstände möglichst alle durchzuprobieren oder miteinander zu kombinieren. Das Logischste ist nicht immer das, was zum Erfolg führt. Hier ist Trial&Error angesagt, da man häufig auf dem Schlauch steht. Da es sich um ein umfangreiches Adventure handelt, nervt das Rumprobieren auf Dauer, weil andere Spiele deutlich mehr Hilfe bis hin zur integrierten Komplettlösung anbieten. Nicht gerade förderlich ist zudem, dass manches in der wichtigen Detailansicht der Objekte gar nicht zu sehen ist, da man gar nicht so weit rotieren kann. Wie bitte soll man an diese Hinweise herankommen?

             

Fazit

Obwohl Die Kunst des Mordens: Karten des Schicksals etwas besser ist als der Vorgänger, ist es noch lange kein gutes Spiel. Zwar sieht es dieses Mal etwas besser aus, aber der Eindruck eines Billigspiels wird nicht gänzlich abgestreift. Dazu sind die Stimmen bis auf die Hauptdarstellerin zu schwach und die Dialoge teils hirnrissig. Die Story der umfangreichen Serienkiller-Jagd ist so vorhersehbar wie eine durchschnittliche Krimifolge im Fernsehen. Zudem wird anfänglich sämtlicher Schwung vergeudet, da man sich fragt, warum man plötzlich in Nicoles Wohnung ist, zumal sie keine großen Einblicke in ihr Privatleben bietet. Nach diesem zähen Start dauert es jedenfalls lang, bis man wieder ins Spiel findet - vielleicht sogar etwas zu lang. Zudem hangelt man sich eher widerwillig von Rätsel zu Rätsel, weil oft im Dunkeln bleibt, was zu tun ist. Trotz moderner Bedienung fehlen Hinweise, die eine Suchorgie hätten verhindern können. So gelingt es dem Krimi-Adventure auch dieses Mal nicht, sein Klonimage abzulegen. Dennoch sind Ansätze vorhanden wie z.B. die filmischen Sequenzen, die durchaus Atmosphäre aufbauen. Vielleicht gelingt es City Interactive beim vierten Anlauf, endlich einen rundum spannenden Thriller abzuliefern.

Pro

umfangreiche Ermittlung
leichte Verbesserung zum Vorgänger

Kontra

durchsichtige Story
lächerliche Dialoge
kaum sinnvolle Hinweise
viel unnötige Sucherei
Abziehbild-Protagonistin
lahmer Start in der Wohnung

Wertung

PC

Vorhersehbar, stellenweise nervig und leider nur wenig besser als die Vorgänger.

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