Warlords Battlecry 211.03.2002, Jörg Luibl
Warlords Battlecry 2

Im Test:

Am 28. März öffnen sich die Pforten ins Reich von Warlords Battlecry 2 (ab 29,95€ bei kaufen). Der Nachfolger des beliebten Echtzeit-Strategiespiels aus dem Jahre 2000 stellt mit seiner Einheiten- und Völkervielfalt alles in den Schatten, was es bisher im Fantasy-Bereich zu sehen gab. Ob das Spiel aus dem Hause SSG auch optisch und spielerisch Maßstäbe setzen kann und vielleicht zur unverhofften WarCraft III-Konkurrenz avanciert, erfahrt Ihr in unserem Test!

Klassische Grafik

Auf den ersten Blick gleicht der zweite Teil dem Vorgänger wie ein Zwilling: In isometrischer Perspektive zeigt sich das klassische Fantasy-Design alter Schule - ohne Zoom oder Kameraneigung. Und auch wenn die Grafik zunächst etwas altbacken wirkt, offenbart sie bei näherem Hinsehen eine Menge Verfeinerungen und Detailarbeit: Das Gelände wurde komplett überarbeitet und mit Höhenzügen versehen, die taktische Vorteile für Fernkämpfer bieten. Hinzu kommen Partikeleffekte und Echtzeit-Schatten, Zaubersprüche erstrahlen in neuem Glanz, Einheiten hinterlassen Fußspuren und das Ganze lässt sich in einer Auflösung von bis zu 1600 x 1200 spielen. Richtig ansehnlich sind die Figurenanimationen, die jede der zahllosen Kreaturen zum Leben erwecken - und davon gibt es eine ganze Menge: WB2 bietet mit 140 Einheitentypen das gesamte Fantasy-Universum auf: Orks, Skelettkrieger, Berserker, Trolle, Hexer, Baumwesen, Zauberer, Feuerfledermäuse, Greife, Pegasi, Drachen etc. Die Krönung ist aber der Titan, den jedes Volk gegen die Zahlung von einer fetten Summe Gold zu Hilfe rufen kann, damit er auf dem Schlachtfeld aufräumt. Aber trotz dieses Feintunings, einer epischen Hintergrundmusik und einiger herumstreunender Tiere wirkt die Landschaft insgesamt zu unbelebt - kein Baum wiegt sich im Wind, kein Fluss plätschert vor sich hin.

Epische Auswahl

Fantasy-Freunde werden schon beim Einstieg in Verzückung versetzt. Satte zwölf Völker stehen zur Auswahl, darunter die ganze Prominenz des Genres: Menschen, Zwerge, Dunkelzwerge, Wald-, Hoch- und Dunkelelfen, Feen, Dämonen, Untote, Barbaren, Minotauren und -natürlich- Orks. Jedes Volk ist nicht nur mit charakteristischen Einheiten ausgestattet, sondern auch mit Helden, die alle unterschiedlich stark, geschickt, intelligent und charismatisch sind. Wählt Ihr einen Untoten-Helden, seid Ihr z.B. besonders schlau, aber nicht gerade eine Führungsqualität. Die Spielmodi beschränken sich auf vier Typen: Tutorial, Kampagne, Einzelgefecht und Multiplayer (sechs Spieler über LAN, Internet).

Neue Spielstruktur, altes Spielprinzip

Schon zu Beginn offenbart WB2 seine neue Spielstruktur: Auf einer Landkarte werden 67 Provinzen dargestellt, von denen Ihr und Eure Widersacher anfangs nur eine besitzen. Ziel ist es, von Eurer Startfestung aus alle anderen Territorien zu erobern. Für jedes gewonnene Gebiet locken Belohnungen: Mal ist es nur ein Tribut, mal die Erhöhung von Fähigkeiten, ein Artefakt oder starke Verbündete. Sobald Ihr auf ein Gebiet klickt, werdet Ihr in die isometrische Spielansicht katapultiert und es kommt zum eigentlichen Gameplay.

Hier besteht das Spielprinzip immer noch aus Ressourcengewinnung (Gold, Metall, Stein, Kristalle), Basisbau (Hauptquartier, diverse Kasernen, Türme, Mauern), Truppenproduktion und Kampf. Im Spiel erkundet Ihr mit Eurem Helden und seinem Gefolge die Karte, könnt neutrale Minen per kurzem Ritual für Euch beanspruchen und solltet alle feindlichen Anführer besiegen - als Beute winken dessen magische Gegenstände und evtl. die Kapitulation seiner Armee. Hinzu kommen Altäre, an denen Euer Held kleine Quests übernehmen kann, die bei Erfüllung spektakuläre Verbündeten oder magische Waffen einbringen.

Strategie meets Rollenspiel

Für das nötige Rollenspielflair sorgt nicht nur die Tatsache, dass Ihr Aufgaben annehmen und aufsteigen könnt, sondern auch das Zauberbuch und das Inventar: Im Laufe des Spiels könnt Ihr zahlreiche magische Gegenstände finden, einen von 100 (!) Zaubern erlernen oder gar ein Set aus zusammengehörigen Items vervollständigen, wie die Krone, den Stab und die Stiefel der Elfen. Das motivierende i-Tüpfelchen ist jedoch der Erfahrungsgewinn der Krieger im Gefolge des Helden: Bringt Ihr diese Kämpfer lebend durch ein Szenario, stehen sie Euch mit Orden versehen und evtl. neuen Fähigkeiten in der nächsten Schlacht wieder zur Verfügung.

Steuerungs- und Taktik-Komfort

Auf dem Schlachtfeld erwartet Euch eine einfache Steuerung, die den ganzen Komfort des Genres bietet: Von der Lasso-Methode (zur Einheitenwahl) über die Gruppeneinteilung bis hin zu acht Formationen - die Bedienung ist kinderleicht. Das ist auch bitter nötig, denn erstens müsst Ihr sehr zügig Schlüsselpositionen erobern (Minen, taktisch wichtige Hügel, Altäre) und zweitens agieren die Computer-Gegner schon auf der normalen Stufe erschreckend klug: Die feindlichen Helden ziehen sich zurück, holen Verstärkung und sichern wichtige Rohstoffe. Sehr lobenswert ist daher, dass Ihr den Schwierigkeitsgrad in vier Stufen regeln könnt. Das wichtigste taktische Feature ist allerdings die "Kampf-Einstellung" Eurer Einheiten: Ihr habt die Qual der Wahl zwischen beachtlichen 13 Verhaltensweisen, die jeder einzelnen (!) Einheit zugewiesen werden können - von defensiv, offensiv, feige bis hin zu magischer Angriff oder Fährtensuche. So könnt Ihr beispielsweise den Zauberer einer Gruppe anweisen, nur aus der Defensive mit Blitzen um sich zu werfen - klasse; so manches 3D-Strategiespiel könnte sich hier eine Scheibe abschneiden!

Pro:

  • einfache Bedienung
  • Taktikoptionen ohne Ende
  • epische Hintergrundmusik
  • Multiplayer-Features; Map-Editor
  • Erfahrungsgewinn der Einheiten
  • interessante Rollenspielelemente
  • sehr viele Gegenstände & Zauber
  • neues Spielstruktur mit Territorialkampf
  • enorme Vielfalt an Kreaturen & Völkern
  • Kontra:

  • keine Story
  • durchschnittliche Grafik
  • hoher Schwierigkeitsgrad
  • Vergleichbar mit:

    Warlords Battlecry; Age of Kings; Kingdom under Fire; Three Kingdoms; WarCraft-Reihe

    Fazit

    Warlords Battlecry 2 präsentiert sich zwar grafisch schlicht und klassisch, aber in Sachen Gameplay und Einheitenaufgebot episch und fantastisch. Kein anderes Echtzeit-Strategiespiel kann mit einer derartigen Vielfalt an Fantasy-Kreaturen aufwarten. Hinzu kommt eine blitzsaubere Steuerung sowie die vorbildliche Einbeziehung von Formationen, Erfahrungsgewinn und Rollenspielelementen, die das Spiel höchst abwechslungsreich gestalten. Keine Kritik? Doch: Optisch kann das Spiel wahrlich keine Begeisterung auslösen und liegt weit hinter WarCraft III zurück. Auch der Schwierigkeitsgrad ist recht happig geraten und irgendwie vermisst man eine echte Story, die den eigenen Helden lebendiger machen würde. Trotzdem: Für Fantasy-Fans mit Strategie-Faible ein absoluter Pflichtkauf!

    Wertung

    PC

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