Tales of Monkey Island: Rise of the Pirate God14.12.2009, Bodo Naser
Tales of Monkey Island: Rise of the Pirate God

Im Test:

Das Ende ist nah! Passend dazu ist Guybrush Threepwood im fünften und letzten Teil von Tales of Monkey Island: Rise of the Pirate God mausetot. Das Happy End, wo er in den Sonnenuntergang segelt, scheint also akut gefährdet. Wie schafft er es dennoch, Elaine vor LeChuck zu retten?

Geist eines Piraten

Was hat Telltale seinem Helden nicht alles zugemutet: Er durchpflügte die Sieben Meere, war im Bauch eines Monsters

Als Geist kann Guybrush in der Welt der Lebenden nur eingeschränkt wirken. Er darf keine Sachen nehmen. 
unterwegs und zuletzt saß er vor Gericht. Jetzt ist er also gestorben und landet glatt im Reich der Toten. Hier trifft Guybrush natürlich auf ehemalige Piraten, die mehr oder minder ruhmreich das Zeitliche segneten. So bleibt auch das eine oder andere Wiedersehen nicht aus, wie es bei den Comic-Abenteuern der Kalifornier stets üblich war. Dieses Mal verzeiht man ihnen sogar das exzessive Charakter-Recycling, denn schließlich ist es das Finale. Und da hat man es gern, dass alle noch mal versammelt sind.

Obwohl saft- und kraftlos, gibt Guybrush eigentlich einen stattlichen Geist ab, wie er da so durchscheinend durch das Totenreich schreitet. Auch nachdem er die Welt mit Hilfe des Riesenschwamms vor der Seuche befreit hat und getötet wurde, kennt er nur ein Ziel: Wieder lebendig zu werden, um seine Frau doch noch zu retten. Leider ist das nicht so einfach, denn bislang ist es nur einem gelungen, die ewigen Jagdgründe wieder zu verlassen - dem oberfiesen LeChuck. Doch Guybrush ist nicht allein und mit Hilfe einer alten Freundin geht alles leichter - auch das Auftreiben der Zutaten für den Voodoo-Zauber, der ihn zurückbringen soll.

Fährmann bezahlen

Vorerst hat Guybrush eher naheliegendere Ziele. Er möchte einfach von der schlecht beleuchteten Insel weg, wo er seinem

Der Fährmann im Halloween-Kostüm ist unerbittlich. Er will Münzgeld sehen. Woher nehmen, wenn keine Menschenseele da ist? 
Grab entstiegen ist. Dafür muss er wie in der antiken Sagenwelt dem Fährmann seinen Obolus entrichten, der natürlich Münzen haben möchte. Doch wo soll Guybrush die Penunzen herbekommen? Er wurde ja nicht mal ordentlich bestattet! Wo kann er als Geist denn bloß Geld abheben? Könnte dabei evtl. der Grog-Automat helfen, der recht nutzlos an der Fährstelle herum steht?

Die Rätsel sind auch diese Mal nicht schwerer als in den anderen Episoden. Den meisten Ottonormaltüftlern dürfte das recht sein - den echten Cracks eher nicht, denn sie hätten es sicher gern komplexer. Aber die Hand voll Gegenstände, Schauplätze und Akteure lässt eben nicht viel mehr zu, auch wenn man wieder mit dem Boot von Station zu Station reist. Wer nicht weiter weiß, probiert halt so lange rum, bis er's hat, was hier nicht sonderlich lange dauert. Zudem kommen nur Inventar und Dialogrätsel sowie keine Knobelaufgaben vor.

Beim munteren Umherstreifen in der überschaubaren 3D-Umgebung wird rasch klar, dass die Steuerung immer noch gewöhnungsbedürftig ist: Es ist nicht immer ohne Knoten in den Finger zu schaffen, den Herren dorthin zu schicken, wo man ihn haben will. Zum Glück lassen sich wichtige Ziele direkt anwählen, worauf der Geist dorthin schwebt.

Richtige Konversation

Die Gespräche sind wie das ganze Spiel auf Englisch gehalten, gewohnt 

Labern mit Verstand. Guybrush muss aufpassen, was er zum wem sagt. Und manchmal wird er belogen.
witzig und laufen als Multiple-Choice ab. So muss man aufpassen, was man sagen will. Bisweilen muss man auch erst noch rausfinden, was angebracht wäre: Dafür muss manschon richtig gut Englisch können, denn sonst versteht man die Witze und Nuancen der Kommunikation nicht. Insbesondere wenn man jemand in einem Satz aufbauen und einen anderen gleichzeitig fertig machen muss. Auf den ersten Blick ist hier mehr Fingerspitzengefühl angesagt als noch beim reinen Verspotten im guten alten Monkey Island. Im Endeffekt läuft es nach einigem Rumprobieren dann doch wieder auf drei einfache Antworten raus.

Leider hat sich hier eine kleine unlogische Episode eingeschlichen, denn es geht erst weiter, nachdem man drei der vier Zutaten für die Magie ausprobiert hat. Wer das nicht macht, kommt vielleicht gar nicht an die Stelle, wo man aufpassen muss, was Guybrush beim Schwertkampf sagen soll. Actionhassern sei gesagt, dass auch dieser letzte Teil frei davon ist, denn richtig kämpfen muss man nicht. Und Sam & Max treten auch nicht auf, die ja gern ne Runde mit dem Auto drehen, was oft in eine Renneinlage ausartet.

Auftritt: Piratengott

Gänzlich ohne Drive ist auch das Ende nicht, denn es wird immer wieder von Zwischensequenzen unterbrochen, wo es zur Sache geht. Man sieht, was der wieder ergrünte LeChuck und die arme Elaine so treiben. Kann Guybrush noch verhindern, dass LeChuck zum lebenden Gott wird? Diese Videos sind bewusst in Feuerrot gehalten, um das Teuflische seiner Pläne noch zu unterstreichen. Dieser Abschluss ist ohnehin viel finsterer als die Episoden zuvor, die doch bunter wirkten. Aber dieses Mal passt das auch gut, denn schließlich spielt sie im Totenreich. Vieles ist geisterhaft, nebulös und schimmert vor sich hin.

                

Fazit

Mit seiner bewusst übertriebenen Düsternis, den schrägen Begegnungen sowie dem stilechten Ende ist Rise of the Pirate God ein würdiger Abschluss. Es macht einfach Spaß, mit Guybrush als Gespenst samt durchscheinender Knochen durch die Gegend zu streifen - zumal man vielen schrägen Toten begegnet. Die Piraten scheinen postmortem nichts gelernt und auch nach dem Tod nur Grog, Weib und Gold im Kopf zu haben. Angesichts des Charakterrecyclings kommt man sich zwar etwas wie auf einem nekrophilen Klassentreffen vor, aber immerhin gibt es auch zwei, drei unbekannte Gesichter, die etwas Leben in die untote Geschichte bringen. Leider versteht sie nur derjenige, der bestens Englisch spricht, da bislang keine deutsche Version vorliegt. Für den Sound ist das von Vorteil, denn an die Originalsprache kommt ohnehin nix ran. Unterm Strich mein Fazit für die komplette Serie: Die Tales of Monkey Island waren nicht immer spielerisch anspruchsvoll aber bis auf ein paar Ausnahmen haben sie mich immer gut unterhalten. Mich hat die Comicgrafik nicht gestört, denn letztlich ist Telltale die Wiederbelebung eines Klassikers gelungen. Hoffentlich gibt's bald neue Episoden!

Pro

Guybrush als Geist
witzige Einfälle
nette Dialogrätsel
schräge Charaktere

Kontra

oft zu einfach
kurzes Vergnügen
immer hübsch eins nach dem anderen

Wertung

PC

Ein ebenso passender, wie geisterhafter sowie spinnerter Abschluss der Serie.

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