Real Heroes: Firefighter02.05.2011, Mourad Zarrouk
Real Heroes: Firefighter

Im Test:

Im November 2009 debütierte Real Heroes – Firefighter auf der Wii, jetzt gibt es die PC-Umsetzung. Grund genug, uns diesen Titel einmal genauer anzusehen. Spannende Umsetzung des Alltags eines Feuerwehrmanns oder dröge 08/15-Action mit Schläuchen statt Wummen?

Rondomedia und doch keine "Simulation"?

Über zu wenig Action kann man sich wirklich nicht beklagen!
Über zu wenig Action kann man sich wirklich nicht beklagen!
Zunächst muss lobend erwähnt werden, dass man bei Astragon/Rondomedia (wenn auch vermutlich aus Lizenzgründen) davon abgesehen hat, den eigentlich unvermeidlichen kursiv gedruckten Begriff "Simulation", was scheinbar einer Lizenz zum Gelddrucken gleichkommt, auf die Packung zu klatschen. Selbst im Werbetext und auch in der Anleitung fällt der Begriff nicht und so muss sich das Spiel im Gegensatz zum Feuerwehr – Simulator 2010 auch nicht an solchen Maßstäben messen. Das Spiel unterscheidet sich in zwei weiteren Punkten maßgeblich vom erwähnten "Simulator" aus dem letzten Jahr: Thematisiert wird hier die US-Feuerwehr und gespielt wird tatsächlich aus lupenreiner Ego- Perspektive im Stile eines klassischen Shooters, nur dass man eben   Wasser statt Blei "verballert".

Mein Daddy war eine Wii-Version…

Gelegentlich darf auch von der Feuerleiter aus gelöscht werden.
Gelegentlich darf auch von der Feuerleiter aus gelöscht werden.
Gleich nach der Installation wird schnell klar: Hier wurde einfach nur die Wii-Version auf Pad/Maussteuerung umgepolt, ansonsten wurde rein gar nichts den technischen Möglichkeiten des PC’s angeglichen. Nicht einmal die Auflösung kann ich über den archaischen Wert von 1024x768 erhöhen, geschweige denn zeitgemäße Funktionen wie Anti-Aliasing o.ä. aktivieren. Erschreckend! Dass die Wii in punkto Grafik schon bei der Markteinführung 2006 aktuellen PC's um Lichtjahre hinterher hinkte, ist eine Sache - eine aktuelle Umsetzung  aber derartig unter den Möglichkeiten eines handelsüblichen aktuellen Computers herauszubringen, ist schon dreist. Einziger "Pluspunkt": Das Spiel läuft so auch auf Geräten aus dem ausgehenden letzten Jahrtausend (1Ghz Pentium/Athlon). Technisch also ein Schlag ins Kontor, aber wenn es dann inhaltlich wieder passt, könnte dies die schlechte B-Note ausgleichen – schau’n mer mal...

Tutorial? Check! Story? Check! Spaß? …

Nach den Einsätzen geben solche gefundene Indizien Hinweise zur Brandursache
Nach den Einsätzen geben solche Indizien Hinweise zur Brandursache.
Wie es sich gehört, werde ich nicht sofort ins Feuer geschickt. Als Rekrut lerne ich in der Feuerwehr-Akademie zunächst den Umgang mit meinen vier "Werkzeugen". Da wären der Feuerlöscher, den ich immer einsetzen kann, wenn ich einem über den Weg laufe, der aber nur über eine begrenzte Kapazität verfügt. Außerdem natürlich der  Feuerwehrschlauch, den ich aber nur in einem bestimmten Radius verwenden darf. Plus eine Axt und schließlich das "Halligan"-Werkzeug - was nichts anderes ist als eine Brechstange. Es wird mir auch gezeigt, dass und wie (per simplem Mausklick) ich bewusstlose Personen "schultern" kann. Außerdem erfahre ich etwas über das "Verwundungssystem", das sich an Call of Duty orientiert. Gerate ich in eine zu heiße Umgebung, färbt sich mein Sichtfeld rot. Mache ich mich dann nicht aus dem Staub oder lösche rasch, bedeutet dies den sicheren Tod. Dann geht es auch schon in den ersten Einsatz: Eine Fabrikhalle brennt und das Feuer droht auf umliegende Gebäude überzugreifen. Die Einsatzbesprechung erfolgt stets im Löschgruppenfahrzeug und immerhin per Sprachausgabe, wobei man die Sprecher (und die Übersetzung aus dem Amerikanischen) bestenfalls als semiprofessionell bezeichnen kann.

Die durch das Feuer gehen….

Die rote Umrandung des Sichtfeldes bedeutet: Gefahr
Die rote Umrandung des Sichtfeldes bedeutet: Gefahr.
An der Fabrikhalle angekommen, geht es direkt ins Geschehen. Mit Vorbereitungsmaßnahmen wie dem Absichern des Einsatzortes oder anderen "Kinkerlitzchen" wird sich hier gar nicht abgegeben. Man erhebt schließlich nicht den Anspruch eine Simulation zu sein und so geht’s gleich ab in die Flammen. Praktischerweise findet man in regelmäßigen Abständen in der Spielwelt gebäudeseitige Wasserschlauch-Installationen. Um Anschluss und Transport des Schlauches muss ich mir daher keine Sorgen machen, entsprechend  "realistisch" wie auf der Box versprochen ist das natürlich nicht! Die Düse des Schlauches kann von Strahl auf Streuwasser umgestellt werden und so bahne ich mir den Weg durch die mehr schlecht als recht  dargestellten Flammen. Immer erst nach erfolgtem Hinweis durch den Einsatzleiter per Sprechfunk schlage ich im Spielverlauf Fenster ein, breche Türen auf und geleite oder trage Zivilisten oder auch Kollegen in Sicherheit. Ich habe bewusst Spielverlauf und nicht Einsatzverlauf geschrieben, denn wenn sich die Einsatzorte auch voneinander unterscheiden (Fabrik, Einkaufszentrum, Wohnblock etc.), die eigentliche "Arbeit" ist doch immer dieselbe. Die stets gescripteten Ereignisse werden hin und wieder durch kleine "Sondereinlagen" ergänzt: so muss ich auch schon mal Schalter drücken, um (gefährlichen) Strom abzustellen, Gegenstände bewegen oder ich darf auch mal auf eine Feuerleiter und von dort per Wasserkanone den Brand bekämpfen. Ab und zu will ein Spezialwerkzeug wie die Rettungssäge oder der "hydraulischer Spreizer" eingesetzt werden, aber grundsätzlich laufen die Einsätze nach dem immer gleichen Schema ab. Rein, löschen, suchen, bergen und raus.

Was bin ich für ein Held

Mit der Rettungssäge muss entlang einer vorgegebenen Linie gesägt werden. Spannend? Nein.
Mit der Rettungssäge muss entlang einer vorgegebenen Linie gesägt werden. Spannend? Nein.
Selige Kinder, erleichterte Eltern und glückliche Rentner allenthalben - hier ist der Name wirklich Programm: Mehrmals innerhalb eines Einsatzes wird mir attestiert, was für ein toller Kerl ich doch sei, so dass es einem nach einiger Zeit schon auf die Nerven geht. Da finde ich die Idee mit den bis zu drei versteckten "Beweisstücken" zur Brandursache innerhalb der Einsätze schon gelungener. Finde ich sämtliche Hinweise, gilt der "Fall" als geklärt, Außerdem kann ich immer wieder optisch verbesserte Varianten meiner wichtigsten Einsatzgeräte finden, die ich dann im Spint austauschen darf. Man hat sich also schon Gedanken gemacht, wie man den Wiederspielwert erhöhen und die Story insgesamt etwas aufwerten kann. Rechtfertigt das denn ein zweites oder gar drittes Durchspielen der Einsätze? Nein. Ganz sicher nicht. Zu gescriptet sind die Ereignisse, als dass man sie ein zweites Mal erleben wollte, zu unterirdisch die Grafik, als dass man sich das zweimal antun möchte. Da kann auch die recht solide Geräuschkulisse und der gute Soundtrack nicht viel retten. Real Hero Firefighters mag das aktuell "beste" Action-Feuerwehrspiel für PC sein, das ist aber kein Grund zur Freude.

Fazit

Real Heroes – Firefighter erhebt nicht den Anspruch eine Simulation des Berufes zu sein, wohl aber ein "heißes Feuerwehr-Abenteuer" . Und diese Mission scheitert. Die Storyelemente sind zwar löblich, bei den Einsätzen blitzt sogar ab und zu Dramatik und manchmal so etwas wie Spannung auf - auch dank der vernünftigen Geräuschkulisse und des guten Soundtracks. Doch was man sich da aufbaut, reißt man an anderer Stelle wieder ein. Abgesehen von der grafischen Mangelhaftigkeit des Spiels verhindern nämlich zu viele Unzulänglichkeiten ein befriedigendes Spielerlebnis: Wieso gibt mir  ein geretteter Passant den Weg durch ein Flammenmeer vor, während es "links herum" viel schneller und sicherer wäre? Überhaupt erinnert die "Wegfindungs – KI" ein wenig an die seligen "Sammler" in "Command & Conquer". Warum den sinnvollen Weg gehen, wenn es auch einen komplett bekloppten gibt? Und wieso soll ich erst "Filmrollen" in einem Kino retten, bevor ich mich an die Menschen mache? Solche inhaltlichen Fehler hätte man doch in der PC-Version weglassen können? Dass der stark gescriptete und sich ständig wiederholende Spielablauf auch auf dem Rechner scheinbar unvermeidlicher Teil der "Erfahrung" ist, ist schon bedauerlich genug. Für Kinder, die mit der Wii per Bewegungssteuerung Feuerwehrmann spielen wollen, mag das Spiel seine Berechtigung haben - für den PC hätte man sich die Umsetzung hingegen sparen können.

Pro

anständige Geräuschuntermalung
Sprachausgabe ...
gepimpte Werkzeuge freischaltbar ...
Hintergrundstory
investigative Spielelemente
stimmungsvoller Soundtrack

Kontra

Grafik von vorgestern
... aber alle Sprecher auf Valium
... aber rein optische Veränderungen
Einsätze zwingend nacheinander freizuschalten
häufig wiederkehrende Handlungsabläufe
oft sterile Kulissen
 kein freies Speichern möglich
 KI-Aussetzer bei der Wegfindung
 oft nicht nachvollziehbare Abläufe innerhalb der Einsätze

Wertung

PC

Der Funke will nicht überspringen: Veraltete Grafik und ständig wiederkehrende Bewegungsabläufe trüben die Rettungseinsätze.

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