Beach Life22.09.2002, Bodo Naser
Beach Life

Im Test:

Grad sind die Sommerferien vorbei, da veröffentlicht Eidos mit Beach Life (ab 4,82€ bei kaufen) eine spritzige Wirtschafts-Simulation, bei der Ihr Euer ganz persönliches Ferienparadies erschaffen könnt. Vielleicht ist ja dem einen oder anderen im Urlaub eine zündende Idee gekommen, wie man so etwas auf einer traumhaften Südseeinsel verwirklichen könnte. Klar, dass ein solches Idyll auch dickbauchige "Prolos" anlocken dürften, die nur Sonne, Sex und Suff in der Birne haben. Wie man mit denen und anderen Plagegeistern fertig wird, zeigt Euch unser Test.

Spielprinzip

Das Gameplay von Beach Life bewegt sich irgendwo zwischen The Sims, dem Aufbauteil von Sim Golf und dem touristischen Part von Tropico: Es geht darum, ein Ferienressort auf einer exotischen Insel zu errichten. Für alle Unwissenden: Ein Ressort ist eine großangelegte Ferienanlage unter meist südlicher Sonne, die neben den bloßen Unterkünften, auch Pools, Strände und Restaurants umfasst. Nicht zuletzt muss für genug Vergnügungen gesorgt sein, damit immer mehr Touristen angelockt werden, denen dann systematisch das Geld aus der Tasche gezogen wird. Neben dem Errichten von Attraktionen, müsst Ihr Euch auch um die Schattenseiten wie verstopfte Toiletten oder in Seenot geratene Badegäste kümmern.

Spielumfang

Beach Life beinhaltet neben zwölf Missionen auch einen freien Modus, der bezeichnenderweise Sandkastenspiel heißt. Zwei leichtere Einführungs-Missionen dienen quasi als Tutorial. Weil sich der Schwierigkeitsgrad in Grenzen hält und die meisten Missionen recht schnell bewältigt sind, geht der Umfang der Simulation eigentlich nicht mehr in Ordnung. Für ein Vollpreisspiel wird einfach zu wenig geboten, auch wenn Ihr bisweilen für besseres Wasser sorgen oder sogar die Haie auf Distanz zu den Schwimmern halten müsst. Darüber hinaus gibt es aber keine Gegner, weshalb das Aufbauspiel auch keinen Multiplayer-Modus besitzt.

Idyll oder Ballermann?

Mit welcher Art von Publikum Ihr Euer Geld verdienen wollt, könnt Ihr Euch bei Beach Life - entgegen der Aussage auf der Verpackung - nicht aussuchen. Die Gäste kommen ganz von alleine und sind nur in Männlein und Weiblein eingeteilt. __NEWCOL__Sie unterscheiden sich gerade mal danach, was Männer und Frauen lieber mögen; eine Unterscheidung nach Stand, Beruf oder Bildungsgrad findet nicht statt. Daher wird Euer Ressort auch immer eine Mischung aus Mallorca und einsamer Palmen-Insel sein. Eine Spezialisierung, etwa nur auf wohlhabende Kundschaft, ist nicht möglich.

Damit der Gast nicht ganz das unbekannte Wesen bleibt, gibt es die Gäste-Infos. Hier seht Ihr beispielsweise, ob jemand aufs Klo möchte, wie betrunken er ist und ob er noch genug Geld in der Tasche hat. Auch die Meinung des Gasts über Eure Ferienanlage lässt sich ablesen: Sind die Preise in Ordnung? Liegt zu viel Müll herum? Oder müssen die Gäste zu lange anstehen? Eines aber suchen alle Gäste - eine flotte Urlaubsbekanntschaft zum heißen Flirt am Strand... ein Frauen- oder Männerüberschuss ist daher unter allem Umständen zu vermeiden, damit auch jeder Topf sein Deckelchen findet.

Bauoptionen

Bei Beach Life könnt Ihr an die 40 verschiedene Gebäude errichten. Es gibt welche, die zum Betrieb Eurer Anlage absolut notwendig sind wie etwa Toiletten, Stromgeneratoren oder Unterkünfte für die Angestellten. Dann gibt es Restaurants, Bars und Stände, die für das leibliche Wohl der Gäste sorgen. Darüber hinaus findet Ihr noch Gebäude, die sich nur am Strand errichten lassen, wie etwa eine Strand-Disco, Türme für das Baywatch-ähnliche Lebensretter-Team oder ein mondäner Jachthafen. All diese Gebäude vermehren, nach Geschlechtern unterschiedlich, die Anziehungskraft Eures Ressorts, was sich in den Sternen im Interface niederschlägt.

Zusätzlich dazu gibt es noch zahlreiche Accessoires wie bunten Blumen, Lampen, Brunnen und Palmen, mit denen Ihr Eure Anlage verschönern könnt. Schließlich besitzen auch Touristen Sinn für Ästhetik - selbst wenn es manchmal nicht den Anschein hat. Ein wichtiges Beiwerk sind aber die grünen Mülltonnen, die Ihr recht zahlreich quer über die Anlage verteilen solltet. Der Gast möchte es gern hübsch sauber, auch wenn er bisweilen selber was fallen lässt! Da helfen dann nur noch die Reinigungskräfte, die Ihr neben Wachleuten, Animateuren, Bauarbeitern und Handwerkern für teueres Geld anstellen könnt.

Ein wenig von The Sims

Ein wenig erinnert das Verhalten der Hotelgäste in Beach Life schon an die erfolgreiche The Sims-Reihe. Wie etwa in Sims - Urlaub total führen die Gäste ein Eigenleben, das zu beobachten nicht ohne voyeuristischen Genuss ist. Wer sich beispielsweise anschauen möchte, wie die "Touris" über den Strand torkeln, flirten und lachen, der sollte an seiner Strand-Bar den Alkoholgehalt des Bieres etwas in die Höhe schrauben und gleichzeitig den Preis senken... Am nächsten Morgen gehen die verkaterten Zecher dann mit grünen Gesichtern in den hauseigenen Supermarkt, um sich Kopfschmerztabletten zu besorgen.

Einen eigenen Tag- und Nacht-Rhythmus gibt es in der Urlaubs-Simulation übrigens auch: Manche Etablissements wie die Diskos und Clubs öffnen erst spät abends. __NEWCOL__Wer gegen randalierende Gäste vorgehen möchte, sollte seine Wachleute auch auf nächtliche Patrouillen schicken; die dabei einkassierten Bußgelder wandern in Eure Tasche. Das meiste Geld macht Ihr ohnehin in der Nacht, wenn der Alkohol in Strömen fließt. Des Morgens ebbt die Feierlaune dann ab und die ersten Sonnenhungrigen kommen an den Strand.

Überzeugende Iso-Grafik

Leider ist das lustige Treiben vor allem beim Hineinzoomen kein richtiger Augenschmaus, da es einfach grob aussieht - lieber schnell wieder rauszoomen. Ansonsten geht die recht detaillierte, isometrische Darstellung aber in Ordnung - die pixelige Grafik von Tropico übertrifft sie allemal. Auch Effekte wie vor Hitze flirrende Luft oder Regen kommen vor. So etwas wie animierte Zwischensequenzen gibt es leider nicht in Beach Life. Ein echter Hingucker sind die sexy Mädels, die Deep Red in den Menüs und beim Laden versteckt hat. Ein paar mehr hätten hier nicht geschadet!

Toller Beach-Sound

Erwähnenswert ist da noch der klasse Soundtrack des Urlaubs-Spiels: Je nach Tageszeit werden abwechselnd nachts heiße Tanz-Rhythmen oder tags eher softe Chillout-Songs gespielt. Und Ihr dürft wählen, was laufen soll. Nachahmenswert: Wem die vorhandene Party-Musik nicht passt, der kann sich mit dem integrierten MP3-Player seinen ganz persönlichen Soundtrack zusammenstellen.

Fazit


Beim Schreiben des Tests ist mir noch einmal bewusst geworden, wie wenig sich eigentlich hinter der flotten Aufmachung von Beach Life verbirgt - fast noch weniger als hinter der knallbunte Fassade eines Clubs auf Mallorca. Das Gameplay beschränkt sich im Wesentlichen auf das Erstellen von Gebäuden für Euer Ressort. Die am Anfang noch witzigen Missionen sind leider allzu schnell durchgezockt und dann hält gnadenlose Langeweile Einzug - Langzeitmotivation: weitgehend Fehlanzeige! Freilich ist es nett, seinen Gästen beim Feiern, Trinken und Flirten zuzusehen, aber auf Dauer hält das niemand vor dem Monitor. Beeindruckend ist aber der spritzige Urlaubssound, der so etwas wie Wehmut aufkommen lässt, denn schließlich ist es noch ein ganzes Weilchen hin bis zu den nächsten Sommerferien. Wer sich für Beach Life interessiert, sollte vielleicht lieber erst mal die englische Demo testen!

Pro

<li>Management eines Ferienclubs</li><li>flott gemacht</li><li>Missions-Modus</li><li>Sandkastenspiel</li><li>Aufbauteil mit typischen Gebäuden</li><li>nette Iso-Grafik</li><li>toller Urlaubs-Soundtrack</li><li>eigene MP3-Songs einbauen</li>

Kontra

<li>wird schnell zur Routine</li><li>zu geringer Umfang</li><li>wenig schwierige Missionen</li><li>Schwierigkeitsgrad nicht einstellbar</li>

Wertung

PC

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