Carrera: Grand Prix12.11.2001, Bodo Naser
Carrera: Grand Prix

Im Test:

Wer kennt sie nicht aus seinen Kindertagen!? Die gute alte Carrera-Bahn, welche, sonntäglich im elterlichen Wohnzimmer aufgebaut, für Mutti stets nur eine Fußangel, für den Junior aber die Erfüllung seiner Rennfahrerträume war. Jetzt hat sich Publisher Take 2 dazu entschlossen, diesen Jugendtraum auch am PC Wirklichkeit werden zu lassen. Ob die Carrera-Simulation Carrera: Grand Prix (ab 18,55€ bei kaufen) genauso viel Spaß macht, wie einst das Original, und ob das Spiel gar als Weihnachtsgeschenk taugt, das erfahrt Ihr in unserer Review.

Autorennen im Sandkasten

Die Carrera-Simulation Carrera: Grand Prix bietet Euch gleich mehrere Möglichkeiten, die Welt der Modell-Rennbahnen wieder aufleben zu lassen. Zum einen ist da die Parade-Rolle als Rennwagen-Pilot. Weiter könnt Ihr Euch aber auch als Strecken-Designer oder Fahrzeug-Ingenieur versuchen.

Als Fahrer wiederum dürft Ihr im Singleplayer-Modus aus verschiedenen Renn-Modi auswählen. Im normalen Modus könnt Ihr Euch den Rennwagen, dessen Farbe, die Strecke, deren Rundenzahl und den Gegner höchst selbst aussuchen. Auch drei verschiedene Schwierigkeitsgrade von Anfänger bis Champion stehen Euch zur Auswahl. Die Strecken sind in Länge, Anspruch und Design äußerst unterschiedlich. Schließlich dürft Ihr Euch in der Werkstatt noch ein Fahrzeug aussuchen, mit dem Ihr dann fahren wollt. Sechs Rennwagen stehen zur Auswahl, darunter z.B. GT Racer und Classic Cars.

In der Werkstatt könnt Ihr dann beim Tuning Eures Renners tätig werden. Viel gibt es da nicht einzustellen, aber immerhin kann die Bodenhaftung mit Hilfe des Variablen Magnet Systems (kurz: VMS) verändert werden. Das ist wichtig, um das Ausbrechen des Wagens in engen Kurven zu verhindern. Allerdings verringert sich dadurch natürlich die Höchstgeschwindigkeit des Rennautos. Schließlich kann noch die Übersetzung geändert werden, was zu einer höheren Beschleunigung des Boliden führt. Wem das alles aber zu mühsam ist, der sollte lieber den Schnellstart-Modus wählen. Hier müsst Ihr nur noch Euren Namen und die Farbe Eures Rennautos eingeben - und los geht`s!

Dann ist da noch die Carrera-Trophy: eine Singleplayer-Meisterschaft mit 24 ziemlich harten Rennen. Hier ist neben Können auch Eure Ausdauer gefragt. Sobald Ihr ein Rennen gewonnen habt, kommt Ihr zum nächsten. Die Trophy ist weiter in Serien eingeteilt. Jede dieser drei Serien umfasst acht Rennen. Nur wem es gelingt, diese acht Rennen zu gewinnen, kommt weiter zur nächsten Serie. Es gibt Clubmeisterschaft, World Tour und die beinharte Extreme Championship. Wer letztere erringen kann, dem wird sogar zur Belohung ein Bonus-Rennwagen zur Verfügung gestellt.

Carrera-Feeling

Im Rennen zählt dann nur eines, das richtige Fingerspitzengefühl. Wie schon bei der richtigen Carrera-Rennbahn seid Ihr nämlich vor allem zu Spielbeginn schneller aus der Kurve geflogen, als Ihr schauen könnt. Leider landet Ihr dann nicht wie früher stilecht unter Mami`s Wohnzimmer-Kommode, sondern werdet per Blitz wieder auf die Strecke gebeamt - sogar noch in Fahrtrichtung.

Per Tastatur-Steuerung könnt Ihr die Geschwindigkeit regulieren und bremsen; der alterwürdige Carrera-Handregler wird natürlich nur eingeblendet. Die Steuerung spricht schnell an und reagiert exakt, was positiv auffällt. Viel zu komfortabel für Carrera-Puristen: Im Interface werden wichtige Daten wie Geschwindigkeit, Position, Platzierung, Rundenzahl und sogar Stromzufuhr (!) angezeigt.

Wer den Classic-Modus eingestellt hat, darf die Spur nur an Spurwechsel-Stücken wechseln. Ansonsten sind die Wagen aber spurgebunden. Anders beim Arcade-Modus: Hier sind Spurwechsel möglich, um eine Ideallinie fahren zu können. Zusätzlich gibt es hier so genannte Strecken-SFX. Das sind Spezialeffekte auf der Strecke, wie beispielsweise Öllachen, welche die Fahrt verlangsamen, oder auch Turbofelder, bei denen Euer "Afterburner" für zusätzlichen Schub sorgt. Um einen solchen Effekt zu aktivieren (oder auch um ihm auszuweichen), müsst Ihr dann möglicherweise die Spur wechseln. Manche dieser Effekte wechseln ständig.

Die Fahrphysik ist bei Carrera: Grand Prix durchaus realistisch geworden - gemessen an den original Carrera-Autos, versteht sich. Die Wagen schleudern heftig mit dem Heck durch die Gegend, wenn man zu schnell fährt, und sie reagieren abrupt auf die Verringerung der Geschwindigkeit. Allerdings will sich das richtige Carrera-Feeling nicht so recht einstellen. Das Spiel am PC ist dafür einfach viel zu steril. Und die ganzen, vom Entwickler-Team Intelligent Games sicher lieb gemeinten Features, tragen auch nicht gerade dazu bei, dass sich ein realistischer Gesamteindruck einstellt.

Rennbahnen selbst designen

Wem die vorgefertigten Strecken nicht ausreichen, für den hält Carrera: Grand Prix eine nützliche Funktion bereit - das Design eigener Stecken. Hier werden Kindheits-Träume wahr! Endlich könnt Ihr nach Herzenslust und ohne auf den elterlichen Geldbeutel schauen zu müssen, Teil um Teil aneinander stecken. Kurz noch ein paar Loopings, Tunnels, Tribünen und Spezialstrecken eingebaut, schnell gespeichert, und schon könnt Ihr auf Eurer selbst gemachten Rennstrecke an den Start gehen.

Grafik und Sound

Das Spiel ist mit einer 3D-Grafik ausgestattet, die allerdings nicht mehr auf der Höhe der Zeit ist. Sie wirkt schlicht zu grob und auch zu billig. Allenfalls ein einfacher Zoom ist möglich. Mit der ausgefeilten Grafik mancher Renn-Simulation hat das jedenfalls nicht viel zu tun. In punkto Sound ist auch nicht mehr geboten: Nicht einmal die klassischen Geräusche des Originals wurden übernommen. Beim Fahren ertönt nämlich leidlich röhrender Motorenlärm.

Multiplayer-Rennen

Beim Rennen zu mehreren hat das Spiels sicher noch am meisten zu bieten. Früher seid Ihr schließlich auch nicht alleine gefahren, sondern gegen Papi, die Geschwister oder Eure Freunde angetreten. Im Multiplayer-Modus können auch hier bis zu vier Spieler Rennen fahren - immer je zwei gegeneinander an einem Bildschirm. Und zwar sowohl als Einzelrennen als auch in einer Multiplayer-Meisterschaft, die aus bis zu vier ausgesuchten Rennen besteht. Hier im Wettstreit mit Gleichgesinnten blitzt dann so etwas wie richtige Carrera-Atmosphäre auf. Da wird gefachsimpelt und da werden die Geschichten aus den Rennen der Kindertage erzählt - ein wenig wie früher halt.

Pro:

  • präzise, einfache Steuerung
  • realistische Fahrphysik
  • Design eigener Strecken
  • spaßiger Multiplayer-Modus
  • Kontra:

  • nur kurzzeitig motivierend
  • langweiliger Singleplayer-Modus
  • veraltete, billig wirkende Grafik
  • schlechter Sound
  • wenig atmosphärisch
  • als Gag zu teuer
  • Vergleichbar mit:

    Formel-1 und Renn-Simulationen

    Fazit

    Carrera: Grand Prix kommt aus der Abteilung "Spiele, die die Welt eigentlich nicht braucht". Denn wer braucht schon das PC-Spiel, wenn er doch das viel bessere Original haben kann!? Grafik und Sound des Spiels wirken zudem einfach zu billig. Und von Langzeitmotivation kann auch keine Rede sein, denn schon nach ein paar Runden wird das Spiel schnell öde. Diesen negativen Eindruck können auch die gelungene Steuerung und der mehr motivierende Multiplayer-Modus nicht wettmachen. Wer eine richtige Renn-Simulation möchte, kauft sich anderes. Und für einen Gag zwischendurch ist Carrera: Grand Prix trotz seiner nur ca. 60 DM noch zu teuer. Einzig für absolute Carrera-Freaks ist der Erwerb des Spiels aus Sammel-Aspekten eine Überlegung wert. Die Carrera-Bahn noch mal "in echt" aufzubauen, vielleicht zu Weihnachten, verspricht auf jeden Fall mehr Spaß.

    Wertung

    PC

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    Kommentare

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