Arsenal of Democracy09.06.2010, Bodo Naser
Arsenal of Democracy

Im Test:

Wer statt Hearts of Iron 3 lieber den Vorgänger spielt, bekommt mit dem umfassenden Add-On Arsenal of Democracy verspäteten Nachschub. Das klingt zunächst so, als ob man verstärkt die Alliierten spielen könnte. Tatsächlich macht das komplexe Strategiespiel, das auf einer Modifaktion basiert, eher dem dritten Teil Konkurrenz.

Hearts of Iron 2.5

Obwohl Hearts of Iron 2 sowohl Hobby-Generälen als auch 

Dieses Mal gibt es Staatsziele: Eine Diktatur bleibt was sie ist - und echte Demokratien dürfen nicht den Krieg erklären.  
Politikern eine Menge bot, nervten doch einige Sachen gewaltig: So musste man seine Industriekapazität immer wieder von Hand justieren, was gerade auf längere Dauer eine echte Sisyphosarbeit war. Daher ist es zu begrüßen, dass man im eigenständig spielbaren Add-On die umständliche Verteilung auf Wunsch automatisch vornehmen lassen kann. Die KI sorgt dafür, dass alles zur Genüge erfüllt ist - selbst rumfummeln ist dann nicht, denn die Regler sind arretiert. Man kann aber noch angeben, ob man mehr auf Nachschub oder Aufrüstung produzieren möchte. Wer möchte, kann auch gleich den ganzen Handel der KI überlassen, so dass man nicht mehr jeden Warentausch mit irgendwelchen Mininationen extra unterzeichnen muss.

Zudem hat endlich die Spionage im Zweiten Weltkrieg Einzug gehalten, die es bislang nur bei Hearts of Iron Doomsday im Kalten Krieg gab. Vom Umfang her ist das durchaus mit dem dritten Teil zu vergleichen, da man verschiedene Geheimaktionen wie Mordanschläge auf Politiker, örtlichen Widerstand unterstützen oder Umstürze hat, die aber Geld kosten. Nicht nur das erinnert an den letzten Teil, denn auch unveränderbare Vorgaben wie Staatsziele, Verfassung oder Gesellschaftssysteme sind vorhanden. So können Demokratien nicht so leicht den Krieg erklären wie eine Diktatur, sondern müssen warten bis sie angriffen werden. Allerdings sind -anders als der Titel vermuten lässt- nicht nur die Alliierten spielbar. Eigentlich werden sie noch nicht mal bevorzugt behandelt, denn man kann auch Deutschland, Japan oder Italien zum Sieg führen.

Neue Schauplätze

In Hearts of Iron 3 wurden die Szenarien stark vernachlässigt, da es keine extra Schlachten gab. Im zweiten Teil gab es

Im interessanten Nahost-Szenario kann man Israel vor seinen Nachbarn schützen. Weitere Schlachtlelder sind Indien, Suez und Korea.
viele interessante Einzelszenarien wie etwa den Spanischen Bürgerkrieg, die auch hier wieder spielbar sind. Neben diesen gibt es auch ganz neue wie den Kaschmir-Konflikt, die Suez-Krise oder den Ersten Arabisch-Israelischen Krieg, die alle kurz nach dem Zweiten Weltkrieg spielen, da das Spiel diesmal bis 1964 läuft. Die Szenarien sind historisch akkurat und bieten Abwechslung, aber hier sind nicht nur Generäle gefragt. Gerade im Nahen Osten muss man immer wieder politische Ereignisse überstehen, etwa wenn Ägypten den Suez-Kanal verstaatlicht. Wie reagieren: Aufrüsten oder ignorieren?

Besonders interessant ist auch der Überlebenskampf Israels gegen alle ihn umgebenden Nationen, der bis heute Auswirkungen hat. So war der gerade belagerte Gaza-Streifen damals fest in ägyptischer Hand. Israel will das ändern, startet mit fast nichts, bekommt aber schnell Verstärkung aus dem Ausland sowie Zulauf von jüdischen Einwanderern, die die Armee vergrößern. Auch hier freut man sich über die historische Genauigkeit, da Israel anfangs nur einige Brigaden Infanterie, zwei Geschütze und ausgerechnet einige alte Jäger der Deutschen hatte. Dennoch erweist sich die jüdische Armee als kampfstärker als ihre Nachbarn. Leider haben diese Szenarien ihre Längen, da teilweise nichts los ist - so wartet man am Suez ewig auf Feindberührung; immerhin lässt es sich beschleunigen.

Voller Umfang

Sonst wirken die Schlachtfelder durchaus vertraut, denn Arsenal of Democracy umfasst den gesamten Hearts of

Hier fehlt nichts, was den Inhalt des zweiten Teils anbelangt. Zudem gibt's zwei rein fiktive Kampagnen. 
Iron 2-Inhalt. Es beinhaltet alle Kampagnen von 1936 bis 44, die von Doomsday ebenso wie zahlreiche historische Schlachten beispielsweise in Nordafrika. Hier hat sich fast nichts geändert, aber es gibt zusätzlich zwei neue Kampagnen der dänischen Macher, die rein fiktiv sind. Dort haben Staaten wie Konföderierte, Nordstaaten oder das bourbonische Frankreich überlebt und kämpfen gegen eine Römische Republik oder ein kommunistisches Großbritannien. Das ist zwar mal was Neues, da sich die Ländergrenzen verändern, aber im Grunde spielt sich Preußen nicht viel anders als das Deutsche Reich im Original.

Das Spiel umfasst auch einen Multiplayermodus, mit dem sich alle Schlachten auch zu mehreren spielen lassen. Leider funktioniert das nicht wie gedacht: Zum Multiplayer-Server bekommt man gar keinen Zugang, da der Verbindungsaufbau hakt. So bleiben nur LAN oder die Direktverbindung per Web. Leider ändert auch das Aktualisieren daran wenig, da es zwar die Option Valkyre-Net löscht, aber sonst nichts bringt. Der empfohlene Patch 1.04 scheint auch gar nicht für die deutsche Version, die übrigens teils nicht übersetzt ist. Obwohl das Support-Menü auf ihn verweist, gibt es nah den Installation Sprach- Mischmasch - also lieber lassen. Insgesamt hinterlässt der Support keinen sehr professionellen Eindruck.

Aufgewertete Kriegführung

Im Add-On wird einem kein Sieg geschenkt. Auch nicht in Nordafrika, wo die Briten frühzeitig attackieren.
Die taktischen Gefechte laufen eigentlich fast wie im Grundspiel, obwohl einiges intern verändert wurde: So haben die Modder die Kalkulation der Kämpfe modifiziert, was man aber nicht wirklich merkt. Tatsächlich laufen die Schlachten ganz ähnlich wie bei Hearts of Iron 2, auch wenn sie eine Brise anspruchsvoller geworden sind. So greift die KI immer dann an, wenn sich eine Chance bietet. Da wird man etwa als Israeli in Tel-Aviv attackiert, weil man zu wenige Einheiten zum Schutz zurück gelassen hat. Das macht sich auch in Nordafrika bemerkbar, wo die Engländer wesentlich mehr vorrücken. Das Afrikakorps hat dort keine Narrenfreiheit mehr und muss sich warm anziehen. Ein Sieg bei El-Alamein rückt in weite Ferne.

Die Gefechte sind nicht nur einen Tick schwerer, auch die Bedienung wurde verbessert, da man jetzt eine bessere Übersicht hat, wenn man etwa per Maus zoomt. Es gibt auch neue Befehle für die Luftwaffe, die endlich Häfen und Industrie bombardieren kann. Das alles sind sinnvolle Neuerungen im Detail - den Kern des Spiels tasten sie zum Glück nicht an, denn dort soll ja alles bleiben wie es ist. Leider wirkt das Strategiespiel grafisch mittlerweile noch altbackener und trockener, weil es keinerlei Schmuck oder gar edle Präsentation gibt. Die Macher könnten damit einen Preis für die größte Schlichtheit kassieren, da noch nicht mal die Soldatenbilder des Grundspiels zu sehen sind.

            

Fazit

Das müsste eher Hearts of Iron 2.5 heißen: Der zweiten Teil wird modernisiert, ohne ihm die Nachteile des Nachfolgers aufzubürden. So gibt es Neuerungen im Detail wie entschlackten Technologiebaum, feste Staatsziele oder automatische Produktion, die durchaus sinnvoll sind. Nicht wenige davon wie die Spionage waren auch schon Bestandteil von Hearts of Iron 3. Andererseits machen die Modder nicht denselben Fehler wie Paradox und streichen die Einzelszenarien - im Gegenteil: Sie bieten sogar neue historische Schlachtfelder im Kalten Krieg an, die durchdacht sind, auch wenn man bisweilen lange wartet, bis etwas passiert. Leider bieten die fiktiven Kampagnen bis auf ein alternatives Szenario nicht viel Abwechslung, weil man zwar neue Länder hat, aber ebenso 1936 beginnt und dieselben Technologien besitzt. Trotz gewohnter Komplexität wirkt das Spiel auch noch etwas unfertig, da Teile nicht übersetzt wurden. Zudem kommt einem alles noch viel nüchterner vor als im Grundspiel. Auch der Support für die deutsche Version lässt zu wünschen übrig, denn der neuste Patch löst eher ein Sprachenwirrwarr aus als er die Multiplayer-Probleme beseitigt. So ist es nur denjenigen zu empfehlen, die sich schon mit HoI-Mods auskennen und den etwas unprofessionellen Zustand einzuordnen wissen. Auch absolute Fans des zweiten Teils kommen auf ihre Kosten, da sie alte und neue Inhalte in einem Spiel bekommen.

Pro

Zeit von 1936-64 spielbar
neue Szenarien
aggressivere KI
samt Spionage
automatische Produktion, Handel

Kontra

- wirkt antiquiert
kaum echte Neuerungen
bisweilen langatmig
Gefechte laufen gleich

Wertung

PC

Könnte auch gut Hearts of Iron 2.5 heißen, da es viele Neuerungen des dritten Teils aufgreift.

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