Auryn Quest21.01.2002, Bodo Naser
Auryn Quest

Im Test:

In letzter Zeit hat das Fantasy-Genre wieder einmal Hochkonjunktur: Den Boom des Fantastischen haben Bücher wie Der Herr der Ringe oder Harry Potter ausgelöst, die erst kürzlich mit den Mitteln der Computeranimation eindrucksvoll verfilmt wurden. Die Unendliche Geschichte von Michael Ende hingegen hat schon vor längerer Zeit eine ziemlich unglückliche Verfilmung über sich ergehen lassen müssen. Ein Computerspiel dazu fehlte bisher. Jetzt hat sich die Entwickler-Firma discreet monsters des Themas angenommen - heraus kam Auryn Quest (ab 6,05€ bei kaufen). Ob das Geschicklichkeitsspiel Spaß macht und ob es der gewichtigen Vorlage gerecht werden kann, erfahrt Ihr in unserem Test!

Die Unendliche Geschichte

In der Unendlichen Geschichte ist das Auryn ein mächtiges Medaillon, das seinen Träger als Stellvertreter der Kindlichen Kaiserin auszeichnet. Dieses Amulett wird dem Jungen Bastian verliehen, um die Welt Phantasien zu retten. Nur er kann sich der zunehmenden Fantasielosigkeit seiner Mitmenschen in der realen Welt entgegenstemmen, die das große Nichts erzeugt, welches Phantasien zu verschlingen droht. Es geht um Träume, Lesen, Kindheit und vor allem um die Fantasie. Anders beim Geschicklichkeitsspiel Auryn Quest: Hier regiert die im Spiel allzu kindliche anmutende Kaiserin Phantasien mit Hilfe des mächtigen Auryns. Doch dann wird das Auryn gestohlen und gibt Phantasien damit dem zerstörerischen Nichts preis. Damit Phantasien nicht völlig untergeht, muss das Auryn wieder gefunden werden. Diese Rolle fällt dem jugendlichen Jäger Atreju zu, der auch im Buch vorkommt. Er ist der auserwählte Retter Phantasiens, der im Spiel seltsamerweise als "Rastamann" auftritt. Die Story ist daher allenfalls angelehnt an Ende`s Romanvorlage.

Gameplay

Eines gleich vorweg: Auryn Quest ist nicht etwa ein Adventure über die Rettung Phantasiens, wie es sich Fans des Buchs vielleicht gewünscht hätten. Das deutsche Entwickler-Team discreet monsters hat sich vielmehr für ein Jump & Run vor dem Hintergrund der Unendlichen Geschichte entschieden. Das 3D-Spiel soll zudem auch die Kleinsten ansprechen. Entsprechend einfach ist das Spielprinzip: Um das Auryn wiederzufinden, müsst Ihr Euch Abenteuern in den fünf unterschiedlichen Welten von Auryn Quest stellen. Diese Welten müsst Ihr hintereinander angehen, da zu Beginn nur eine zugänglich ist. Startpunkt ist der Tempel der 1000 Türen - von hier können die Welten betreten werden. In einer solchen Welt angelangt, müsst Ihr dann goldene Energiekugeln einsammeln. Schließlich, wenn Ihr aus jeder Welt zehn habt, könnt Ihr die finale Welt mit dem Auryn betreten. Eine Rückkehr zum Tempel ist über Esc-Taste jederzeit möglich. Allerdings verliert Ihr dann dummerweise Eure Kugeln. Habt Ihr über fünf Kugeln aus einer Welt gesammelt, so könnt Ihr diese auch direkt vom Tempel betreten.

Im Prinzip alles ganz easy. So auch grundsätzlich die Steuerung: Mit ganz wenigen Tasten steuert Ihr Euren Helden Atreju in Ego-Perspektive durch die weitgehend leere 3D-Umgebung. Die Tücke steckt aber im Detail: Die Steuerung gibt sich hakig und reagiert bisweilen auch ungenau. Schade eigentlich, da Ihr immer wieder auf Absätzen und über tiefen Abgründen balancieren sollt. Ob Ihr einen solchen Absatz trefft oder nicht, ist meist Glückssache. Da sind Abstürze vorprogrammiert - armer Atreju! Auch die angeblich so weit reichenden Sprünge, die laut Einführung kinderleicht sind, führen, so sie denn irgendwann klappen, öfters unverhofft ins Nichts. Das mit der Richtungsänderung im Sprung funktioniert auch nicht im Sinne des Erfinders. Würde es tatsächlich um Phantasiens Zukunft gehen, wäre der Elfenbeinturm samt der Kaiserin längst im Nichts verschwunden.

Speichern ist leider nicht möglich, was wohl zusätzlich Nervenkitzel erzeugen soll. Allerdings gibt es bestimmte Anfangspunkte im Spiel, zu denen Ihr zurückkehren könnt, wenn Ihr wieder einmal irgendwo hinunter gestürzt seid. Rätsel sind in Auryn Quest sehr einfach und Mangelware: Die wenigen Quests sind derart simpel, dass sie selbst der dümmste Steinbeißer noch ohne größere Probleme lösen könnte. Es handelt sich ja auch um ein Geschicklichkeitsspiel. Daher sind Interaktionen mit den wenigen Personen auch nicht vorgesehen. Die Personen quasseln also mit Euch, Ihr dürft aber nur zuhören. Außerdem stürzt das ganze Spiel öfters einmal plötzlich ab, wenn Ihr beispielsweise die falsche Maustaste betätigt. Zumindest diese Programmabstürze sollte discreet monsters baldigst mit einem Bugfix in Ordnung bringen.

Grafik

Die durchaus ansehnliche 3D-Grafik ist wohl der einzige kleine Lichtblick im Spiel. Vor allem die beeindruckenden Umgebungsgrafiken sind in den höheren der wählbaren Auflösungen gelungen. Allerdings wirkt die Umgebung detailarm und blutleer. Ihr fühlt Euch unweigerlich an ein französisches Grafik-Adventure erinnert: Animierte 3D-Personen treten hier nur ganz vereinzelt und als bloße Staffage auf. Das bunte Treiben und die vielen Völkerschaften Phantasiens wurden also nicht gut dargestellt. Gelungen sind jedoch die animierten Filmchen, die eindrucksvoll vom Untergang Phantasiens erzählen.

Sound

Gekrönt wird das insgesamt unglückliche Spiel von einer nervigen Musik, die sich bisweilen in etwa wie das Quaken einer Schar von unglücklichen Ochsenfröschen aus den Sümpfen der Traurigkeit anhört. Auch die Sprachausgabe ist misslungen. Die Stimme des Erzählers mit ihrem Pseudoakzent hört sich irgendwie gelangweilt und teils gequält an. Entspringen seine Qualen etwa dem Spiel...?

Pro:

  • einfache Bedienbarkeit
  • gewaltfrei
  • für jüngere Spieler
  • gelungene 3D-Grafik
  • animierte Filmchen
  • günstiger Preis
  • Kontra:

  • langweiliges Jump & Run
  • wirkt blutleer
  • ungenaue Steuerung
  • wenig interaktiv
  • Programmabstürze
  • simple Quests
  • kein Speichern
  • nervige Musik
  • misslungene Sprachausgabe
  • Vergleichbar mit:

    Harry Potter

    Fazit

    Auryn Quest ist weitgehend gewaltfrei und soll so auch jüngere Spielerschichten (ab sechs Jahren) erreichen. Ob diese allerdings lange für die blutleere "Hüpf-und-Sammel-Orgie" zu begeistern sind, muss doch bezweifelt werden. Junge Menschen sind eben jung, aber deshalb nicht gleich doof! Die Fantasie fördert Auryn Quest in keinem Fall. Überhaupt hätte dem Thema ein richtiges Adventure besser zu Gesicht gestanden als ein solch dröges Jump & Run. Aber das ist eine andere Geschichte, die (hoffentlich) ein anderes Mal erzählt werden wird... Dass descret monsters sein Werk demonstrativ mit Teil 1 bezeichnet, muss angesichts der Qualität von Auryn Quest als Drohung verstanden werden - eine Androhung von möglichen Fortsetzungen nämlich! Wäre da nicht die recht ansehnliche 3D-Grafik, so wäre die Bewertung noch schlechter ausgefallen. Trotz des annehmbaren Preises von 20 Euro gibt es daher von uns ein "Daumen runter" sowie ein "Finger weg!".

    Wertung

    PC

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