Emergency 201212.11.2010, Bodo Naser
Emergency 2012

Im Test:

Der fünfte Teil von Emergency ist bei Deep Silver als Emergency 2012 (ab 1,94€ bei kaufen) erschienen. Darin kümmert man sich nicht mehr um das Feuer von nebenan, sondern um verheerende Unglücksfälle in ganz Europa. Macht das Löschen, Retten und Verhaften im Angesicht des Klimawandels auch Spaß?

Eine Nummer größer

Ein dicker Brocken fliegt im Sturm vom Kölner Dom,

Könnte glatt der letzte Herbststurm sein, ist aber der Beginn von Emergency 5, als der Kölner Dom Flügel bekommt. 
die Tower Bridge brennt lichterloh oder der demolierte Eiffelturm wird von Aufständischen belagert. Die Macher von Emergency 2012 nehmen den Klimawandel wörtlich und schauen mal, was er so in Europa anrichtet. In den Metropolen des alten Kontinents kommt es zu unbeschreiblichen Katastrophen, bei denen bisweilen dick aufgetragen wird. Die Zeit der Bescheidenheit ist vorbei: Unter einer Springflut, einem Blizzard oder einer Hungersnot in Deutschland wollen Quadriga Games nichts inszenieren - auch wenn das an die berüchtigten Eventmovies im Privatfernsehen erinnert. Andererseits hat es den Vorteil, dass man in den zwölf Einsätzen der Kampagne immer neue Schauplätze erkundet, die in bekannten Städten wie München, Hamburg oder Berlin liegen.

In den meisten Missionen passiert natürlich Unerwartetes, so dass ein zusätzlicher Einsatz nötig wird: Eben noch hat man die Krawallmacher in Paris festgesetzt, muss man sich auch schon um herum schleichende Plünderer kümmern. Was spontan klingt, entspricht jedoch alles dem vorgegebenen Drehbuch, denn umrahmt werden diese Einsätze von schmissigen Filmen, wie man das von Emergency kennt. Leider geht die Liebe zum Detail nicht so weit, dass man auch mal ausländische Fahrzeuge und Personal bedienen darf: Die immergleiche Armada an deutschen Rettungskräften fährt auf, selbst wenn man an der Themse löscht. Und die verhaftetet Plünderer werden in deutsche Polizeiautos gesteckt, die seit kurzem blau sind. Aber vielleicht helfen die ja hier in einem Notfall der Kollegen vor Ort aus.

Der Bulle in dir

Eigentlich geht's ja darum, wie man die Folgen solcher Katastrophen in den Griff bekommt. Dazu hat man

Stets alles im Griff! Fällt auch jemandem plötzlich ein Steinkreuz auf den Kopf, so ist er schneller gerettet, als die Feuerwehr ne Katze vom Dach holt.
Feuerwehr, Technisches Hilfswerk, Rettungsdienst und Polizei, die man richtig einsetzen muss. Dieses Mal geht's also nicht nur darum, zu löschen, Verletzte zu versorgen und ins Krankenhaus abzutransportieren, man kann auch Verbrecher verfolgen, Straßensperren aufbauen oder Leute verhaften. Die Steuerung ist einfach zu verstehen, auch wenn sie nicht auf das unnötig komplizierte Ausrüsten verzichtet. Es wurde zwar versprochen, die Bedienung zu verbessern, aber ein Feuerwehrmann muss erst am Einsatzfahrzeug mit einer Spritze ausgerüstet werden, damit er löschen kann. Das hätte man einfacher haben können, wenn alle gleich einsatzbereit wären.

Die neuen Einsätze bringen Abwechslung in die Notfallrettung, auch wenn die ersten Missionen eher noch Pipifax sind. Man gewinnt viel zu leicht und sahnt eine hohe Punktzahl samt Belobigung ab, was zunächst fast lächerlich wirkt; leider gibt es auch nur einen Schwierigkeitsgrad. Immerhin werden die Missionen im Laufe der Kampagne immer umfangreicher, ausgefeilter und damit anspruchsvoller. Das Spiel ist jedoch nicht immer sonderlich übersichtlich, auch weil die Karte rechts oben, die für Durchblick sorgen sollte, zu winzig ist. Bisweilen weiß man gar nicht, wo man noch nach den Verletzten suchen soll. Zudem werden nicht alle Verbrecher immer richtig angezeigt, so dass man sich bei der Suche unnötig schwer tut.

Weniger schön als nötig

Optisch können die Einsätze leider nicht ganz mit den großartigen Orten in der Realität mithalten,

Plattenbauten im Retterparadies? Außerhalb der schmucken Kampagne sieht das Endlosspiel gar nicht mehr so toll aus.
obwohl die Sehenswürdigkeiten durchaus authentisch wirken. Allein der Eiffelturm versperrt sinnigerweise die Sicht auf den Rettungseinsatz, da er etwas zu groß geraten ist. Der Schwachpunkt liegt eher bei der teils billig anmutenden Grafik, die einem genaueren Blick nicht Stand hält und zu viele Pixel anstatt Details offenbart. Und das, obwohl man eigentlich gar nicht ganz runter zoomen kann. Jedenfalls lässt sie Fahrzeuge seltsam eckig aussehen, Leute verschwommen und auch nicht zu jeder Hausecke will das Kantige passen.

Es gibt zwar nervenaufreibende Musik, aber trotz der Szenarios mit Explosionen, Wind und umstürzenden Bäumen recht wenige markante Umgebungsgeräusche; immerhin hört man den typischen Rettungsfunk. Der sagt einem natürlich auch, was als Nächstes anliegt. Außerdem bestätigt er eine Order, mit der man einen Krankenwagen an einen bestimmten Punkt bestellt - eine reine Spielerei, auf die ein echter Feuerwehrmann spätestens ab dem zweiten Einsatz nicht mehr achtet. Wichtig sind hingegen die Bestätigungen der Feuerwehrleute selbst, da man sonst nicht immer sicher sein kann, ob sie auch alle Befehle ausführen.

       

Endlos spielen

Für den Endlosmodus braucht es zum Glück keine berauschende Grafik, denn dort kommen keine Riesenbauten vor.

Im freien Modus gibt es drei Szenarien in der immergleichen Stadt. Dennoch macht die Rettungstaktik hier Spaß, da man ständig belohnt wird.
Stattdessen gibt es ganz normale Stadtbebauung und drei Szenarien - Hitze, Sturm und Kälte, die trotz immergleicher Karte immer wieder neue Anforderungen stellen. So kommt es einmal zu Überschwemmungen, ein anderes Mal zu gehäuften Unfällen im Schnee. Man kann diesen Spieltyp in zwei Schwierigkeiten angehen.

Wer die Vorgänger kennt, wird in etwa wissen, was einen erwartet: Man koordiniert die Rettungseinsätze einer Stadt. Für einen Autocrash braucht man Notarzt und Rettung sowie Feuerwehr, die das Opfer rausschneidet und THW-Sattelschlepper, die beide Wracks abtransportiert. Ein Kreislaufkollaps im Park kommt einen da vergleichsweise günstig, da man nur die Rettung braucht. Jeder Einsatz kostet Geld, das natürlich begrenzt ist. Für bestandene Aufgaben gibt es eine Belohung, mit der sich weitere Einsätze finanzieren lassen.

Die ohne Vorwarnung auftretenden Missionen sorgen dabei für Spannung, auch wenn die normalen Unfälle überwiegen: Etwa wenn plötzlich ein Schwarm aggressiver Bienen die Stadt heimsucht; was beindruckender umgesetzt werden könnte, denn bis auf die Ankündigung merkt man wenig. Allerdings krankt es hier daran, dass es oft unnötig hektisch wird. Wenn man gerade einen Verletzten versorgt und dann zu einem zweiten Einsatz gerufen wird, kann man zwar die Pause betätigen, aber währenddessen nicht befehlen. Die Funktion ist damit eigentlich unbrauchbar.

Zusammen löschen

Um Emergency 5 auch mit Freunden online spielen zu können, muss man die neueste Version haben, da man sich sonst nicht anmelden kann. Bis zu vier Spieler können dann gemeinsam Leben retten, was angesichts der unzähligen Unglücksfällen in der virtuellen Stadt erstmals sogar Sinn macht. Denn hier kann man sich die Arbeit einteilen und taktisch absprechen: Am besten nimmt einer die Feuerwehr und der andere den Rettungsdienst. Das THW kann man noch so nebenher machen, da der Schrott meist schnell wieder beseitigt ist, auch wenn es acht Autowracks sind.

Ungetrübt ist auch hier die Freude nicht, da wieder mal nicht sonderlich viele Spieler online sind. Man muss also eine Weile warten, bis sich jemand findet. Zudem kommt es bei großen Rettungseinsätzen zu Perfomance-Einbrüchen, etwa wenn der ganze Wald in Flammen steht und die Rauchfahnen, Feuerzungen und Löschstrahlen berechnet sein wollen. Das kann eine gut laufende Mehrspielerpartie, bei der man mehrfach ausgezeichnet wurde, plötzlich und unfreiwillig beenden.

        

Fazit

Trotz spannender Löscheinsätze an den berühmtesten Bauwerken des Kontinents macht Emergency 2012 außerhalb der filmreifen, aber bisweilen arg dick aufgetragenen Kampagne, keinen  sehr fertigen Eindruck. Fern dieser Welt der Feuerwehr-Hochglanzbroschüren kann man im Endlosmodus zwar auch noch Leben retten, aber eben weit weniger schick. In der Urversion der Simulation sieht dort jede Stadt gleich aus, egal für welche Art von Wind und Wetter man sich entscheidet. Und wer sich zu nah ranwagt, dem erscheinen die Häuser im Jahr 2010 recht grob gehauen. Zudem gibt es nur deutsche Fahrzeuge und Personal, egal wo man sich in Europa gerade rumtreibt. Also nicht zu nah ran und immer hübsch von oben draufschauen, was auch für die Übersicht besser ist, die mitunter an der neuen Prominenz leidet - bisweilen raubt einem sogar der Eiffelturm den Durchblick. Die Steuerung hat immer noch ihre unnötigen Macken, obwohl längst Abhilfe versprochen wurde. Der Multiplayer ist zwar gut gedacht, da man auch kooperativ retten darf, aber hier kommt es zu technischen Problemen, die nicht selten im Absturz gipfeln. So ist auch der fünfte Teil der Reihe trotz Katastrophen XXL nur eingeschränkt empfehlenswert.

Pro

spielt europaweit
unvorhergesehene Ereignisse
auch Polizeieinsätze möglich
Endlosmodus sorgt für Wiederspielwert
kooperativ Einsätze erleben

Kontra

Kampagne läuft nur nach Drehbuch
zu simpler Beginn
nur ein Schwierigkeitsgrad
teils unübersichtlich
teils umständliche Steuerung
in der Pause keine Befehle geben

Wertung

PC

Wie die Feuerwehrsimulation des 21. Jahrhunderts spielt es sich nicht gerade, denn dafür hat es zu viele Macken, die man vorher beseitigen könnte.

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