The I of the Dragon16.03.2004, Bodo Naser
The I of the Dragon

Im Test:

Bei Primal Softs ungewöhnlichem Action-Rollenspiel The I of the Dragon (ab 9,99€ bei kaufen), das dank Zuxxez nun erstmals auch auf Deutsch vorliegt, dürft ihr in die schuppige Haut eines Lindwurms schlüpfen. Ein herkömmlicher Drache könnte mit seinem Feueratem wohl eine ganze Armee widerlicher Monster rösten. Sind auch die drei flugfähigen Exemplare des Geheimtipps aus Russland brandgefährlich?

Der etwas andere Messias

Einstmals huldigten die Menschen der magischen Welt Nimoa dem Drachengott Ungh-Agor, der ihnen im Kampf gegen die finsteren Mächte seine göttlichen Drachen sandte. Nachdem die Menschen den Dämon Skarborr mit Hilfe der mächtigen Flugtiere besiegt hatten, wandten sie sich jedoch von den Göttern ab.

Der Feuerdrache Annoth in 3D-Nahansicht, die sich auch frei drehen und zoomen lässt. 

Die Drachen gingen fort und ließen nur ein Ei in einem vergessenen Steintempel zurück. Eine alte Prophezeiung besagte, dass aus diesem Gelege irgendwann der Erlöser schlüpfen werde, falls sich in den teuflischen Brutstätten jemals wieder etwas regen würde. Es kam, wie es kommen musste: das Böse kehrte zurück. Seitdem wartet Nimoa auf den Retter, der Skarborrs Brut erneut in seine Schranken weist!

Das Ego des Drachen

Die messianische Story wird zwar immer wieder weitererzählt, spielt aber ansonsten keine große Rolle mehr. Nun ist es an euch, in die Rolle des schwebenden Ungetüms zu schlüpfen, auf das die Nimoaer sehnsüchtig warten. Dafür stehen euch drei Drachen zur Auswahl: Der feuerrote Annoth mit seinem alles versengendem Atem, der eisblaue Barroth, der seinen Feinden das Blut in den Adern gefrieren lässt, und der schwarz schimmernde Morrogh, der sogar die Toten zum Leben erwecken kann. Alle drei Drachen können natürlich fliegen und sind unterschiedlich kampfstark, wendig und magisch begabt. Annoth speit heiße Feuerbälle, besitzt einen dicken Panzer, ist dafür aber nicht sonderlich flink und schlecht beim Zaubern – für Anfänger ist er trotzdem erste Wahl.__NEWCOL__Drachensimulator

The I of Dragon ist durchaus mit einem einfach zu steuernden Flugsimulator zu vergleichen, bei dem ihr recht abwechslungsreiche Missionen erfüllen müsst, für die sage und schreibe zehn Schwierigkeitsgrade existieren. Oft müsst ihr dafür sorgen, dass ein bestimmtes der zwölf unterschiedlich großen 3D-Areale frei von Ungeziefer bleibt - was nicht immer ganz einfach ist, da die Brutstätten unregelmäßig erneut aus dem mit Bäumen bewachsenen Boden sprießen, was erst eine Stadt der Stufe 3 verhindert. In mehr taktisch orientierten Levels müsst ihr dann eine kreisrunde Stadt errichten und gegen die ungewöhnlich aussehenden Monster verteidigen oder ein magisches Artefakt besorgen. Nebenquests sowie einen Multiplayermodus gibt es nicht. Zwischen den Gebieten wechselt ihr recht unspektakulär durch einen Mausklick auf der großen Übersichtskarte.

Grillen, Zaubern, Fressen

Um die insektenhaften Unholde wirksam zu bekämpfen, stehen eurem riesigen Flugtier verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Es verfügt über einen glutheißen Odem, der als Geschoss oder ihm Strahl die Käfer zu Asche verkohlt.

Die 12 Lande, die es zu beschützen gilt, auf der großen Karte, von wo ihr in andere Abschnitte  wechseln könnt.

Wie stark eine solche Feuerkugel sein soll, bestimmt ihr durch Festhalten der rechten Maustaste. Zweitens verfügt jedes der spielbaren Fabeltiere über eine eigene Magie, die sich nach der Natur des Drachen richtet. Annoth kann am Boden kleine Geysire zaubern, die wie Granatwerfer der Brut schweren Schaden zufügen können. Schließlich könnt ihr die Feinde auch einfach auffressen: Ist euer Drache geschwächt, so hilft nur ein ordentlicher Batzen Fleisch, den er sich elegant im Tiefflug schnappt.

Rollenspieltypisches

Für vernichtete Feinde, erledigte Missionen und zerstörte Brutstätten bekommt euer Drache Erfahrungspunkte, die ihn rasch aufsteigen lassen - ein wohlbekanntes Prinzip, das schell süchtig macht. Mit jedem Aufstieg stehen euch wieder Punkte zur Verfügung, die ihr auf die sechs Grundwerte des Drachen verteilen oder mit denen ihr euch neue Zaubersprüche erkaufen könnt.

Euer Drache deckt ein krabbenartiges Monster mit Feuerbomben ein.

Das ist nicht bei jedem Drachen gleich, da sie individuelle Unterschiede besitzen. Für den einen ist es billiger, schnell stark zu werden, für den anderen wieder nicht. Ausgebrannte Lager des Feindes lassen zudem manchmal eine magisch leuchtende Kugel zurück, die ihr ebenfalls einsammeln könnt. Habt ihr den Satz einer bestimmten Farbe voll, erhaltet ihr dafür nützliche Aufwertungen wie z.B. einen weiteren Slot für Zaubersprüche.

Fantasievolle Feinde

Auch die Gegner sind nicht immer dieselben und bieten daher immer wieder eine neue Herausforderung. Zwar verhalten sie sich gelegentlich nicht ganz so clever, wenn sie direkt unter euch warten, bis ihnen die Glutbomben auf den Kopf fallen. Aber schließlich wollen sie euch auch treffen mit ihren Giftwolken und Lichtgeschossen, die wie magische Flugabwehrraketen vom Boden auf euch zusausen. Das erinnert ein wenig an die Projektile der Bugs aus "Starship Troopers" – dagegen hilft nur in Bewegung bleiben, ausweichen und draufhalten. Besonders unangenehm sind die großen Gegner wie Zyklop, Krepierkäfer oder Guarno, die auch die Bäume überragen. Auch fliegende Feinde wie die Trixxter gibt es, die ebenfalls brandgefährlich sind. Schamanen setzen sogar Zauber gegen euch ein, die euch lähmen können. __NEWCOL__Effektvolle 3D-Grafik

Vor allem die überzeugenden Licht- und Schatteneffekte sowie die Explosionen sind es, die dem gut gemachten Action-Rollenspiel von Primal viel Leben einhauchen. Sogar Tag- und Nachwechsel gibt es. Viel Fantasie beweisen die russischen Entwickler beim Design der alienartigen Monster, die ganz und gar nicht dem üblichen Fantasy-Stil entsprechen. Bei der oft kahl aussehenden Umgebung und dem groben Schadensmodell der Bäume merkt man der 3D-Engine dann aber an, dass sie schon ein paar Jahre alt ist. Auch die Wahl der Farben ist Geschmackssache – die farbenfroh animierten Drachen sehen jedenfalls gut aus. Leider gibt es außer dem Intro keine filmischen Zwischensequenzen, stattdessen führt ein Magier auf einem schwebenden Teppich in die nächste Mission ein.

Kinoreife Musik

Noch mehr Rollenspielatmosphäre erhält The I of the Dragon durch seinen monumentalen Fantasy-Soundtrack, der mit seinen je nach Situation mit wechselnden Klängen zum Weitermachen verführt. Die fehlerfrei ins Deutsche umgesetzte Sprachausgabe kann damit nicht ganz mithalten, da die Stimmen von Menschen einfach zu wenig zu hören sind.

Die Sonne geht glutrot über den  Tälern von Nimoa unter.

Gelungen sind aber wieder die vielen Geräusche, bei denen schon mal der ganze Bildschirm zu wackeln scheint, wenn euren schuppigen Avatar die giftgrün funkelnde Wolke einer Riesenspinne trifft. Nur ein wenig vergiftet berappelt er sich aber schnell wieder und rächt sich, indem er einen der dann grässlich wimmernden Arachniden vom Boden schnappt und auffrisst.

Fazit

Selten hat es wohl so viel Spaß bereitet, in die Rolle eines Feuerbälle hustenden Schuppentiers zu schlüpfen! Manch ein vermeintlich großes Spiel könnte sich hier eine Scheibe abschneiden, denn der einfach zu erlernende 3D-Drachensimulator mit seinem süchtig machenden Gameplay hält länger bei der Stange als viele vergleichbare Rollenspiele. Sicher könnte die ungewöhnliche Fantasy-Story besser in die Missionen eingebettet sein, und die Monster agieren gelegentlich etwas verwirrt – aber die hohe Motivationskurve wird davon nicht beeinträchtigt. Auch grafisch kann sich das bunte 3D-Spektakel durchaus sehen lassen, auch wenn die Grafik-Engine inzwischen ein bisschen in die Jahre gekommen ist. Durch die drei verschiedenen Drachen besitzt das effektreich inszenierte Fantasy-Abenteuer sogar einen hohen Wiederspielwert. All diejenigen Action-Rollenspieler, die nach Sacred auch mal richtig in die Luft gehen wollen, können hier bedenkenlos zugreifen!

Pro

3D-Drachensimulator
ungewöhnliche Story
einfallsreiche Missionen+ tolles Balancing
einfache Bedienung
zwölf große Karten
taktisches Vorgehen erforderlich
Rollenspielelemente
Städte errichten und verteidigen
eindrucksvolle Explosionseffekte
tolle Fantasy-Musik
spielbares Tutorial
schönes Handbuch

Kontra

Story spielt kaum eine Rolle
gelegentliche KI-Aussetzer
veraltete 3D-Bäume
oft detailarme Umgebung
keine filmischen Zwischensequenzen

Wertung

PC

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