Sam & Max: Season 3 - Episode 1 - The Penal Zone22.04.2010, Bodo Naser
Sam & Max: Season 3 - Episode 1 - The Penal Zone

Im Test:

Nach diversen Ausflügen zu Knetmassemännchen und Guybrush Threepwood hat sich Telltale Games auf seine Kerntugenden besonnen: Hund und Hase in ebenso witzige wie aberwitzige Abenteuer zu stürzen. In Sam & Max: The Penal Zone müssen beide wieder die Welt retten - dieses Mal vor machtgeilen Affen.

Alles neu in Staffel 3?

Zunächst sieht alles so aus, als würde sich dieses 

In der Nachbarschaft gelandet. Die heimliche Alieninvasion findet einmal mehr direkt vor der Haustür statt, wo man Bekannte trifft.
Mal einiges anders entwickeln. Vieles ist zumindest anfänglich neu: Man befindet sich gleich in Akt 1 in einem unbekannten Raumschiff, benützt verrückte Technologien und Max hat neue Superfähigkeiten. Auch der Bösewicht, ein Aliengorilla mit dem unaussprechlichen Namen Skun-ka'pe ist bislang noch nicht aufgetaucht. Er sieht ein wenig aus wie der General aus Planet der Affen, ist machtbewusst und spricht mit afrikanischem Akzent. Aber dann sieht man Stinkys grünhaarige Tochter durchs Bild huschen, die verwirrenderweise auch Stinky heißt, und bekommt Zweifel. Ist letztlich doch vieles beim Alten geblieben?

Am Ende des furiosen Anfangs steht man wieder in der altbekannten Straße vor dem Büro der zwei Detektive, das dieses Mal wegen Renovierung geschlossen ist. Auch Boscos Laden hat zu, da er sich abgesetzt hat, und auch manch anderer Bewohner scheint wie vom Erdboden verschluckt. Wo sollen Sam und Max jetzt ihre völlig überteuerten Sachen kaufen? Allerdings gibt es auch manch Wiedersehen, denn Boscos Mum ist noch aktiv wenn auch nicht lebendig. Die erste Spur führt schnurstracks in Stinkys Schnellrestaurant, das der einzige Laden zu sein scheint, der offen hat. Hat die Wirtschaftskrise das virtuelle New York so hart getroffen, dass alle pleite sind?

Immerhin sah The Hood noch nie so echt aus bei Telltales Sam & Max, denn die 3D-Grafik bietet endlich ein paar Details mehr wie herumliegenden Müll, Schutt oder Kratzer. Alles sieht cooler aus, sogar der aufsteigende Rauch und die bläulich schimmernden Lichter. Kaum verändert haben sich hingegen die Akteure, die im Grunde immer noch so aussehen wie zuvor, auch wenn Max jetzt ne Wölbung an der Stirn hat. Das wird alle freuen, die den Comic-Look cool fanden, aber alle die schon immer gemotzt haben, dürften auch mit Staffel 3 nicht froh werden.

Affe vs. Mensch

Um was geht's überhaupt? Nun, General Skunkape (wie ihn alle despektierlich nennen) gibt sich zwar äußerlich als

Die mordlustige Tochter von Stinky ist auch in die Sache verwickelt. Ist sie etwa Anhängerin von Skunkape?
Menschenfreund, aber im Grunde will er nur die Welt unterjochen. Da Sam und Max in die Zukunft sehen können, haben sie ihn durchschaut. Es ist einmal mehr an ihnen, ihn zu besiegen, denn einige fallen glatt auf den lautsprecherischen Skunkape rein. Der durchsichtige Plot ist keinen Deut ausgefeilter als bei den bisherigen Folgen, auch wenn Sam jetzt ein Notizbuch hat, wo er alles für den Fall wichtige aufschreibt. Wenn einer dem nicht folgen kann, liegt's vermutlich daran, dass alles wieder nur auf Englisch vorliegt. Immerhin gibt's auch englische Untertitel, die für mehr Verständnis sorgen.

Um wirklich alle Jokes zu kapieren, muss man vermutlich achtzig Jahre im oder wenigstens am Big Apple gewohnt haben, aber das Wichtigste versteht man. Der Humor ist ähnlich wortgewandt wie früher. Immerhin gibt es auch einen schmierig aussehenden Erzähler, der die Geschichte immer noch mal für alle ganz Langsamen zusammenfasst - obwohl der Plot im Grunde so simpel ist wie die Handlung einer durchschnittlichen brasilianischen Soap-Folge. Der Storyteller hilft aber trotzdem zumindest ein wenig, da man im Gegensatz zu früheren Folgen immer genau weiß, was zu tun ist.

                   

Kaum was zu tun

Auch rätseltechnisch bleibt alles beim Alten, denn die Aufgaben sind sehr 

Max neue Fähigkeiten sind zwar ganz nett, bieten aber kaum echte Möglichkeiten. Zudem sieht das Ganze konsolenmäßig aus.
einsteigerfreundlich bzw. für echte Adventure-Cracks nicht der Rede wert. Oft muss man nur einen einzigen Gegenstand beim richtigen Adressaten abliefern und schon geht's weiter. Das Inventar ist nicht all zu voll und es gibt nur eine Hand voll Personen, so dass auch das Einsammeln der Sachen keine Herausforderung ist. Meist hilft Sam auch noch, indem er bestimmte Tipps gibt. Fast scheint es so, als sei alles noch eine Ecke einfacher geworden, denn bei vielen Aufgaben reicht schon ein Schritt zur Lösung, wo man bislang noch einen mehr machen musste. Ist das der Tatsache geschuldet, dass die Staffel erstmals auch für PS3 erscheint?

Daran können auch Max neue Psychofähigkeiten nichts ändern, die er nun nach und nach anwenden kann. Ein Irrer war der Hase ja immer schon, der auch schon in einer Folge US-Präsident war, aber nun kann er sich wo hin transportieren oder in die Zukunft schauen. Dabei muss man nur Max nehmen und dann in Egosicht die entsprechende Funktion auswählen, was auch einen gewissen Konsolentouch hat. Durch die pure Macht der Gedanken verändert sich dann die bekannte Physik. Klar, dass man diese nette Zugabe öfters wählt, schon um zu schauen was passiert.

Weder Multiple-Choice noch Action

Sam & Max lebte wie Monkey Island immer auch von den witzigen Dialogen. Die gibt's zwar immer, der Humor ist der Alte und sie sind professionell vertont, aber die Dialoge sind weniger interaktiv. Die bislang klassischen Multiple-Choice-Gespräche wurden stark vereinfacht, da man nur noch das Thema wählt, was natürlich schon ein wenig Flair raubt. Man muss zwar nicht mehr scrollen, um die richtige Antwort zu finden, aber leider fallen die Dialogrätsel so auch weg, die Sam & Max ausmachten - so wirkt das ohnehin kurze Abenteuer noch kürzer.

Da man sich auch die Actionsequenzen geschenkt hat, bei denen man schon mal Auto fahren oder ballern musste, bleibt in der dritten Staffel unterm Strich weniger zu tun. Immerhin funktioniert die Bedienung runder: So gibt es eine Karte über die man reisen kann, wenn man den Desoto wählt. Auch das Inventar wurde klarer strukturiert, ohne die bekannte Kistenform zu verlieren. Leider gilt das nicht für die Steuerung der tierischen Antihelden, denn daran scheiden sich immer noch die Geister. Immerhin sind die einzelnen Szenen nicht zu groß, so dass man alles gut erreichen kann.

     

Fazit

Die erste Episode The Penal Zone der dritten Staffel ist keine Verbesserung. Auf den ersten Blick ist bei Sam & Max zwar vieles beim Alten geblieben, denn der Humor zündet immer noch, der Plot ist gewohnt spinnert und man trifft alte Bekannte wie Agent Superball, Harry Moleman oder Mama Bosco. Aber so sehr man sich über das Wiedersehen freut, geht es rein inhaltlich doch bergab: Weder die im Detail verbesserte Grafik noch der neue Erzähler oder gar Max Psychofunktionen können darüber hinweg täuschen, dass es in dem kurzen Abenteuer kaum was zu tun gibt. Die Rätselchen kann man an einer Hand abzählen und sie sind tatsächlich noch leichter geworden. Gut, die Bedienung wurde verbessert, aber was ist das schon verglichen damit, dass es nun keine Dialogrätsel mehr gibt? Vermutlich hat man sich die gespart, um noch besser beim Konsolenpublikum anzukommen, da die Staffel auch für PS3 erscheinen soll. Alles, was irgendwie kantig war, wie etwa die Fahrsequenzen, hat man abgeschliffen. Aber das waren halt auch die Sachen, die Sam & Max unverwechselbar machten. Wenn es so weiter geht, versinkt die einstmals geniale Comicreihe bald im Mainstream-Mittelmaß. Derzeit hält sie einzig der amerikanische Anarchohumor noch auf gutem Niveau.

Pro

durchgeknallte Geschichte
Alieninvasion verhindern
Max' neue Psychofunktionen
Wiedersehen macht Freude
gewohnter Humor

Kontra

kaum echte Veränderungen
zu leichte Rätsel
keine Dialogrätsel mehr
Simplifizierung geht weiter

Wertung

PC

Der Humor ist zwar noch der alte, aber sonst herrscht leider Simplifizierung.

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