Drakensang: Phileassons Geheimnis24.09.2010, Bodo Naser
Drakensang: Phileassons Geheimnis

Im Test:

In der ersten Erweiterung zu Drakensang: Am Fluss der Zeit kann man sich auf die Spur eines berühmten Nordmanns machen, der unter mysteriösen Umständen verschwand. Das Schwarze Auge-Rollenspiel "Phileassons Geheimnis" liefert allerdings schneller Antworten, als es für die spielerische Neugier gut ist.

Add-On für alle?

Man kann geteilter Meinung darüber sein, 

Alles fängt an wie das Grundspiel. Hat man etwa das falsche Spiel geladen? Die neue Handlung ist so gut integriert, dass man sie gar nicht findet. 
wie gut eine Erweiterung in das Hauptspiel eingebunden sein soll. Die einen mögen es lieber streng getrennt, was quasi ein neues Abenteuer verspricht. Die anderen wollen, dass sie als weitere Aufgabe im Verlauf der Story auftauchen soll, was organischer wirkt. Phileassons Geheimnis will diesen Weg gehen, aber gerät dabei ins Stolpern.

Als die Thorwaler zum ersten Mal auf dem großen Fluss heran rauschen, wirkt das eher aufgesetzt, zumal die wilden Mannen noch auf dem Land der Hafenstadt Nadoret kampieren. Dass man ein wenig suchen muss, ist ja in Ordnung, allerdings sollte man die Nordmänner schon finden können. Zumal es sich dabei um ein Spiel handelt, das besonders einsteigerfreundlich sein möchte und daher eigentlich jeden Furz auf der Karte verzeichnet - warum also nicht auch zu Beginn des Add-Ons?

Der Zugang ist daher alles andere als komfortabel. Wer sich nach der Zollfeste gegen die Rückkehr nach Nadoret entscheidet, trifft die Wikinger möglicherweise nie. Denn das Add-On beginnt erst, wenn man im Hafenviertel die Wache anspricht, die vor einem Schiff steht. Wer die übersieht, hat schlechte Karten. Zudem müssen alle, die keinen Spielstand mehr haben, neu anfangen. Sie müssen also erst einen Gutteil von Fluss der Zeit spielen, bevor es los geht. Eine unnötige Geduldsprobe, die man hätte verhindern können, wenn man den Einsteig gleich zu Beginn gemacht hätte. Zum Start gibt es nur eine neue Quest mit einer Schatzkarte, bei der aber keine Verbindung zu Phileasson zu erkennen ist. Die Erweiterung ist daher nur etwas für Geduldige, die noch mal richtig in die Gestade um den Fluss der Zeit eintauchen wollen.

Phileasson - gefunden!

Hat man das Camp der Thorwaler geortet, entspinnt sich eine Story, die zunächst ganz mysteriös beginnt. Man wird auf die Suche nach Asleif Foggwulf Phileasson geschickt, der unvermutet verschwand und der legendäre Anführer der

Hat man endlich den Einstieg gefunden, zieht man mit Phileasson durchs Elfenland. Bis er wieder den Abgang macht...   
Nordmänner ist, wie sie in Das Schwarze Auge vorkommen. Wer jetzt glaubt, dass er mit ihnen in den Norden düsen kann, ist schief gewickelt. Denn wenn man ihn sucht, wird man schnell fündig, da diesmal alles auf der Karte verzeichnet ist. So ist das namensgebende Geheimnis schneller gelöst als gedacht, was der Neugier abträglich ist. Drakensang war noch nie das Spiel, das besonders zum Erkunden einlud, da immer alles klar war. Man sieht jedenfalls, wie Phileasson in einem Dimensionsportal verschwindet. Geht die Suche doch weiter?

Man landet in einer Stadt der Hochelfen, die irgendwie nach einer wilden Mischung aus Babylon und Ägyptern aussieht. Phileasson wird für eine Zeit zu einem Mitglied der Party, auf das man sich verlassen kann, da er sein Schwert immer wieder wuchtig einbringt. Denn auch im Paradies herrscht kein Frieden, da die Gärten von Tie-Shianna bedroht sind. Leider wirkt gerade diese Handlung recht zusammen geschustert, denn ein namenloser Widersacher, der dunkle Horden schickt, kommt da ebenso vor wie der höchste Elfenherrscher von Aventurien. Kaum zu glauben, dass dafür ein Original-Autor der Reihe verantwortlich sein soll. Gerade als man im Land der Spitzohren ein wenig durchblickt, verschwindet Asleif wieder mal. Wurde ihm die Story etwa zu bunt?

Nichtssagende Aufträge

An aufgeblasene Hintergrundgeschichten haben wir uns fast gewöhnt, insbesondere Drakensang war da keine Ausnahme. So konzentriert man sich halt aufs Spiel, wo einem auch vieles vertraut und nicht immer verbessert vorkommt. Die neuen Quests klingen zwar etwas abwechslungsreicher als bei Fluss der Zeit, da man auch mal einen elfischen Tempel reparieren muss - sie sind es aber nicht: Meist ist es immer noch eine Reise von Hinz zu Kunz und wieder zurück, um an die Lösung zu kommen. Solche Botengänge sind langweilig und witzlos; zudem fragt man sich, wieso die Priesterin nicht selbst zur Prinzessin gehen kann, die doch nur zwei Räume weiter weilt?

Das ist eine Verschlechterung gegenüber Grundspiel, wo man wenigstens noch ein bisschen Köpfchen brauchte. Aber auch dort musste man nie zwischen mehreren Lösungen wählen, etwa wenn man die Piraten gegeneinander aufhetzte. Ein Scheitern war nicht möglich, da das Anfänger verschrecken könnte. Da rettet auch ein Rätsel wenig, bei dem man Samen pflanzen muss. Nimmt man die falsche Stelle, blüht nix auf und man muss ein paar Skarabäen verprügeln, was keine große Sache ist. Von echten Mysterien wie sie der Titel verheißt, ist jedenfalls nix zu sehen. Immer wenn man mal überlegen müsste, übernimmt das der Rechner für einen.

Kämpfe wie gehabt

Auch die Kämpfe unterscheiden sich kaum vom Grundspiel, was den Schwierigkeitsgrad anbelangt.

Man metzelt sich halt so durch. Hier als Kammerjäger im Auftrag einer Elfenpriesterin. Kann die nicht selber kehren?
Obwohl es mal härtere und zahlreiche Gegner wie die Kämpfer des Namenlosen gibt, kommt man fast nie in Schwierigkeiten. Wenn es brenzlig werden könnte, weil einen etwa die Elfengarde im Rahmen einer Prüfung in die Mangel nimmt, wird die Streitmacht in homöopathische Dosen aufgespaltet, die leichter zu besiegen sind. Zudem hat man mächtige Mitstreiter wie den Elfenkönig oder Phileasson Und wenn mal einer mal im Kampf zu Boden geht, ist es auch egal, da ja immer wieder alle nach einem Kampf wiederbelebt werden. Es reicht, wenn einer überlebt, um weiterzukommen. Das Beste daran ist immer noch, dass man jederzeit pausieren und in Ruhe Anweisungen geben kann.

Immerhin wurden neue Waffen versprochen, aber bis auf ein paar vereinzelte neue Stücke, die man von den Elfen bekommt, ist nichts Besonderes dabei. Irgendwelche Überitems gibt es nicht, zudem dürften Waffen und Rüstung der Spitzohren nicht jedermanns Geschmack sein. Überhaupt hat man spätestens seit Nadoret seine Ausrüstung und es besteht auch kaum Anlass sie zu verbessern, da man ja alle Feinde auch so problemlos besiegt. So war Drakensang noch nie das Spiel, bei dem man alles für ein neues Schwert tat, wie das etwa bei Gothic der Fall war.

       

Fazit

Gegenüber dem recht brauchbaren Am Fluss der Zeit ist Phileassons Geheimnis eine Verschlechterung. Das Add-On hält einfach nicht, was es verspricht: Statt einer Weltreise auf Spuren des legendären Phileasson gibt es nur die üblichen Kämpfe in einer einzigen Elfenstadt, die aussieht, als wäre sie einem billigen Hollywood-Film entsprungen. Mysterien oder gar Rätsel gibt es keine, denn einmal mehr ist alles offensichtlich. Die mythisch aufbauschte Story wirkt daher so, als wäre sie aus den letzten Xena-Folgen zusammen geschustert: Namenloser, Elfenprinzessin und finstere Horden lauten die Zutaten. Der mächtige Thorwaller hat damit eigentlich gar nix mehr zu tun, da er nur den Einstieg prägt. Leider lockt die Erweiterung auch nicht mit neuen Waffen, da die kaum vorkommen. Und schlimmer: Eine verbesserte Ausrüstung ist angesichts der viel zu leicht besiegten Feinde gar nicht nötig.

Pro

nach Phileasson suchen
Stadt der Hochelfen besuchen

Kontra

Story wirkt zusammen geschustert
Einstieg nicht leicht zu finden
wer keinen Spielstand mehr hat, muss neu anfangen
wenig neues Terrain
kaum neue Waffen
viele "Botengänge"

Wertung

PC

Ein überflüssiges Add-On mit wenigen Geheimnissen, immergleichen Kämpfen und wirrer Story.

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Kommentare

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