Tiger Woods PGA Tour 200205.03.2002, Jörg Luibl
Tiger Woods PGA Tour 2002

Im Test:

Hitverdächtig präsentierte sich EAs Tiger Woods PGA Tour 2002 (ab 59,99€ bei kaufen) bereits in der ersten Previewfassung. Kein anderes Spiel kam dem Slogan "Golf comes alive" bisher so nahe: Die Grafik-Engine zauberte eine realistische Atmosphäre und das Spielgefühl überzeugte dank optimierter TrueSwing-Technologie. Am 5. April soll der Golfspaß in den Handel kommen - ob sich Tiger Woods sauber bis zum Award schlagen kann, oder doch am ein oder anderen Gameplay-Loch patzt, erfahrt Ihr im Test!

Auswahl ohne Ende?

In Sachen Spielvielfalt und Optionen schöpft EA zunächst aus dem Vollen: Ihr habt die Qual der Wahl zwischen Amateur- und freispielbaren Profi-Saisontypen sowie einer unüberschaubaren Vielzahl an Spielmodi, die Euch einzeln oder im Team an Disziplinen wie Shootout, 2on2 oder anderen teilnehmen lassen. Hinzu kommen offizielle Lizenzen namhafter PGA-Locations, bekannte Profi-Golfer und ein mächtiger Platz-Editor, der Eurer Kreativität freien Lauf lässt. Zwar könnt Ihr auf authentischen Plätzen wie dem kalifornischen Pebble Beach oder dem britischen Royal Birkdale spielen, aber leider gibt`s insgesamt nur sechs davon - etwas mager. Auch die integrierten Profi-Golfer beschränken sich auf ein Dutzend Größen der PGA-Tour wie Aushängeschild Tiger Woods oder Colin Montgomeri. Und bei der Erstellung eines eigenen Golfers, stehen lediglich eine Handvoll Modelle zur Verfügung.

TrueSwing und Ballphysik

Beim Abschlag präsentiert sich Tiger Woods mit schlanker und übersichtlicher Benutzeroberfläche, die Euch über Schlägertyp, die Entfernung zum Loch, den Höhenunterschied sowie Wind und Bodenverhältnisse informiert. Zusätzlich gibt`s eine kleine Karte, die das zu spielende Loch aus der Vogelperspektive zeigt. Ihr könnt zunächst die Schlag-Richtung nach rechts oder links justieren, bevor endlich Golf gespielt wird. Einsteiger wählen die sichere 2- oder 3-Klick-Methode, die sehr präzise Schläge und schnelle Erfolgserlebnisse ermöglicht. Golf-Freunde sollten jedoch auf die optimierte TrueSwing-Methode zurückgreifen, die das Golf-Feeling weitaus besser rüberbringt und nach kurzer Eingewöhnung wesentlich befriedigender ist.

Die Entwickler der Headgate Studios haben die TrueSwing-Technologie hervorragend auf die Maus abgestimmt: Sobald Ihr den Nager nach hinten zieht, holt der Golfer mehr oder weniger weit zum Schlag aus. Bewegt Ihr die Maus dann wieder nach vorne, schwingen auch Oberkörper und Hüfte des Golfers Richtung Ball und Ihr könnt das ballistische Ergebnis aus verschiedenen Kameraperspektiven beobachten. Dabei ist auch entscheidend, ob Ihr beim finalen Schlagschwung die Maus nach rechts oder links abdriften lasst, denn dann kommt es zu schönen Kurvenflügen. Sehr hilfreich ist die Schwung-Analyse, die Euch nach dem Abschlag genau sagt, wo und wie Ihr das kleine Rund getroffen habt: Hier könnt Ihr in Prozentwerten Stärke, Geschwindigkeit, Präzision und Effet nachvollziehen.

Leider lässt die Ballphysik bei Bodenkontakt manchmal zu wünschen übrig: Wenn der Ball im kniehohen Gras sofort liegen bleibt, ist das noch nachvollziehbar. Aber bei mächtigen Driver-Abschlägen sollte die kleine Kugel schon etwas realistischer bzw. weiter über das Fairway hüpfen und rollen - auch optisch erinnert das Ganze manchmal mehr an einen Eishockeypuck als einen Ball.

Kameraherz, was willst Du mehr?

Wer auf dem grünen Rasen gerne die Übersicht behält und seine Ballflüge aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten möchte, kann zwischen zehn Kamera-Einstellungen wählen - auch während des Ballfluges: Schnell eine Taste von 1 bis 0 gedrückt, und schon wechselt die Sicht zwischen Vogel-, Schulter,- Seiten-, Loch- und anderen Perspektiven, die teilweise einen schönen Rundumblick samt Kamerafahrt oder eine extreme Nahansicht bieten, die z.B. das Logo auf dem Golfball zeigt.

Das Auge glänzt, der Rechner frisst

Optisch lässt EAs Golftitel die gesamte Konkurrenz hinter sich: Bei einer Auflösung von maximal 1600x1200 in 32 Bit Farbtiefe erfreut sich das Auge an animierten Bäumen, Wasserspiegelungen, Wettereffekten und Echtzeit-Schatten. Alle Golfer sind komplett animiert und zeigen individuelle Reaktionen - von Wutausbrüchen bis zum Siegestaumel. Nur wenn man mit mehreren Golfern spielt, stehen die Polygonsportler teilweise recht unmotiviert schon beim Abschlag in gebückter Einloch-Stellung.

Dieses kleine Manko wird aber durch ein sehr viel größeres in den Schatten gestellt: Die Grafik-Engine ist ein Performance-Fresser, der Eurem Rechner einen Ghz-Prozessor samt viel Arbeitsspeicher und am besten GeForce 3-Karte abverlangt, um all die schönen Details flüssig darzustellen. Leider zeigten sich selbst dann noch nervige Ruckler und unschöne Grafikfehler. Das kann gerade den Multiplayer-Spaß trüben, dem Ihr im LAN oder über EAs Spieleportal frönen könnt. In Sachen Sound bietet EA realistisch-unspektakuläre Standardkost vom Vogelgezwitscher über mitfühlende Seufzer bis hin zu begeisternd klatschenden Zuschauern.

Pro:

  • viele Spielmodi
  • sehr gute Grafik
  • authentische Golfplätze
  • realistisches Golfgefühl
  • Spieler- und Platzeditor
  • tolle Kameraperspektiven
  • optimierte TrueSwing-Technik
  • Multiplayer-Modus (LAN; Internet
  • voll animierte Golfer mit Emotionen
  • nützliche Schwunganalyse und Caddy-Funktion
  • Kontra:

  • wenig Plätze
  • wenig Golfer
  • kleine Grafikfehler
  • teils regungslose Golfer
  • hohe Hardwareanforderungen
  • verbesserungswürdige Ballphysik
  • Fazit

    EA hat mit Tiger Woods PGA Tour 2002 ein sehr gutes Golfspiel produziert, das vor allem dank der intuitiven Schwung-Technik und der hervorragenden Grafik für ein herrliches Mittendrin-Gefühl sorgt - leider nicht immer und nicht für alle. Die Hardwareanforderungen sind einfach so hoch, dass der Durchschnitts-Gamer schon auf alle lobenswerten Details verzichten muss, um flüssig Golf zu spielen; hinzu kommen kleine Grafikfehler. Auch die geringe Anzahl an Plätzen und die nicht ganz überzeugende Ballphysik hinterlassen einen leicht bitteren Nachgeschmack.Trotzdem gehört das Spiel zum Besten, was der virtuelle Golfsport zur Zeit zu bieten hat - die Konkurrenz wird gut nachlegen müssen.

    Wertung

    PC

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