Die Hard: Nakatomi Plaza13.06.2002, Marcel Kleffmann
Die Hard: Nakatomi Plaza

Im Test:

Auf einem Film basierende Spiele sind meist eine Klasse für sich, denn die wenigsten Titel sind wirklich gelungen. Bis auf einige gute Star Trek- und Star Wars-Umsetzungen bleiben die meisten Spiele hinter den Leinwand-Vorbildern zurück. Nun steht Stirb Langsam: Nakatomi Plaza in den Läden. Ob es sich wieder um eine verkorkste Film-Umsetzung handelt, erfahrt Ihr in unserem Test.

Auf einem Film basierende Spiele sind meist eine Klasse für sich, denn die wenigsten Titel sind wirklich gelungen. Bis auf einige gute Star Trek- und Star Wars-Umsetzungen bleiben die meisten Spiele hinter den Leinwand-Vorbildern zurück. Nun steht Stirb Langsam: Nakatomi Plaza in den Läden. Ob es sich wieder um eine verkorkste Film-Umsetzung handelt, erfahrt Ihr in unserem Test.

Filmvorbild und Umsetzung

Stirb Langsam war der Startschuss für eine erfolgreiche Filmtrilogie und machte den in Deutschland geborenen Bruce Willis zum Superstar. Der erste Teil ist mittlerweile ein absoluter Klassiker des Actionkinos und wartete mit einem Anti-Helden, realistischer Action, spektakulären Stunts und zynischen Sprüchen auf. Zwei Fortsetzungen wurden gedreht und die Serie gilt als Vorbild für das moderne Actionkino. Grund für den grandiosen Erfolg war nicht nur der sympathische Hauptdarsteller, sondern auch die Spannung des realen Szenarios.

Schon vor einigen Jahren hat Fox Interactive versucht, mit der Die: Hard Trilogy den Erfolg von John McClane auf dem PC bzw. der Konsole zu wiederholen. Doch das simple Actionspiel war nicht nur grafisch ein Schuss in den Ofen, sondern auch vom Spielspaß her äußerst mager. Nicht einmal die Atmosphäre der Filme konnte eingefangen werden. Nun, einige Jahre später, versucht es Fox Interactive wieder, diesmal an einer direkten Umsetzung des ersten Film-Teils.

Szenario

Es ist mal wieder Weihnachten und John McClane ist unterwegs nach L.A., um seiner Frau Holly einen Besuch abzustatten. Ihre Beziehung gestaltet sich mehr als problematisch und im Glanze des Weihnachtsbaumes versucht John noch einmal alles daran zu setzen, seinen Schatz wiederzugewinnen. Wie der Zufall es allerdings will, befindet sich Holly gerade auf einer Weihnachtsfeier im Nakatomi Plaza-Hochhaus. Kurzum begibt sich der Polizist auf die Suche nach seiner Frau und wird im 30. Stock fündig. Dort angekommen steht einem fröhlichen Wiedersehen nichts im Wege und damit auch alles gut geht, begibt sich der Held erst mal auf´s WC, um sich frisch zu machen.

Genau in der Zeit bringen Terroristen das Gebäude in Ihre Gewalt, schotten es komplett von der Außenwelt ab und nehmen alle Personen als Geiseln. Ziel der Fieslinge ist es, den Tresor der Firma zu knacken und unglaublich viel Geld zu kassieren. Doch John McClane hat was dagegen...

Spielprinzip

Als Spieler erlebt Ihr das gesamte Geschehen direkt aus der Ich-Perspektive des Polizisten. Beginnend bei der Suche nach der Frau, bis zum unerfreulichen Erwachen auf der Toilette. Sofort wird die 9mm-Knarre in die Hand genommen und die Lage sondiert.

In 30 Missionen lernt Ihr das nicht gerade kleine Hochhaus von allen Seiten kennen. Mal kämpft Ihr auf dem Dach oder in der Tiefgarage gegen die Terroristen, oder in Büroräumen, Aufenthaltssälen, Lüftungsanlagen, Treppenhäusern oder in halbfertigen Stockwerken. Einige von diesen Arealen sind dem Film exakt nachempfunden und kommen Film-Kennern sofort bekannt vor. Trotzdem wirken die meisten Levels ziemlich trist, linear und daher langweilig. Ansprechende und für mehr Leben sorgende Skript-Ereignisse sind eher die Ausnahme.

Aufträge

Die Missionsziele in den verschiedenen Einsätzen gestalten sich eher altbacken. Meistens muss man sich einfach nur linear durch das Level schießen. Teils fies platzierte Gegner sorgen hin und wieder für Überraschungen; ansonsten ist Ballern pur angesagt. Geiseln befreien, Bomben unter Zeitdruck entschärfen oder SWAT-Teams begleiten sind nur selten an der Tagesordnung und lockern den Spielverlauf kaum auf.

Gegner

Im Gegensatz zum Film befinden sich im Hochhaus deutlich mehr Feinde, die Ihr auf´s Korn nehmen solltet. Zwar sind die Charakter-Modelle relativ gelungen, doch dafür fehlen komplexe Aktionen der künstlichen Intelligenz-Nieten. Nur ganz selten suchen die bösen Jungs hinter Ecken Schutz oder kämpfen geschickt im Team. Sonstige fortgeschrittene Taktiken, wie bei vielen anderen 3D-Shootern, sind Fehlanzeige.

Nutzlose Features und Waffen

Dass John McLane leidenschaftlicher Raucher ist, macht sich auch in der Spielmechanik bemerkbar, denn nach längeren Lauforgien fängt der Held an, tief und schwer zu atmen. Danach geht es nur noch im Schritttempo wieder, bis die Teerlunge wieder mit ausreichend Sauerstoff gefüllt ist.

Begonnen wird die Terroristenjagd mit einer handelsüblichen 9mm-Dienstwaffe, kurz darauf knüpft Ihr den Fieslingen eine MP5 ab. Tiefer im Hochhaus gesellt sich die dicke M16 und M60 zum Waffenarsenal. Auch ein Scharfschützengewehr darf nicht fehlen. Ansonsten könnt Ihr sogar Äxte oder Feuerlöscher als Waffe einsetzen. Abgerundet wird dieses kleine überschaubare Inventar mit einem Zippo-Feuerzeug, dessen grässlich animierte Flamme für ein wenig Licht in dunklen Räumen sorgt.

Der Film - Das Spiel

Größter Pluspunkt für das Spiel ist die detailgetreue Umsetzung des Szenarios. So seht Ihr nicht nur vertraute Schauplätze, sondern auch bekannte Figuren. Die In-Game- Zwischensequenzen führen die Geschichte fort und orientieren sich fast komplett an der Handlung im Film. Teilweise sorgen 1:1 übernommene Dialoge und Sprüche für zusätzliche Atmosphäre.

Technik von gestern

Der Schwachpunkt des 3D-Shooters ist allerdings die durchschnittliche Technik. Denn Stirb Langsam: Nakatomi Plaza basiert auf einer recht alten Lithtech-Grafik-Engine. Diese Engine kam schon vor über einem Jahr bei No One Lives Forever zum Einsatz und kann den gehobenen Erwartungen der Shooter-Fans nicht mehr standhalten. Eckige Levels, öde Texturen, schwache Lichteffekte, polygonarme Level-Einrichtungsgegenstände und bescheidene Animationen lassen den optischen Eindruck bestenfalls nur auf Durchschnittsniveau ansteigen.

Ähnliches gilt für die musikalische Untermalung, die hin und wieder Spannung erzeugt, aber meistens durch zu starke Komprimierung und daraus resultierende miserable Tonqualität auffällt. Ebenso sind die Soundeffekte ziemlich mittelmäßig, vor allem der Waffensound der MP5 klingt im Vergleich zu anderen Spielen lächerlich. Gelungen hingegen sind Synchronisation und die Sprachausgabe, denn die original deutsche Stimme von Bruce Willis (Manfred Lehmann) übernimmt den Sprachpart des Helden. Die weiteren Nebenrollen sind teilweise gut, manchmal aber auch äußerst unpassend besetzt.

Pro:

  • gelungene Umsetzung des Film-Szenarios
  • spannende Handlung
  • cooler Held
  • deutsche Synchronstimme von Bruce Willis
  • komplette Lokalisierung
  • gute Charakter-Modelle
  • schöne Zwischensequenzen
  • Kontra:

  • angestaubte Grafik
  • schwaches Level-Design
  • triste Umgebung
  • kaum Details
  • zu wenig Waffen
  • nervendes Verschnauf-Feature
  • äußerst schwache KI
  • kein Multiplayer
  • lahme musikalische Untermalung
  • keine neuen Ideen
  • Fazit

    Stirb Langsam Nakatomi Plaza leidet hauptsächlich an der schwachen technischen Umsetzung. Vor allem Grafik und Sound entsprechen nicht mehr den momentanen Bedürfnissen der Shooter-Fans. Das Level-Design und die Gestaltung der Einsätze erfindet das Genre zwar nicht neu, bringt aber kurzweilige, solide Shooter-Kost auf dem Monitor - allerdings von der Marke Gehirn abschalten und losballern. Trotz all dieser Mankos sind das Szenario und die Hintergrundgeschichte, die detailverliebt vom Entwickler umgesetzt wurde, für Hardcore-Fans des Films durchaus empfehlenswert. Ansonsten ist das Spiel nur absolute Durchschnittlichware.

    Wertung

    PC

    0
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